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Brief von einem gefangenen Dafa Praktizierenden an seinen Vater

6. März 2002 |   Chanqing (Pseudonym), Februar 2002

(Clearwisom.net) Anmerkung: Der Brief wurde über viele Biegungen und Wendungen geschmuggelt. Die Verbindungen waren sowohl Dafa Praktizierende, als auch illegal Internierte im Zwangsarbeitslager. Die zweijährige Tochter war in ihre Heimatstadt gebracht worden und wird jetzt von ihren Großeltern versorgt.

Lieber Vater,

Wie geht es Dir? Letztes Mal, als Du mich besuchen wolltest, ließen sie Dich nicht rein. Ich erhielt nur Geld, das Buch und die Nachricht, die Du mir geschrieben hast. Mache Dir bitte keine Sorgen um mich, Dein Sohn wir Dich und die anderen Verwandten sicher nicht enttäuschen.

Vater, auch wenn Du keine Kultivierung praktizierst, bist Du ein Vater, der klar unterscheidet zwischen Recht und Unrecht. Andere haben Dir vermutlich erzählt, ich wäre zu Tode gefoltert worden, als ich aufgrund der Zwangsernährung eine Menge Blut spuckte. Es gab viele Situationen, bei denen ich fast umgebracht wurde. Einige davon habe ich nie vor anderen erwähnt. Aber bitte, mach Dir keine Sorgen, das Leben Deines Sohnes ist stark und unnachgiebig. Zur Zeit bin ich wieder bei besserer Gesundheit, vor allem seit dem Frühlingsfest [chinesisches Neujahr]. Bitte nimm es leicht, ich bin sehr klar und standhaft. Ich glaube fest daran, dass ich wieder mit Euch vereint sein werde.

Seit ich im Arbeitslager bin, werde ich in Isolation gehalten. Entweder in Kliniken [Anmerkung: vermutlich Notfallbehandlung] oder in Einzelzellen, vollständig isoliert von den anderen. Aber ich konnte das Verhalten der Wachmänner beobachten. Ich war viele Tage im Hungerstreik, viele Aufseher und alle Personen der 1. Division konnten etwas davon lernen und darüber nachdenken. Die, die umerzogen worden und dazu gezwungen wurden, auf Falun Gong zu verzichten, haben auch begonnen, alles noch einmal zu überdenken. Mitte Dezember brachten sie vier Falun Dafa Praktizierende, die Dafa standhaft kultivieren unter strenge Bewachung. Aber jetzt haben sie 18 Personen, die entweder beharrlich Dafa praktizieren, oder noch nicht vollständig umerzogen sind, in „strickte Beobachtungsklassen“, oder sie wurden unter „Hausarrest“ gestellt. 10 davon hätten schon entlassen werden müssen, weil ihre Haftstrafen abgelaufen waren.

Vater, bitte, versichere mir, dass Du kein Geld ins Arbeitslager bringst. Die Aufseher werden es in ihre eigenen Taschen stecken und damit Schlechtes tun. Du kannst ihnen sagen, dass ich verheiratet bin und du deshalb nicht länger für mich sorgen musst. Außerdem hat unsere Familie finanzielle Schwierigkeiten. Bitte gebe ihnen nicht nach für ein Versprechen, mich sehen zu können.

Bezüglich der Gehirnwäsche schaue ich nicht auf die Aufseher herab, aber ich sagte zu ihnen, dass sie nicht die Fähigkeit dazu hätten.

Vater, mein Gedanke ist sehr ruhig. Gelegentlich denke ich an die Menschen draußen, denke an die Dafa Praktizierenden, mit denen ich zusammen das Fa (Gebot von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht) verbreitet habe. In diesen Momenten kann ich meine Tränen nicht zurückhalten. Ich vermisse sie wirklich.

Vater bitte sei nicht so vernarrt in Deine Enkelin, bring ihr Disziplin bei, wenn nötig. Sie ist ja jetzt schon drei Jahre alt.

Wie ist es mit Mutters Gesundheit? Wie geht es meiner jüngeren Schwester? Ich möchte ihnen allen meinen Respekt ausdrücken und dafür danken, dass sie meine Tochter versorgen.

Vater, bitte pass selbst auf Dich auf. Dein Sohn kann im Moment nichts für Dich tun, aber in der Zukunft wirst Du stolz sein auf Deinen Sohn!