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Rhein-Neckar-Zeitung (Weinheimer Rundschau), 26/27. April 2003: Hilfe für Xiong Wie: Glock hat schon unterschrieben

Falun Gong werden in China verfolgt, verhaftet, getötet - Weinheimer können sich am Samstag in der Hauptstraße informieren und helfen

28. April 2003 |   Von Sabine Weier

Weinheim. Die internationale Politik fordert von China immer wieder die Wahrung der Menschenrechte. Letztes Jahr wurde Xiong Wie verhaftet – weil sie Flugblätter für Falun Gong verteilte, eine friedliche und gewaltfreie buddhistische Meditationsbewegung. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte und Falun Gong Praktizierende aus Weinheim setzen sich für ihre Freilassung ein. Am Samstag können Weinheimer sie mit ihrer Unterschrift unterstützen.

In der Volksrepublik China werden Hunderttausende unschuldige Menschen derzeit in Gefängnissen, Straf- Arbeits- und Umerziehungslagern festgehalten. Die chinesische Regierung hat sie zu „Feinden“ erklärt, aus rein politischen Gründen.

„Feinde“ der kommunistischen Regierungspartei der Volksrepublik China sind nicht nur einzelne Menschen, sondern auch ganze Gruppen, Völker und Bewegungen, in deren Reihen sie Widerstand fürchtet. Verfolgt wird auch die Falun Gong Bewegung. 1999 stufte die chinesische Regierung die Falun Gong Bewegung als Sekte ein und öffnete sich damit selbst die Tore zu Verbot, Verfolgung und Mord.

Schwer sind die Leidenswege der verhafteten Menschen. Verhaftet wurde auch die 32-jährige Xiong Wie. Sie studierte in Deutschland, an der TU Berlin. Nach ihrer Rückkehr nach China arbeitete sie für ein deutsches Unternehmen. Am 5. Januar letzten Jahres wurde Xiong Wei beim Verteilen Informationsmaterial über die Falun Gong von der Pekinger Polizei verhaftet. Berichten zufolge sei sie ohne Gerichtsverfahren zu zwei Jahren „Umerziehung durch Arbeit“ verurteilt worden. Sie befindet sich im Pekinger Xinan-Frauen-Arbeitslager. Jeglicher Rechtsbeistand wird ihr verweigert.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, IGFM, appelliert nun an die Deutsche Bundesregierung, sich für die Freilassung von Xiong Wei einzusetzen. Auch der Verein Falun Dafa unterstützt dieses Vorhaben. In dem Verein haben sich Falun Gong Praktizierende organisiert, die in Deutschland leben. Mit dem Appell soll nicht nur Wei allein geholfen werden, sondern auch Öffentlichkeit für die Verfolgung aller Falun Gong und die Menschenrechtssituation in China geschaffen werden. Dabei kann jetzt auch jeder Weinheimer helfen, indem er den Appell an die Deutsche Regierung unterschriebt. Erster Bürgermeister Rudi Glock hat schon unterschrieben. Weitere können das am Samstag, 26. April tun: In der Hauptstraße, vor der Commerzbank, ist von 10 bis 16 Uhr ein Infostand aufgebaut.

Viele Falun Gong auch in der Region

Der Infostand ist vom Falun Dafa Verein, der seinen Hauptsitz in Gorxheimertal hat, und anderen Falun Gong aus Heidelberg und Umgebung initiiert worden. Solche Infostände gibt es in ganz Deutschland. Auch in Weinheim sollen zukünftig Infostände immer wieder an das Schicksal der Falun Gong erinnern.

Angesichts der bekannt gewordenen Grausamkeit, die sich in chinesischen Lagern ereignen, stehen vielen Menschen die Haare zu Berge. So auch den Mitgliedern der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, IGFM. Am 6. April folgten Taten – mit der „Resolution wegen der schweren Menschenrechtsverletzungen an Falun Gong“.

Die IGFM setzt sich schon seit 1972 für die Menschenrechte ein. In China werden diese missachtet, wie die IGFM ich ihrer Resolution zur Verfolgung der Falun Gong festgestellt: Hunderttausende Falun Gong wurden schon unrechtmäßig festgenommen und inhaftiert. Über 500 von ihnen wurden ohne Beistand durch einen Anwalt zu Gefängnisstrafen bis zu 18 Jahren verurteilt. Über 100 000 Verhaftete wurden in Arbeits- und Umerziehungslager verwiesen, wo sie regelrechten „Gehirnwäschen“ unterzogen werden. Über 1000 Praktizierende wurden in psychiatrische Anstalten eingewiesen, wo sie mit Psychopharmaka behandelt werden, was in manchen Fällen zum Tode führte, wie IGFM berichtet. Bis zum 4. April wurden 641 Todesfälle durch Folter und Misshandelungen dokumentiert.

INFO:
Informationen zum Schicksal von Xiong Wie und dem Appell an die Deutsche Bundesregierung gibt es im Internet unter www.friends-of-xiongwei.de

Stichwort: Falun Gong
Falun Gong ist eine uralte buddhistische Lehre, die helfen soll Herz, Geist und Körper zu reinigen und zu stärken. Das höchste Ziel des Falun Gong ist die Erlangung von harmonie und Weisheit.
Um das Ziel zu erreichen, muss er Praktizierende bestimmte Bewegungsübungen durchführen und negative Eigenschaften wie Neid, Gier und Egoismus ablegen. Zhen, Shan und Ren sind die wichtigsten Werte, die von den Falun Gong angestrebt und im Alltag umgesetzt werden sollen.
Zhen steht für Wahrheit, Wahrhaftigkeit und die Rückkehr zum wahren Selbst. Shan ist die Barmherzigkeit, die Güte und das Mitgefühl. Ren bedeutet Nachsicht, Toleranz und Ausdauer.
Ursprünglich wurde die buddhistische Lehre von Generation zu Generation nur an ausgewählte Nachfolger weitergegeben. Erst 1992 wurde sie von Meister Li Hongzhi der Öffentlichkeit vorgestellt. Heute üben mehr als 100 Millionen Menschen weltweit Falun Gong aus.