Deutschland: Holocaustopfer reiste extra aus den USA an Aufklärungsarbeit über die Verfolgung von Falun Gong in den KZ-Gedenkstätten Norddeutschlands

Wir brauchten Mut, als wir uns die Frage stellten, wo wir in Deutschland eigentlich noch nicht die Wahrheit über die Verfolgung von Falun Gong in China erklärt hatten. Die Antwort war: „In den KZ-Gedenkstätten.” Zur dieser Zeit kam ein Praktizierender auf die Idee, eine jüdische Falun Gong Praktizierende nach Deutschland einzuladen. Lisa Raphael - sie war sofort damit einverstanden, denn es lag in ihrem Interesse die Menschen in Deutschland zu bitten, nicht bei der Verfolgung gegen Falun Gong in China wegzuschauen, hatte sie doch die Verfolgung im Dritten Reich als Kind selbst miterlebt. Damals war sie vier Jahre alt und nur durch ein Wunder gelang es ihrer Familie, in die USA zu emigrieren.

Ich war etwas verzagt bei dem Gedanken, bei den deutschen Gedenkstätten anzurufen, um ihre Ankunft vorzubereiten, führte dann aber einige Gespräche mit verschiedenen Mitarbeitern dort. Zusammen mit einem anderen Praktizierenden besuchte ich im Vorfeld die Gedenkstätte Mittelbau Dora in Nordhausen und mit einem weiteren Praktizierenden das ehemalige KZ Dachau, ich führte Telefongespräche mit Verwaltungsangestellten der Gedenkstätten Buchenwald und Flossenbürg und schickte Faxe an weitere Gedenkstätten. Der andere Praktizierende nahm mit Bergen-Belsen und verschiedenen Medien Kontakt auf. Wir versuchten dort, die Wahrheit zu erklären und rührten dabei am empfindlichsten Punkt der Menschheitsgeschichte der letzten 100 Jahre, spürten überall, wie tief die Wunden noch waren und wie frisch die Erinnerungen und ahnten auch, dass es den Leuten dort vielleicht schwer fallen könnte, den Blick und das Herz von der Geschichte loszulösen und ins Heute und dazu noch über die Ländergrenzen hinaus nach China zu richten. Es war schwierig, keine Anschauungen zu haben und klar zu bleiben.

Erneut setzte ich mich mit dem schwärzesten Fleck der deutschen Geschichte im Dritten Reich auseinander, um mich noch besser in die Menschen, die wir treffen würden, hineinzuversetzen. In meinem Herzen gab es Dinge, welche ich erst nicht glauben wollte und die jetzt aufbrachen. Ich brauchte einen Prozess, weil ich die Gründe für den Holocaust nicht verstand und in mir unreine Anschauungen bemerkte, die ich schnell beseitigen musste. Mein Verständnis darüber, wie einem Volk soviel Leid aufgebürdet werden konnte, kam erst in diesen Tagen beim Fa-Lesen (Lehre von Falun Gong) und ich sah nun diese Ungerechtigkeit mit klarerem Blick.

Heute bitten wir alle Menschen um Hilfe, damit die Verfolgung schnell zu Ende geht. Alle können uns moralisch unterstützen.

Der Zeitpunkt der Landung von Lisa Raphael war gekommen. In ihrem Leben beschäftigt sich die diplomierte Psychologin viel mit Grenzwissenschaften und Esoterik und schreibt Bücher. Zu Falun Gong kam sie durch die Übungen: ”Ich fühlte mich angezogen von der Ruhe und dem Frieden, den die Falun Gong Übenden ausstrahlten, als ich sie in der Nähe meines Zuhauses beobachtete”. Sie hat bei verschiedenen Reden in den USA über ihre Verfolgung in der Zeit des Holocausts und die Verfolgung von Falun Gong in China geredet, als auch versucht das Swastika, da es Teil des Falun-Symbols ist, als ein heiliges, uraltes Symbol zu rehabilitieren.

Die folgenden Tage verliefen aufgrund von mangelhafter Organisation zugegebener Maßen etwas chaotisch, jedoch mit Lisa an unserer Seite schien vieles in Ordnung und nach den Regeln zu funktionieren. Wir konnten ein Stück ihrer Ernsthaftigkeit und Gelassenheit mitnehmen.

Montag: Unser erster Termin war abgesprochen und gut vorbereitet. Wir waren in der seit 1984 existierenden Gedenkstätte „Ahlem” in Hannover eingeladen. Sie ist ehemaliges Außenlager von KZ Neuengamme und war "Zentrale Sammelstelle für Deportationen" für Bürgerinnen und Bürger aus den ehemaligen Regierungsbezirken Hannover und Hildesheim. Auf dem Gelände gab es vorher eine 1893 gegründete Israelitische Erziehungsanstalt.

Dort sprachen hauptsächlich Lisa und eine chinesischee Praktizierende. Beide hatten die Verfolgung persönlich erlebt und so fanden wir einen Weg direkt zum Herzen der Angestellten, mit der wir sprachen. Bei der Führung durch die Gedenkstätte tauschten wir uns weiter aus und sie sicherte uns sogar ihre Unterstützung zu. Sie bewunderte uns um unser Engagement und sagte, die Verfolgung würde bestimmt bald zu Ende sein. Auch schlug sie uns vor, wir könnten in der VHS Seminare anbieten und in die Kirchen gehen. Wir ließen Flyer dort und sie sagte uns, sie wolle diese auslegen, falls wir einen ihrer Flyer ins Chinesische übersetzten, was auch bereits geschehen ist.

Dienstag: Wir gingen vor das Konsulat in Hamburg und hielten dort einen Appell ab. Im Anschluss stand ein Besuch der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Neuengamme auf dem Plan. KZ-Neuengamme stellte im Dritten Reich zusammen mit 80 Außenlagern Arbeitskräfte für die Norddeutsche Rüstungsindustrie zur Verfügung. Dort kamen Fünfzig- bis Hunderttausend Häftlinge ums Leben. Anfangs verirrten wir uns etwas, trafen dort auf dem Gelände eine Frau, die uns den Weg zur Verwaltung wies. Sie war offensichtlich berührt, als sie von der Situation der Falun Gong Praktizierenden in China hörte.

Eine Verwaltungsbeamtin, an die wir danach verwiesen wurden, hatte 10 Minuten Zeit und wir versuchten alles vorzubringen, was wir zu sagen hatten. Das Gespräch lief außerordentlich gut und sie gab uns ihre Visitenkarte. Allerdings schien es, dass die Frau schon etwas Verleumderisches über Falun Gong gehört hatte und somit bei ihr einen neuen Denkprozess angeregt hatten.

Mittwoch: Es war nicht ganz einfach, das Interesse der Presse in Hamburg zu wecken. So erklärten wir denjenigen die Wahrheit, denen wir auf unserem Weg begegneten. Bei Anrufen in den Pressehäusern erreichten wir verschiedene Journalisten und sprachen zu ihnen, von der einmaligen Gelegenheit ein Holocaustopfer im Zusammenhang mit der Verfolgung von Falun Gong zu interviewen. Einige von ihnen schienen interessiert zu sein, waren aber blockiert. Was war eigentlich das Problem? Verließen wir uns zu sehr auf unsere Aufrichtigkeit, welche uns Tür und Tor öffnen sollte und vergaßen dabei, dass gewisse Konventionen einzuhalten sind? Uns fehlte es leider wirklich an Erfahrungen bei der Kontaktaufnahme mit Medien. Lisa meinte aber, diese Erfahrungen sollten wir gerade in diesem Prozess sammeln.

Am Mittwochnachmittag gab es die Einweihung einer neuen Gedenktafel auf dem Joseph-Carlebach-Platz. Dieser Platz war ehedem das Zentrum jüdischen Lebens in Hamburg und wurde von der größten Synagoge Norddeutschlands geziert. Mehrere Leute waren eingeladen, zu sprechen und so nutzten wir ebenfalls die Gelegenheit, kurz auf die Menschenrechtsverletzungen, die aktuell in China gegen Falun Gong geschehen, hinzuweisen. Wir erreichten damit vielleicht 20 Leute.

Freitag: Am Freitag war ein Infotag in der Innenstadt Hamburgs auf dem Ida Ehre Platz von den Hamburger Praktizierenden kurzfristig geplant worden. Lisa bekam die Gelegenheit, mehrmals zu sprechen und wir machten ein Interview.

Lisas Rede begann mit einer Einführung über die Herkunft des Swastika mit Bezug auf das Falun Symbol, leitete dann über zu ihren Erfahrungen der Verfolgung während des Holocausts und ihren Erkenntnissen über die Verfolgung von Falun Gong in China und endete mit der Aufforderung, die Verfolgung von Falun Gong in China sofort zu beenden. Sie sprach siebenmal. Während der Rede hielten wir das Banner mit dem Falun im Hintergrund und sprachen zwischen den Reden extra noch einmal über das Falun und seine oberflächliche Form und erklärten die chinesischen Schriftzeichen für „Falun Dafa” und „Zhen, Shan, Ren”. Es gab verschiedene Leute, mit denen wir lange Gespräche führten, die Flyer mitnahmen oder auf einer Unterschriftenliste unterschrieben. Im Anschluss an diesem Tag stand noch ein Besuch in der Gedenkstätte Bergen-Belsen an.

Einer der Gedenkstättenpädagogen von Bergen-Belsen wurde schon im Vorfeld angesprochen. Nach einem sehr guten Gespräch mit einem anderen Angestellten der Gedenkstätte konnten wir auch ihn erreichen. Er war sehr berührt und akzeptierte die Flyer, die wir ihm gaben. Danach hatte Lisa ein wenig Zeit, auf dem Gelände der Gedenkstätte spazieren zu gehen und lies somit ihren Aufenthalt in Deutschland ausklingen.

Wir aßen an diesem Abend wieder einmal bei einer Praktizierenden aus Hannover, die Lisa auch für zwei Nächte beherbergt hatte. Ohne ihre Hilfe und die Hilfe von vielen Praktizierenden, besonders denen aus Hamburg, wären unsere Unternehmungen undenkbar gewesen. Ich möchte mich deshalb herzlich bei allen bedanken.



Quelle: http://www.clearharmony.de/articles/200410/20096.html

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