Die Zeit drängt, der Weg ist schmal

Erlebnisse in Manhattan

Sehr Geehrter Meister, Liebe Mitpraktizierende,

Nachdem ich schon mehrfach angesprochen wurde, einen Erfahrungsbericht in Erbach vorzutragen, und ich dies aufgrund meiner Abneigung, Berichte zu schreiben immer nicht tat, habe ich mich im letzten Augenblick doch noch dazu durchgerungen, ein paar Episoden zu berichten, die sich in Manhattan bei der Erklärung der wahren Umstände zutrugen.

Nach meinem ersten Aufenthalt im Sommer in Manhattan wusste ich schon, dass wenn man dorthin geht, der Zweck der Reise ganz klar und aufrichtig sein muss. Das letzte Mal hatte diese Einstellung, verbunden mit dem starken Wunsch, die Lebewesen zu retten auch eine sehr gute Wirkung, und auch meine häufigen unaufrichtigen und menschlich, eigensinnigen Zustände wurden nicht besonders ausgenutzt, um die Wahrheitserklärung zu stören.

Diesmal war es jedoch anders. Ich wohnte mit vielen europäischen Praktizierenden in einem engen Apartment in Harlem. Schon am ersten Tag konnte ich großen Druck auf mich spüren, und ich hatte viele menschliche Gedanken über meine Trübsal. Alle Knochen taten mir weh, und ich fühlte mich wie ein alter Mann. Oft gab es Konflikte in meiner Umgebung, und wenn sie mich meistens auch nicht direkt betrafen, so konnte ich sie doch nicht als etwas betrachten was mit mir nichts zu tun hat. Als mir dies bewusst wurde, fiel es mir leichter, die Situationen nicht mit menschlichen Gedanken sondern vom Fa her versuchen zu verstehen.

Nachdem ich eine Woche dort war, fing ich in einem Schnellrestaurant bei unserer Wohnung mit der Tresenkraft an zu diskutieren, weil sie mir erst mein bestelltes Essen nicht gab und nach längerer Zeit meiner Meinung nach das Falsche. Sie teilte jedoch meine Meinung nicht. Nachdem ich stur auf meiner Meinung bestanden hatte, war ich etwas aufgewühlt und beschloss, zum Essen ein anderes Lokal aufzusuchen.

In meiner Empörung stürmte ich ohne meinen Rucksack hinaus und bemerkte das Fehlen desselben erst eine halbe Stunde danach. Mit einem schlechten Vorgefühl ging ich zum Schnellimbiss zurück, und mein Rucksack war nicht mehr da. Nun wurde ich sehr aufgeregt, (Darinnen befand sich viel Geld, meine Kreditkarten, Papiere, Flugticket, usw.) und entsprechend wurde auch das Personal aggressiver, sie meinten, dass ich sie beschuldigte, den Rucksack genommen zu haben.


Die Störungen für mich waren enorm, sowohl finanziell als auch von der Zeit her, da ich jetzt meinen Pass wieder beschaffen, meine Kreditkarten sperren, zur Polizei und zum Flughafen gehen musste. So verlor ich mehrere Tage der ohnehin schon knappen Zeit zur Wahrheitserklärung. Auch die Menschen in meiner Umgebung wurden dadurch zeitlich belastet, da sie mir helfen wollten. Ich dachte jedoch, dass ich das Arrangement der Alten Mächte verneinen sollte, so fing ich an, die Zeit und die Begegnungen bei diesen Besorgungen zur Wahrheitserklärung und zum Fa lernen zu nutzen.

Mir wurde voller Scham bewusst, dass ich meiner Ungeduld und meinem Kampfgeist freien Lauf gelassen hatte. Auch erkannte ich etwas später, dass ich vorher immer aus Geltungssucht mit meinem guten finanziellen Zustand geprahlt hatte und diesen sogar zur Schau stellte und dabei begann, leichtsinnig damit umzugehen, nach dem Motto: Wenn es weg ist, dann macht es nichts, ich hab ja noch genug.

Auch hatte ich ein Ereignis vorher nicht ernst genommen, das mir wohl als Warnung dienen sollte: Ich hatte einige Tage vorher schon meinen Palm Pilot in einem Geschäft liegen lassen, das Hauptbewusstsein war auch an diesem Tag sehr schwach. Später bemerkte ich es und bekam ihn dank der Ehrlichkeit des Verkäufers wieder zurück. Solche Lücken wurden gnadenlos als Ausrede ausgenutzt, um die Wahrheitserklärung zu stören.

In dieser besonderen Situation, in der die schwarzen Heerscharen in Manhattan ihren verzweifelten Todeskampf führen, wurde es wirklich deutlich, wie schmal der Pfad zur Gottheit ist, den die Dafajünger beschreiten. Ein kleiner Schritt daneben- weg von der Aufrichtigkeit- zieht schon schwere Auswirkungen und Verluste nach sich. Dies merken wir oft in unserer gewohnten Umgebung nicht. Doch in Manhattan wurde dies erlebbar, die Anforderungen sind äußerst hoch.

Dies sind nur die Erkenntnisse, die ich in letzter Zeit auf meiner Ebene hatte. Bitte sagt es mir, wenn sich meine Gedanken vom Fa entfernt haben. Herzlichen Dank Meister, Herzlichen Dank meine Mitpraktizierenden.

Rubrik: Fa-Konferenzen