Stellungnahme von Dr. Kirk C. Allison auf dem Welttransplantationskongress in Boston

(Minghui.de) Am 24. Juli 2006 gab Dr. Kirk C. Allison, Mitdirektor des „Program in Human Rights and Medicine” an der Universität von Minnesota, während des Welttransplantationskongresses in Boston beim Forum zur Beendigung des Organraubs in China eine Stellungnahme ab. Die Stellungnahme trägt den Titel: „Wachsende Beweise, dass Falun Gong-Praktizierende in China als Organquelle verwendet werden und die damit verbundene ethische Verantwortung”. Diese Stellungnahme bestätigt die Untersuchungsergebnisse in dem „Untersuchungsbericht zu den Anschuldigungen der Organentnahmen an Falun Gong-Praktizierenden in China” von dem Anwalt David Matas und dem ehemaligen kanadischen Staatssekretär für den Asien- und Pazifikraum David Kilgour. Der Bericht bestätigt die hohe Wahrscheinlichkeit, dass Falun Gong-Praktizierende gegen ihren Willen zu Organspendern werden. Dr. Allison erklärte, dass akademische Einrichtungen ihre Zusammenarbeit mit der Volksrepublik China bei der Forschung in Bezug auf Transplantationen sowie bei der Verwendung von Datenquellen in Bezug auf Transplantationen überprüfen und zeitweilig aufheben sollten. Er sagte, dass internationale Transplantationspatienten, die in China Organe erhielten, von der Fortführung der tödlichen Verletzung der menschlichen Würde und der Menschenrechte profitieren und diese stillschweigend unterstützen würden. Potentielle Patienten sollten über diese Fakten informiert und aktiv davon abgehalten werden, diese Art der Behandlung zu suchen. Es folgt der vollständige Text der Stellungnahme.

Wachsende Beweise, dass Falun Gong-Praktizierende in China als Organquelle verwendet werden und die damit verbundene ethische Verantwortung

24. Juli 2006

Kirk C. Allison, PhD, MS

Mitdirektor des

„Program in Human Rights and Medicine”

Universität von Minnesota

Die systematische Verfolgung von gewaltlosen Falun Gong-Praktizierenden in China seit Juli 1999 ist die größte Konzentration von Menschenrechtsverletzungen gegenüber einer einzigen kulturellen Gruppe in China seit der Kulturrevolution. Es handelt sich um eine programmatische Unterdrückung, die abgetrennt ist von konventionellen Rechtswegen oder Appellen. Diese Verfolgung sollte sofort beendet werden.

Es gibt darüber hinaus wachsende Beweise, dass Falun Gong-Praktizierende gegen ihren Willen als Organquelle für Transplantationen in China verwendet werden. Das bedeutet ein Ausmaß an Menschenrechtsverletzungen, bedingt durch die institutionelle Medizin, wie es seit den Vierziger Jahren nicht belegt wurde. Viele dieser Organempfänger sind ausländische Patienten aus Malaysia, Japan, Europa und den Vereinigten Staaten.

Der „Untersuchungsbericht zu den Anschuldigungen der Organentnahmen an Falun Gong-Praktizierenden in China”, veröffentlicht am 6. Juli 2006 von dem Anwalt David Matas und dem ehemaligen kanadischen Staatssekretär für den Asien- und Pazifikraum David Kilgour, bestätigt die hohe Wahrscheinlichkeit, dass Falun Gong-Praktizierende unfreiwillig zu Organspendern werden. Das Beweismaterial enthält Interviews und telefonische Anfragen bei besonders ausgewiesenen medizinischen Einrichtungen und Ärzten in China. Anhand dieser Interviews wird deutlich, dass die Organe von Falun Gong-Praktizierenden als Organe von besonders hoher Qualität betrachtet werden und normalerweise innerhalb eines kurzen Zeitraumes erhältlich sind. Das lässt die Sorge in Bezug auf ein Transplantationssystem, bei dem bereits die Organe von hingerichteten Gefangenen verwendet werden, weiter ansteigen.

Zwischen 2000 und 2005 ist die Herkunft von ungefähr 41.500 Organen ungeklärt. Spender aus dem Familienkreis oder fremde gehirntote Spender machen in China weniger als 10% aus. Ein nationales Programm mit freiwilligen Spendern ist nicht entwickelt. Die Zahl der Nierentransplantationen hat sich im gleichen Zeitraum verdreifacht. Die Zahl der Lebertransplantationen stieg landesweit von ungefähr 135 im Jahr 1998 auf über 4.000 im Jahr 2005 an. In verschiedenen Anzeigen liegen die Preise bei ungefähr 24.000 US-Dollar (200.000 Yuan) für Chinesen und bis zu 98.000 US-Dollar oder mehr für Ausländer.

Verschiedene Transplantationswebseiten versprechen eine Leber innerhalb einer Woche oder eines Monats und garantiert innerhalb von zwei Monaten. Eine Niere wird innerhalb von zwei Wochen versprochen und man bekommt eine zweite Niere nach einer weiteren Woche, wenn sich die erste als ungeeignet erweisen sollte. Dieser Zeitrahmen erfordert einen großen Spenderpool, der bereits nach Blutgruppen und Leukozyten Antigenen bestimmt ist. Es ist bekannt, dass inhaftierten Falun Gong-Praktizierenden systematisch Blutproben entnommen werden. Wenn man für eine Nierentransplantation einen Zeitraum von 12 bis 24 Stunden ansetzt und 12 Stunden für eine Lebertransplantation, dann kann auf der Basis von zufälligen Todesfällen nicht sichergestellt werden, dass ohne ein Abgleichsystem innerhalb dieses Zeitraumes ein geeignetes Organ gefunden werden kann. Eine Transplantation eines Herzens oder einer ganzen Leber kann nur durch den Tod des Spenders erfolgen, der entweder vor oder aufgrund der Organentnahme eingetreten ist.

Mitschnitte von telefonischen Anfragen in Transplantationszentren und sogar in Internierungslagern weisen Falun Gong-Praktizierende als „lebend”, „gesund” und als ständig verfügbare Organquelle aus. Ärzte deuteten an, dass lebende Gefangene ausgewählt werden, damit die Verträglichkeit des Organs gewährleistet ist.

Während eine Reform des Transplantationssystems mit einer neuen „vorübergehenden” am 1. Juli 2006 in Kraft getretenen Gesetzesregelegung versprochen wurde, ist dieses Gesetz jedoch nicht Wort für Wort zur genauen Überprüfung veröffentlicht worden. Es heißt, dass ein Ethikkomitee eines lokalen Krankenhauses die Transplantation gutheißen und die rechtliche Quelle bestätigen müsse. Doch es gibt innerhalb des Transplantationssystems in China kein Anzeichen von gesunkenem Vertrauen in der Ausführung und sicherlich ist auch die Verfolgung von Falun Gong nicht geringer geworden.

Gemessen an der Bedeutung der Transplantationsinstitutionen, um die es bei den Anfragen geht, kann nicht gesagt werden, dass solche Menschenrechtsverletzungen isolierte schurkische Einzelfälle, unbekannt oder Nebensächlichkeiten in Chinas „außergewöhnlichem” Organbeschaffungssystem sind. Besorgnis besteht gegenüber den zivilen Krankenhäusern, die letztlich dem Gesundheitsministerium Rechenschaft schuldig sind, und gegenüber den Militärkrankenhäusern, die ihm nicht unterstehen.

Bei einem Transplantationssystem, das sich allgemein auf exekutierte Häftlinge stützt und bei dem es speziell noch starke Beweise gibt, dass Falun Gong-Praktizierende als Quelle dienen, treffen die folgenden ethischen Prinzipien und Verfahrenskonsequenzen zu:

1. Ein Organtransplantationssystem, das sich auf Exekutionen stützt, was China zugibt, kann keine nicht-zwingend informierte Zustimmung erfahren. Die Möglichkeit der sofortigen Exekution oder einer Exekution zu einem willkürlich angesetzten zukünftigen Zeitpunkt, nämlich dann, wenn die Blutgruppe und die Leukozyten Antigene mit dem potentiellen Empfänger übereinstimmen, macht eine freie, nicht erzwungene informierte Zustimmung unmöglich - wenn sie überhaupt gesucht wird.

2. Das Auftreten eines „Organtransplantationstourismus” als Quelle für ausländische medizinische Einnahmen im Zusammenspiel mit einer Organquelle, die an Exekutionen geknüpft ist sowie der starke Anstieg der Nachfrage nach Organen, erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Exekution bei geringem Vergehen. Schwerverbrechen in China reichen von Mord über wirtschaftliche Korruption bis zu undurchsichtigen staatsfeindlichen Aktivitäten - wie sie Falun Gong-Praktizierenden vorgeworfen werden.

3. Wie sieht dann die menschenrechtliche Verantwortung der internationalen medizinischen Gemeinschaft und der internationalen medizinischen Forschungsgemeinschaft aus?

a. Professionelle Vereinigungen wie die Transplantationsgesellschaft sollten die Forschungsarbeit und die Zusammenarbeit bei Transplantationen mit China mit einem Moratorium belegen, da eine solche Zusammenarbeit stillschweigend die Fortsetzung schwerer Menschenrechtsverletzungen ermöglicht.

b. Akademische Zeitschriften und Tagungen zur Weiterbildung wie der Welttransplantationskongress müssen Vorträge und Präsentationen ablehnen, die auf Daten beruhen, die von Praktiken herrühren, die Normen verletzen, die in der Deklaration von Helsinki des Weltärztebundes als ethische Prinzipien in Bezug auf medizinische Forschung unter Einbeziehung von Menschen und internationalen Instrumenten festgelegt sind.

i. In der Deklaration von Helsinki heißt es: „Die Sorge um die Interessen der Person muss immer Vorrang haben vor den Interessen der Wissenschaften und denen der Gesellschaft.”

ii. Es ist unethisch, Forschungsdaten zu veröffentlichen, die aus unethischen Forschungen herrühren. Daten, die einem Transplantationssystem entnommen wurden, das die Grundsätze des informierten Einverständnisses verletzt, fallen ganz klar in diese Kategorie. Dies trifft auf Referate über Transplantationsdaten zu, die Vorgänge einbeziehen, bei denen Organe über Schleichwege beschafft worden sind. Eine ethische Betrachtung früherer Publikationen ist in Ordnung.

iii. Es ist unethisch, dass amtierende oder überprüfende Komitees Veröffentlichungen oder Präsentationen in Betracht ziehen, die solche Daten als Grundlage für den Fortschritt haben - trotz irgendwelcher technischer Verdienstlichkeiten.

iv. Während ethische und moralische Festigkeit schon „auf Kosten der Wissenschaft, des Berufes und sogar der eigenen Person” gehen kann, sind die menschenrechtlichen Kosten für die Erstellung solcher Daten und der ihr zugrunde liegenden Praktiken viel höher. Außerdem ist die Tendenz der Legitimation solcher Daten nach begangener Tat durch Rationalisierung und Verwendung viel höher.

1. Die Veröffentlichung von unethisch gewonnenen Daten oder Resultaten, die auf diesen Daten basieren, ist ebenfalls unethisch, da sie die Grundsätze des Einverständnisses verletzt. Dies schafft zusätzlich die Nachfrage solcher Daten und deren Zustimmung, hier noch ungeachtet des Todes von unfreiwilligen Spendern.

c. Akademische Einrichtungen sollten ihre Zusammenarbeit mit der Volksrepublik China bei der Forschung in Bezug auf Transplantationen und bei der Verwendung von Datenquellen in Bezug auf Transplantationen überprüfen und zeitweilig aufheben. Dies bezieht sich auch auf Zusammenarbeit von Praxen und auf Demonstrationsverfahren.

i. Während nicht alle Transplantationschirurgen innerhalb des chinesischen Systems den staatlichen Praktiken zustimmen, verletzen die Praxen auf diesem Gebiet vorherrschend die grundlegenden Menschenrechte und die Regeln der medizinischen Ethik.

d. Es gibt eine ethische Verpflichtung zur Konsolidierung von Dienststellen und Stiftungen, Gelder in Projekte mit erlaubten Datenquellen zu lenken oder dahin umzuleiten.

4. Nach den derzeit vorliegenden Beweisen profitieren internationale Transplantationspatienten, die in China Organe erhalten, von der Fortführung der tödlichen Verletzung der menschlichen Würde und der Menschenrechte und unterstützen sie stillschweigend. Potentielle Patienten sollten über diese Fakten informiert und aktiv davon abgehalten werden, diese Art der Behandlung zu suchen.

Kirk C. Allison, PhD, MS
Mitdirektor des „Program in Human Rights and Medicine”
Universität von Minnesota