Am Ende der Straße

(Minghui.org) Manchmal ist das Leben nicht nur hart, sondern es kann noch schlimmer kommen, als man es sich vorstellen kann. Für Gao Guobo war eine unglückliche Kindheit erst der Anfang ihrer Schwierigkeiten. 

Erst später entdeckte sie einen aufrichtigen Weg, der ihr Leben völlig veränderte.

Unglückliche Ehe

Gao Guobo wurde in der Provinz Heilongjiang im Nordosten Chinas geboren. Der Tod ihres Vaters war ein drastischer Einschnitt in ihrem Leben. Obwohl sie ein kluges Mädchen mit guten schulischen Leistungen war, musste sie nach der zweiten Klasse die Schule verlassen, um ihrer Mutter zu helfen, den Lebensunterhalt zu verdienen.

Im Alter von 18 Jahren heiratete sie, wurde aber zwei Jahre später geschieden. Sie heiratete noch einmal und ihr zweiter Mann starb sechs Monate nach der Hochzeit. Wieder verlor sie ihr Zuhause und so blieb ihr und ihrer Mutter keine andere Wahl, als in das ländliche Gebiet rund um das Gebirge Lesser Khingan umzuziehen. Dort bat Gaos Großmutter sie, im Tausch für einen großen Sack Mehl, einen Mann zu heiraten, der mindestens zehn Jahre älter war als sie.

Das Paar lebte in einem einsamen behelfsmäßigen Haus, das einmal für Aufbauarbeiten gedient hatte. Das nächste Dorf war meilenweit entfernt und sie sahen tagelang keine Leute. Nur in der Nacht kamen oft Wölfe an ihrer Hütte vorbei. Als ob ein Leben in Armut an so einem isolierten Platz noch nicht genug wäre, brachte ihr Mann die Tochter eines Nachbarn aus seiner Heimatstadt mit und behauptete, er würde für sie einen idealen Ehemann suchen. Als Gao entdeckte, dass ihr Mann mit dem Mädchen schlief, wurde sie wütend und schickte das Mädchen nach Hause.

Dieser Vorfall löste einen hitzigen Streit zwischen ihnen aus. Als Gao und ihr Mann eine heftige Auseinandersetzung hatten, schlug sie mit einem Metallhammer auf ihn ein und tötete ihn.

Weil sie sich selbst anzeigte, wurde sie im Alter von 30 Jahren zum Tode verurteilt, aber die Vollstreckung der Strafe wurde ausgesetzt.

Aggression und Kampf im Gefängnis

Im März 1992 wurde Gao in das Frauengefängnis Heilongjiang eingewiesen. Die Wärter behandelten die Insassen schlecht, beschimpften sie wüst oder schlugen sie. Wie alle anderen Insassinnen musste sie hart arbeiten, bekam aber nur minderwertiges Essen. Sie war starke Raucherin, hatte aber kein Geld, um sich Zigaretten zu kaufen. Sie suchte oft nach Zigarettenkippen, um wenigstens ein paar Züge zu machen. Einmal tauschte sie sogar ihre Steppdecke gegen eine Zigarette ein.

Gao war wissbegierig und lernte mit einem Wörterbuch viele neue Schriftzeichen. Da es im Gefängnis nicht viele Bücher gab, las sie die Werke von Mao Zedong. Je mehr sie von seiner Kampftheorie aufnahm, desto schlechter ging es ihr. Im Gefängnis war sie bekannt dafür, andere zu beschimpfen. Zum Beispiel konnte sie jemanden mehrere Stunden lang verfluchen, bis die Person in Ohnmacht fiel.

Im Jahr 1998, im Alter von 37, litt Gao unter einer Herzkrankheit, psychischen Problemen, Magenschmerzen und Hautkrankheiten. Aber sie hatte kein Geld, um sich medizinisch behandeln zu lassen. Obwohl die Todesstrafe in eine lebenslängliche Gefängnisstrafe und später zu 19 Jahren Haft umgewandelt wurde, war sie nicht sicher, ob sie überhaupt so lange leben würde.

Polizeibeamte unterstützen das Praktizieren von Falun Gong

Einige Häftlinge fingen an, Falun Gong zu praktizieren, darunter auch Gaos Freundinnen Zheng Guiqin und Liu Wenying. Gao lernte von ihnen die Übungen. Schnell verschwanden ihre Krankheiten, sowie ein durch eine Dermatitis verursachter Hautausschlag.

Auch Polizeibeamte unterstützten sie. Eine von Gaos Bekannten war Analphabetin und so fragte sie den Gefängniswärter, ob sie in dieselbe Einheit verlegt werden könne, um mit ihr Falun Gong zu lernen. Er stimmte zu. Gao half danach mehreren Gefangenen, die des Lesens unkundig waren, Falun Gong zu lernen.

Die Häftlinge im Gefängnis wurden gezwungen, Kleidung herzustellen, oft von 5 Uhr bis 22 Uhr oder auch bis Mitternacht. Trotzdem lernten die Praktizierenden jeden Tag nach der Arbeit eine Stunde lang die Lehren von Falun Gong und machten die Übungen. Weil sie nur ein einziges Exemplar des Buches Zhuan Falun (Li Hongzhi) hatten, schrieb Gao das Buch ab, jeden Tag etwa zwei Stunden. Nach etwa zwei Monaten war die Kopie fertig.

Trotz der schweren Zwangsarbeit war sie sehr dynamisch und erledigte mit Fleiß ihr Arbeitspensum. 1999 wurde ihre Haftzeit um 20 Monate reduziert.

Durch Falun Gong bekam Gao ein besseres Verständnis über das Leben. In der Vergangenheit wollte sie immer ein guter Mensch werden, aber ihr fehlte die richtige Anleitung. Nun weiß sie, wie man ein guter Mensch und ein noch besserer Mensch ist und dass man durch die Kultivierung erlöst werden kann.

Auch andere Menschen sahen ihre positiven Veränderungen. Gao hörte auf zu rauchen und zu trinken, und beschimpfte niemanden mehr. Gao erkannte auch, dass sie damals ihren Mann nicht getötet hätte, wenn sie Falun Gong praktiziert hätte.

Damals empfahlen die Wärter den schwierigen Häftlingen oft, Falun Gong zu praktizieren. Zu der Zeit praktizierten im Gefängnis etwa einhundert Personen Falun Gong. Ein Polizeibeamter, Liu Liming, und ein Direktor des Provinzpolizeidezernats, Li Dezhong, waren auch Praktizierende. Als sie erfuhren, dass es im Gefängnis nur wenige Exemplare des Zhuan Falun gab, brachte Li einige Exemplare mit und schenkte jedem Praktizierenden eines davon.

Gao und andere Praktizierende freuten sich sehr darüber. Einige von ihnen, die des Lesens unkundig waren, konnten in kurzer Zeit das Zhuan Falun lesen.

Unterdrückung und Beharrlichkeit

Doch die wirklichen Prüfungen begannen erst mit dem Beginn der Verfolgung durch die Kommunistische Partei Chinas im Jahr 1999. Gao und andere Praktizierende waren fest entschlossen, ihrem Glauben treu zu bleiben.

Nach Beginn der Verfolgung im Juli 1999 wurde Gao von den Beamten aufgefordert, die Kultivierung aufzugeben. „Falun Gong hat mich von einem schlechten in einen guten Menschen verwandelt. Ich werde nicht aufhören“, erwiderte Gao. „Schäme dich!“ schrie ein Beamter und schlug sie.

Von da an wurden die Praktizierenden oft von den Wärtern geschlagen. Sie wurden in Einzelzellen gesteckt, um sie dort mit Gewalt zur Aufgabe ihres Glaubens zu zwingen. Dutzende von Insassinnen wurden angewiesen, die Praktizierenden streng zu überwachen. Im Februar 2000 traten dann mehrere Praktizierende in einen Hungerstreik, um gegen die Misshandlungen in Einzelhaft zu protestieren. Als Reaktion darauf drückten die Wärter den Mund der Praktizierenden brutal mit schweren Zangen auf, um sie zwangsweise zu ernähren. Einigen Praktizierenden wurden dabei die Zähne ausgeschlagen. Gaos Mund war auch verletzt und blutete.

Nach dem inszenierten Selbstverbrennungsvorfall auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Januar 2001 weigerten sich die Praktizierenden, die verleumdenden Videos anzuschauen. Gao, Zheng und vier weitere Praktizierende wurden dafür mit zweieinhalb Monaten Einzelhaft bestraft.

Neben Hungern und Zwangsarbeit wurde Gao auch gefoltert. Die Wärter fesselten ihre Hände zusammen und ketteten sie am Boden fest. Obwohl es in Nordostchina sehr kalt war, zogen die Wärter ihr die Schuhe und Socken aus, damit sie an den Füssen fror. Zheng verlor bei dieser Folter das Bewusstsein.

Einige Praktizierende befanden sich etwa ein Jahr lang in Einzelhaft. Sie kamen erst 2002 in die Gemeinschaftszellen zurück, als über 400 weitere Praktizierende in das Gefängnis eingeliefert wurden.

Der Gefängnisbeamte Liu Liming, der Falun Gong praktizierte, wurde aus dem Dienst entlassen. Durch ihn hatten viele Gefangene die wahren Umstände über Falun Gong erfahren und angefangen, sich zu kultivieren. Mindestens sieben Gefangene in der Gruppe von Gao wurden Praktizierende.

Als die Wärter versuchten, Gao dazu zu bringen, das Praktizieren von Falun Gong aufzugeben, erklärte sie ihnen: „Falun Gong lehrt mich ein besserer Mensch zu sein und den Prinzipien Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht zu folgen. Das ist nicht falsch. Falun Gong aufgeben? Auf keinen Fall!“

Der Entlassungszeitpunkt für die Freiheitsstrafe sollte 2008 sein. Weil sie nicht bereit war, Falun Gong aufzugeben, wurde ihre Haftzeit um weitere sechs Jahre verlängert.

Am 27. Juni 2014 wurde sie aus dem Gefängnis entlassen. Sie bereute ihre Entscheidung nicht, denn im Vergleich zu ihrer damaligen Situation vor 22 Jahren ist sie nun gesünder und glücklicher. Und was noch wichtiger ist, sie hat einen Weg gefunden, der ihr Hoffnung und die Chance auf eine bessere Zukunft gegeben hat.