Praktizierendem wird höheres Strafmaß angedroht, weil er Pekinger Anwalt beauftragt hat

(Minghui.org) „Lu wird vier Jahre Haft erhalten, wenn Sie einen Pekinger Anwalt beauftragen, und er wird drei Jahre bekommen, wenn er von einem lokalen Anwalt vertreten wird.“ Das sagte Guo Yucheng zur Familie des Falun Gong-Praktizierenden Lu Jianguo. Guo Yucheng ist Mitarbeiter des Büros 610 der Stadt Pingdu.

Der 60-jährige Lu hatte am 2. November 2016 mit einem Mann über die Verfolgung von Falun Gong gesprochen und ihm eine Broschüre überreicht. Es stellte sich heraus, dass der Mann für das Büro 610 Pingdu arbeitete, einer außergerichtlichen Einrichtung, die damit beauftragt ist, genau diesen spirituellen Weg Falun Gong auszulöschen. Der Mann zeigte Lu an, der daraufhin von Polizisten der Polizeistation Chengguan verhaftet wurde.

Die Polizei durchsuchte Lus Wohnung am darauffolgenden Nachmittag und beschlagnahmte einige persönliche Gegenstände.

Seitdem wird Lu im Untersuchungsgefängnis Pingdu der Stadt Mencun festgehalten. Die Staatsanwaltschaft hat vor kurzem seine Verhaftung offiziell bestätigt.

Treffen des Anwalts aus Peking mit seinem Mandanten wird erschwert

Lus Familie engagierte zu seiner Verteidigung einen Anwalt aus Peking. Der Anwalt ging am 23. November in das Untersuchungsgefängnis, um Lu dort zu treffen. Aber das dortige Personal informierte den Anwalt darüber, dass er für ein Treffen erst die Zustimmung vom 610 Büro Pingdu erhalten müsse.

Besagter Guo Yucheng vom Büro 610 kam in das Untersuchungsgefängnis. Der Anwalt fragte ihn: „Warum darf ich mich hier nicht mit meinem Mandanten treffen? Im Untersuchungsgefängnis Pudong in der Stadt Jimo hatte ich kein Problem mit meinem Mandanten.“

Guo antwortete: „Es ist mir egal, was die im Untersuchungsgefängnis Pudong machen. Hier in Pingdu habe ich das letzte Wort.“

Nach einer längeren Verhandlung durfte sich der Anwalt schließlich mit Lu treffen. Er erfuhr, dass Guo Lus Sohn angerufen und gefragt hatte, warum er einen Anwalt beauftragt habe.

Rückblick: Festnahme im Jahr 2008 und sieben Jahre Gefängnis

Die Verhaftung erfolgte zwei Jahre, nachdem Lu nach sieben Jahren Haft im Gefängnis freigelassen worden war. Am 18. August 2008 kam eine Gruppe von Zivilbeamten in die Wohnung von Lu. Sie schlugen Lu mit einem Metallstab bewusstlos und stülpten ihm einen großen Jutesack über. Dann wurde er in einem Polizeifahrzeug festgehalten, während Polizisten sein Haus durchsuchten. Sie beschlagnahmten fast alles im Haus, sogar sein Bett, und wechselten das Schloss aus.

Verhaftet, weil er für das Recht auf Glaubensfreiheit stritt

Lu wurde wiederholt verhaftet und eingesperrt, seit das kommunistische Regime im Juli 1999 mit der Verfolgung von Falun Gong begonnen hatte. In jenem Jahr fuhr er zweimal nach Peking, um für das Recht, Falun Gong zu praktizieren, zu appellieren. Er wurde beide Male verhaftet.

Beim zweiten Mal im November 1999 fesselten Polizisten ihn und einen anderen Praktizierenden mit Handschellen aneinander und ließen sie mehrere Tage auf dem Boden sitzen.

Polizisten von der Polizeistation in Pingdu brachten ihn zurück nach Pingdu und erpressten 5.000 Yuan (ca. 685 €) [1] von ihm.

Lu war fast zwei Monate lang inhaftiert. Die Hälfte der Zeit war er in einem verlassenen Haus mit anderen Praktizierenden eingesperrt. Die Polizei zerbrach die Fenster des Hauses und erlaubte ihnen nicht, Winterjacken zu tragen.

Lu wurde gezwungen, eine Garantieerklärung zu schreiben, dass er Falun Gong abgeschworen hätte. Er wurde freigelassen, nachdem man noch ungefähr 2.000 Yuan (ca. 275 €) von ihm erpresst hatte. Nach seiner Rückkehr nach Hause wurde er oft schikaniert und genauestens überwacht. Im Dezember 2000 musste er sein Zuhause verlassen, um weiterer Verfolgung zu entgehen.

Gefoltert in Polizeigewahrsam

Am 17. November 2003 wurde Lu dann erneut verhaftet. Polizisten banden ihn drei Tage lang an einem eisernen Stuhl und ließen ihn nicht schlafen. Sie schlugen und schockten ihn mit einem kleinen elektrischen Generator.

Die Behörden schickten Lu drei Tage später ins Gefängnis. Er musste schwere Arbeit leisten und wurde ernsthaft krank. Er wurde ins Krankenhaus eingeliefert und später auf Kaution freigelassen.

Lu musste im Dezember 2003 wieder sein Zuhause verlassen, um weitere Verfolgung zu vermeiden. Die Polizeidienststelle Pingdu setzte ihn dann auf ihre „Liste der meist Gesuchten“.


[1] Das durchschnittliche Einkommen eines Arbeiters beträgt in den Städten Chinas monatlich umgerechnet etwa 300,- €