Die Wandlung meines Vaters

(Minghui.org) Mein 81-jähriger Vater ist ein pensionierter Beamter; er war leitender Ingenieur der Regierungsbehörde in der Provinz, in der er lebt. In den 1950er Jahren trat er der Kommunistischen Partei Chinas bei und ist als „Senior“ in der Partei bekannt.

Mein Großvater besaß ein kleines Geschäft und hatte gelernt, in diesem kommunistischen Regime vorsichtig zu sein, um überleben zu können. Aufgewachsen in dieser Umgebung, hat mein Vater natürlich gelernt, sich ebenso zu verhalten.

Die Bösartigkeit und Grausamkeit der vielen politischen Kampagnen sowie die Verdorbenheit und der Terror der zehnjährigen Kulturrevolution, die mein Vater miterlebt hat, beeinflussten seine Einstellung zum Leben stark. Er wurde immer kompromittierender.

Ursprünglich arbeitete mein Vater in der Forschungsabteilung einer Universität. Doch in den frühen achtziger Jahren wurde er in eine Behörde der Landesregierung versetzt. In der komplizierten Umgebung einer staatlichen Behörde wurde mein Vater dann noch vorsichtiger. Er arbeitete hart und hielt sich von allen Konflikten fern.

Da mein Vater weder anderen schmeichelte oder prahlte und auch nicht geneigt war, zu buckeln oder sich bestechen zu lassen, konnte er seine Arbeit grundsätzlich in Ruhe und allein ausführen. Allerdings wurde er auch niemals auf eine gut bezahlte Position versetzt. So verbrachte er sein Arbeitsleben bis zum Ruhestand.

Ich kann mir vorstellen, dass mein Vater sich oft unrechtmäßig und unfair behandelt gefühlt hat. Glücklicherweise hat seine unbeschwerte Natur ihm manche echten Sorgen oder Ängste erspart. Er war auch nicht einer, der Groll gegen diejenigen hegte, die ihm im Weg gestanden oder ihm hart zugesetzt hatten. Folglich konnte mein Vater im Ruhestand ein eher ruhiges Leben führen.

Ein Stich ins Herz

Im Juli 1999, gerade als mein Vater endlich einen friedlichen Ruhestand genießen sollte, beschloss Jiang Zemin, der damalige Vorsitzende der Kommunistischen Partei, eine bösartige politische Kampagne gegen Falun Gong (auch als Falun Dafa bekannt). Diese Kampagne missachtete vollständig die Gesetze und verstieß gegen die Verfassung. Als eine Falun Gong-Praktizierende erlebte auch ich eine Menge Ungerechtigkeit.

Da mein Vater sein ganzes Leben demütig und ehrlich und in aller Ehrerbietung gegenüber der Partei gelebt hatte, litt er ungemein unter den Umständen, denen ich ausgesetzt war.

Ich war die erste auf meiner Arbeit, die mit dem Praktizieren von Falun Gong begonnen hatte und war mehr als engagiert bei seiner Verbreitung. Folglich wurde ich nach Beginn der Verfolgung als „Hauptzielscheibe“ betrachtet. Besonders als mein Chef mich um ein Gespräch bat und feststellen musste, dass ich nicht beabsichtigte, mit dem Praktizieren aufzuhören, eskalierte die Verfolgung. Einmal wurde jemand in meiner Familie angewiesen, mich jeden Tag „zu begleiten“.

Ich erinnere mich daran, wie mein Vater auf dem Weg zur Arbeit zu mir sagte: „Ich würde lieber sehen, dass du Drogen nimmst, als dass du Falun Gong praktizierst!“ Ich war sprachlos. Es war, als hätte er einen Dolch in mein Herz gestoßen. Wie konnte er in dem Moment, wo ich am meisten Trost brauchte, mich derart aus der Bahn werfen? Es erschütterte mich bis in die Knochen.

Ich schaute in sein vertrautes Gesicht und fühlte, dass er nicht nur weit weg war, sondern auch ein absoluter Fremder geworden war. Ich konnte nicht umhin zu bemerken: „Wie kannst du so etwas sagen?“ Er antwortete nicht, aber seine Mimik zeigte mir klar, dass er nicht glaubte, etwas Falsches gesagt zu haben.

Erst als die Neun Kommentare über die Kommunistische Partei im November 2004 erschienen, konnte ich den geistigen Zustand meines Vaters zu jener Zeit verstehen. In den Kommentaren steht genau beschrieben, wie die Kommunistische Partei die menschliche Natur gezielt und systematisch zerstört und sie durch die Parteikultur ersetzt hat.

Eine intakte Familie wird zerrissen

Im Oktober 1999 ging ich nach Peking, um für das Recht zu appellieren, Falun Gong praktizieren zu können. Dort wurde ich verhaftet und eingesperrt.

Für meinen klugen Vater, der ein Leben der Vorsicht und Diskretion gelebt hatte, war das, was mit seiner Tochter geschah, schlimmer als alles, was er sich hätte vorstellen können. Nach vielen schlaflosen Nächten beschlossen meine Eltern, einen Anwalt einzustellen, was sich jedoch als vergebene Mühe herausstellte.

Ich wurde zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe verurteilt und in das Frauengefängnis der Provinz gebracht. Dort durften die Gefangenen einmal im Monat Familienbesuche empfangen. Bei jedem Besuch versuchte mein bekümmerter Vater, mich davon zu überzeugen, mit der Partei in Einklang zu stehen, einen Trennungsstrich zwischen mir und Falun Gong zu ziehen und mich den Bemühungen der Umerziehungsmaßnahmen der Partei zu fügen und so weiter.

Die Gefängnisbehörden gewährten mir besondere Rechte, als sie die Einstellung meines Vaters zur Partei berücksichtigten. So durfte ich mit meinem Vater essen gehen. Außerdem wurde mein Vater zu einer Besichtigung des Gefängnisgeländes eingeladen. Ich konnte sehen, dass mein Vater ein bisschen überwältigt und dankbar für die besondere Behandlung war. Ich jedoch fühlte mich beschämt und gedemütigt.

Eigentlich verachtete ich meinen Vater für dieses Verhalten und stellte ihm innerlich Fragen: „Hast du nicht persönlich die körperlichen und persönlichen Veränderungen deiner Tochter bemerkt, nachdem sie begonnen hat, Falun Gong zu praktizieren? Wie kannst du sagen, Falun Gong ist nicht gut, nur weil die Partei behauptet, dass es nicht gut ist?“

In den drei Jahren, in denen ich im Gefängnis war, überwanden meine Eltern viele Schwierigkeiten, wenn sie mich besuchten und mir Proviant schickten. Obwohl ich ihnen dankbar dafür war, konnte ich nicht umhin, eine tiefe Kluft zwischen uns zu fühlen. Ich konnte meine Eltern nicht akzeptieren, vor allem nicht die Einstellung meines Vaters zu Falun Gong. Sie wiederum warfen mir vor, dass ich stur und undankbar gegenüber ihrer Liebe und Besorgtheit war.

Die betrügerische Verleumdung und der unerbittliche Terror des kommunistischen Regimes gegen Falun Gong hatten die ursprüngliche Nähe und Harmonie völlig zerstört, die meine Eltern und ich mein ganzes Leben lang miteinander genossen hatten.

Als mein Vater während der Besuche die verleumderische Propaganda der Partei fortwährend wiederholte, spürte ich oft, dass er zum Sprachrohr der Partei geworden und nicht mehr mein geliebter Vater war. Andersherum war es so, dass meine Eltern fanden, dass ich ungehorsam und schwer zu verstehen war, als ich weiterhin standhaft in meinem Glauben blieb.

Nur die Zeit kann die Wahrheit zeigen

Im Gefängnis konnte ich wirklich erleben, wie es sich anfühlt, wenn man am „Abgrund der Finsternis“ steht und wenn „ein Tag wie ein Jahr vergeht“. Die Gefangenen wurden gezwungen, täglich unter dem Druck der körperlichen harten Arbeit von bis zu zehn Stunden oder mehr in einer geistig depressiven Umgebung zu überleben. Folglich alterten viele von ihnen vorzeitig. Glücklicherweise hatte ich die Prinzipien Wahrhaftigkeit, Gutherzigkeit und Nachsicht als moralische Unterstützung und Führung, so dass ich hoffnungsvoll und optimistisch bleiben konnte.

Als ich endlich freigelassen wurde, fand ich heraus, dass ich ohne rechtliche Grundlage von meiner Führungsposition gefeuert worden war. Ich ließ meinen Stolz los und suchte mir schnell einen Job als Verkäuferin in einem Einkaufszentrum. Dort verdiente ich genug für meinen Lebensunterhalt. Dieses Vorgehen brachte mir den Respekt meiner Eltern ein, die die Beharrlichkeit ihrer Tochter miterlebten, die wieder aufstand, nachdem sie heruntergefallen war.

Seitdem hatte ich eine Vielzahl von Jobs: als Vertriebsmitarbeiterin, Büroangestellte, Lehrerin und weitere. Egal welche Tätigkeit ich ausübte, stellte ich sicher, dass ich das Beste aus meinen Fähigkeiten herausholte, und gewann dadurch sowohl den Respekt meiner Vorgesetzten als auch den meiner Kollegen.

Einmal arbeitete ich als Büroangestellte in einer Firma. Der dortige stellvertretende Niederlassungsleiter machte folgende Bemerkung: „Heutzutage ist es schwer, junge Leute in Ihrem Alter zu finden, die Ihre Qualitäten und Ihr Engagement besitzen."

Weil ich mich kultiviere, erfreue ich mich weiterhin guter Gesundheit. Seit über 20 Jahren habe ich keine Medikamente eingenommen und kein Krankenhaus besucht. Ich habe einen rosigen Teint und sehe jung aus, so gar nicht wie jemand, der drei Jahre lang unter schwerer Zwangsarbeit gelitten hat.

Im Laufe der Jahre nach dem Gefängnisaufenthalt beobachtete mein Vater, wie ich alle Hindernisse überwand, die sich mir in den Weg stellten und eine positive Haltung beibehielt. Allmählich verbesserte sich auch meine berufliche und wirtschaftliche Situation.

Als meine Mutter 2005 einen Autounfall hatte, war ich praktisch jede Nacht bis zu ihrer Entlassung bei ihr im Krankenhaus. Obwohl das, was ich tat, für mich selbstverständlich war, erwärmte diese Geste das Herz meiner Eltern. Die Lügen der Partei hatten sie glauben lassen, dass Falun Gong-Praktizierende kalt und herzlos seien und sich nicht um ihre Familien kümmern würden. Doch jedes meiner Worte und jede meiner Handlung zeigten das komplette Gegenteil.

Allmählich änderte sich die Einstellung meines Vaters zu Falun Gong und wurde positiv. Er konnte sehen, dass Falun Gong-Praktizierende auch zu ihren Familien gut sind.

Als ich einmal bei meinen Eltern zu Besuch war, kamen wir auf das Thema zu sprechen, wie die Verfolgung von Falun Gong von Jiang Zemin persönlich gestartet worden war. Plötzlich erhob mein Vater seine Stimme und verkündigte wütend: „Jiang ist der schlimmste Teufel auf Erden. Was ist falsch an Falun Gong? Was ist so falsch daran zu praktizieren, um einen gesunden Körper zu bekommen? Was ist so falsch daran, ein guter Mensch werden zu wollen? Was für einen Schaden soll das der Gesellschaft bringen?“

Mein Vater erzählte mir auch, dass sich er und seine alten Freunde – alles  pensionierte Beamte und Parteimitglieder – immer darin einig waren, wenn sie zusammensaßen, dass Jiang ein wahrhaft bösartiger Kerl ist. Alle verachteten ihn.

Mein Vater hat die Hälfte seines Lebens für die Regierung unter dem kommunistischen Regime gearbeitet, aber mit seinem logischen und analytischen Verstand muss er gewusst haben, dass die Verfolgung erlogen und grundlos ist. Leider übernahmen seine Angst und der Selbsterhaltungstrieb die Kontrolle, als er sich unter diesen äußerst widrigen Umständen und unter dem unermesslichen Druck befand. Mein Vater war zu jener Zeit der Parteikultur erlegen und spiegelte daher die verleumderische Propaganda der Partei gegen Falun Gong wider.

Nach all diesen Jahren sprach mein Vater sich endlich für Falun Gong aus und stand auf der Seite von Wahrhaftigkeit, Gutherzigkeit und Nachsicht. Was für ein erfreulicher Wandel!

Dann schwor mein Vater der Partei ab und zog sich aus allen der Partei angeschlossenen Organisationen zurück. Er gab öffentlich bekannt, dass alle seine abwertenden Äußerungen über Falun Gong falsch gewesen seien und dass er Falun Gong von nun an unterstützen werde.

Der Oberste Gerichtshof gab im Mai 2015 bekannt, dass jeder Fall, der eingereicht wird, bearbeitet und jede Beschwerde behandelt wird. Dies führte zu einer Welle von Strafanzeigen gegen Jiang Zemin. Über 200.000 Menschen in China und Übersee zeigten Jiang Zemin an. Mein Vater sagte zustimmend: „Jiang anzeigen? Auf jeden Fall!“

Die Freude, die Wahrheit zu kennen

Nachdem mein Vater seine Haltung gegenüber Falun Gong geändert hatte, passierten ihm nacheinander gute Dinge. Er begann auch, ein finanziell angenehmes Leben zu genießen, und ist außerdem gesund. Meine Eltern können sich selbst versorgen.

Meine Mutter hatte im Jahr 2014 eine Erkältung und hörte nicht auf zu husten. Bei einer Untersuchung im Krankenhaus stellte sich heraus, dass sie Wasser in der Lunge hatte. Der Arzt sagte, dass es sehr gut möglich sei, dass das durch einen Tumor verursacht wurde. Die ganze Familie war besorgt.

Ich blieb ruhig. Ich gab meiner Mutter ein Dafa-Amulett und bat sie, folgende Worte zu rezitieren: „Falun Dafa ist gut! Wahrhaftigkeit, Gutherzigkeit und Nachsicht sind gut!“ Mein Vater bot an, diese Worte mit ihr zusammen zu rezitieren. Daraufhin verbesserte sich der Zustand meiner Mutter.

Eine weitere Untersuchung im Jahr 2015 zeigte, dass die Schatten auf der Lunge so gut wie verschwunden waren. Eine weitere Nachuntersuchung im Jahr 2016 zeigte, dass alles wieder normal war.

Jetzt sehe ich immer ein Lächeln auf den Gesichtern meiner Eltern. Sie rezitieren die Worte nun jeden Tag, um ihre Dankbarkeit gegenüber Meister Li, dem Gründer von Falun Gong, zu zeigen.

Während des Mitteherbstfestes 2016, an dem alle Dafa-Jünger dem Meister Grüße zukommen ließen, fragte ich meinen Vater, was er Meister Li wünsche. Mein Vater dachte ein eine Weile nach und sagte dann ernst: „Ich wünsche dem Meister gute Gesundheit und Langlebigkeit.“ Wir sahen uns an und lächelten.

Es gibt Gerechtigkeit in den Herzen der Menschen. Lügen können die Wahrheit nicht für immer zurückhalten. Mein Vater und ich glauben fest daran, dass Falun Gong eines Tages in China fair beurteilt werden wird und dass Jiang Zemin seine gerechte Vergeltung bekommen wird.