Ich habe die Eigensinne gefunden, sich nichts von anderen sagen lassen zu wollen und sich immer für unfehlbar zu halten

(Minghui.org) Im Jahr 1996 fing ich an, mich im Falun Dafa zu kultivieren. Seit 2012 bin ich an dem Projekt zur Rettung von gesetzwidrig verhafteten Mitpraktizierenden beteiligt. Als Koordinatorin muss ich mit anderen Mitpraktizierenden kommunizieren, damit wir bei diesem Projekt gut zusammenarbeiten: Manche erklären persönlich den betreffenden Personen die wahren Umstände, andere senden aufrichtige Gedanken aus, einige verschicken Briefe über die Verfolgung von Falun Gong und so weiter.

Unsere Fa-Lerngruppe ist verantwortlich für das Aussenden der aufrichtigen Gedanken. Jeden Morgen um halb sieben senden wir eine Stunde lang aufrichtige Gedanken aus. An einem Morgen brachte die Praktizierende A mir einen auf der Minghui-Website veröffentlichten Artikel mit dem Titel „Falun Dafa-Praktizierende in Festlandchina brauchen einen ‚Hauptkoordinator’, oder nicht?“ mit. Ohne nachzudenken, sagte ich sofort: „Ich besuche die Minghui-Website jeden Tag. Diesen Artikel habe ich bereits gelesen.“ Das war der Praktizierenden A sehr peinlich. Sie sagte: „Ich wollte diesen Artikel eigentlich gar nicht mitbringen, doch die Praktizierende B bat mich, dir diesen Artikel zu geben. Ich befinde mich in einem Dilemma; letzte Nacht habe ich wegen dieser Sache nicht gut geschlafen.“ Sie war aufgeregt und sprach mit erhobener Stimme. Ich dachte: „Sie sollte sich in diese Sache nicht einmischen. Die Praktizierende B sollte mir ihre Meinung direkt sagen. Einen Artikel zu übermitteln, kann Probleme nicht lösen. Ich muss mich doch noch mit ihr austauschen.“ Ich äußerte diese Gedanken nicht laut und hatte auch gegenüber der Praktizierenden A einige schlechte Gedanken: „Du hast an der Koordinationsarbeit doch gar nicht teilgenommen. Wie kannst du dann wissen, was die anderen tun?“ Unbewusst erzeugte ich einen inneren Widerstand gegen sie.

Das Aussenden der aufrichtigen Gedanken wurde dadurch schon um 20 Minuten verzögert. Mit Widerwillen nahm ich schließlich den Artikel an, weil ich die Praktizierende A nicht in eine schwierige Lage bringen wollte. Daraufhin sendeten wir eine Stunde lang aufrichtige Gedanken aus. Ich kam wieder zur Ruhe und erinnerte mich an die folgenden Worte des Meisters:

„Wenn jemand sagt, dass du andere töten oder einen Brand stiften willst, wirst du es sehr lustig finden. (Der Meister lacht.) Wie kann das möglich sein? Mit einem Lächeln ist es vorbei. Du wirst es gar nicht ernst nehmen, weil du jenen Eigensinn nicht hast und diese Worte dich nicht treffen können. Ohne jenen Eigensinn kann es dich nicht berühren. Wenn sich dein Herz aber bewegt, bedeutet es, dass du den Eigensinn doch hast! Wenn du dich in deinem Herzen wirklich unausgeglichen fühlst, bedeutet es, dass diese Sache bei dir doch nicht so klein ist. (Beifall.) Sollst du sie nicht wegkultivieren?“ (Li Hongzhi, Fa-Erklärung auf der Konferenz in San Francisco 2014, 16.10.2014)

Warum fühlte ich mich innerlich nur so unangenehm berührt? Warum bewegte sich mein Herz? Ich hatte bestimmt noch Eigensinne. Ich schaute nach innen und stellte fest, dass ich mir nichts von anderen sagen ließ und mich außerdem für unfehlbar hielt. Ich hatte diese Eigensinne lange Zeit nicht erkannt, deshalb übte ich an diesem Tag solch einen großen Druck auf die Praktizierende A aus. Sie konnte beim Aussenden der aufrichtigen Gedanken ihr Herz nicht ruhig halten und auch ihre Beine bewegten sich häufig. Ich bereute es sehr und entschuldigte mich im Stillen ehrlich bei ihr. Gleichzeitig bedankte ich mich bei ihr dafür, dass sie mich meine Eigensinne hatte erkennen lassen. In diesem Moment bemerkte ich, dass sie sofort ruhig wurde und sich nicht mehr bewegte.

Daraufhin änderte sich meine Anschauung auch ihr gegenüber: Die Praktizierende A war mit ihrer Arbeit zwar sehr beschäftigt, aber sie nahm sich doch noch Zeit, um diesen Artikel von der Minghui-Website herunterzuladen und dann für mich auszudrucken. Sie hatte gehofft, dass ich den Artikel als Spiegel benutzen konnte, damit ich meinen Weg der Kultivierung gut und aufrichtig gehen konnte. Außerdem spürte ich, dass sie die Verantwortung für die Gesamtheit ernst nahm. Wieso bedankte ich mich dann nicht bei so einer guten Mitpraktizierenden, sondern entwickelte negative Gedanken bzw. Groll gegen sie? Bei dieser Frage sah die Praktizierende A vor meinem inneren Auge plötzlich wie eine wunderschöne Blumen aus. Mein Herz wurde immer reiner. Ich bedankte mich bei dem Meister und bei den beiden Praktizierenden A und B, denn sonst hätte ich meine tief versteckten Eigensinne nicht finden können.

Nachdem wir eine Stunde lang aufrichtige Gedanken ausgesendet hatten, wollte ich die Praktizierende A um Entschuldigung bitten. Sie aber sagte: „Du brauchst nichts zu sagen. Ich habe deine Wandlung schon wahrgenommen.“

Das erinnerte mich an das folgende Gedicht des Meisters:

„KultivierenderBei sich die Fehler suchtViele menschliche Gesinnungen beseitigenGroßer Pass, kleiner Pass, nicht vermeidenRecht hat erUnrecht habe ichWozu streiten“(Li Hongzhi, Wer hat recht, wer hat unrecht, 16.05.2011, in: Hong Yin III)

Jede Angelegenheit, die uns begegnet, egal, ob sie mit uns zu tun hat oder nicht, deutet an, dass wir selbst bestimmt noch Eigensinn haben und uns erhöhen sollten. Man braucht nicht daran festzuhalten, wer recht hat und wer nicht, und auch nicht festzustellen, ob diese Angelegenheit richtig oder falsch ist. Ein Praktizierender soll einfach bei sich selbst nach Eigensinnen suchen. Man darf die eigenen Eigensinne nicht ignorieren und sie auch nicht vertuschen.

Das sind meine persönlichen Erkenntnisse auf meiner Ebene. Bei Mängeln bitte ich um Korrektur von den Mitpraktizierenden.