Europäische Fa-Konferenz: Kultivierung als Koordinatorin

Vorgetragen auf der Fa-Konferenz zum Erfahrungsaustausch 2018 in Prag

(Minghui.org)

Verehrter Meister, geschätzte Mitpraktizierende!

Dieses Jahr fanden zwei Shen-Yun-Aufführungen in einer österreichischen Stadt statt. Da es in unserer kleinen Stadt nur wenige Praktizierende gibt, wurden mir sehr viele Koordinationsaufgaben für die Vorbereitung übertragen. Meiner Meinung nach bekam ich eine der schwierigsten Aufgaben: die Koordination der Praktizierenden. Es war keine leichte Aufgabe, über eine längere Zeit mit Mitpraktizierenden unterschiedlicher Charaktere und Mentalitäten zusammenzuarbeiten. Aber wegen dieser großen und schwierigen Aufgabe konnte ich wirklich spüren, was Kultivierung und Erhöhung der Xinxing (Herzensqualität) bedeutet. Wenn ich zurückblicke, erkenne ich, dass es bei meiner Kultivierung bis zu diesem Zeitpunkt viele Versäumnisse gegeben hatte. Ich bin dem Meister unendlich dankbar für diese wertvolle Gelegenheit der Kultivierung. Die Spannungen der Xinxing und die Prüfungen kamen auf mich herab wie Äpfel, die bei einem heftigen Wind herunterfallen. Manchmal schien es mir sogar, dass ich all diese Tests nicht mehr ertragen konnte. Manchmal kamen die Spannungen und zwischenmenschlichen Reibereien in allen Bereichen gleichzeitig vor – in der Familie, zwischen den Praktizierenden wie auch zu den anderen Koordinatoren.

Ganz am Anfang hatte ich mir versprochen, dass ich alle Tests und Konflikte dazu nutzen würde, um nach innen zu schauen und meine Xinxing zu erhöhen. Natürlich war es nicht immer möglich, dies einfach und schnell zu tun. Doch ich versuchte, nicht von der mir selbst auferlegten Verpflichtung abzuweichen und keine einzige vom Meister arrangierte Gelegenheit zu verpassen. In den Konfliktsituationen fragte ich mich jedes Mal: „Was muss ich noch erkennen? Welchen Eigensinn muss ich finden? Wo hat er sich versteckt? Wie kann ich ihn schnell loslassen und mit Leichtigkeit weitergehen?“

Einer meiner ersten Prüfungen war, als ich von der Entscheidung erfuhr, dass alle Praktizierenden aus Deutschland entweder die Shen-Yun-Aufführungen in Basel oder in Berlin unterstützen sollten. Die Aufführungen in Salzburg dagegen sollten nur von den Praktizierenden aus Österreich unterstützt werden. Es schien eine logische Entscheidung zu sein. Jedoch konnten die Shen-Yun-Aufführungen in den beiden letzten Jahren ausschließlich mit Hilfe von Praktizierenden aus München und den umliegenden Regionen durchgeführt werden. Es schien mir unrealistisch, alle notwendigen Aufgaben aus eigenen Kräften zu schaffen. Außerdem sind viele der österreichischen Praktizierenden entweder sehr beschäftigt, haben nicht genügend finanzielle Mittel oder leben weit weg. Meiner Meinung nach kam ein komplettes Fiasko für die Promotion von Shen Yun in Salzburg auf uns zu. Ich fühlte mich völlig hilflos, war voller Groll und fand es völlig ungerecht. Eine Flut negativer Gedanken überrollte mich.

Leider ließen sich manche Praktizierende in meiner Umgebung die Gelegenheit nicht entgehen, das Feuer noch weiter anzufachen. Auch sie hielten diese Situation für absolut unlogisch und stellten den Erfolg von Shen Yun in Salzburg in Frage. Da begann ich zu bemerken, dass dieser negative Gedankenstrom meine positive Energie wegspülte. Anstatt mich auf die Lösung des Problems und auf positive Gedanken zu konzentrieren, verschwendete ich meine Energie für absolut nutzlose Gedanken. Mir wurde klar, dass die alten Mächte wollten, dass wir unsere Energien für Kontroversen und Kämpfe untereinander verschwendeten. Sofort lehnte ich diese negativen Gedanken ab und sagte mir: „Stopp! Ich verzichte auf euch! Ich will nicht mehr darüber nachdenken.“

Im Zhuan Falun erklärt uns der Meister das Gedankenkarma:

„Aber die meisten können es mit ihren starken subjektiven Gedanken (einem starken Hauptbewusstsein) verdrängen und ihm entgegenwirken. Das bedeutet, dass dieser Mensch zu erlösen ist und Gutes von Schlechtem unterscheiden kann, das heißt auch, dass er ein gutes Erleuchtungsvermögen hat. Mein Fashen wird ihm dann helfen, den größten Teil dieses Gedankenkarmas zu beseitigen. So etwas kommt oft vor. Wenn das auftaucht, hängt es davon ab, ob man selbst diese schlechten Gedanken besiegen kann. Bei denjenigen, die standhaft bleiben können, kann das Karma beseitigt werden.“ (Li Hongzhi, Zhuan Falun 2012, S. 366)

Es spielt keine Rolle, welche Entscheidung auch immer getroffen wird – ich werde sie befolgen. Die Handlungen anderer Koordinatoren zu kritisieren und zu bewerten, ist nicht meine Aufgabe. Ich vertraue nur den Arrangements des Meisters, und er hat sie zu Koordinatoren ernannt. Ich will keine negativen Gedanken über andere haben. Ich werde mich nur darauf konzentrieren, wie ich meine Arbeit am besten machen kann – das ist meine Hauptaufgabe.

Und plötzlich hörte dieser negative Strom auf. Natürlich erschienen immer wieder mal einige negative Gedanken und versuchten, meinen Verstand zu beschäftigen – aber alle diese Versuche trafen auf meine hartnäckige Abfuhr.

Dann änderte sich die Situation. Als die Shen-Yun-Vorführungen in Basel nahezu ausverkauft waren, kamen immer mehr Praktizierende aus Deutschland zur Unterstützung nach Salzburg. Obwohl wir immer wieder einen Mangel an Manpower hatten, konnte ich meine Xinxing in diesem Prozess erhöhen.

Fehler anderer tolerieren

Als ich die Ukraine verließ und nach Österreich zog, entdeckte ich viele kommunistische Faktoren in mir, die ich früher nicht bemerkt hatte. Mir wurde klar, dass es sehr wichtig ist, die Neun Kommentare zu lesen. Aber noch wichtiger ist es, mich selbst zu verbessern und die starken kommunistischen Faktoren zu finden und zu entfernen, die uns durch das kommunistische Umfeld in der Familie, in der Schule und in der Gesellschaft aufgezwungen wurden. Einer dieser Faktoren war die Verhaltensweise, stets einen Täter oder Sündenbock zu finden. Mein Mann hatte mich schon oft darauf hingewiesen, dass ich in fast allen Konflikten und unangenehmen Situationen die Schuldigen finden wollte. Zuerst verstand ich nicht, wovon er sprach. Denn meiner Meinung nach muss man, um das Problem zu lösen, seine Wurzeln verstehen. Deshalb ist es wichtig, die Schuldigen zu finden. Aber mein Mann sagte mir immer wieder, dass ein erfolgreicher Mensch die alleinige Verantwortung übernimmt. In verschiedenen Büchern hatte ich zwar auch darüber gelesen, konnte aber dieses Prinzip nicht verstehen, nicht einmal, als ich anfing, Falun Dafa zu praktizieren. Schließlich muss ein Praktizierender nicht nur die Verantwortung für alles übernehmen und andere nicht beschuldigen, sondern auch nach innen schauen und seine Xinxing erhöhen.

Aber die sowjetische Ideologie lehrte genau das Gegenteil: Es gibt immer einen Schuldigen. Ich sah das sehr deutlich bei einer Freundin aus der Ukraine, die keine Praktizierende ist. Zum Beispiel glaubte sie: Wenn eine Mutter mit ihrem Kind unterwegs ist und das Kind krank wird, dann ist es die Schuld der Mutter – weil sie sich hätte kümmern müssen. Ich betrachtete ihre Denkweise aus einem anderen Blickwinkel und erschrak, die gleichen Gedanken auch in mir zu finden. Mir wurde klar, dass ich einen Täter immer überall und in allem suchte und fand. Dann hörte ich eines Tages, wie eine österreichische Mutter zu ihrem Kind sagte, das offensichtlich unvorsichtig gewesen und deshalb (so schien es mir) schuldig war: „Mach dir keine Sorgen, niemand ist schuld. Es war nur ein Unfall.“ Ich war erstaunt über unsere unterschiedlichen Denkweisen.

Der Meister sagt im Jingwen „Berichtigung“ in Essentielles für weitere Fortschritte I:

„Wenn die Probleme aufgetaucht sind, sucht nicht nach dem Schuldigen. Achtet darauf, was ihr selbst tut. Sucht auch nicht nach demjenigen, der es geschrieben hat. Beherzigt die Lehre und passt in Zukunft auf.“ (Li Hongzhi, 28.04.1996)

Es war in der Praxis nicht so einfach, meine Denkweise zu ändern, die mir über mehrere Jahrzehnte hinweg auferlegt und mich geprägt hatte. Ich verstand es zwar theoretisch, aber wenn ich in eine entsprechende Situation geriet, dachte ich genauso wie früher. Was immer auch passierte, es war wichtig, andere nicht dafür verantwortlich zu machen.

Einmal las ich eine Geschichte aus dem alten China, die auf der Website Pure Insight veröffentlicht wurde. Die Geschichte handelte von einem Großvater, der auf seinen Enkel aufpasste, der auf der Straße spielte. Plötzlich und unerwartet kam ein Pferdewagen und fuhr den Jungen an. Der Großvater hob den leblosen Jungen auf und sagte zu den Leuten, die im Wagen saßen: „Alles ist in Ordnung, fahrt weiter, ihr habt es eilig! Sicher habt ihr es nicht absichtlich getan.“ Als die Eltern des Kindes nach Hause kamen, sagte der Großvater zu ihnen, dass der Junge sehr müde gewesen und schon eingeschlafen sei. Am nächsten Morgen wachte der Junge auf, als wäre nichts passiert. Diese Geschichte rührte mich zu Tränen.

Als ich anfing, die Vorbereitungen für Shen Yun zu koordinieren, musste ich mich der Tatsache stellen, dass Praktizierende Fehler machen, und manchmal sogar schwere Fehler. Dies verursachte bei mir immer wieder viele negative Gedanken und machte mich wütend, besonders die Fehler von Praktizierenden, zu denen ich keine gute Beziehung hatte oder die aus irgendeinem Grund in meinen Augen nicht zuverlässig waren.

So schickte mir eine chinesische Praktizierende, mit der ich sehr starke Reibungen hatte, einen Konzertkalender. Darin fand ich oft Fehler. Jedes Mal dachte ich negativ über diese Praktizierende. Einmal ging ich mit einem anderen Praktizierenden zu einer dieser Veranstaltungen. Es war an diesem Abend sehr kalt. Wir standen am Ausgang des Konzertsaals und warteten darauf, dass die Leute aus dem Theater herauskamen, damit wir Shen-Yun-Flyer an sie verteilen konnten. Zur festgesetzten Zeit kamen aber nur sehr wenige Leute heraus. Es stellte sich heraus, dass es erst die Pause war, das Ende des Konzertes war erst eine Stunde später. Wir warteten nicht auf das Ende, denn es war schon sehr spät und kalt und der andere Praktizierende war bereits den ganzen Tag auf den Beinen gewesen.

Ich fand dann heraus, dass die zuständige Praktizierende nur die ungefähre Zeit aufgeschrieben hatte, den genauen Zeitpunkt des Konzertendes hatte sie nicht angegeben. Ich war enttäuscht, dass wir vergeblich dorthin gegangen waren. Negative Gedanken und Verurteilungen machten sich in meinem Herzen breit. Ich dachte, sie hätte Probleme bei der Kultivierung. Offensichtlich hatte das Böse auch Lücken bei uns gefunden. Aber der Mitpraktizierende, der mit mir beim Theater war, sagte zu mir: „Wir müssen tolerant gegenüber den Fehlern anderer sein. Wir sind alle Menschen und niemand ist immun gegen Fehler.“ Zuerst wies ich diese Worte zurück, sie konnten wegen meiner Verurteilungen nicht in mein Herz gelangen. Aber als ich nach Hause kam und darüber nachdachte, erkannte ich, dass der Meister den Mund dieses Praktizierenden benutzt hatte, um mich auf meine Versäumnisse hinzuweisen.

Ich begann, nach innen zu schauen und zu analysieren, warum ich so starr und intolerant gegenüber den Fehlern anderer war. Da erinnerte ich mich an meine Kindheit, als mich meine Eltern wegen eines Fehlers oder Versehens sehr gescholten hatten. Mein Vater hielt mir einige Fehler immer wieder vor. Natürlich war es Karma, das ich dadurch zurückzahlte, aber so gewöhnte ich mir diese Verhaltensweise zu anderen Menschen an. Als ich das erkannte, fühlte ich mich befreit und alle negativen Gedanken lösten sich auf.

Ein paar Monate später gingen wir wieder ins Theater, um dort Werbebroschüren für Shen Yun zu verteilen. Es war das letzte große Konzert kurz vor unseren zwei Aufführungen. Wir waren sieben Praktizierende, aufgeteilt in drei Autos. Aber als wir beim Theater ankamen, stellten wir fest, dass alle Besucher das Haus bereits verlassen hatten – wir waren eine halbe Stunde zu spät. Zu meiner Verteidigung sagte ich zu den Praktizierenden, dass die Vorführung wohl früher beendet worden sei. Ich benutzte diese Ausrede, obwohl ich in meinem Herzen den Verdacht hatte, die Tage verwechselt zu haben. Als ich nach Hause kam und im Programm nachschaute, erschrak ich. Tatsächlich, ich hatte die Tage verwechselt. Mein Herz war so schwer, dass ich mich auf die Couch legte und nichts mehr tun wollte. Natürlich erkannte ich, dass es mein Fehler war. In dieser Passivität erkannte ich, dass ich nicht nur anderen ihre Fehler nicht verzeihen konnte, sondern auch mir selber nicht. Weil ich mich in diesem Bereich nicht grundlegend verbessert hatte, hatte der Meister diese Situation arrangiert, um mich erkennen zu lassen, dass niemand perfekt ist. Wir alle können Fehler machen und haben Lücken – doch sollten wir die Fehler der Mitpraktizierenden tolerieren und gutherzig damit umgehen.

Im Gedichtband Hong Yin III sagt der Meister:

„Wer hat recht, wer hat unrechtKultivierenderBei sich die Fehler suchtViele menschliche Gesinnungen beseitigenGroßer Pass, kleiner Pass, nicht vermeidenRecht hat erUnrecht habe ichWozu streiten“(Li Hongzhi, 16.05.2011)

Vielen Dank, Meister. Vielen Dank, Mitpraktizierende!

Rubrik: Fa-Konferenzen