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Güte und Aufrichtigkeit eines großen Herrschers

15. Februar 2019 |   Von einem Falun-Dafa-Praktizierenden in China

(Minghui.org) Ein altes Sprichwort besagt: „Einen Freund erkennt man erst in der Not.“ In der turbulenten Zeit der Drei Königreiche (220-280 n. Chr.), in der China in die Staaten Wei, Shu und Wu aufgeteilt war, zeigte sich die tiefe Bedeutung von Güte und Aufrichtigkeit – auf Chinesisch Renyi.

Renyi kam besonders deutlich bei Liu Bei zum Vorschein, einem Kriegsherrn in der späten östlichen Han-Dynastie und Gründer und erster Herrscher des Staates Shu.

Die Machthaber kämpften um Territorien. Einer von ihnen, Tao Qian aus Xuzhou, bot Liu drei Mal sein Land an, doch Liu lehnte es jedes Mal ab. Tao wurde sehr krank. Als er im Sterben lag, deutete er auf sein Herz, womit er seinen Entschluss bekräftigen wollte, Liu sein Land zu überlassen. Als Tao schließlich begraben war, suchten seine Soldaten Liu auf, um den Wunsch ihres toten Kriegsherrn zu übermitteln. Doch Liu lehnte noch immer ab. Erst als die Bewohner von Xuzhou Liu am nächsten Tag aufsuchten, weinten und ihn anflehten, willigte er ein, die Verantwortung für sie zu übernehmen und sie anzuführen.

Als Cao Cao, der mächtigste Kriegsherr, mit unzähligen Soldaten in Fancheng einfiel, war Lius Leben direkt bedroht. Sein Berater Zhuge Kongming riet ihm, Fancheng schnell zu verlassen und einstweilen nach Süden, nach Xiangyang zu gehen.

Doch Liu brachte es nicht über sich, sein Volk im Stich zu lassen. „Sie sind mir nun schon so lange gefolgt“, sagte er. Zhuge schlug vor, dass er den Fluchtplan bekannt geben sollte. „Diejenigen, die dir folgen wollen, können mit dir gehen, und die anderen können bleiben.“ Als das Volk vor die Wahl gestellt wurde, zögerte es nicht. Alle beschlossen, Liu zu folgen, „selbst wenn das den Tod bedeutet“.

Männer und Frauen, alt und jung – sie alle folgten Liu und seiner Armee nach Süden. Als sie den Fluss Hanshui überquerten, weinten die Menschen, weil sie nicht wussten, ob sie und ihre Angehörigen es rechtzeitig vor der Ankunft von Caos Armee hinüberschaffen würden.

Als Liu ihre Not sah, weinte auch er und sagte: „Mein Volk muss meinetwegen so viel erleiden. Es gibt keinen Grund für mich, weiterzuleben!“ Seine Männer mussten ihn mit äußerster Gewalt davon abhalten, sich das Leben zu nehmen. Als er am anderen Flussufer ankam, befahl er seinem General, mit seinem Schiff rasch alle über den Fluss zu bringen. Liu stieg erst auf sein Pferd, als er sich davon überzeugt hatte, dass alle sicher hinübergebracht waren.

Es gilt als Tabu, Familien und Bürger mitzunehmen, wenn man mit einer Armee unterwegs ist, geschweige denn angesichts eines furchterregenden Feindes. In einer so schwierigen Situation handeln die meisten Menschen nach dem Motto „jeder für sich“. Nur wenige haben die Güte und Aufrichtigkeit von Liu, der nur an sein Volk dachte.

Als Liu und sein Volk schließlich in Xiangyang ankamen, weigerte sich sein Neffe, das Tor zu öffnen. Stattdessen befahl er, Liu anzugreifen. Ein Mann namens Wei Yan tötete von innen den Torwächter und öffnete Liu das Tor. Wei wollte, dass Liu und seine Soldaten in Xiangyang einmarschierten und ihm halfen, „den Verräter zu töten“.

Lius General Zhang Fei wollte die Stadt angreifen, aber Liu hielt ihn davon ab und sagte, er solle „die Menschen nicht erschrecken“. Als er sah, dass die Soldaten bereits eine Schlacht in der Stadt begonnen hatten, bedauerte er das zutiefst. „Ich wollte sie schonen, doch jetzt bin ich derjenige, der sie in Schwierigkeiten gebracht hat. Ich möchte lieber nicht nach Xiangyang gehen.“ Und so zog er mit seinem Volk weiter nach Süden.

Mit Caos Armee im Nacken gab Liu den sicheren Hafen auf, um die Sicherheit der Leute in Xiangyang zu gewährleisten. Nur ein Mensch mit Renyi [Güte und Aufrichtigkeit] kann eine solche Entscheidung treffen. Und erst aufgrund Lius Fähigkeit loszulassen, nahm Cao Xiangyang ein, ohne dass ein Tropfen Blut vergossen wurde.

Lius 100.000 Soldaten, die die Bürger mit ihren Wagen und vielen Besitztümern begleiteten, konnten täglich nur eine bestimmte Strecke zurücklegen. Als sich Caos Armee schnell näherte, schlugen Lius Generäle vor: „Es ist das Beste, vorerst ohne das Volk weiterzuziehen.“ Liu weigerte sich, das zu tun, und antwortete unter Tränen: „Derjenige, der Großes erreichen kann, muss sich von ganzem Herzen um sein Volk kümmern. Die Menschen haben beschlossen, mir trotz der Gefahr zu folgen. Wie könnte ich sie dann im Stich lassen?“

Caos Armee holte Lius Armee schließlich ein, und ein blutiges Gemetzel begann. Mi, Lius Frau, nahm sich das Leben, damit der tapfere General Zhao Yun, der eigenhändig Hunderttausende von Caos Soldaten bekämpfte, ihren Sohn retten konnte. Sowohl Zhao als auch Zhang Fei, ein weiterer General von Liu, kämpften mit allerletzter Kraft, um Lius Familie zu retten. Wie loyal und aufrichtig!

Lius Güte und Aufrichtigkeit zeigten sich auch in seinem absoluten Vertrauen in seine brüderlichen Freunde. Nach dem Kampf mit Cao wurden Liu, Guan Yu und Zhang Fei voneinander getrennt. Liu floh nach Qingzhou, wo Yuan Shao ihn aufnahm. Guan wurde von Cao festgenommen. Später kämpfte Cao gegen Yuan. Als Liu Guan in Caos Armee wiedersah, dankte er Himmel und Erde: „Ich danke dem Herrn. Mein Bruder, du bist wirklich hier!“ Liu glaubte nicht im Mindesten, dass Guan ihn verraten haben könnte. Wie viele Männer würden in einer solchen Situation keinen Zweifel hegen?

Als Liu den weisen Zhuge bitten wollte, sein militärischer Berater zu werden, bekam er bei seinen ersten beiden Besuchen in Zhuges Hütte keine Audienz. Liu war in einer schwierigen Lage, aber er beklagte sich nicht. Er wartete das nächste Frühjahr ab und wählte einen günstigen Tag, um Zhuge erneut in seiner Hütte aufzusuchen. Vor diesem dritten Versuch fastete er drei Tage lang, badete sich und wechselte seine Kleidung. Lius Aufrichtigkeit und Respekt vor dem Weisen bewegten Zhuge, der sich daraufhin bereit erklärte, Lius Berater zu werden.