Wir erfuhren erst in der letzten Minute, dass eine großangelegte Konferenz in Genf stattfinden würde unter dem Namen Initiative für den Frieden der Frauen sowie für geistige und religiöse Führer und dass Sitzungen im Gebäude der Vereinten Nationen und im Hotel Beau Rivage veranstaltet werden würden. Diese Konferenz war eine Folgekonferenz der Jahrtausend- Konferenz religiöser Führer, die im Jahr 2000 in New York stattgefunden hatte. Da ich nicht an der Eröffnung dieser Konferenz hatte teilnehmen können wie andere Praktizierende, nahm ich mir vor, am nächsten Tag teilzunehmen. Ich wusste nicht, ob man sich anmelden musste, um teilzunehmen, so beschloss ich, einfach hinzugehen und dann zu sehen. Als ich an dem Hotel ankam, in dem die verschiedenen Treffen stattfanden, sah ich eine Menge Leute dort, darunter Repräsentanten vieler religiöser Gemeinschaften. Sie aßen gerade und unterhielten sich miteinander. Da setzte ich mich einfach zwischen sie und wartete, bis eine neue Sitzung eröffnet wurde. Ich dachte immer noch über die Anmeldeformalitäten nach; aber plötzlich war mir klar, dass die Hauptsache war, mit offenem Herzen dort zu sein. Ich wiederholte die Worte, die ich in schwierigen Lagen immer bereit habe: Meister, deine Schülerin ist hier und wird hier bleiben, egal, was passiert. Kaum hatte ich das zuende gedacht, als eine Frau, die mir gegenüber saß, mich in ein Gespräch verwickelte. Sie trug ihr Namensschild und war Mitglied einer Schweizer Gesellschaft. Sie lebte in Genf, genau wie ich, und so sprachen wir über alle möglichen Dinge. Sie war stark an Falun Gong interessiert und fragte mich eine Menge Dinge. Sie war entsetzt über das, was ich ihr über die Lage in China berichtete und erzählte mir, dass sie seit langem auf einer spirituellen Suche war. Sie war stark beeindruckt von der Lehre des Falun Gong und meinte, dass es sehr bemerkenswert sei, wenn ein Lehrer derlei Lehren umsonst anbietet. Je länger wir sprachen, umso glücklicher fühlte ich mich ihretwegen. Ich dachte, auch wenn ich nicht an den Treffen teilnehmen könnte, so wäre ich doch nicht vergeblich hergekommen. Ich war ihretwegen hergekommen, und wenn ich nur einem einzigen Menschen helfen könnte, so wäre es das wert.
Wir gingen, uns weiter unterhaltend, in den Konferenzraum und ich konnte an einigen Treffen teilnehmen. Nachdem ich wegging, traf ich einen Bekannten, ein Mitglied einer Nicht-staatlichen Organisation (NGO), der mich fragte, wieso ich ohne Namensschild hätte teilnehmen können. Innerlich musste ich lächeln, weil ich genau wusste, dass der Meister mir geholfen hatte.
Am folgenden Nachmittag kam ich zurück und konnte sofort an einem Treffen zum Thema Religion und Regierung teilnehmen. Ich fand mich dicht neben einer asiatischen Dame sitzend. Ein Herr McDonald leitete die Debatte. Er bat uns, uns in einem Kreis um ihn herum zu setzen; aber ich hielt mich im Hintergrund, weil ich meinte, es sei besser, zuzuhören als zu sprechen. Aber dieser Herr kam auf mich zu und bat mich, mit ihnen zusammenzubleiben. Ich wurde ein bisschen ängstlich und dachte, wenn ich an der Diskussion teilnehmen sollte, so müsste ich zugeben, dass ich gar nicht angemeldet bin. Ich versuchte, mich zu beruhigen und dachte, das gehört alles zu meiner Kultivierung. Waren alle diese Regeln der gewöhnlichen Menschen fähig, mich davon abzuhalten, die Wahrheit aufzuklären? Sicherlich nicht! Nachdem ich das gedacht hatte, fühlte ich mich, als sei ein großes Gewicht von mir abgefallen und ich beschloss, eine Gelegenheit zum Sprechen abzuwarten. Ich weiß, dass nichts per Zufall geschieht und dass meine Anwesenheit hier einen Sinn hatte. Als Schüler in der Fa- Berichtigung hatte ich eine heilige Aufgabe, nämlich mich zu beeilen und ihnen alles sagen, aber ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte. Ich erinnerte mich daran, zu vertrauen und mein Herz wurde ruhiger. Plötzlich, wie eine Antwort auf meine Frage, begann die Dame neben mir, Frau Lätizia Shahani, seit zwölf Jahren Senatorin in den USA und präsidiale Beraterin, über die Lage der Religionen in der Welt und auch in China zu sprechen, wobei sie als Beispiel die Verfolgung von Falun Gong nannte. Auf diese Weise ergab sich die Gelegenheit, an der Diskussion teilzunehmen, ganz natürlich. Aber es gab auch eine Störung, die mich am Sprechen hindern wollte, in Form einer Dame von den Malaysia Sikhs, die uns versicherte, sie kenne die Lage der Religionen in China sehr gut und dort würde den verschiedenen Religionen der größte Respekt entgegengebracht. Die Dame neben mir, Frau Shahani, antwortete, dass dies normal sei, da diese Religionen die offiziell vom Staat anerkannten seien. Darauf folgte der Dialog der beiden Damen, und so war ich fähig, in die Unterhaltung einzusteigen, indem ich erklärte, dass ich eine Falun Gong Praktizierende sei. (Ein verwundertes Ah! war zu hören). Ich bemerkte, dass ich die Lage von Falun Gong in China sehr gut kenne, da ich von Anfang der Verfolgung an bei denen dabei war, welche die Verfolgung heftig kritisiert haben. Ich war über die Reaktion der Anwesenden ( etwa 3o Personen) erstaunt. Alle schienen nicht nur interessiert sondern auch berührt von der Frage; denn ich erinnerte sie daran, dass diese Verfolgung sehr brutal und schon seit drei Jahren im Gang sei und dass 70% der Gefangenen Frauen seien. Ich bat sie, diese brutale Verfolgung, die in China stattfindet, nicht zu vergessen. Ich erinnerte sie daran, die Tatsachen in ihrem Gedächtnis zu behalten.
Es war also eine gute Gelegenheit für mich, den Menschen um mich herum aus der Tiefe meines Herzens die Tatsachen zu erklären. Ich danke unserem Meister, der das alles arrangiert hat. Wir brauchen nur hinauszugehen und anwesend zu sein, denn alles geschieht ganz natürlich. Durch diese Erfahrung lernte ich aufs neue, meine Gedanken eines gewöhnlichen Menschen und meine Besorgnisse zur Seite zu schieben. Diese Vorstellungen (Gedanken) sind Hindernisse, die uns vom Sprechen und Handeln abhalten und es wird Zeit, uns endgültig von ihnen zu befreien. Ich verstand, dass wir alles mit einem reinen Herzen tun sollten, ohne vorgefasste Meinungen und ohne Gefühle. Das Fa muss vor allem stehen. Ich verstand auch wieder aufs Neue, dass, wann auch immer und wo auch immer wir voranschreiten, wir das nicht nur für die andern tun, sondern um uns selbst von unseren Fehlern und Voreingenommenheiten frei zu machen.
Beim Weggehen dankte ich Frau Shahani, die mir eine Mitteilung zukommen ließ, dass sie mehr über Falun Gong zu erfahren hoffte. Ich ging mit dem Bewusstsein nach Hause, dass noch viel zu leisten ist und dass es noch eine Menge Menschen gibt, die darauf warten, gerettet zu werden.
Das war meine Erfahrung bei der Kultivierung. Bitte, berichtigt mich, wenn irgendetwas, das ich gesagt habe, nicht mit den Anforderungen des Fa übereinstimmt.