Hier möchte ich meine Erfahrung erzählen, wie ich die Genehmigung für den Infostand erhielt. Schon lange wollten die Praktizierenden in Mainz auf dem Platz vor dem Theater einen Infotag veranstalten, weil der Platz direkt in der Stadtmitte liegt, sehr offen und daher sehr geeignet ist, möglichst viele Menschen zu erreichen. Uns wurde jedoch anfangs gesagt, dass auf dem Platz kein Infostand zugelassen sei. So nahmen wir beim ersten Infotag im Juli dieses Jahres einen anderen Platz an, der am Rand der Stadtmitte liegt. Als wir diesmal wieder einen Infotag beantragen wollten, dachten wir erneut an den Theaterplatz. Ich hatte einen starken Wunsch, den Platz für unseren Infotag zu bekommen. Ich erfuhr zwar bei anderen Praktizierenden, dass der Platz angeblich normalerweise nicht für Infotage zugelassen ist. Aber ich dachte mir, ich muss erst versuchen, dann weiß ich, ob das geht. Ich entschied mich, persönlich zum Ordnungsamt zu gehen. Falls man immer noch nein sagt, werde ich ihm dann unsere Zeitung und das Heft Witness zeigen, wie kritisch die Lage in China ist und wie sehr die Menschen dort unsere Hilfe brauchen.
Eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes, die für die Sondernutzung an öffentlichen Straßen zuständig war, war meine Ansprechpartnerin. Sie bot mir mehrere mögliche Orte für eine Infoveranstaltung an. Sie sagte gleich, dass direkt vor dem Theater nicht möglich ist. Sie erwähnte zwar kurz den Platz zwischen dem Theater und der Quelle als einen möglichen Ort. Aber als ich ihr erzählte, dass wir neben dem Stand noch Meditationsübungen machen wollten, stellte sie fest, dass ich nur andere Orte bekommen dürfte. Sie schien ziemlich entschlossen zu sein. Ich war etwas enttäuscht und konnte nichts mehr sagen. So entschied ich mich, die anderen möglichen Orte zuerst anzuschauen, ob die wirklich nicht gut sind. Ich ging zu den Orten. Einer war der Ort, an dem wir den letzten Infotag gehabt hatten. Die anderen zwei liegen zwar mehr oder weniger auch in der Stadtmitte, aber sie sind entweder weit von Menschen sind oder wegen Bäumen usw. davor überhaupt nicht offen und schön aussehen.
Ich wäre sonst nach Hause gegangen und hätte mir zu Hause überlegt, was ich als nächstes unternehmen sollte. Vielleicht hätte ich zwangsweise einen der nicht so guten Orte genommen oder sogar den Infotag wegen der Ortslage ausfallen lassen. In einem Wort, ich hätte mich zurückgehalten. Aber ich entschied mich diesmal, nochmals zu der Mitarbeiterin zu gehen und nochmals zu versuchen. Ich hatte ihr vorhin noch nicht die Zeitung und das Heft Witness gezeigt. Mindestens sollte sie wissen, worum es geht, auch wenn es mit dem Platz nicht klappt. Ich glaube, wenn man die Verfolgung in China erfährt, wird man bewegt.
So erschien ich zur Überraschung der Mitarbeiterin wieder in ihrem Büro. Ich sagte ihr sehr ehrlich, dass die Orte bis auf den Theaterplatz mir nicht gefallen und fragte erneut nach dem Platz vor dem Theater. Sie erklärte, dass es dort normalerweise für einen Infostand OK ist. Aber da wir noch meditieren wollten, war sie dann nicht mehr sicher, ob das angemessen wäre. Sie hielt es für etwas lächerlich, dass man vor dem Theater meditiert. Ich zeigte ihr das Bild (eine Praktizierende im Lotussitz) auf der ersten Seite unserer Zeitung und erklärte ihr, dass unsere Übung sehr ruhig und sehr schön ist und dass wir höchstens 10 Menschen am Stand sein und deswegen andere gar nicht stören werden. Weiterhin schlug ich das Heft Witness auf, zeigte ihr Bilder von Foltern an chinesischen Praktizierenden und sagte ihr: Wir wollen wirklich viele Menschen erreichen. Sehen Sie, in China passiert jeden Tag solche schlimme Sachen. Wir machen den Infotag nicht für uns selbst, sondern wir wollen den Menschen in China helfen. Die Mitarbeiterin war offensichtlich bewegt. Sie rief ihren Chef an und fragte, ob man vor dem Theater bei einem Infotag wegen Menschenrechtsverletzungen in China meditieren darf. Ich sendete in diesem Moment aufrichtige Gedanken aus und hatte den starken Gedanken: Wir müssen den Platz bekommen. Die Antwort des Chefs war positiv. Die Mitarbeiterin lächelte mir zu und ich ihr auch. Sie erledigte schnell die Formalitäten und sagte mir gleichzeitig: Sie haben Glück, dass Sie mich heute erwischt haben. Ich fragte sie daraufhin: Sind sie sonst schwer zu erreichen? Sie sagte nichts und lächelte nur. Nach zwei Minuten bekam ich schon die Genehmigung gedruckt. So schnell wie noch nie! Ich war sehr glücklich und vergaß beim Gehen nicht, der Mitarbeiterin eine Zeitung zu geben. Sie nahm sie gerne an. Ich glaube, sie wird die Zeitung lesen.
Nachdem ich einer anderen Praktizierenden diese kleine Geschichte erzählt hatte, sagte sie sofort, dass der Erfolg an der Aufrichtigkeit liegt. Sie berief sich dazu noch auf das Jingwen Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz 2002 in Boston vom Meister: Die alten Mächte wagen nicht gegen die Erklärung von Wahrheit und die Errettung aller Wesen zu sein. Wichtig ist, dass das Herz bei der Arbeit keine Lücke hinterlässt, die sie ausnutzen können. Ich selbst verstehe jetzt noch mehr, was standhaft heißt.