Man muss die "Fünf Tibeter" nicht kennen, kann Zen für einen Schmarren halten und über Falun Gong milde lächeln - aber der Mut, den ihre Anhänger für ihre Idee an den Tag legen, ist aller Ehren wert. In Deutschland, wo rund 2000 Mitglieder im Stillen üben, lässt sie der Staat in Ruhe.
Es geht ihn auch nichts an, nach welchen Regeln seine Bürger leben, solange sie sich an Recht und Gesetz halten. In China sieht das die Kommunistische Partei (KP) anders. Die Medien sind gleichgeschaltet und lügen, was das Zeug hält und die Führungsclique vorgibt. Denn die Meinungs- und Religionsfreiheit behindert die Kontrolle und den Umbau, der zu einer Marktwirtschaft westlicher Prägung führen soll.
Unbequeme Feststellungen in einer Zeit, die China vorrangig unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet: Als Zukunftsmarkt mit ordentlichen Performance-Möglichkeiten. Da wirken ausländische Aktivisten, noch dazu ärgerlich gewaltfrei, eher störend, weil sie auf das gewaltige Defizit des Riesenlandes hinweisen, was die persönlichen Freiheiten seiner Bürger angeht.
Ohne die ist der neue wirtschaftliche Liberalismus aber nichts wert. Weil er die Gesellschaft in eine seelenlose Profitmaschine verwandelt, der sich der Einzelne entweder unterordnet oder untergeht. Die aufblühenden (spirituellen) Bewegungen in China haben das längst begriffen, die Regierung in Peking noch nicht.