Verhaftet auf dem Tiananmenplatz: Falun Gong Anhänger Andre Huber ist wieder zu Hause
SCHOPFHEIM (rbr). Andre Huber ist froh wieder zu Hause zu sein. Nach einer Demonstration auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking wurde der 22-jährige Falun-Gong-Anhänger aus Langenau vergangenen Freitag von der chinesischen Polizei verhaftet. Es folgten Schläge, Demütigungen und ein dreitägiger Gefängnisaufenthalt. Erst am Montag kehrte Huber wieder nach Deutschland zurück.
Die Aktion dauerte nur wenige Sekunden: Auf dem vor Geheimpolizisten nur so wimmelnden Tiananmenplatz hielt Andre Huber ein Plakat hoch, auf dem auf Chinesisch zu lesen stand: Falun Gong ist gut. Dann stürzten sich auch schon sieben Männer auf den 22-jährigen Erzieher, zerrten ihn in einen Kleinwagen und brachten ihn unter Nackenschlägen zum Verhör zur nahe gelegenen Polizeiwache. Vergeblich pochte der Festgenommene darauf, dass die Deutsche Botschaft von der Verhaftung informiert werde. Keiner der Polizisten erklärte, welche Vorwürfe ihm zur Last gelegt wurden. Das Wochenende verbrachte Huber dann voller Angst in einem Gefängnis außerhalb der Hauptstadt unter schlimmen hygienischen Bedingungen: Es war das erste Mal, dass mit ausländischen Falun-Gong-Anhängern so hart umgesprungen worden ist. Erst nach Intervention des deutschen Botschafters durfte der Schopfheimer die enge Gemeinschaftszelle mit neun Mitgefangenen verlassen. Auf die Leiden der chinesischen Praktizierenden habe die internationale Aktion von 50 Falun-Gong-Anhängern aus verschiedenen Ländern aufmerksam machen wollen, sagt Huber. Er selbst verteilt seit zwei Jahren Flugblätter über die Situation dieser in China verbotenen Bewegung und war auch schon auf dem Marktplatz mit einem Infostand vertreten. Irgendwann habe er das Gefühl gehabt, mehr machen zu müssen. Ich kann doch hier nicht nach den Prinzipien unserer Bewegung leben und dabei zuschauen müssen, wie meine Freunde in China totgeschlagen werden.
Der Preis, den Huber bezahlt hat, war unerwartet hoch: Mit einer Verhaftung habe ich gerechnet, aber nicht mit dem Gefängnis, sagt der junge Mann, den die schlimmen Erlebnisse der vergangenen Stunden auch nach dem glücklichen Ausgang noch nicht so recht loslassen wollen. Die Haftbedingungen seien unvorstellbar gewesen. Ein Loch im Boden der von Kameras überwachten Zwölf-Quadratmeter-Zelle habe als Toilette und zugleich als Abfluss für die darüber installierte Dusche gedient. Und jetzt? Fünf Jahre darf ich nicht mehr nach China, aber ich will auch wirklich nicht mehr unbedingt dahin, sagt Huber.