18.02.2002 - Vier der deutschen Falun-Gong-Anhänger, die in Peking für ihre Lehre demonstriert haben und abgeschoben worden sind, haben am Samstag den Infotag auf der Königstraße besucht. Ein Stuttgarter, der die Aktion dokumentieren wollte, ist bei der Ausreise verhaftet worden.
Noch vor wenigen Stunden befanden sich Hubert Körper und Bernd Aurnhammer im Flugzeug von Peking nach Frankfurt. Turbulente Tage lagen hinter ihnen, in denen sie von der chinesischen Polizei festgenommen, geschlagen und schließlich abgeschoben worden sind. Jetzt sitzen sie ganz ruhig auf einer Matte an der Königstraße und machen Meditationsübungen.
Ohne sich lange auszuruhen, sind sie zum Infotag der Stuttgarter Falun-Gong-Gruppe gekommen. Schließlich war es das Hauptanliegen der mehr als 50 ausländischen "Praktizierenden", wie sie sich nennen, auf die Verfolgung der (...)Anhänger aufmerksam zu machen. "Falun Gong ist wohltuend und gut. Wir haben die Übungen zum Teil von chinesischen Freunden gelernt, die jetzt dort in Arbeitslagern inhaftiert sind und gefoltert werden", erklärt Hubert Körper aus Heidelberg, der zusammen mit seinen 17 und 25 Jahre alten Töchtern demonstriert hatte. Es sei ihm deshalb ein Anliegen gewesen, auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking Gewissensfreiheit und die Freilassung der Falun-Gong-Anhänger zu fordern.
Die Aktion habe nur wenige Sekunden gedauert, berichtet Körper. "Am 14. Februar waren ungewöhnlich viele Polizisten auf dem Platz." Alle drei Meter habe einer gestanden, ergänzt sein Mitstreiter Bernd Aurnhammer (37) aus Augsburg. Punkt 14 Uhr habe sich die Aufmerksamkeit auf eine andere Gruppe konzentriert, die Deutschen konnten ihre Spruchbänder ausrollen. "Falun Gong ist gut", hätten sie auf Chinesisch gerufen, dann seien sechs Polizisten gekommen und hätten ihn in den Schwitzkasten genommen, erzählt Aurnhammer.
Annett und Steffen Munter, zwei Geschwister aus Öhringen bei Heilbronn, erzählen, sie seien von den chinesischen Polizisten brutal zu Boden geworfen worden. Angst habe sie jedoch bei der Aktion nicht gehabt, sagt die 26-jährige kaufmännische Angestellte. Sie habe bereits vor zwei Jahren, als die Verfolgungen bekannt wurden, gesagt: "Einmal will ich dort hingehen und rufen: Falun Gong ist gut." Und den Polizisten in die Augen schauen, "die Babys umbringen".
Die Gruppe sei danach in ein bewachtes Polizeihotel gebracht worden, so Hubert Körper. Einige seien einzeln verhört, geschlagen und bestohlen worden. Den deutschen Botschafter hätten sie nicht sprechen dürfen. Dann ging alles schnell: "Der Staat musste uns innerhalb von 24 Stunden abschieben." Und nach 23 Stunden saßen sie im Flugzeug nach Frankfurt, das extra auf sie gewartet hatte.
Angst hätten sie alle nicht gehabt. "Ich hatte Angst, nicht dabei sein zu können", meint Bernd Aurnhammer, der Schwierigkeiten hatte, ein Visum zu bekommen. "Das Risiko war kalkulierbar", meint Körper. Während der Olympischen Spiele und kurz vor dem Besuch des amerikanischen Präsidenten George Bush hätte sich die chinesische Regierung keinen Skandal erlauben können.
Der Stuttgarter Walther Krickl, der zur Dokumentation der Aktion nach Peking geflogen war, ist nach Angaben der Gruppe bei der Ausreise verhaftet worden. Inzwischen sei er jedoch ebenfalls abgeschoben worden und auf dem Weg nach Frankfurt.