Von Jessica Blank und Erik Jensen
Präsentiert vom Italienischen Theater Kairo und Blitz Entertainment
Unter dem Patronat von Keiner rühre Kain an!
Montag, den 22. Juli 2002 um 21 Uhr
Bei dem Großen Brunnen des Gianicolo (Kleine Bühne), Rom
Auf dem Rezitationsabend werden elf der 40 Interviews, die Erik und Jessica mit den Freigelassenen aus den amerikanischen Todestrakten gemacht haben, vorgetragen.
Die Vorstellung, zum ersten Mal im Oktober 2000 in New York vorgestellt, unter anderen mit Susan Sarandron, Tim Robbins, Cindy Lauper, Richard Dreifuss und Steve Buscemi ist jetzt in Italien als der ersten Etappe einer Tourneè , welche der Kampagne von Keiner rühre Kain an! bis zum Herbst 2003 folgt, wenn die Resolution für die Aufhebung der Todesstrafen- Ausführung von neuem der Generalversammlung der UNO vorgetragen wird.
Der Brief der Praktizierenden an ihre Familie
Bemerkung: Dieser Brief ist von einer illegal gefangengenommenen Dafa Praktizierenden geschrieben worden. Nachdem sie mehr als sechs Monate eingeschlossen war, hat sie verzweifelt versucht, diesen Brief an ihre Familie gelangen zu lassen. Die Frau, die diesen Brief geschrieben hat, ist durch die Folterungen, die sie erlitten hat, gestorben.
Meine Lieben,
Es ist schon drei Monate her, dass man mich festgenommen hat und ich weiß, wie sehr Ihr alle über meine Lage besorgt seid.
Nach meiner Festnahme hat man mich noch denselben Abend in eine Zentralhaftanstalt gebracht. Von dem Augenblick an habe ich mich geweigert zu essen, um gegen diese verrückte Gefangennahme zu protestieren. Am sechsten Tag haben sie irgendjemand befohlen, mich zwangsweise zu ernähren mit Hilfe eines Schlauchs, der durch die Nase in den Magen führte. Am Abend gegen sieben Uhr bin ich zum Verhör auf die Polizeistation gebracht worden. Dort haben mich vier Beamte zu zwingen versucht, ihnen zu sagen, woher die Falun Dafa-Bücher und anderes Material kämen.
Ich sagte, dass ich sie auf der Erde gefunden hätte, aber sie glaubten mir nicht. Als sie bemerkten, dass ich keine Angst vor ihnen hatte, haben sie mir eine Flasche Likör (mit etwa 6o% Alkoholgehalt) in den Hals geschüttet.
Vorher allerdings haben mich einige von ihnen zu einem großen Eisenstuhl hingestoßen und haben mir Arme und Beine festgebunden. Einer hielt mir den Kopf fest, und ein anderer zog mich mit der einen Hand an den Haaren und verstopfte mir mit der anderen die Nase, damit ich nicht atmen konnte. Wenn sie mich Atem holen ließen, gossen sie mir erneut Alkohol in die Kehle. Bei jedem Atemholen neuer Alkohol, dann hörten sie schließlich damit auf. Aber kaum bemerkten sie, dass mir die Kräfte zurückkehrten, haben sie rund um mein Gesicht Zigaretten angezündet. Sie hielten sie so dicht heran, dass sie mir fast die Haut verbrannten. Als ich nicht mehr still halten konnte und mich ein wenig bewegte, habe ich mich verbrannt. Dies Spiel haben sie viele Male wiederholt.
Wenn sie müde wurden, erholten sie sich für etwa eine halbe Stunde. Nach kurzer Zeit konnte es keiner in dem Raum aushalten, weil er voller Rauch war. Ich war schwach, mir schien der Kopf zu platzen. Ich verlor fast das Bewusstsein, als ich endlich gegen Mitternacht ohne Zigaretten und Likör gelassen wurde. Da wollten sie mir Bier in die Kehle gießen. Einer der Beamtem sagte: Aber die ist betrunken genug, er hatte Angst, dass ich es nicht mehr aushalten könnte. Wenn sie bemerkten, dass ich die Augen schloss oder den Kopf senkte, begossen sie mich mit kaltem Wasser.
Sie hatten mich zu Tode gequält.
Nachher warfen sie mich auf ein kaputtes Bett.
Es war fast Morgengrauen, als sie zurückkamen. Sie haben das Zimmer hier und da gereinigt und mich haben sie wieder auf den Eisenstuhl gebunden; sie legten mir wieder Fesseln an Hände und Füße, sie kamen wieder mit dem Elektrostab und gaben mir Elektroschocks an Körper, Hände, Gesicht und an viele anderen Stellen.
Ich habe eine Nacht voller Schrecken verbracht. Ihr könnt Euch nicht im Geringsten vorstellen, was da vorgegangen ist.
Am Morgen haben sie das Zimmer gesäubert. Sie wollten nicht, das andere sehen. Danach begannen sie eine neue Runde unmenschlicher Quälereien. Sie haben mir Alkohol auf den Kopf und ins Gesicht geschüttet, dann haben sie die elektrischen Handschellen genommen und auf die Finger, auf das Gesicht und auf den Mund geschlagen. Dazwischen sagten sie: Schließlich bist Du noch stärker als Fräulein Jiang, die weise und tugendhafte chinesische Frau. Als sie wirklich nichts anderes mehr zu tun wussten, haben sie zu mir gesagt: Kannst Du nicht einfach sagen, dass Du aufhören willst, Falun Gong zu praktizieren?
Um 8 Uhr war ihre Schicht zu Ende. Also haben sie mich der folgenden Schicht übergeben. Die Neuen haben mir den Mund mit Scotch gestopft, Zigaretten angezündet und mir in die Nase gesteckt. Wenn eine Zigarette ausging, war schon eine neue bereit, angezündet! Sie nahmen den Scotch weg, nur damit ich ihnen auf ihre Fragen antworten sollte. Wenn ich nicht mit ihnen zusammenarbeitete, bedeckten sie mich mit Ohrfeigen. Sie haben auch einen Ledergürtel als Waffe benutzt ..ins Gesicht...30 Minuten jedes Mal.
Sie haben alle Arten von Folter auf mich angewendet.
Um 4 Uhr nachmittags wollten sie mich in die vierte Etage der Polizeistation bringen.
Ich konnte mir die Schuhe nicht anziehen und meine Füße bewegen. Und dann konnte ich mich auch nach 7 Tagen Fasten kaum aufrecht halten. Ich konnte nur bis zum zweiten Stockwerk steigen. Sie haben mich in ein Auto geworfen und ins Gefängnis zurückgebracht. (Vielleicht hatten sie Angst, dass die Leute sehen könnten, wie sie mich zugerichtet hatten durch ihre Folterei). Dort haben alle meine Mitgefangenen geweint, als sie mich erblickten und keine hat geschlafen, weil sie mich heilen und trösten wollten die ganze Nacht. Und ich zitterte.
Am folgenden Tag, es ist unglaublich, fühlte sich mein Körper ganz leicht an, ich hatte nur eine gewisse Schwierigkeit mit dem Gehen. Ich wusste, ich habe Zhen, Shan, Ren (Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht) in meinem Herzen. Viele Kolleginnen aus der selben Zelle haben mit einem Hungerstreik angefangen, um gegen die illegale Festnahme und Verfolgung zu protestieren. Und andere Dutzend haben dasselbe gemacht. Sie haben uns gezwungen, uns zu ernähren, alle durch den Schlauch. Beim vierten Mal, dass sie das machten, ist der Schlauch in der Luftröhre gelandet. Mein Gesicht wurde lila. Die Krankenschwester und die Gefangenen, die halfen, wurden von großer Angst ergriffen. An jenem Tag gab es vier Unfälle. Da haben sie uns nicht mehr zwangsernährt. Aber sie haben uns befohlen, zu essen und Wasser zu trinken.
Jedenfalls hat keine der körperlichen Strafen mich besiegt. Ich glaube an Dafa und an die Grundsätze Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Duldsamkeit. Alles was wir machen, tun wir mit Hilfe dieser Grundsätze. In ihnen gibt es nichts Falsches. Nachdem sie uns auf diese schreckliche Art gefoltert haben, sind sie es, die Angst haben, dass man sie verklagt.
Hier ist die Lage sehr schwierig. Sie erlauben uns nicht, Papier und Bleistift zu haben. Ich habe diesen Brief in einer Bettdecke versteckt geschrieben. Ich habe nur ein paar Reihen geschrieben, nachdem ich es tausend Mal versucht hatte. Ich habe Angst, Euch noch andere Dinge zu schreiben...Ich fürchte, dass Ihr das nicht ertragen könntet....ich fürchte, dass Ihr Euch zu große Sorgen um mich machen würdet.