Herr Wang und ich arbeiten schon seit mehr als zehn Jahre zusammen. Wir kennen uns sehr gut. Er fand es sehr schade und ungerecht, dass ich keine Promotion und Bonus bekommen habe, die mir eigentlich zustehen, weil ich nicht auf Falun Gong verzichten mochte. Wenn es eine Gelegenheit dazu gibt, versucht er ein wenig, mich doch zum Nachgeben zu überreden. Sonst wüsste er auch nicht, wie er mir helfen sollte. Wenn er sieht, dass ich bei meiner Entscheidung bleibe, konnte er nur einen langen Seufzer ausstoßen. Ich verstehe ihn sehr gut, er weiß über die Verfolgung gut bescheid, hat dennoch einige Fragen zu einigen Punkten, die er allein nicht beantworten kann.

Auf dem Weg zur Silvesterparty sagte er wieder: „Xiaoming, mit deiner Fähigkeit und Verantwortungsbewusstsein sollst du schon länger in der Leitung sitzen. Keiner in der Firma ist besser als du, das wissen wir alle. Ich möchte dich immer noch dazu raten, weißt du, du brauchst nur paar Schriftzeichen zu schreiben... viel zu schade...“ er seufzte wieder.

„Wang, ich verstehe dich sehr gut. Du kannst nicht zusehen, dass ich so viel gearbeitet habe, dafür aber nichts bekommen habe, du meinst es sicherlich gut mit mir, das weiß ich sehr zu schätzen. Wir arbeiten schon so viele Jahren zusammen. Du weißt auch, dass Falun Gong mir nichts Ungutes gebracht hat. So kann ich wirklich nicht handeln.“

Er sagte: „Es ist völlig in Ordnung, wenn du an Falun Gong glaubst, aber der politische Druck ist jetzt zu groß, es ist doch nicht falsch, wenn man klug handelt, oder? Sei nicht so sturköpfig. XX hat noch länger praktiziert als du, der hat es geschrieben.“

Ich sagte: „Wang, darüber habe ich mich mit XX unterhalten. Du siehst, dass er in der Firma sich normal verhält. Aber es hat ihm in Wirklichkeit ungeheuer Weh getan. Die Qual des Gewissens kann ein anderer nicht nachvollziehen. Für alle, die ein Gewissen haben, ist der Vorwurf des Gewissens für sie am meisten schmerzhaft. Dieser Schmerz steht nicht in Proportion mit materiellen Interessen. Du hast Falun Gong noch nie praktiziert, deshalb sagst du, dass es nicht viel ausmacht, wenn man einmal etwas falsches sagt. Aber wenn du dich kultivierst und daraus unendlich profitiert hast, dann würdest du mich verstehen und du wirst ihn auch zu schätzen wissen. Ich mach dir ein Beispiel: Wir sind zwei Brüder. Du warst immer ehrlich und gut zu mir. Eines Tages in der Kulturrevolution wirst du als Konterrevolutionär falsch beschuldigt und sollst niedergeschlagen werden. Viele suchen mich auf und zwingen mich, Schlechtes über dich zu reden oder dich zu verraten. Wenn ich dich verraten würde, geschieht mir nichts, wenn ich dich nicht verraten soll, werde ich vieles verlieren... Was meinst du, was ich tun soll? Ich weiß ganz klar, dass du ein guter Mensch bist. Kann ich dich für meine Interessen verraten?“

Wang überlegte es sich eine Weile und sagte: „Jetzt habe ich es verstanden, wenn du es mir auf diese Weise erklärst, ist es richtig, auf den eigenen Glauben zu bestehen, es ist Unsinn, Falun Gong Praktizierende umzuerziehen.“