Vor zwei Jahren erzählte mir eine Falun Gong-Praktizierende, sie habe ein kleines Geschäft. Oft kam es vor, dass sie die Nudeln nicht verkaufen konnte, bevor das Haltbarkeitsdatum ablief. Es ist einfach zu schade, sie wegzuwerfen. Auch für ihre Familie war es zuviel zum Essen. Sie wollte wissen, ob es mir etwas ausmacht, wenn das Haltbarkeitsdatum der Nudeln bereits abgelaufen ist. Wenn nicht, ob ich etwas von den Nudeln haben wolle. Ich sagte, dass das kein Problem sei, wollte jedoch trotzdem meinen Mann fragen, ob er einverstanden sei. Unerwartet sagte mein Mann klar und deutlich: „Das macht nichts. Es ist viel besser, als sie wegzuwerfen.”
Kurz darauf brachte mir die Mitpraktizierende tatsächlich einen Karton Nudeln, als wir uns bei einer Falun Gong Veranstaltung trafen. Da wir in diesem Augenblick gerade sehr beschäftigt waren, nahm ich den Karton ohne ihn mir genau anzusehen.
Die Übernachtungsmöglichkeit am Ort der Veranstaltung war sehr weit entfernt vom Bahnhof. Nach dem Ende der Veranstaltung, brachte mich ein Mann, der ebenfalls Falun Gong praktiziert, mit dem Auto zum Bahnhof. Als er beim Einladen sah, dass ich so viele Gepäckstücke bei mir hatte, sagte er: „Wenn du unterwegs nicht mehr so viel Gepäck benötigst, dann bist du gut kultiviert.” Ich hatte geahnt, dass er so denken würde. Aus seiner Sicht hatte er auch Recht. Aber ich war entschlossen, mich nicht mehr wie früher zu rechtfertigen, auch wenn er etwas Falsches sagte. Bisher brachte ich viele Argumente vor, wenn ich von anderen kritisiert wurde. Nun sagte ich nichts. Da ich schwieg, glaubte der Mitpraktizierende, dass ich ihn nicht gut verstanden hätte. Als wir am Bahnhof angekommen waren, wiederholte er deshalb beim Ausladen mit großem Ernst seine Meinung noch einmal: „In der Zukunft, wenn du eine Reise machst, ohne so viele große und kleine Gepäckstücke mitzunehmen, dann hast du dich gut kultiviert.” Ich dachte kurz darüber nach, ob es auch für ihn besser sei, ihn über den wahren Grund aufzuklären und Missverständnisse so zu vermeiden. Also antwortete ich: „In dem Karton sind Nudeln. Sie sind nicht mehr lange haltbar. Eine Mitpraktizierende hat sie mir gegeben, weil sie zu viel davon hat. In dem großen Beutel sind Kleidungsstücke und Schuhe, die einer anderen Mitpraktizierenden nicht mehr passen. Ich habe diese Geschenke bekommen, damit ich nicht mehr so viel für Bekleidung ausgeben muss. Mit dem ersparten Geld kaufe ich Falun Gong Info-Materialien.” Er war erstaunt und sagte schnell: „So ist es. Ich habe gedacht, dass du ein Herz hast, das du nicht ablegen willst. Also, Verzeihung! Verzeihung!”
Ein paar Stunden später stieg ich aus dem Zug. Mein Mann und mein Kind waren freudig zum Bahnhof gekommen, um mich abzuholen. Auf dem Heimweg erfuhr ich, dass die beiden noch kein Abendbrot gegessen hatten. Sie hatten mit einem leeren Magen auf mich gewartet. Meine Tochter beschwerte sich sehr, dass Papa die ganze Zeit für sie nichts anderes als Rühreier gekocht hatte. Sie konnte das Rührei nicht mehr sehen.
Nachdem wir Zuhause waren, legte ich schnell das Gepäck zur Seite und nahm zwei Packungen Nudeln aus dem Karton. Zehn Minuten später saßen wir gemeinsam am Tisch, um eine heiße Nudelsuppe zu essen. Als ich sah, dass die Nudelsuppe den beiden so gut schmeckte und sie noch nicht einmal den Kopf hochheben wollten, musste ich weinen. Jedes Mal, wenn wir Falun Gong-Praktizierenden uns an einer Aktivität von Falun Gong beteiligen, waren wir sehr gefordert. Unsere Familienangehörigen mussten auf uns verzichten und litten auch. Dann dachte ich jedoch: Wenn die politische Gangsterbande unter der Führung Jiang Zemins Falun Gong nicht verfolgen würde, wenn wir uns in aller Ruhe kultivieren könnten, bräuchten wir nicht überall herumzulaufen, um die wahren Umstände der Verfolgung zu erklären. An einer Aktivität der Fa-Berichtigung teilzunehmen, gehört für uns zu den aufrichtigsten Sachen überhaupt. Außerdem ist es auch nicht schlecht, wenn meine Tochter etwas Leiden erträgt, weil sie auch eine Praktizierende ist.” Somit war mein Herz schnell beruhigt. Dann sagte ich mit einem Lächeln: „Na und, schmecken uns die abgelaufenen Nudeln nicht gut!? Wäre es nicht schade, sie wegzuwerfen?!” Mein Mann und meine Tochter hoben den Kopf und antworteten einstimmig: „Ja, eben. Man merkt nicht, dass sie abgelaufen sind.”
Ein paar Tage später bereitete ich wieder Nudeln zum Essen vor. Beim Auspacken merkte ich zufällig, dass die Nudeln bis Ende 2003 haltbar waren. Ich war erschrocken und teilte der Mitpraktizierenden schnell telefonisch mit, dass sie mir die falschen Nudeln gegeben hatte. Der Karton, den ich von ihr bekam, war noch zwei Jahre haltbar. Überraschend sagte sie langsam aber deutlich am Apparat: „Das war kein Fehler. Das war Absicht.” Ich sagte zweifelnd: „Hätte ich das gewusst, dann hätte ich es nicht angenommen. Ein Karton Nudeln kostet viel Geld!” Die Mitpraktizierende sagte mit einem Lächeln in der Stimme: „Das war eine Entscheidung von meinem Mann (kein Praktizierender). Er wollte sich bei dir dafür bedanken, dass du dich vor kurzem auf der Fahrt nach Genf um mich gekümmert hast und ich so an den Falun Gong Aktivitäten teilnehmen konnte (die Mitpraktizierende ist eine Behinderte und sitzt in einem Rollstuhl).” Ich antwortete schnell: „Unter uns Praktizierenden spielt das keine Rolle. Außerdem habe ich dich nicht allein gefahren.” „Mein Mann sagte, dass es selbst für ihn, einem kräftigen Mann, mühsam wäre, mich im Rollstuhl zu schieben. Wenn er mich einen Tag lang schiebt, kommt er sehr ins Schwitzen. Und du bist eine Frau und hast mich mehrere Tage gefahren. Er dankt dir, dass du seine Aufgabe für ihn ein paar Tage übernommen hast. Als Geschenk für dich hat er die Nudeln ausgewählt, die den besten Geschmack und die beste Qualität haben und die wir gerade frisch geliefert bekommen haben. Nimm die Nudeln bitte an.” Ich wusste in diesem Moment nicht, was ich sagen sollte. Nachdem ich mich bei ihr bedankt hatte, habe ich das Telefon abgelegt. Einerseits freute ich mich darauf, dass der Ehemann die Praktizierenden unterstützt, an Aktivitäten zur Erklärung der wahren Umstände der Verfolgung von Falun Gong teilzunehmen und damit das Böse zu entlarven. Andererseits bedauerte ich, dass ich nachlässig gewesen war.
Vor kurzem war ich auf der Fa-Konferenz in Berlin. Zufällig erinnerte ich mich an die Geschichte mit den Nudeln. Obwohl seit diesem Vorfall bereits 2 Jahre vergangen sind, habe ich die Geschichte mit den Nudeln nun aufgeschrieben, um den Lesern zu ermöglichen, Falun Gong-Praktizierende von einer persönlichen Seite kennen zu lernen.