(Clearwisdom.net) Das Tiantanghe Krankenhaus ist dem Zwangsarbeitslager für Frauen in Beijing als Verteilungsinstanz zugeordnet. Außer den Drogenabhängigen sind die meisten der Häftlinge dort Falun Gong Praktizierende. Viele dieser Drogenabhängigen leiden unter ansteckenden Krankheiten, wie z.B AIDS, Hepatitis oder Lungentuberkulose. Trotzdem sind die Ansteckungsfälle nicht isoliert, alle Häftlinge sind zusammen untergebracht. Die Bedingungen sind sehr schlecht und die Falun Gong Praktizierenden werden von den Polizisten streng überwacht. Die Praktizierenden dürfen nicht miteinander sprechen und werden von drogenabhängigen Verbrechern überwacht.
Am Morgen meines zweiten Tages im Krankenhaus ging ich auf die Toilette. Ich war noch nicht fertig, als ich ein lautes Gebrüll in der Halle hörte. Dann rannte jemand zur Toilette herein und nötigte mich, zurück in meine Zelle zu gehen. Auf meinem Rückweg sah ich zwei Menschen, die eine ca. sechzig Jahre alte Frau mitschleppten. Sie hatte keine Hosen an. Der Steinflur des Krankenhauses besaß viele Einkerbungen und war sehr holperig. Sie packten die ältere Frau an den Armen und drückten ihren Unterkörper auf den Boden. Sie blutete, aber sie schleppten sie weiter zur Toilette. Dann stießen sie mich in meinen Raum zurück. Später erfuhr ich, dass die ältere Frau ebenfalls eine Falun Gong Praktizierende war. Sie besaß eine ernsthafte Herzkrankheit und konnte sich nicht mehr selbst versorgen; Trotzdem ließ die Polizei sie nicht gehen. Ich blieb eine Woche im Tiantanghe Krankenhaus. Obwohl ich mich in dieser Zeit nicht erholte, brachten sie mich danach wieder zurück in das Zwangsarbeitslager für Frauen.
Die Beamten des Arbeitslagers versuchten mich einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Zu diesem Zeitpunkt war mein Blutdruck immer noch sehr hoch und mein Herz war sehr schwach. Wenn ich ging, brauchte ich jemanden, der mich stützte. Jede Nacht hinderten sie mich sehr lange am einschlafen und weckten mich am nächsten Morgen wieder sehr früh. Ich hielt es nicht mehr aus. Ich erinnere mich, dass Li Jirong, die Leiterin der Abteilung, die wegen ihrer „Erfolge” bei der Verfolgung von Falun Gong auf dem 16. Parteikongress als Vorbild ausgewählt worden war, mir eines Tages sagte: „Glaube nicht, dass das hier nur ein Arbeitslager ist. Unser Arbeitslager besitzt eine Todesquote! Vergiss nicht, dass du immer noch eine Chinesin bist, deshalb musst du dich an die chinesischen Gesetze halten. Du bist nicht anders als die anderen.”
Die Gehirnwäschesitzungen, denen die Falun Gong Praktizierenden unterzogen wurden, waren sehr grausam. Die Wärter hinderten die Praktizierenden für lange Zeiten am Schlafen. Einigen Praktizierenden waren täglich nur 1-2 Stunden Schlaf zugestanden, einigen verbot man sogar 24 Stunden lang den Schlaf, und andere Praktizierende durften mehr als 20 Tage lang nicht schlafen. Tagsüber wechselten sich einige Überläufer ab [Anm.: ein Überläufer ist ein ehemaliger Falun Gong Praktizierender, der aufgrund von Gehirnwäsche und Folter das Praktizieren aufgegeben hat und jetzt bei der Verfolgung anderer Praktizierender mithilft],
den Praktizierenden ihre falschen und verwerflichen Lehren bis Mitternacht einzuflößen. Dann gaben die Wärter den Drogenabhängigen den Befehl, uns zu überwachen und uns vom Schlafen abzuhalten. In diesen Stunden taten die Drogenabhängigen alles was sie tun sollten, um Falun Gong Praktizierende zu foltern.
Oft hörte man spät in der Nacht schreckliche Schreie. Einige Praktizierende konnten die Folter nicht mehr länger aushalten und waren kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Doch die Wärter fanden ein neues Thema und sagten: „Schaut! Durch die Falun Gong Praxis erscheinen nun psychische Störungen, doch sie entscheiden sich immer noch für Falun Gong und geben es nicht auf. Wenn sie weiterhin praktizieren, werden sie verrückt oder sterben.” So nutzten die Wärter die psychische Not der Praktizierenden als weitere Rechtfertigung, die Praktizierenden bis zum Tode zu foltern.
Mein Blutdruck stieg in dieser Umgebung immer weiter an. Irgendwann konnte ich nicht mehr sehen. So schickten sie mich zurück ins Tiantanghe Krankenhaus, wo man feststellte, dass der diastolische Wert meines Blutdruckes 130 mm/Hg betrug, was schon höher als der systolische Wert eines normalen Menschen ist. Natürlich war mein systolischer Blutdruckwert extrem hoch. Sie überprüften meine Augen und stellten schwerwiegende Probleme fest. Weil es dem Tiantanghe Krankenhaus sowohl an medizinischer Ausrüstung als auch an Sachkenntnis fehlte, brachte man mich zur Untersuchung ins Krankenhaus von Daxing. Die Ärzte überprüften meine Augen und erkannten, dass die Kapillargefäße am unteren Teil meines rechten Auges abgestorben waren und dass dies vor ein ein oder zwei Monaten geschehen war. Nachdem ich zurück im Tiantanghe Krankenhaus war, erzählte ich den Polizisten im Krankenhaus, dass ich von ihnen erwartete, dass sie die Wahrheit über den Zustand meines Auges den zuständigen Beamten melden würden, und ich hoffte, dass es nicht noch schlechter würde. Wenn es in China nicht behandelt werden könnte, wollte ich nach Japan zur Behandlung.
Eine Woche später brachte die Polizei mich ins Tongren Krankenhaus, das eines der besten Fachkrankenhäuser für Augenkrankheiten ist. Sie fragten nach einem Experten, der mich gründlich untersuchen sollte. Als dies geschehen war, sagte der Experte, dass die Kapillargefäße von selbst geheilt wären; sie hätten sich vollständig erholt und es gäbe keine Probleme mehr. Tatsächlich aber hatten die Polizisten vorher mit dem Experten geredet und sie betrogen mich, damit ich glauben sollte, ich hätte korrekte Informationen aus erster Hand erhalten.
Als ich wieder im Tiantanghe Krankenhaus war, äußerte ich der Polizei gegenüber meine Zweifel. Ich fragte sie, wie sich meine Augen ohne jegliche Behandlung innerhalb einer Woche hätten erholen sollen, ich aber immer noch nicht sehen konnte. Ich forderte von ihnen das ärztliche Attest zu erhalten. Ich sagte ihnen, dass ich eines Tages hier heraus gehen würde und meine Augen noch einmal gründlich untersuchen lassen würde. Falls eine unabhängige Diagnose die Diagnose des Experten im Tongren Krankenhaus nicht bestätigen würde, würde dieser dafür verantwortlich gemacht.
Sie händigten mir das ärztliche Attest nicht aus. Meine Augen erholten sich nicht und ich litt unter quälenden Schmerzen, die von der intensiven Lichtstimulation herrührten, die bei den drei kurz hintereinander erfolgten Augenuntersuchungen gemacht worden war. Ich traute mich nicht, meine Augen zu öffnen und fürchtete das Licht. Wenn ich die Augen öffnete, bekam ich sowohl Kopfschmerzen als auch Schmerzen in den Augen. Sogar jetzt sind meine Augen immer noch sehr lichtempfindlich.
Ich befand mich für ungefähr drei Monate im Krankenhaus. Im Jahre 2003 wurde ich erneut ins Arbeitslager zurückgebracht. Die Wärter steckten mich in die erste Gruppe und zwangen mich zu arbeiten. Zu dieser Zeit bestand eine Gruppe aus ca. einem Dutzend Menschen. Die meisten von ihnen waren Falun Gong Praktizierende. Die Praktizierenden erklärten den Wärtern: „Sie kann ihre Augen nicht öffnen, deshalb kann sie nicht arbeiten.” Die Arbeit im Lager wurde von den Drogenabhängigen überwacht. Die Wärter setzten sie alle ein, um Falun Gong Praktizierende zu misshandeln. Die Leiterin dieser Gruppe war für mich verantwortlich. Die Wärter verlasen ihren Namen und befahlen ihr, mich zum Arbeiten zu bewegen. Da all die anderen Praktizierenden nicht wollten, dass ich arbeitete, konnte sie ihre Anweisungen nicht durchsetzen. Da die erste Gruppe die wichtigste ist, überwachen uns die Wärter am strengsten. Als sie sahen, dass ich nicht arbeitete und die Augen geschlossen hatte, rief mich eine Polizeibeamtin namens Sun Mingyue auf und zwang mich zu arbeiten. Ich sagte ihr, dass ich nicht wagte, die Augen zu öffnen. Sie sagte, „Du musst die Arbeit machen, dann fühl eben mit den Händen.” Ich antwortete, „Diese Art von Arbeit ist sogar schon schwierig, wenn man sie mit geöffneten Augen durchführt. Wie könnte ich sie nur mit Fühlen machen?” Sie bestand weiterhin darauf, dass ich die Arbeit tun müsste. Neben der Arbeit mussten wir das sogenannte „Studium” machen und auch unsere Gedanken niederschreiben. Obwohl ich meine Augen nicht öffnen konnte, zwang mich Zhang Shuxian, die mit der Aufsicht unserer Gruppe beauftragt war, meine Gedanken niederzuschreiben. Ich sagte, dass ich nichts sehen konnte und so nicht schreiben könne. Aber sie befahl mir, mit geschlossenen Augen zu schreiben.
Tagsüber war immer jemand bei der ersten Gruppe, um sie zu überwachen. Ich durfte nicht mit anderen Praktizierenden reden. In der Nacht sass ein Drogenabhängiger an meinem Bett und überwachte mich. Ich konnte kaum einschlafen. Angesichts dieser Bedingungen stieg mein Blutdruck ständig. Im April 2003 sperrten sie mich plötzlich in eine Zelle mit mehreren Drogenabhängigen. Sie behaupteten, dass dies notwendig wäre, da ich mich in einem schlechten gesundheitlich Zustand befinden würde und Hilfe brauchte. Tatsächlich wollten die Wärter mich aber aufs Strengste überwachen lassen. Sie erlaubten mir keinerlei Kontakt mit anderen Praktizierenden. Wohin ich auch ging, es beobachtete mich ein Drogenabhängiger. Aber sie zwangen mich nicht mehr länger zu arbeiten und schwere Arbeiten zu verrichten. Eines Tages rief mich die Gruppenleiterin Li Jirong zu sich, um sich mit mir zu „unterhalten”. Der Grundgedanke war, dass „sie mich nicht verfolgten, sondern sich um mich kümmerten”. Dann drohte sie mir: „Wenn du zurück in Japan bist, vergiss nicht, dass sich deine Verwandten, deine Mutter, Geschwister und Freunde immer noch in China befinden. Vergiss das nicht.”
Den ersten Teil finden Sie unter: http://de.clearharmony.net/articles/200401/14166.html