Frau Jiang Suhua, 50, lebte im Dorf Shihuiyao bei Yangtian im Bezirk Chicheng, Provinz Hebei. Am 7. Februar 2002 wurde sie von Beamten der Bezirksregierung verhaftet. Sie starb an Verletzungen, die sie bei einer Zwangsernährung und anschließenden Misshandlungen davontrug. Zuvor hatte sie mit einem langen Hungerstreik für ihr Recht auf Glaubensfreiheit demonstriert.
Frau Jiang begann im Februar 1999 Falun Gong zu üben. Nachdem sie damit angefangen hatte, verbesserten sich sowohl ihre physische Gesundheit als auch ihr moralischer Charakter. Sie war bei ausgezeichneter Gesundheit und wog um die 75kg.
Im Mai 2001 wurden 21 Praktizierenden aus dem Bezirk Chicheng eingesperrt, weil sie nach Peking gegangen waren, um für Falun Gong zu appellieren. Damit sich dasselbe auch nicht in Yangtian ereignen konnte, gingen Regierungsbeamte der Stadt in die umliegenden Dörfer, in denen bekannte Falun Gong Praktizierende lebten. Sie wollten sie zwingen, ein Dokument zu unterzeichnen, dass sie kein Falun Gong mehr üben.
Am Morgen des 7. Februar 2002 bahnten sich der Polizeichef Du Zhigang, der lokale Polizist Li, der Regierungsbeamter Ding Xuejun und andere den Weg in Frau Jiangs Haus, ohne eine Genehmigung dafür gehabt zu haben. Als sie sich Zugang verschafft hatten, begann Du das Haus von Frau Jiang zu durchsuchen. Die anderen Beamten gingen zu den Häusern der anderen Praktizierenden. Es blieben zwei von ihnen zurück, um Frau Jiang zu bewachen. Du fand einige Falun Gong Bücher und Kassetten mit der Übungsmusik. Nach einer Weile ging er wieder weg.
Gegen Mittag kamen über zwanzig Leute zu Frau Jiangs Haus. Manche waren von der Stadtregierung und manche von der Bezirkspolizeiabteilung. Sie zerrten Frau Jiang in ein Fahrzeug und fuhren sie direkt zur Bezirkspolizeiabteilung. Dort fesselten sie sie mit Handschellen an ein Heizungsrohr. Später wurde sie fälschlicher Weise beschuldigt, „die soziale Ordnung gestört” zu haben. Obwohl sie keinerlei Verbrechen begangen hatte und unschuldig war, wurde sie 15 Tage dort festgehalten. In der Nacht kümmerte sich keiner in der Strafanstalt darum, sie mit Nahrung zu versorgen. Am dritten Tag trat sie in einen Hungerstreik. Das war für sie der einzige Weg, auf ihre unrechtliche Gefangenschaft aufmerksam zu machen. Ihr Hungerstreik wurde völlig übersehen, da gerade die Neujahrsferien waren.
Am neunten Tag ihres Hungerstreiks zwangsernährten die Mitarbeiter der Strafanstalt sie zum ersten Mal. Sie bestellten drei Häftlinge her. Zwei packten sie an den Armen und einer an den Beinen, dann schleiften sie Frau Jiang in das Büro eines Polizeibeamten. Die Gefängnisärztin, Chu Xiuzhen, führte eine ein Meter lange Plastikröhre durch ihre Nase in ihren Magen ein. Sie flößte ihr Milchpulver gemischt mit Salz in den Magen. Nach der Zwangsernährung wurde den Häftlingen befohlen, sie zurück in ihre Zelle zu schleifen. Dort warfen sie sie auf den Zementboden. Weil ihr Magen seit Tagen leer gewesen war, fühlte sie sich nach der Zwangsernährung sehr übel und musste alles erbrechen.
Das zweite Mal zwangsernährten die Mitarbeiter und die Ärztin der Strafanstalt sie am 13. Tag ihres Hungerstreiks. Nach der Zwangsernährung wurde sie von den Häftlingen wieder zurückgeschleift und auf den Zementboden geworfen, wie zuvor. Die zwei Praktizierenden in der Zelle baten die Häftlinge darum, Frau Jiang auf das Bett hochzulegen. Sie ignorierten die Bitte einfach, wandten sich ab und schlossen die Tür hinter sich. Da eine der Praktizierenden auch im Hungerstreik war, musste die andere sich stark anstrengen, Frau Jiang alleine auf das Bett zu heben. Hinterher versuchten die beiden Praktizierenden Frau Jiang anzusprechen, aber sie antwortete nicht. Sie versuchte etwas von dem Milchpulver und den anderen Sachen, mit denen sie ernährt wurde, zu essen, aber sie reagierte auf nichts. Die mit ihr eingesperrten Praktizierenden merkten, dass ihre Verfassung unnormal war, und sie riefen die Polizei, damit diese das bestätigen konnte. Aber niemand reagierte darauf, trotz ihrer wiederholten Versuche, sie medizinisch behandeln zu lassen.
Am Abend des 24. Februar, dem 16. Tag, nachdem Frau Jiang ihren Hungerstreik begonnen hatte, meinten die Praktizierenden in der Zelle, dass sich ihre körperliche Verfassung verschlechterte und kritisch war, da sie ohnmächtig geworden war. Sie riefen nach Hilfe, aber keiner der Polizisten reagierte darauf. Am nächsten Morgen versuchten sie es erneut, bekamen aber immer noch keine Antwort. Am Mittag kam die Ärztin Chu Xiuzhen in die Strafanstalt und untersuchte Frau Jiang, nachdem die Praktizierenden sie über die Situation informiert hatten. Nach der Untersuchung brachte sie Jiang sofort ins Krankenhaus und benachrichtigte ihre Familie. Die Familienangehörigen kamen ins Bezirkskrankenhaus, nur um festzustellen, dass Jiang in das Zhangjiakou Krankenhaus verlegt worden war. Im Zhangjiakou Krankenhaus fanden sie heraus, dass sie einen ihrer Arme nicht heben und auch nicht sprechen konnte. Vier Tage später starb sie. In tiefer Trauer brachte ihre Familie ihren Leichnam nach Hause. Als sie ihren Leichnam für die Bestattung vorbereiteten, fanden sie an ihrem Hinterkopf eine große Schwellung, im unteren Rückenbereich war eine große eiternde Verletzung und in ihrem Mund fand sich geronnenes Blut.
Frau Jiangs Familie hatte viele Male versucht sie zu besuchen, während sie in Gefangenschaft war, aber jedes Mal wurden sie von den Beamten der Strafanstalt wieder weggeschickt. Ihre Familie hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie gegen ihren Willen weggebracht worden war. Daher hatten sie von ihrer Situation in der Strafanstalt keinerlei Kenntnis, von ihrem Hungerstreik und ihrem Aufenthalt im Krankenhaus ganz zu schweigen. Ihre Behandlungskosten im Bezirkskrankenhaus und Zhangjiakou Krankenhaus und die Begräbniskosten überstiegen 14.000 Yuan [Anm.: Yuan ist die chinesische Währungseinheit. Das durchschnittliche Monatseinkommen eines Stadtarbeiters in China beträgt ca. 500 Yuan]. Nach ihrer Bestattung ging ihre Familie zur Stadtregierung und verlangte eine Auflistung und Rückerstattung der Behandlungskosten. Die Stadtregierung zahlten ihnen 3.000 Yuan, um den Fall endlich abschließen und verschwinden lassen zu können.