Anmerkung des Editors: Der Verfasser dieses Artikels, Yu Ming, war Ende Oktober 2003 entführt und zu Pekings Lugu Polizeiwache gebracht worden. Später wurde er zu Arbeitslager verurteilt. Da er in Pekings Arbeitslagern für seinen standhaften Glauben an Falun Gong bekannt ist, wird Herr Yu gegenwärtig im „Abfertigungszentrum” gefangen gehalten. Wir hoffen, dass die internationale Gemeinschaft seiner Situation Beachtung schenken wird.
„Intensives Gehirnwäscheteam”
Das „intensive Gehirnwäscheteam” ist einer der dunkelsten Orte im Tuanhe Arbeitslager. Viele Praktizierende werden dort schlimm misshandelt: Wu Jun, Zhu Zhiliang, Lin Chengtao, Liu Xiao und Zhao Xindong erlitten aufgrund der Folter und des Drucks einen Nervenzusammenbruch. Gong Chengxi und Wu Jun wurden viele Male an das „Totenbett” gebunden. Bei dieser Form der Folter wird das Opfer von Kopf bis Fuß mit Stoffstreifen fest an das Bettgestell gefesselt, so dass man sich nicht bewegen kann. Dem Opfer wird täglich nur einmal gestattet zur Toilette zu gehen. Für Stuhlgang begleiten zwei Aushilfswachen das Opfer, wobei ihm die Arme mit je einem Strick gefesselt sind, was eine große Beleidigung der menschlichen Würde ist. Das Opfer muss in das Bett urinieren, während der Oberkörper losgebunden ist.
Die Stoffstreifen werden nicht nur verwendet, um die Opfer zu fesseln, sie hinterlassen auch keine Druckstellen. Wun Jun war drei aufeinander folgende Monate an ein Bett gefesselt gewesen, ohne auch nur einmal losgebunden worden zu sein. Gong Chengxi war zwei Monate lang, während der heißesten Sommermonate, ans Bett gefesselt gewesen. Er hatte sich wund gelegen und hatte eine große Verletzung auf dem Rücken, aus der Eiter und Blut flossen. Seine Haut und Fleisch eiterten. Fliegen setzten sich auf die Wunde, aber die Wachen kümmerten sich nicht darum.
Der Praktizierende Wu Xiangwa wurde ins „intensive Gehirnwäscheteam” geschickt. Polizisten aus Team Nr. 5, darunter Guo Jinhe, Yue Weihua und Liu Bin, und andere Beamte vom „intensiven Gehirnwäscheteam” schockten ihn mehrere Stunden lang mit Elektrostäben. Wu Xiangwan verlor mehrmals das Bewusstsein. Er konnte hinterher nicht mehr sprechen und stotterte lange Zeit. Um den Elektroschocks und dem großen mentalen Druck zu entgehen, schlug Wu manchmal seinen Kopf gegen die Wand, wodurch er in Ohnmacht fiel und Blut über den Boden floss. Schließlich wurde er gezwungen, den Forderungen der Polizeibeamten nachzukommen. Später kam jemand vom Pekinger Büro für Arbeitslager, um den Fall zu untersuchen, aber nichts tat sich. Keiner der Polizisten wurde zur Verantwortung gezogen.
Das „intensive Gehirnwäscheteam” behandelt Falun Gong Praktizierende auf äußerst grausame Weise, aber die Medien berichten darüber nicht.
Team Nr. 6 ist an der Herstellung von Raubkopien von „Harry Potter” Büchern beteiligt
Gegen Ende 2001 wurde ich zur Zwangsarbeit zu Team Nr. 6 verlegt. Die meisten Gefangenen dort waren Diebe, Drogenabhängige, Prostituierte usw. und werden als „allgemeine Häftlinge” bezeichnet. Von Ende 2001 bis Anfang 2002 hat das Arbeitslager Raubkopien der „Harry Potter” Bücher gedruckt, um damit Geld zu machen.
Es ist bekannt, dass China sich gerade der WTO angeschlossen hat. Jiangs Regime hat der ganzen Welt versprochen, dass sie gegen Raubkopien von Veröffentlichungen in China vorgehen würden, um das Verlagswesen zu schützen. Jedoch zwingen Polizisten im Pekinger Tuanhe Arbeitslager, das Teil des chinesischen Rechtssystems ist, die Häftlinge dazu, „Harry Potter” Bücher zu binden. Die Bücher wurden an einem anderen Standort gedruckt. Die Häftlinge wurden aufgefordert, die Blätter zu falten, zu sortieren und zu binden. Dann wurden die fertigen Bücher zu anderen Orten für die Veröffentlichung transportiert.
Über drei Monate war ich in Team Nr. 6, und das ganze Team hatte an den Büchern gearbeitet. In der Halle und auf den Gängen, wo Team Nr. 6 war, konnte man überall über einen Meter hohe Stapel bedruckte Seiten sehen. Team Nr. 3 und Nr. 5 arbeiteten auch an den Büchern. Es wurde gesagt, dass die Wachen untereinander wetteiferten, den Job für ihre eigenes Team heranzuziehen. Wie verstohlen lieferten die Leute die bedruckten Seiten im Arbeitslager ab. Die Fahrzeuge, mit denen die Seiten angeliefert wurden, sahen recht heruntergekommen aus. Die Druckqualität war sehr schlecht, das Papier war vergilbt, und überall waren Fehldrucke und Markierungen. Es war offensichtlich, dass es sich um Raubkopien handelte.
Um noch mehr Bücher vor dem chinesischen Neujahr fertig zu bekommen und sie an die Schüler während der Winterferien zu verkaufen, zwang die Polizei die Häftlinge, sehr hart zu arbeiten. Für die harte Arbeit bekamen die Häftlinge natürlich nichts, während die riesigen Geldsummen, die sie erwirtschaftet hatten, direkt in die Taschen der Polizisten gingen. Dieses Arrangement machte die Aushilfswachen wütend, und sie beschädigten oder entfernten absichtlich Seiten, während die Bücher noch gebunden wurden. Folglich war die Qualität der Bücher wirklich schlecht. Die Polizei kümmerte sich nur um die Anzahl der fertigen Produkte, statt um deren Qualität und hatte für Beschwerden über die Qualität bewusst ein taubes Ohr. Als die Bücher abgeholt wurden, verbargen sie deren schlechte Qualität und waren zufrieden, solange niemand den Unterschied an der Oberfläche bemerkte. Diese Bücher sind viel billiger als die offiziell gedruckten Versionen. Auf die Gewinne der Verleger, das Copyright und die Lizenzgebühren der Autorin wird das zweifellos ernsthafte Auswirkungen haben.
Jedes Mal, wenn Leiter oder Inspektoren von Außerhalb kamen, befahlen uns die Wachen, die Arbeit umgehend einzustellen. Sie versteckten die Seiten und die Bücher in ihren Büros oder an anderen Orten, wo die Besucher nicht hingehen würden. Während des chinesischen Neujahrs bekam jede Polizeiwache einen Bonus von 1.000 Yuan, während die Leiter je einen Bonus von 2.000 bis 4.000 Yuan bekamen [Anm.: Yuan ist die chinesische Währungseinheit. Das durchschnittliche Monatseinkommen eines Stadtarbeiters in China beträgt ca. 500 Yuan]. Keiner der Häftlinge, die so hart gearbeitet hatten, wurde bezahlt. Wir hoffen, dass jemand diese Nachricht an die Autorin von „Harry Potter” oder die Herausgeber des Buches weiterleitet, so dass eine Untersuchung in Gang gesetzt werden kann, um sowohl die Rechte und Interessen der Autorin, der Herausgeber und auch der Häftlinge zu schützen.
(Fortsetzung folgt)
Teil 1: http://de.yuanming.info/articles/200402/15183.html
Teil 2: http://de.yuanming.info/articles/200402/15222.html
Teil 3: http://de.yuanming.info/articles/200402/15250.html
Teil 4: http://de.yuanming.info/articles/200402/15264.html
Teil 5: http://de.yuanming.info/articles/200403/15299.html