Ich heiße Mickey und kultiviere mich seit 4 ½ Jahren. Ich bin Chinese und in England geboren, deshalb kann ich nur wenig Mandarin und nur einige Worte Kantonesisch sprechen. Wenn man in Europa lebt, ist es schwierig, sich die Leiden und die Umgebung der Praktizierenden in China seit 1999 vorzustellen. Wenn ich auch von ihren Erfahrungen auf den Webseiten lese, mir die Fotos ansehe, die seit Beginn der Verfolgung gezeigt werden, obgleich ich dort gelebt habe und das selbst erlebt habe, kommt es mir so vor, als ob jegliches Mitgefühl, das ich empfinde, keinen Sinn hat, wenn ich nichts dagegen tun kann.
Kürzlich ging ich nach New York. Diesmal war die Umgebung hart, aber nicht mehr so hart wie das Mal zuvor. Das war sicher auf die Wirkung all der harten Arbeit zurückzuführen, die die Praktizierenden seit dem Beginn des Projektes in Manhattan geleistet hatten. Zuhause waren die Projekte für die Fa-Berichtigung und die Verantwortlichkeit dafür zum Ende hin immer größer und größer geworden. Ich fand mich sehr viel damit beschäftigt, meine Universitätsarbeit, mein gesellschaftliches Leben mit Familie und Freunden und das Schreiben von Artikeln, die über die wahren Umstände der Verfolgung aufklären, miteinander in Einklang zu bringen. Manchmal verliert man über all dem den Blick für unsere wichtigste Pflicht bei der Fa-Berichtigung: Dem Meister zu helfen, alle Lebewesen zu erretten. Der Meister sagt: ”... Warum langsame Schritte” (aus: „Weg der Gottheit, schwer”, 30.05.2002). Ich hatte das Gefühl, dass ich mich in meinem alltäglichen Leben nicht ausreichend angestrengt hatte, darum entschloss ich mich, nach New York zu gehen.
Ich war froh, dass ich nach New York gehen konnte, denn ich wusste, dass ich mich für kurze Zeit nicht um ein Gleichgewicht zwischen all den verschiedenen Dingen zu bemühen brauchte, sondern alle meine Anstrengungen darauf konzentrieren konnte, die Menschen über die wahren Hintergründe der Verfolgung aufzuklären. Ich genoss es richtig, jeden Tag hart zu arbeiten und all meine Kräfte in die Aktivitäten zu stecken. Ich hatte sehr stark das Empfinden, dass dies die Arbeit war, für die ich geboren worden war. Mein Geist wurde immer einfacher, so wie es eine lokale chinesische Praktizierende ausgedrückt hatte: ”In meinem Herzen ist nichts anderes mehr als der Wille, andere zu erretten.” Es machte nichts, dass sie nicht gut Englisch sprechen konnte. Was sie tat, war völlig aufrichtig, und ihre Stimme war rein, wenn sie zu den Menschen über die tatsächlichen Geschehnisse sprach. Sie sprach von Herz zu Herz statt von Angesicht zu Angesicht. Es erinnerte mich an einen Vers aus einem Gedicht des Meisters:
„ ... aus dem Mund scharfe Schwerter schießen
die Lügen der morschen Gespenster entlarven” (aus: „Schnell erklären”, 21.08.2002)
Ich war von den verschiedenen Praktizierenden in New York ganz gerührt. Viele von ihnen hatten sich erst ein Jahr lang kultiviert. Zu Anfang dachte ich, dass sie wohl einige Jahre länger als ich praktiziert haben müssten, denn sie erschienen mir so reif!
Manchmal, wenn ich vor Kälte zitterte, sah ich mir die älteren Praktizierenden an, die so um die 70 oder 80 Jahre alt waren. Sie standen da, unberührt, und würden viel länger als ich in New York bleiben. Ich war viel jünger als sie, wie konnte ich mich beklagen oder auch nur solch einen Gedanken haben? Zu Beginn, wenn ich unsicher war, wie man gewisse Dinge handhabt oder mir Gedanken über Härten machte, sah ich auf die anderen; aber allmählich ergriff ich selbst die Initiative, um Probleme zu lösen. Viele Eigensinne wurden abgestreift, und mein Körper und Verstand fühlten sich leicht an. Ich stellte fest, dass jemand, der in der Kultivierung schnellere Fortschritte machte, einfach tat, was er tun sollte, und nicht darüber nachdachte, wie viel Zeit er für die Aufgaben brauchte oder sich Fragen stellte, warum er nicht genug oder warum er nicht richtig lesen konnte. Unsere Verantwortung in der Kultivierung ist an keine Bedingungen geknüpft und wenn wir nach innen schauen, können wir unsere Bemühungen beim Einlösen dieser Verantwortung ständig sehen, und der Meister sieht es auch zu jedem Augenblick.
In "Selbst klar im Herzen"(12.10.1999) sagt der Meister:
"Leben und Tod, spricht nicht durch großes Wort
Schaffen, nicht schaffen, wahres Antlitz sehen"
Mit wurde vor einiger Zeit klar, dass wir in unserer Kultivierung die Anhaftung an Leben und Tod loslassen müssen, wenn wir voranschreiten wollen. Die Frage, ob wir es schaffen oder nicht, wirkt sich darauf aus, ob die Chinesen oder andere irregeführten Menschen, für die wir verantwortlich sind, gerettet werden können. Denn wenn es hier keine Dafa-Schüler gibt, wer kann dann die Menschen von dem Gift in ihrer Seele befreien? Da unsere Kultivierung mit der Fa-Berichtigung verknüpft ist, könnte unser Umgang mit dem Pass von Leben und Tod auch über Leben oder Tod der anderen Menschen entscheiden. Als ich das Gedicht noch einmal las, schien es mir, als ob die Reise, die der Meister beschreibt, sich nicht nur auf die Kultivierung in dieser Zeit, sondern auch auf eine Reise vom alten Kosmos in den neuen bezieht. Es beschreibt, wie man das andere Ufer erreicht. Jedoch ist das nur mein begrenztes Verständnis.
Wenn ich an meine geistige Einstellung vor und nach meiner Reise nach New York denke, erkenne ich, dass ich, weil ich immer beschäftigter gewesen war, mir eine Struktur gebildet hatte: Wann tu ich dies, wann tu ich jenes; wann kann ich ausruhen, wann arbeite ich. Wenn etwas diese Struktur unterbrach, ärgerte ich mich, weil ich gewisse Aufgaben nicht beenden konnte. Nach meiner Rückkehr schien sich diese Struktur aufgelöst zu haben. Wenn mir dazu gewisse Gedanken kamen, reagierte ich nicht mehr in der Weise darauf wie früher, stattdessen versuche ich, sie zu klären. Den Weg, den uns der Meister gegeben hat, zu gehen und die drei Dinge gut zu machen, sind im Augenblick das Wichtigste; es gibt nichts anderes, was wichtig wäre.
Nachdem ich nach England zurückgekehrt war, sah ich die Menschen mit anderen Augen, selbst die Menschen, die ich seit langer Zeit kenne. Ich dachte über die Worte des Meisters nach. Es ging darum, wie wir die Errettung der Lebewesen in jeden unserer Gedanken einbetten können. Ich musste noch stärker versuchen, in jeder Situation Barmherzigkeit zu kultivieren; Knoten aufzulösen, wo ich sie sehe; meine komplizierte Mentalität, die durch Kümmernisse entstanden war, loszulassen und mich mit einem reineren und schlichteren Herzen zu kultivieren.
Während einiger Aktivitäten bemerkte ich gelegentlich, dass andere Praktizierende und ich uns erhitzten, weil wir unterschiedlicher Meinung waren im Hinblick darauf, wie etwas getan werden müsste. Der Meister sagt: ”Ich sage Euch, als ein Kultivierender bist du auch unter den gewöhnlichen Menschen, du musst eben solche unangenehmen Worte hören, du musst solche unangenehmen Worte hören können, (Beifall) sonst hast du dieses grundlegende Problem der Kultivierung noch nicht einmal gelöst. Und du sagst noch, dass du ein Dafa-Jünger bist.” (Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in Chikago 2004). Falls einer etwas sagt, was dein Herz bewegt, ob es nun deinen Stolz berührt, deine Selbstzufriedenheit oder deine Eifersucht, ganz gleich was es ist - das muss einfach abgestreift werden. Warum an so etwas Schmutzigem festhalten? Selbst wenn man mit so einer Untugend in den Himmel käme, würde man sich gehörig schämen müssen, wenn man es die anderen erleuchteten Wesen dort sehen ließe. Jeder will das Beste für Dafa und für die Arbeit, die wir tun, darum sollten wir nur einfach an die Wirkung eines „ganzen Körpers” denken statt an uns selbst.
Der Meister sagt: ”Um was geht es dabei eigentlich? Ganz einfach, es geht nämlich darum, ob du dabei bist, das Fa zu bestätigen oder dich selbst.” (Fa-Erklärung auf der internationalen Fa-Konferenz in New York 2004, Fragen und Antworten, Teil 1) Wenn wir Dafa an die erste Stelle setzen und einander mit Barmherzigkeit betrachten, wenn ein Konflikt auftaucht, dann werden die Dinge harmonischer verlaufen.
Ich habe in New York eine Menge gelernt und habe geweint, als ich den Platz der Aktivitäten verließ. Er hatte es mir ermöglicht, Abstand von meinem Leben zu nehmen. Aber ich verstehe jetzt auch, dass unsere Verantwortung in verschiedenen anderen Umgebungen genau so heilig ist. Es gibt so viele Dinge zu tun, egal, wo man sich aufhält. Ich muss die Illusionen im täglichen Leben durchschauen, damit ich die übertragene Aufgabe vollkommen erfüllen und mich mit einem höheren Maßstab fordern kann. Dieser Erfahrungsbericht zeigt nur ein begrenztes Verständnis. Ich möchte dem Meister für all die Gelegenheiten danken, die er mir gegeben hat. Vielen Dank!