(ursprünglich aus Singapur, Li Ying lebt augenblicklich in den USA)
(Minghui.de) Am Abend des 31. Dezember 2000 kam ich mit einigen anderen Falun Gong-Praktizierenden im „Iris-Reservoir Park” in Singapur zusammen, um den Verlust der 107 Praktizierenden zu betrauern, die wegen ihres starken Glaubens an „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht” in China verfolgt worden waren und dabei ums Leben gekommen waren. In dem Park saßen 10 Personen im Kreis. Acht Personen und ich standen Hand in Hand neben einer Plakattafel. Auf der Tafel befanden sich die Namen und Fotos von den Praktizierenden, die durch die Verfolgung ihr Leben verloren hatten. Zur Musik von „Pu Du” und „Ji Shi” sprachen Praktizierende gedenkende Worte und verlasen die Namen der Opfer. Wir hielten Leuchtstäbe in der Hand und trauerten im Stillen um unsere Mitpraktizierenden in China. Alles lief ruhig und friedlich ab.
Weil wir daran teilgenommen hatten, wurden 14 Praktizierende und ich gesetzwidrig von der Polizei verhaftet. Sieben von uns wurden zu 4 Wochen Gefängnis verurteilt, die anderen erhielten Geldstrafen.
Ich wurde 28 Tage im Zhang Yi-Frauengefängnis inhaftiert. Ich trat in einen 20-tägigen Hungerstreik und war mit meinen eigenen Augen Zeuge der schweren Bestrafungen, die wir alle ertrugen. Die ersten 20 Tage wurde ich in einer Zelle festgehalten, die nur ein kleines Fenster und eine verschlossene Tür hatte. Das Fenster, das mit Eisenstäben vergittert war, wurde von den Aufsehern benutzt, um die Leute in der Zelle auszuspähen. Gegenüber der Türe war hoch oben an der Wand ein Fenster, das gerade hoch genug war, damit man durch das Zellenfenster schauen konnte, um den Tag von der Nacht unterscheiden zu können.
Während der 28 Tage im Gefängnis durfte ich mich nicht wie die anderen Gefangenen im Freien bewegen. Das Gefängnis nahm mir nicht nur das Recht, nach draußen zu gehen, sondern erlaubte mir auch nicht, Falun Gong-Übungen zu machen. Außerdem beschlagnahmten sie das Buch „Zhuan Falun”, das mir mein Mann geschickt hatte. Das Zhang Yi-Frauengefängnis erlaubt, dass die Verwandten den Gefangenen Gegenstände zukommen lassen. Mein Ehemann schickte mir das Buch während der ersten paar Tage ins Gefängnis, aber ich erhielt es nie. Um mein gesetzliches Recht, lesen zu dürfen und die Übungen machen zu dürfen, wiederzuerlangen, trat ich am Nachmittag des siebten Hafttages in einen Hungerstreik.
Die Tage, an denen ich im Hungerstreik war, waren sehr hart. Mein Körper wurde von Tag zu Tag mehr ausgemergelt. Nachts war es sehr schwierig, Schlaf zu finden. Ich bestand hartnäckig darauf, die Übungen zu machen und die Wärterinnen hinderten mich nicht mehr daran. Doch sie weigerten sich weiterhin, mich „Zhuan Falun” lesen zu lassen, so dass ich den Hungerstreik fortsetzte. Jeden Tag war ich der Einsamkeit und der Bestrafung durch die Wärterinnen ausgesetzt und litt unter extremen physischem und psychischem Druck.
Eines Tages führte mich eine Wärterin auf den Flur und versuchte mich unterhalb eines Überwachungsgerätes zum Essen zu zwingen. Sie rief: „Wenn du heute nicht isst, darfst du nicht mehr in deine Zelle zurückkehren.” Ich antwortete: „Bevor ich Falun Gong praktizierte, war ich nicht gesund. Zwei Jahre lang las ich beständig „Zhuan Falun” und machte die Übungen, wodurch ich zu einem gesunden Menschen wurde. Das Lesen und das Praktizieren der Übungen sind ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Bitte geben Sie mir das Buch.” Die Wärterin ging zurück zu ihrer Vorgesetzten. Doch sie blieben dabei, mir das Buch nicht zu geben und so setzte ich den Hungerstreik fort.
Während der Haft waren die Strafen für die Kriminellen schwer. Ich hörte jeden Tag wie die Wärterinnen Leute anschrieen. Ich sah, wie eine Wärterin eine Mitgefangene zwang, ihre ganze Kleidung auszuziehen und sie dann demütigte, indem sie gezwungen wurde, sich vor einige Leute hinzustellen und dann auch noch hinzuknien. Damit die Kriminellen strikt kontrolliert werden können, denken sie sich einige grausame und ungewöhnliche Bestrafungen aus; beispielsweise zwangen sie die Inhaftierten in einer bestimmten Haltung stehen zu bleiben. Wenn sie sich bewegten, wurden sie schwer bestraft. Das Gefängnis rationierte das Wasser für die Gefangenen. Während der letzten acht Tage im Gefängnis wurde ich mit zwei anderen in eine Zelle gesteckt und unsere Wasserzuteilung war äußerst ungenügend. Wir hatten keine andere Wahl, als das Wasser aus der Toilette zu nehmen.
Kürzlich verurteilte das Gericht in Singapur zwei Falun Gong-Praktizierende zu Unrecht zu Gefängnisstrafen. Diese Praktizierenden hatten nur versucht, die Tatsachen über Falun Gong bekannt zu machen und auf die Verfolgung in China aufmerksam zu machen. Ich verstand, dass die Familienangehörigen der beiden Praktizierenden sie in ihrer Besorgnis retten wollten, jedoch nur das tun konnten, was das Gericht bestimmt hatte. Sie waren gezwungen, die festgelegten Geldstrafen zu zahlen, um sie frei zu bekommen. Ich appelliere an die Regierung von Singapur, nicht der Kommunistischen Partei Chinas zu folgen und nicht weiterhin gute Menschen zu verfolgen.