11. Juni 2005 - Die Bürger in mehreren australischen Städten protestierten am Samstag, um die Regierung dazu zu drängen, einem chinesischen Diplomaten politisches Asyl zu gewähren. Dieser hält sich versteckt, da er um seine und die Sicherheit seiner Familie besorgt ist, falls er nach China abgeschoben würde.
Chen Yonglin, 37, hat formell um politisches Asyl angesucht, nachdem er letzten Monat übergelaufen war, aber die australische Regierung lehnte den Antrag ab, der in der Vergangenheit nur in sehr wenigen Fällen genehmigt wurde.
Etwa 50 Menschen nahmen an den Kundgebungen in Melbourne, Brisbane und Adelaide teil, um Herrn Chen zu unterstützen.
Die Falun Gong-Bewegung zeigte in Sydney zur Unterstützung des Diplomaten eine grausige Nachstellung von Foltermethoden, denen laut der Behauptung der Bewegung die Praktizierenden in China regelmäßig von einer chinesischen Sicherheitsabteilung namens „Büro 610” ausgesetzt seien.
Chen, ein Konsul für politische Angelegenheiten, erzählte dem australischen Einwanderungsministerium letzten Monat, dass er von seiner Aufgabe im chinesischen Konsulat von Sydney schwer mitgenommen sei, die darin bestanden hätte, Falun Gong-Praktizierende zu verfolgen.
Die Bewegung, die eine Form von Meditation [in Verbindung mit einer buddhistischen Lehre von Meister Li] praktiziert, wird von der chinesischen Regierung angeprangert [und brutal verfolgt].
Das australische Einwanderungsministerium untersucht derzeit Chens Antrag auf ein Schutzvisum, das Asylsuchenden nach der U.N. Flüchtlingskonvention gewährt werden kann, nachdem der Außenminister Alexander Downer den Antrag des Diplomaten auf politisches Asyl abgewiesen hat.
Chen hält sich derzeit mit seiner Frau und seiner 6-jährigen Tochter versteckt. Er ist auf keiner der drei Kundgebungen erschienen.
Der chinesische Überläufer ging mit seiner Bitte um politisches Asyl letzte Woche an die Öffentlichkeit. Dies geschah angesichts einer Kundgebung wegen der Niederschlagung der Demokratiebewegung am Platz des Himmlischen Friedens durch die chinesische Armee im Jahr 1989.
”Handel oder Menschenrechte, das ist die Frage», sagte John Deller, ein Falun Gong-Sprecher auf der Kundgebung in Sydney.
Sprecher der Kundgebungen in Melbourne und Brisbane beschuldigten die australische Regierung, die Handelsbeziehungen über die Menschenrechte gestellt zu haben, indem sie Chens Asylantrag abgewiesen hätten.
Peking, Australiens drittgrößter Handelspartner mit einer jährlichen Handelssumme von annähernd 22 Milliarden U.S. Dollar, befindet sich derzeit im Gespräch mit der Regierung in Canberra über ein Freihandelsabkommen. Zur Diskussion stehen auch Verhandlungen über größere Geschäfte mit Ressourcen zwischen den beiden Ländern.
Die Kundgebungen vom Samstag riefen die australische Regierung des Weiteren auf, einem zweiten Überläufer, Hao Fengjun, ebenfalls Asyl zu gewähren. Hao Fengjun hatte angegeben, als Offizier der Staatssicherheit für das Büro 610 in Tianjin, Nordchina, gearbeitet zu haben.
Weitere Kundgebungen in Sydney und Perth sind für die kommenden Tage geplant.