(Minghui.de) Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Xiaoyang Wang. Seit fünf Jahren studiere ich Wirtschaft an der Universität St. Gallen. Zu Hause in China habe ich nur drei Familienangehörigen, meine Großmutter ist bereits 84 Jahre alt und mein Vater wird bald 60 Jahre alt. Seit er vor ein paar Jahren einen Gehirnschlag erlitten hatte, ist sein Gesundheitszustand problematisch. Meine 54-jährige Mutter ist die Stütze meiner Familie, denn nur sie ist erwerbstätig und sichert die Existenz der Familie. Sie hat 1997 angefangen, Falun Gong zu praktizieren, eine Qigongmethode, bei welcher man nebst fünf Übungen großen Wert auf die Prinzipien Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht legt. Seitdem ist sie nicht nur sehr gesund geworden, sondern bekommt auch noch besonders viel Lebenskraft, die für die Familie in geistiger Hinsicht von zentraler Bedeutung ist. Meine Familienangehörigen sind ehrenhafte Bürger, die ein friedliches Leben führen wollen.
Am 25. November 2004 um 13 Uhr ist die Polizei bei meinen Eltern zu Hause aufgetaucht und forderte meine Großmutter dazu auf, die Türe zu öffnen. Als die Polizisten eingedrungen waren, begannen sie sofort das ganze Haus meiner Eltern zu durchsuchen. Innerhalb kürzester Zeit wurde unser Zuhause völlig auf den Kopf gestellt, und es sah danach aus, als ob wir ausgeraubt worden wären. Unser Computer, der Drucker, Druckerpatronen, unser Mobiltelefon und das Adressbuch wurden konfisziert und mitgenommen. Mein Vater wurde, ohne daß ein Grund angegeben wurde, an Ort und Stelle verhört. Das Auftreten der Polizei schockierte und verängstigte meine Großmutter und meinen Vater in höchstem Maße.
Zwischen 14:00 und 15:00 Uhr kam meine Mutter nach Hause und wurde durch die Polizei, ohne einen Haftbefehl vorzuzeigen, weggebracht. Die einzige Begründung war, daß sie Falun Gong praktiziert. Im Moment wird sie im ersten Untersuchungsgefängnis, LUMU ZHEN, im XIANG CHENG Distrikt der Stadt SUZHOU auf unbestimmte Zeit festgehalten. Warum? Es gibt überhaupt keine Anschuldigung gegen sie. Die ganze Hausdurchsuchung und Festnahme sind illegal, sie können durch kein Gesetz begründet werden. Die Aktion beruht einzig auf dem Willen Jiang Zemins, Falun Gong auszulöschen.
Seit mehr als sechs Monaten bekomme ich keine Informationen mehr über meine Mutter. Ich mache mir immer größere Sorgen um die Sicherheit meiner lieben Mutter. Heute sind bereits 2335 verifizierte Todesfälle von Falun Gong Praktizierenden bekannt, zu denen es durch Folter in Polizeistationen und Arbeitslagern kam. Die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Hunderttausende wurden seit dem Juli 1999 festgenommen, über 100.000 Praktizierende, möglicherweise aber wesentlich mehr, wurden zu häufig jahrelangem Arbeitslager verurteilt, in der Regel ohne ordentliches Gerichtsverfahren. Die Verfolgung von Falun Gong in China umfaßt alle Lebensbereiche: sie führt zum Verlust von Arbeitsplatz und Wohnung, schließt Schüler und Studenten von der Ausbildung aus, zwingt Frauen zur Abtreibung und Ehepaare zur Scheidung. Ich befürchte, daß meine Mutter ebenfalls gefoltert wird.
Der Gesundheitszustand meiner Großmutter hat sich rapide verschlechtert, da sie sich große Sorgen um meine Mutter machte. Am 20. Dezember, nicht einmal einen Monat nach der illegalen Verhaftung meiner Mutter, ist sie gestorben. Ich kann den Tod meiner Großmutter kaum glauben und mache mir große Sorgen um das Leben meines Vaters. Jetzt ist mein Vater allein, er wurde von seinem Arzt gewarnt, daß ein zweiter Hirnschlag seinen Tod bedeuten könnte. Außer Sorgen und Kummer um meine Mutter bekommt er noch Druck von der Polizei, die nicht zuläßt, daß er mich über meine Mutter informiert, so kann er seine Sorgen auch nicht mit mir teilen, er macht sich sogar Sorgen um meine Sicherheit. Vor kurzer Zeit war er wegen seines Herzproblems eine Woche im Krankhaus. Das Leben meines Vaters hängt auch von der Freiheit meiner Mutter ab.
Ich bin das einzige Kind der Familie. Wegen der Verfolgung von Falun Gong durch das Jiang Zemin Regime und die Kommunistische Partei Chinas (KPC) konnte ich während der letzten sechs Jahre nicht mehr nach Hause gehen, um meine Familie zu besuchen. Das Risiko verhaftet und in ein Arbeitslager gesperrt zu werden, ist viel zu groß, es ist schon vielen Auslandschinesen widerfahren. Ich vermisse sie so sehr. Als ich kürzlich Nachrichten über die Situation meiner Mutter erhielt, war ich zutiefst schockiert. Es ist mir unverständlich, wie meine Mutter, die nur, weil sie Falun Gong praktiziert, das heißt, ihr Leben nach den Prinzipien von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht zu richten, als Kriminelle behandelt und immer noch illegal in Gefangenschaft gehalten wird: Die Nachbarn und die Kollegen sagen doch alle, daß sie ein sehr netter und sehr gutherziger Mensch ist. Was ist kriminell daran, sein Leben nach Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht zu richten?
Seit sechs Jahren erleiden viele Familien in China jeden Tag solche Grausamkeiten. Sehr viele Familien sind deswegen zerstört worden. Ich fühle mich ohnmächtig und bedrückt durch diese ungerechten Geschehnisse, die mich einerseits von meiner Familie trennen und andererseits ihr Leben gefährden. Wie gerne würde ich ihnen gerade in diesem Moment, wo sie mich so sehr brauchen, an Ort und Stelle zur Seite stehen. Gerade jetzt, wo sie sich in einer dermaßen leidvollen und gefährlichen Lage befinden, schmerzt mich die uns aufgezwungene Trennung stärker denn je. Ich wünsche nichts so sehr, wie meine Mutter und meine Familie in Freiheit zu wissen.
Von ähnlichen Fällen ist mir bekannt, dass sich durch die Bemühungen aus dem Ausland die Haftbedingungen meistens gebessert haben oder es gar zur Freilassung gekommen ist. Deshalb bitte ich Sie, mir nach Ihren Möglichkeiten zu helfen, damit meine Mutter so rasch wie möglich wieder nach Hause zurückkehren kann. Ich konnte meine Großmutter schon nicht mehr wiedersehen, ich möchte nicht, daß ich meine Eltern auch nicht mehr wiedersehen werde.
Vielen herzlichen Dank für Ihre Anteilnahme und Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen
Xiaoyang Wang
Quelle: http://de.clearharmony.net/articles/200507/25273.html