(Minghui.de) In meiner Firma bin ich der einzige Chinese. Vor einem Monat sagten meine Kollegen, alle würden von mir erwarten, dass ich auf der Weihnachtsfeier unserer Firma eine Rede halte. Später erfuhr ich von einer Firmentradition, die Jahrzehnte zurückgeht, wonach neue Angestellte auf der Weihnachtsfeier einige Worte sagen müssen. Zuerst dachte ich nicht viel darüber nach. Ich glaubte, dass ich gerade einmal eine Minute benötigen würde, um mich für die Hilfe der Belegschaft zu bedanken. Dann erkannte ich jedoch, dass dies nicht der Fall war. Ein paar andere neue Angestellte waren zur gleichen Zeit in die Firma gekommen wie ich. Ihnen erzählte aber niemand von dieser Firmentradition. Im Gegenteil, jeder erinnerte mich an die Rede und erzählte mir, dass ich etwas Großes daraus machen solle. Sie erklärten mir, meine Rede solle mindestens eine Stunde dauern und dass alle gespannt darauf wären. Da ich oft mit meinen Kollegen scherze, dachte ich, dass dies auch ein Scherz sei und schenkte dem Ganzen nur wenig Aufmerksamkeit.
Einen Tag vor der Weihnachtsfeier erinnerte mich ein Kollege an die Rede und dass ich nicht vergessen dürfe, mich vorzubereiten. In diesem Moment erkannte ich plötzlich, dass meine Kollegen eine Schicksalsverbindung mit mir haben. Sie wollten die wahren Umstände über Falun Gong, auch Falun Dafa genannt, erfahren.
Als ich diese Tatsache erkannt hatte, fing ich sofort an, mich auf die Rede vorzubereiten. Ich erkundigte mich über Einzelheiten der Feier, z.B. wann die Reden gehalten würden und wie viel Zeit jeder Sprecher habe. Nach der Arbeit begann ich die Rede nieder zu schreiben und sie nahm schnell Gestalt an. Als ich am nächsten Morgen aufrichtige Gedanken aussandte, fügte ich einen Gedanken hinzu; ich bat den Lehrer und die rechtschaffenen Gottheiten, mich zu stärken und sämtliche Störungen zu beseitigen, die mich abhalten könnten.
Als ich jedoch zu Beginn der Feier sah, wie sich meine Kollegen lautstark begrüßten und sich frohe Weihnachten wünschten, wurde mein Herz unruhig. Gedanken blitzten auf und gingen mir durch den Kopf, wie: „Die Weihnachtsfeier ist ein fröhlicher Anlass. Ist dieser Zeitpunkt geeignet, über die brutale Verfolgung zu berichten? Werden meine Chefs und meine Kollegen es verstehen?” Dann wieder: „Ich habe bisher schon einige meiner Kollegen über die wahren Begebenheiten aufgeklärt; vielleicht ist es besser, jetzt nicht darüber zu sprechen?”
Während ich dies dachte, fragte ich mich, was „Gutes für die Menschen tun” wirklich bedeutet. Warum wollte ich sie nicht über die Tatsachen aufklären? Konfrontiert mit meinen eigenen Fragen erschienen alle meine Entschuldigungen sehr schwach. Es ist keine Frage, dass alle Wesen nur für Dafa hier sind. Jede Chance, die Tatsachen zu hören, ist eine Gelegenheit, die schwer zu bekommen ist. Wenn man sie verpasst, bedauert man dies vielleicht ewig. Vielleicht wurde die über Generationen andauernde Tradition dieser Firma schon vor sehr langer Zeit für die Errettung der Lebewesen arrangiert. Überdies, als ich zuvor über Falun Dafa und die Verfolgung sprach, war es oft knapp und nicht detailliert. Ich ging nicht richtig auf die Verfolgung durch das chinesische kommunistische Regime ein. Es war keine Frage, dass dies für jeden eine Gelegenheit war, die Tatsachen über Falun Dafa und die brutale Verfolgung von Dafa-Praktizierenden zu erfahren und dadurch die eigene Zukunft zu wählen. Dies ist die größte Barmherzigkeit und ich dachte wirklich nur an sie.
Die Wurzel all meiner Entschuldigungen für die so genannte Anpassung an die Gesellschaft der gewöhnlichen Menschen, war der Eigensinn an mir selbst. Ich hielt an meinen persönlichen Interessen in der gewöhnlichen Gesellschaft fest und hatte sogar Angst, sie zu verlieren. Es gab die Angst, dass meine Kollegen mich nicht verstehen würden. Entstand diese Angst, dass sie mich nicht verstehen würden, nicht aus dem Gedanken: „Werden sie dann nicht mehr nett zu mir sein?” Wenn ich Angst hatte, dass es mein Chef nicht verstehen würde, war es nicht deshalb, weil ich Angst davor hatte, meine Arbeit zu verlieren? Wenn ich dachte, dass ich sie bereits über die Tatsachen aufgeklärt hätte und es nicht notwendig sei, es noch einmal zu tun, war dies dann nicht eine Entschuldigung dafür, meine Eigensinne nicht beseitigen zu müssen?
Sobald ich meine Eigensinne erkannt hatte, hellte sich mein Herz auf. Ich sagte zu den Gedanken, die mich daran hinderten, über die wahren Geschehnisse zu sprechen: „Ihr seid keine aufrichtigen Gedanken, ihr seid nicht meine eigenen Gedanken. Heute werde ich die ganze Belegschaft über die Tatsachen aufklären und es gibt nichts, was mich davon abhalten kann. Ganz gleich, was passiert, ich muss die Verantwortung für jene übernehmen, die gekommen sind, um die wahren Umstände zu hören.”
Von den neuen Angestellten sollte ich als erster sprechen. Als ich aufstand, wurde es plötzlich still und jeder schaute mich voller Erwartung an. Ich atmete tief durch und bat den Lehrer, mir Kraft zu geben, damit ich diese Gelegenheit nicht verpassen würde. Dann erzählte ich meinen Kollegen ruhig und sicher, dass im selben Moment, in dem wir Weihnachten feierten, in China Falun Gong-Praktizierende wegen ihres Glaubens in Gefängnissen und psychiatrischen Anstalten festgehalten würden. Sie würden auf unmenschliche Weise verfolgt.
Als ich fertig war, fragte ich mich, wie ich das Thema beenden könnte. Zwei Sekunden lang wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Plötzlich sagte ein Kollege, der neben mir saß, laut: „Lasst uns die Freiheit dieses Momentes schätzen, die Freiheit, die so viele nicht haben.” Dies war eine Gedächtnisstütze und ich konnte natürlich überleiten und jedem fröhliche Weihnachten wünschen.
Nachdem ich mich hingesetzt hatte, klatschten alle. Ein Kollege, der neben mir saß, umarmte mich und meinte: „Dies war die beste Rede, die ich in den vergangenen zehn Jahren gehört habe.” Zwei meiner Vorgesetzten freuten sich sehr und erklärten mir, sie hätten nicht gedacht, dass ich so eine gute Rede halten würde. Einer der beiden sagte mir, ich solle zur nächsten Weihnachtsfeier alle meine „Falun Gong-Freunde” einladen. Ein paar Abteilungsleiter kamen zu mir herüber und bedankten sich für meine Rede. Einer von ihnen, der immer gern Scherze macht, kam zu mir, schüttelte meine Hand und sagte: „Ganz im Ernst, Ihre Rede war wunderbar; dies meine ich aus tiefstem Herzen.”
Als ich zurückblickte, erkannte ich, dass ich nicht alle Aspekte über Falun Gong angesprochen hatte. Aber wenigstens hatte ich den Menschen eine Tür geöffnet, damit sie später mehr erfahren konnten. Es erleichterte mir, auch in Zukunft meine Kollegen eingehender über die Tatsachen aufzuklären.
Wichtig bei dieser Erfahrung war, dass mir meine Eigensinne bewusster wurden, die ich noch nicht erkannt bzw. denen ich keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Hätte ich diese Erfahrung nicht aufgeschrieben, hätte ich wahrscheinlich keine klare Erkenntnis über all meine Eigensinne bekommen. Ergänzend möchte ich noch eine kleine Geschichte in Bezug auf diesen Artikel erzählen. Nachdem ich von der Feier zurückgekommen war, berichtete ich einem Mitpraktizierenden von meiner Rede. Dieser hatte mich am Tag zuvor ermutigt, die Gelegenheit zu nutzen, um über die wahren Umstände aufzuklären. Mein Mitpraktizierender bat mich, meine Erfahrung aufzuschreiben, und ich stimmte zu. Dann dachte ich jedoch: Als ich früher über Erfahrungen gesprochen hatte, bei denen ich dachte, ich hätte es wirklich gut gemacht, bat mich niemand sie aufzuschreiben.” Dieses Mal fand ich das Ergebnis nicht optimal und wurde gebeten, einen Erfahrungsbericht zu schreiben.
Im Prozess des Schreibens war ich gezwungen, mich mit meinen tatsächlichen Gedanken zu konfrontieren. Ich erkannte plötzlich, warum mich der Mitpraktizierende daran erinnert hatte, meine Erfahrung aufzuschreiben. Er tat dies, weil ich noch nicht erkannt hatte, was sich hinter dem Gedanken „nicht sprechen zu wollen bzw. nicht den Mut haben zu sprechen” verbarg. Denn das, was sich dahinter verbarg, hemmte meinen Entschluss, fleißig zu sein.
Vor einigen Jahren, als die Verfolgung auf ihrem Höhepunkt war, klärte ich überall, wo auch immer ich war, über die Verfolgung auf. Wenn ich jemandem auf der Straße begegnete, aber keine Gelegenheit hatte, über die Tatsachen zu sprechen, dachte ich: „Ich hoffe, dass alle Elemente, die diese Person davon abhalten, die wahren Hintergründe zu erfahren, vernichtet werden. Ich hoffe, dass sie eine Chance erhält, einen Praktizierenden zu treffen, der über die Tatsachen aufklärt, sodass sie errettet wird.
Aber nun, da sich die Umgebung verbessert hatte, begann ich öfter, an meinen persönlichen Gewinn und Verlust in der Gesellschaft zu denken, statt die Verantwortung eines Jüngers in der Zeit der Fa-Berichtigung an die erste Stelle zu setzen. Dies ist sehr gefährlich. Wie der Lehrer in dem Artikel „Je näher dem Ende, desto fleißiger vorankommen” sagt:
„Das ist eigentlich die Erscheinung der Spätphase der Fa-Berichtigung und der Kultivierung der Dafa-Jünger. Dennoch ist in dieser Zeit ein depressiver Zustand mehr oder weniger bei einem kleinen Teil von Lernenden, sogar bei langjährig Lernenden aufgetaucht, sie haben im Willen des fleißigen Vorankommens nachgelassen und haben nicht begriffen, dass das auch ein Eigensinn auf die Zeit der Fa-Berichtigung ist oder dass das an den Störungen durch erworbene Anschauungen liegt, sodass ihre Lücken von den störenden Faktoren, bösartigen Geistern und den morschen Gespenstern ausgenutzt wurden, die die alten Mächte früher in der obersten Schicht des menschlichen Raumes hinterlassen haben. Nachdem diese Eigensinne und menschlichen Anschauungen verstärkt und größer geworden sind, ist ein depressiver Zustand entstanden.” (Li Hongzhi, 31.10.2005)
Zwar hatte ich diesen Artikel gelesen, aber ich hatte mich selbst belogen und behauptet, dass der Lehrer nicht über mich sprechen würde. Ich dachte, dass ich schwer gearbeitet und viele Dinge gemacht hätte; aber jeder weiß, wenn der Lehrer einen Artikel veröffentlicht, beeinflusst dies jeden, der ihn liest. Jeder sollte nach innen schauen und sich überprüfen. Solange die Fa-Berichtigung andauert, dauert unsere historische Mission als Dafa-Jünger an. Wenn wir jetzt nachlassen, werden die übrig gebliebenen bösartigen Geister und morschen Gespenster nicht aufhören; sie werden die Dafa-Praktizierenden weiterhin verfolgen und die Menschen vergiften. In dem Moment, wenn wir uns zurück lehnen und locker lassen, geben wir dem Bösen eine Chance zu atmen.
Abschließend möchte ich allen ans Herz legen: Der Lehrer hat eine unermessliche Barmherzigkeit und will keinen einzigen seiner Jünger aufgeben. Auf dem Weg der Kultivierung erleben wir Höhen und Tiefen, aber wir stehen immer unter dem Schutz des Lehrers. Welchen Grund könnte es geben, nicht fleißig zu sein und die Dinge, die wir tun sollen, nicht gut zu machen?
24. Dezember 2005