(Minghui.de)
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21. April 2006 - Der Anblick, wie eine (Falun Gong-) Protestierende gestern Morgen am Beginn seines Staatsbesuches vor dem Weißen Haus Vorwürfe gegen den chinesischen Ministerpräsidenten Hu Jintao erhob, war sowohl schockierend als auch ergreifend.
Schockierend deshalb, weil eine wilde Unterbrechung eines kontrollierten Ereignisses in der 1600 Pennsylvania Avenue wirklich nicht willkommen ist.
Und ergreifend deshalb, weil der Anführer der tyrannischen Regierung für einen Moment gezwungen war, sich die Stimme der Freiheit anzuhören - eine Stimme, die ihm in seiner eigenen Sprache unmissverständlich mitteilte: „Ihre Tage sind gezählt, die Zeit für Chinas regierende Partei ist abgelaufen.”
Keiner sollte die Illusion haben, dass der Ausbruch von Wenyi Wang irgendwelche langfristigen Konsequenzen haben wird. In historischer Sicht waren die Worte von George W. Bush kurz bevor Wenyi Wang zu schreien begann, noch viel bedeutender, weil sie aus dem Mund des Präsidenten der Vereinigten Staaten kamen.
Bush sagte, er würde damit „fortfahren, die Wichtigkeit des Respektierens der Menschenrechte und der Freiheiten der Chinesen mit Präsident Hu zu diskutieren. China ist deshalb so erfolgreich geworden, weil das chinesische Volk die Freiheit erfahren haben, zu kaufen, zu verkaufen und zu produzieren - und China könnte noch erfolgreicher werden, indem dem chinesischen Volk das Recht zugestanden wird, sich frei versammeln und frei sprechen zu können und auch das Recht, frei eine Religion ausüben zu können.” Nicht die sehr leidenschaftliche Rhetorik war das Wichtigste, sondern dass Bush diese Worte ausgesprochen hat.
Wenn überhaupt, geht Wenyi Wang´s Protest nach hinten los. Sie sprach im Namen der unterdrückten religiösen Bewegung Falun Gong, dessen Anführer und Anhänger Inhaftierungen und entsetzlichen Folterungen innerhalb Chinas ausgesetzt sind - und ihre Konfrontation mit Hu machte es möglicherweise für den Präsidenten schwerer, den Besuch zu nutzen, Hu darauf anzusprechen, mit Falun Gong lockerer zu werden. Anstatt den Tag solchen Angelegenheiten zu widmen, war Bush gezwungen, öffentlich sein Bedauern für die Unhöflichkeit, mit welcher Hu begrüßt wurde, auszudrücken.
Und dennoch, wie könnten wir nicht von Wenyi Wangs Aktion erschüttert sein?
Wenn Hu in den Westen kommt und vom Präsidenten der Vereinigten Staaten als Ebenbürtiger behandelt wird, dann sollte er auch alles bekommen, was der Westen zu bieten hat. Das schließt unbequeme Menschen mit ein, die ihm überall hin folgen, um ihn zu ermahnen. Und es schließt solche ein, die sich aus den Kreisen der Außenpolitik und Wirtschaft nur bei ihm einschmeicheln wollen. Denn Hu ist ein Repräsentant einer Regierung, die ihren Bürgern nur bis zu jenem Grad Freiheiten erlaubt, die es ihnen ermöglichen, zu arbeiten und Geld zu verdienen.
China stellt für die Vereinigten Staaten eine besonders schwierige Herausforderung dar. Auf der einen Seite eröffnet die Entscheidung der [chinesischen] Regierung, die Wirtschaft zu liberalisieren, die Hoffnung, dass diese bevölkerungsreichste Nation auf der Welt nicht mehr länger in Ketten bleiben kann, nicht einmal teilweise. Auf der anderen Seite benutzt China seine wachsende wirtschaftliche Macht, um seine Gewalt im Umgang mit seinen Bürgern zu verstärken.
Beschleunigen wir unsere Geschäftsinteressen in China zum Teil deshalb, damit der Weg in Richtung liberaler Demokratie beschleunigt wird? Oder tragen die westlichen Geschäfte unbeabsichtigt zur Macht des Regimes bei?
Streben wir eine engere Beziehung mit China an? Oder sollten wir vielmehr mehr als eine Armlänge Abstand halten, damit wir nicht den Interessen eines Systems dienen, welches wir sobald wie möglich ersetzt sehen wollen - ersetzt deshalb, weil kein Regime, welches die Falun Gong-Meditation als ein Verbrechen gegen den Staat ansieht, fortbestehen und florieren sollte.
Dies sind Fragen, die gestellt und behandelt werden müssen. Die große Wirkung von Wenyi Wangs Protest bestand nicht nur darin, dass er Hu Unannehmlichkeiten bereitete, sondern auch, dass er die Amerikaner veranlasst, darüber zu reden, und sie veranlasst, den Verbrechen Chinas ebenso Beachtung zu schenken wie der freien Wirtschaft Chinas.