Ein Spielverderber ist Haroldo Rodrigues nicht. Aber wenn's um Falun Gong geht, hört für den Leipziger der Spaß auf. Denn im Vorfeld der heute beginnenden Olympischen Spiele wurden „tausende Falun-Gong-Praktizierende aus ganz China verhaftet”. Darauf weist der hiesige Ansprechpartner für Anhänger der Meditationspraxis hin. Die enthält Elemente, die im Buddhismus und traditioneller chinesischer Medizin vorkommen und wird auch Falun Dafa genannt.
„Allein in Peking wurden hunderte Anhänger verhaftet und Dutzende ohne Gerichtsverfahren zur Umerziehung in Zwangsarbeitslager verbracht”, sagt Rodrigues auf das Falun-Dafa-Informationszentrum (FDI). Das sammelt Berichte von Praktizierenden in China über Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. „Seit Dezember 2007 wurden in 29 Provinzen, Städten und autonomen Regionen mindestens 8037 Praktizierende verhaftet”.
Dabei dienten die Olympischen Spiele nur als Vorwand für lange Haftstrafen: „In Peking gab es seit Dezember 2007 mindestens 208 Verhaftungen. Bei 30 Personen wurde bekannt, dass sie ohne Gerichtsverfahren bis zu zweieinhalb Jahren Haft in Lagern für ,Umerziehung durch Arbeit' interniert wurden”. Dazu FDI-Sprecherin Waltraud Ng: „Die langen Haftzeiten zeigen, dass diese Verhaftungen nicht dazu dienen, den ,harmonischen Ablauf der Olympischen Spiele' sicherzustellen, wie die Parteifunktionäre behaupten”.
In diesem Zusammenhang sprechen die FDI-Aktivisten von einer „olympischen” Geograpie der Verhaftungen: 36 Praktizierende wurden allein aus dem Bezirk Chaoyang weggefangen - an dem Ort, an dem das „Vogelnest” und der „Wasserwürfel” für die Fußball- und Schwimmwettbewerbe errichtet wurden. 28 kamen im Bezirk Haidan in U-Haft - dort befindet sich das Hauptquartier für das Pekinger olympische Komitee, finden die Basketball- und Volleyballspiele statt.
Haroldo Rodrigues stammt aus Brasilien, wohnt seit 20 Jahren in Deutschland. Der Pianist und Inhaber einer Klavierschule nutzt Falun Gong zum Entspannen. Der Leipziger informiert Interessierte und zeigt ihnen die Körperlichen Übungen der Kultivierungsschule.
Quelle: Leipziger Volkszeitung LVZ