18. Juni 2009
(Minghui.de) Die Unruhe, die sich im Iran entfaltet, ist der Konflikt des 21. Jahrhunderts schlechthin. Auf der einen Seite feuern staatliche Schläger Kugeln ab und auf der Gegenseite feuern junge Protestierende mit „Tweets”. [Tweets sind Beiträge, die auf dem Internet-Blog www.twitter.com veröffentlicht werden]
Das Waffendepot der Protestierenden, nämlich diese „Tweets” auf Twitter.com, hängt vom Internet oder anderen Nachrichten-Kanälen ab. Deshalb blockiert die iranische Regierung bestimmte Webseiten und vertreibt fremde Reporter gewaltsam oder hält sie vom Geschehen fern.
Zeugen zu entfernen, könnte der Auftakt eines Teheran Tiananmen sein. Doch bleibt eine geheime Internet-Rettungsleine, und diese ist ein Tribut der verrückten, globalisierten Welt, in der wir leben. Die Rettungsleine wurde von chinesischen Computer-Ingenieuren in Amerika entworfen, um der kommunistischen Parteizensur auszuweichen hinsichtlich der unterdrückten chinesischen, spirituellen Gruppe Falun Gong
Heute sind diese chinesischen Anhänger von Falun Gong die größte Hoffnung der Iraner, die versuchen, blockierte Webseiten zu erreichen.
„Wir haben nicht das Herz, die Iraner abzuschalten”, erklärte Shiyu Zhou, ein Informatiker und Leiter der chinesischen Arbeitsgruppe „Global Internet Freedom Consortium”. „Aber wenn unsere Server zu sehr überlastet sind, müssen wir vielleicht den Traffic unterbrechen.
Shiyu Zhou sagte, dass sich in der letzten Woche die Nutzung dieser Software der Arbeitsgemeinschaft verdreifacht habe. Am Mittwoch erreichte sie Rekordzahlen mit mehr als 200 Millionen Zugriffen aus Iran, was den Zugriff von über 400.000 Personen bedeutet.
Wenn Präsident Obama die demokratischen Bewegungen mit ein paar Cent unterstützen will, sollte er beim bevorstehenden Kongress eine „Initiative für Internet-Freiheit” unterstützen. Dies würde in im Fördermittelgesetz 50 Millionen US$ für diese Technologien zur Umgehung der Zensur einschließen. Das Gegenstück der Berliner Mauer im 21. Jahrhundert ist eine Internetblockade, und wir können helfen, sie zu durchbrechen.
Shiyu Zhou, der Sohn eines chinesischen Armee-Generals, berichtete, dass er und seine Kollegen angefangen hätten, solch eine Software zu entwickeln, als die chinesische Regierung 1999 gegen Falun Gong scharf vorging [Anmerkung des Redakteurs: ein verleumderisches Wort wurde weggelassen]. Das Ergebnis war ein Programm ohne Kopierschutz - genannt Freegate. Es war klein genug, um auf einen USB-Stick zu passen. Es bringt einen Surfer auf einen ausländischen Server, der die I.P. Adressen jede Sekunde ändert, zu schnell, um von der Regierung blockiert zu werden, und von dort dann zu einer verbotenen Webseite.
Freegate enthält ein Cyberkit eines Dissidenten. E-Mails, die damit verschickt werden, können kodiert werden. Und nachdem eine Sitzung beendet ist, wird durch das Betätigen eines Knopfes jegliches Anzeichen für die Nutzung auf diesem Computer gelöscht.
Die Arbeitsgemeinschaft stellt auch verfügbare Varianten der Software her, wie Ultrasurf und andere Software, um Zensoren auszuweichen, und ist verfügbar vom Tor Project und der Universität von Toronto.
Ursprünglich war Freegate nur auf Chinesisch und Englisch verfügbar, aber eine zunehmende Anzahl an Personen in anderen Ländern wie Myanmar nutzen es auch. Als Reaktion auf die zunehmende Verwendung von Freegate im Iran führte die Arbeitsgemeinschaft letzten Juli eine Version in der französischen Sprache ein - die Nutzung schoss dort in die Höhe.
Da es bald nahezu so viele Iraner wie Chinesen benutzen werden, wird die Server-Kapazität ausgelastet sein [...]. Da die Ingenieure der Arbeitsgemeinschaft befürchteten, dass durch den Traffic der Iraner ihre Server abstürzen könnten, senkten sie im Januar die Zugriffe im Iran, stellten ihn aber vor der Wahl im Iran wieder her.
„Wir kennen den Schmerz der Menschen und wir wollen ihnen helfen”, sagte Shiyu Zhou. China schlägt gegen die „Hacktivists” zurück. Die Regierung hat verkündet, dass alle neuen Computer, die ab Anfang nächsten Monats verkauft werden, eine Internetfilter Software haben sollen, die Green Dam genannt wird (die Arbeitsgemeinschaft hat schon die Software Green Tsunami entwickelt, um diese zu neutralisieren). Sehr beunruhigend war, dass 2006 ein Ingenieur der Arbeitsgemeinschaft, der außerhalb Atlantas wohnt, in seiner Wohnung überfallen und verprügelt wurde, dabei wurden auch seine Computer gestohlen. Die Ingenieure hinter Freegate sind jetzt vorsichtig und geben ihre Aufenthaltsorte nicht bekannt.
Zugegeben sind diese Technologien kein Allheilmittel. Ein chinesischer Journalist schätzte, dass nur 5 % der Internetcommunity des Landes die Proxy-Software benutzen, und die Iraner selbst führten 1997 eine bodenständige Revolution ohne High-tech Hilfsmittel.
Und letztendlich übertrumpfen Kugeln für gewöhnlich Tweets.
Doch es macht einen Unterschied, wenn Menschen innerhalb eines geschlossenen Regimes Zugang zu Informationen bekommen - deshalb unternehmen Gewaltherrschaften solche Anstrengungen, Internetzugänge umfassend zu blockieren.
„Freegate war für mich eine Art Brücke zur Außenwelt”, berichtete ein chinesischer Journalist mit anders denkenden Tendenzen, der nicht namentlich genannt werden möchte. „Bevor ich durch Freegate aufs Internet zugreifen konnte, war ich wirklich ein regierungsfreundlicher Mensch.”
Menschenrechtsaktivisten aus Kuba, Nordkorea, Syrien und von anderen Orten haben an den Kongress appelliert, $50 Millionen für die Initiative für Internet Freiheit zu genehmigen, und Tom Malinowski von Human Rights Watch sprach sich ebenfalls dafür aus.
Die Obama Regierung hat hinsichtlich dieses Vorschlags geschwiegen. Für Herrn Obama wäre dies eine billige und effektive Möglichkeit, eine gute Beziehung mit den Iranern zu pflegen, während sie sich von den Mauern der Gewaltherrschaft des 21. Jahrhunderts absplittern.
Http://www.nytimes.com/2009/06/18/opinion/18kristof.html?_r=1&adxnnl=1&adxnnlx=1245298502-2ioysMQQfNBnhLS2AYfu+w