(Minghui.de) Auf dem Frankfurter Flughafen in Deutschland wartete ein Mann mit Brille und einem Lilienstrauß in der Hand ungeduldig am Ankunftsgate. Vor ihm ein Transparent mit der Aufschrift: „Die Welt weiß, Falun Dafa ist gut”.
Wiedervereint auf dem Flughafen Frankfurt
Am 22. Juni hatte der Flug von Peking nach Frankfurt um zwei Stunden Verspätung. Für Guo Jufeng, der seit 17 Monaten wartete, waren zwei weitere Stunden zu warten kein Beinbruch.
Guo ist Ingenieur. Er wurde in China wegen des Praktizierens von Falun Gong gefoltert. Vor siebzehn Monaten kam er nach Deutschland und erhielt den Flüchtlingsstatus. An diesem Tag erwartete er seine Frau, Yu Hailing, Ärztin und auf seinen Sohn, Guo Fangzhou, den er noch nie gesehen hatte.
Nachdem die meisten Passagiere des Fluges aus Peking bereits aus dem Flugzeug gekommen war, sah Guo endlich seine Frau und ihren gemeinsamen Sohn. Tränen rannen über sein Gesicht. Als er auf seinen Sohn zuging, wich dieser zurück, da Guo für ihn ein völlig Fremder war.
Unvorstellbare Vergangenheit
1995 war Guo ein 22 Jahre alter Hochschulstudent. Er praktizierte Falun Gong. Nach seinem Abschluss kannte er viele Falun Gong-Praktizierende. ”Alle folgten sie den Prinzipien von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht», sagte Guo.
„Ganz deutlich erinnere ich mich noch, dass ich nach der Arbeit, während meine Zimmerkollegen Mahjong spielten und rauchten, allein oder mit anderen Praktizierenden zusammen die Lehren von Falun Gong studierte.”
Als dann im Juli 1999 die Verfolgung einsetzte, veränderte sich über Nacht alles. „Sämtliche Medien verleumdeten Falun Gong. Viele Praktizierende wurden festgenommen und niemand machte mehr die Übungen draußen”, sagte Guo. Er konnte es nicht ertragen, dass Falun Gong auf diese Weise behandelt wurde, er wollte Gerechtigkeit für Falun Gong und so machte er sich auf den Weg, um sich für das Recht einzusetzen, Falun Gong zu praktizieren.
Guo wurde vier Mal gesetzwidrig eingesperrt, weil er sich weigerte, Falun Gong abzuschwören. Das letzte Mal wurde er in ein Gefängnis in Liaoning eingewiesen. „Ein Wächter schockte meinen Nacken mit einem Elektrostab. Ich verkrampfte mich und biss auf meine Lippen. Meine Haut war verbrannt und der Geruch verbrannten Fleisches erfüllte den Raum.”
Für fünfzig Tage wurde Guo in Einzelhaft genommen. Die Zelle maß ca. 1,52 auf 2,13 m. Ganz gleich wie kalt es auch war, musste er auf dem Fußboden schlafen. Er bekam zwei Mahlzeiten pro Tag, jede Mahlzeit bestand aus einem Stück Brot mit kaltem, eingelegtem Kohl. Es gab nur Abwasser zu trinken, wenn er seinen Durst nicht mehr länger ertragen konnte.
Seitdem sind mehrere Jahre vergangen, doch Guo leidet seit dieser Zeit immer noch unter Alpträumen. Seine körperlichen Schmerzen sind vorüber, doch seine Seele wird noch viel Zeit für die Heilung benötigen.
Niemals aufgeben
Während Guo im Gefängnis war, stand seine Freundin Yu treu zu ihm. Sie appellierte an viele Beamte, um seine Freilassung zu erwirken. Einmal träumte sie von ihm, als er sie mit blutverschmiertem Gesicht bat, ihn zu retten. Sie suchte das Gefängnis auf, um ihn zu besuchen, wurde jedoch abgewiesen. Später erfuhr sie, dass er damals schlimmste Folterungen durchmachte.
Yu stand seitens ihrer Familie unter starkem Druck. „Niemand von denen, die ich kannte, wollte, dass ich ihn weiterhin treffe. Alle glaubten, sein Leben wäre zu Ende und ich solle einfach weitergehen”, sagte sie.
„Ich war keine Falun Gong-Praktizierende und wusste darüber nicht viel Bescheid, doch eines wusste ich: Guo war ein guter Mensch, sehr ehrlich, gütig, verantwortungsvoll und aufmerksam. Er kümmerte sich sehr um mich und wir kamen sehr gut miteinander aus. Ich liebte ihn und konnte ihn nicht vergessen.” Diese Gedanken bewahrte Yu auch in dieser Zeit.
Guo und Yu waren Klassenkameraden auf der Hochschule und dem Kollege. Sie kannte ihn schon lange und sie wusste, dass sie Recht mit ihm hatte. „Von 1999 bis 2004 sagten alle zu mir, ich solle ihn verlassen. Ich tat es nicht und so hörten sie damit auf. Als wir 2004 heirateten, wussten alle, dass sie mich nicht davon abbringen konnten, weil ich so lange Zeit auf diesen Moment gewartet hatte.”
Am 13. Mai 2004 wurden sie getraut. Sie luden niemanden zur Hochzeit ein und es gab keine Zeremonie. Sie trug nicht einmal ein Hochzeitskleid. Sie machten einige Erinnerungsfotos. Jede Trübsal ließ sie einander noch mehr wertschätzen.
In einer neuen Zwangslage
Nach ihrer Vermählung war das Leben nicht einfach. Hätte es die Verfolgung nicht gegeben, wäre Guo Ingenieur gewesen und Yu Ärztin und sie hätten ein ruhiges und angenehmes Leben führen können. Um der Verfolgung auszuweichen, verließen sie die Wohnung und zogen immer wieder um, damit sie nicht gefunden werden konnten. Letztendlich gaben sie Studenten nach der Schule Nachhilfe.
2007 wurde Yu schwanger. Das Paar war begeistert und konnte kaum erwarten, neues Leben zu sehen. Sie wollten das Baby Guo Fangzhou nennen. Dieser Name enthielt den Wunsch der Eltern, den sie für das Kind hegten. "Wir wünschten, er sei wie die Arche (fangzhou) Noah im Westen, die dafür bekannt ist, anderen zu helfen, wenn sie in Gefahr sind”, erklärte Guo.
Jetzt wendeten sich die Dinge zum Besseren. Ein Unternehmen stellte Guo als Ingenieur an und schickte ihn auf eine Geschäftsreise nach Deutschland. Im Januar 2008 kam Guo im europäischen Finanzzentrum Frankfurt an. Was ihn willkommen hieß, waren die Luft und die Morgensonne eines freien Landes.
Wie ein paar Regentropfen in einer heißen Sommernacht, können sie Freude bringen, jedoch nicht die bedrückende stickige Luft beseitigen. Nachdem Guo in Deutschland angekommen war, wurden in seiner Heimatstadt Shuangya, Heilongjiang, fünf Personen festgenommen. Dann brach die Polizei in die Häuser von Falun Gong-Praktizierenden ein und verhaftete 15 von ihnen.
„Die Verhaftungen waren kurz vor dem Chinesischen Neujahr. Drei der Festgenommenen waren schon über 60. Ich traf einige von ihnen, als ich letztes Jahr zu Hause zu Besuch war. Ich konnte es nicht fassen, dass einen Monat nach meiner Ankunft in einem freien Land, Praktizierende aus meiner Heimatstadt verhaftet wurden und Folter erleiden mussten”, sagte Guo traurig.
Die Festnahmen schockierten ihn und machten ihn tieftraurig. Er hatte das Gefühl, dass bald eine landesweite Verhaftungswelle beginnen würde. „Als ich von einer neuen Unterdrückungsrunde gegenüber Falun Gong hörte, die vor den Olympischen Spielen stattfinden sollte, erkannte ich mein Dilemma. Was würde geschehen, wenn ich nach China zurückkehren würde? Sollte ich für meine Sicherheit hier bleiben? Von Deutschland aus könnte ich jenen Eingesperrten helfen”, dachte Guo.
Guo blieb eine Nacht für diese Überlegungen. In jener Nacht waren seine Gedanken von seiner Frau und seinem Baby, das in zehn Tagen geboren werden sollte, erfüllt. „Als ich nach Deutschland kam, unterhielten wir uns die ganze Zeit am Telefon über das Baby - wie es wohl aussehen wird, wie wir es nennen sollten und wie wir gute Eltern sein können. Und so sah ich einer Wiedervereinigung mit meiner Frau und unserem Sohn nach meiner Heimkehr freudig entgegen.
„Könnte sie begreifen, wenn ich nicht zurückkehren würde? Wenn sie verärgert wäre, könnte dies die Entbindung erschweren. Würde ich mich zum Bleiben entscheiden, wäre ich nicht bei ihr, wenn sie das Baby zur Welt bringt und ich würde nicht wissen, wann ich die Beiden wiedersehen könnte. Sie müsste das Kind allein aufziehen und wäre den gemeinen Bemerkungen der Leute ausgesetzt.”
Guo erinnerte sich jedoch daran, dass in den vergangenen neun Jahren, neun ihm bekannte Falun Gong-Praktizierende zu Tode gefoltert worden waren. Der Jüngste war 27 Jahre alt. Fünf von ihnen hinterließen kleine Kinder. „Würde ich zurückkehren, könnte ich dann bei meiner Frau und dem Kind bleiben oder würde ich in ein Zwangsarbeitslager eingewiesen werden? Sie würde sich um mich solche Sorgen machen, wenn ich ins Gefängnis komme. Sollte ich dann nicht besser in Deutschland bleiben?”
Weit entfernt voneinander leben und sich gegenseitig unterstützen
In jener Nacht konnte Guo keinen Schlaf finden. „Ich denke nicht, dass jemand verstehen kann, welch schmerzhafte Entscheidung dies war. Ich fühlte mich so hilflos.” Schließlich entschloss er sich zu bleiben und in Deutschland Asyl zu beantragen.
Zuerst konnte Yu die Entscheidung Guos nicht akzeptieren. Sie wusste nicht, ob sie ihn jemals wieder sehen würde. „Ich hatte das Gefühl, ich würde ihn niemals wieder sehen. Ich müsse das Kind allein aufziehen”, erinnert sich Yu. „Später wurde ich wieder vernünftig. Ich hoffte, er bleibe in Deutschland und kehre nie wieder nach China zurück und so wäre er sicher und am Leben. In China würde die Regierung uns nicht wieder zusammen kommen lassen und er wäre immer in Schwierigkeiten.”
Guo war überrascht, das Yu seine Entscheidung verstand. Sie versprach, das Kind zur Welt zu bringen und es zu versorgen. Guo versprach, er würde in der freien Welt ununterbrochen arbeiten, um die gesetzwidrig in China inhaftierten Praktizierenden zu retten. „Dennoch glaubte ich daran, dass ich eines Tages in der freien Welt mit meiner Familie wiedervereint sein werde, obwohl ich damals noch nicht einmal eine Identität hatte”, seufzte Guo, als er sich an die Vergangenheit erinnerte.
Trotz der weiten Entfernung unterstützten sie sich gegenseitig und hielten ihre Versprechen in der härtesten Zeit während dieser 17 Monate der Trennung ein.
Yu erzählte, wie sie in jenen Tagen lebte: „Ich lebte mit meinem Sohn in einer anderen Stadt. Die Leute dachten, ich wäre geschieden. Es war so kalt im Nordosten während des Winters und die Leute lagerten für den Winter Kohlen ein. Ich brauchte drei Tage nur dafür, um drei Tonnen Kohle nach und nach zu transportieren. Mit einem Baby hatte ich manchmal nicht einmal die Zeit, mich zu duschen und ich brauchte jemanden, der Lebensmittel für mich einholte.”
Alle paar Tage sprach das Paar miteinander. Es gab zahlreiche Dinge, die zuerst getan werden mussten, nachdem das Baby geboren war. Einmal sagte Yu zu Guo: „Ich schlafe sehr wenig, weil das Baby so oft aufwacht. Ich muss seine Windeln saubermachen. Das Leben scheint so schwierig zu sein und jede Minute ist zu lang. Doch ich glaube, dass ich es schaffe. Dies ist bestimmt leichter, als die Folter, die du ertragen müsstest, wenn du hier wärst.”
In einem Brief schrieb Yu an Guo: „Es ist bereits Mitternacht. Das Baby schläft. Es ist gesund und ein hübscher Junge. Seine Nase, Augenbrauen und Augen ähneln denen seines Vaters sehr. Dies ist ein großer Trost für mich.”
Guo nahm an vielen Protestaktivitäten gegen die Verfolgung teil. Er hatte Interviews mit Medien, um die Lügen über und die Verleumdungen von Falun Gong durch die KPCh (Kommunistische Partei Chinas) aufzudecken. Er protestierte vor der chinesischen Botschaft, nahm an Folter-Nachstellungen teil, war bei Kerzenlicht-Mahnwachen, war als Zeuge bei Menschenrechtskonferenzen, schrieb Briefe an Politiker in Europa, in denen er sie aufforderte, ihre helfende Hand zu reichen usw.
Wieder zusammen
Eine große Sorge bereitete Guo, nicht in Deutschland bleiben zu dürfen. „Im Januar 2008 beantragte ich Asyl und am 24. Dezember gab die deutsche Regierung meinem Antrag statt. Ich bin überzeugt, dies ist ein Geschenk Gottes.”
Da der Antrag von Guo glatt lief, wurde eine große Last von Yus Schultern genommen. Sie und ihre Familie hatten nicht gedacht, Guo würde Asyl gewährt werden. Für Guo war dies nachvollziehbar. Dadurch, dass die Nazis im zweiten Weltkrieg die Juden verfolgten, fühlen sich die Deutschen mehr verpflichtet als andere, Menschen die verfolgt werden, zu helfen.
Die Familie war nicht für immer auseinandergerissen, nicht einmal für zehn Jahre, sondern nur eineinhalb Jahre. Fangzhou rief in den nächsten Tagen oft nach seinem Papa. Es war so, als wolle er die letzen eineinhalb Jahre nachholen.
Nicht viele Paare können solche Notzeiten aushalten. Guo und Yu hielten ihre gegenseitigen Versprechen ein und ihre Wünsche gingen schließlich in Erfüllung. Yu erinnert sich an die zurückliegenden zehn Jahre der Verfolgung: „Wir zogen die ganze Zeit immer wieder um, waren bettelarm, wurden mehrere Male von der Regierung auseinandergerissen. Nun ist das alles vorüber.”
„Die Verfolgung durch die KPCh hat mir viele Qualen bereitet. Ich bin keine Falun Gong-Praktizierende und war somit nicht das direkte Ziel für Folter. Doch hörte ich nie auf, mir Sorgen zu machen und wurde in Angst und Schrecken versetzt. Ich sorgte mich, mein Mann könnte jederzeit von mir weggenommen werden und so zog ich vor, mit ihm herumzuziehen und konnte keine feste Arbeit annehmen. Die Verfolgung von Falun Gong veränderte nicht nur einfach die Leben von Zigmillionen Praktizierenden, sondern auch deren Familien und Freunden.”
Guo kommentierte: „Wir wollen nicht wirklich in einem fremden Land leben. Der einzige Grund, dass wir aus China weggingen, ist wegen unseres Glaubens und unserer Freiheit. Ich sah eine Statistik, dass es in 114 Ländern Praktizierende gibt. Nur die KPCh verfolgt Falun Gong. Das chinesische Volk sollte diese Realität ernsthaft überdenken.
„Meine Familie ist nun wieder vereint. Es gibt immer noch Zehntausende von inhaftierten Falun Gong-Praktizierenden. Ihre Familien sind auseinandergerissen. Wir werden unser Bestes tun, um mitzuhelfen, dass diese Verfolgung so bald wie möglich beendet wird und dabei helfen, andere Familien auch wieder zusammenzuführen.”