"Rettet meine von der KPCh verschleppte Mutter" steht auf dem Transparent am Zaun. Chunxiang Teng (63) ist seit Anfang August verschollen, sie wurde auf einem Markt in der Provinz Shandong verhaftet, als sie Informationsmaterial über Falun Gong verteilte (MOPO berichtete). Ihr Sohn steht vor dem Transparent, die Arme erhoben, die Augen geschlossen. Wie seine sechs Mitdemonstranten ist er ganz in sich versunken, scheint den vorbeirauschenden Verkehr auf der Elbchaussee gar nicht wahrzunehmen.
Gegenüber liegt das Konsulat, eine Villa in einem Park. Auf den Transparenten ist von "Organraub an lebenden Falun-Gong-Anhängern die Rede" - eine schockierende Vorstellung. "Es fällt auf, dass chinesische Transplantationskliniken damit werben, dass sie innerhalb von zwei Wochen Organe besorgen können", sagt Studentin Wen Jiang (30), "viele dieser Organe stammen von inhaftierten Falun-Gong-Mitgliedern." Ein kanadischer Untersuchungsbericht bestätigte 2007 diese Vorwürfe.
Detlef Kossakowski (39) verteilt vor der Villa Info-Broschüren. Seine Frau Xiaoyah Zhu (31) wollte 2005 ihren Pass im Konsulat verlängern lassen: "Weil sie sich weigerte, Falun Gong aufzugeben, wurde ihr nur ein provisorisches Dokument ausgestellt", erzählt er, "Reisen ins Ausland sind damit extrem aufwendig, nach China darf sie gar nicht mehr."
In der kommenden Woche werden die Demonstranten wieder hier stehen.
Keine Reaktion auf die Demonstranten: das chinesische Konsulat
Info:
Falun Gong
Falun Gong ist eine chinesische Meditationspraxis, wie Tai Chi. Zunächst wurde es wegen seiner positiven Wirkung auf die Gesundheit von der chinesischen Regierung gefördert. 1999 wurden die Anhänger zu Staatsfeinden erklärt, weil die Bewegung mehr Mitglieder hatte als die Kommunistische Partei.
Ressort: HH Hamburg
Quelle: http://archiv.mopo.de/archiv/2009/20090827/hamburg/politik/hamburgs_dauer_demo.html