(Minghui.de) Manchmal ähnelt ein Eigensinn einem anderen. Eigensinne können sich auch gegenseitig überdecken und uns verwirren. Eine lange Zeit vertraute ich auf die Kommentare der anderen und dachte, dass ich ein ehrlicher und netter Mensch sei. Manchmal fielen einige Eigensinne, wie z.B. Ruhm, Eigennutz und Fanatismus auf, aber im Großen und Ganzen war ich zufrieden, denn die Eigensinne zeigten sich meistens nicht sehr offensichtlich.
In meinem Tätigkeitsbereich blieb ich in den letzten 10 Jahren trotz vieler Qualifikationen in der Position eines Abteilungsleiters. Nach so einer langen Zeitspanne und aufgrund der gängigen Beförderungspraxis wäre eigentlich schon ein Aufstieg fällig gewesen. Einige Mitarbeiter in meinem Büro witzelten schon: „Hey, du wurdest lange nicht befördert, Du bist aber ziemlich standhaft.“ Immer wenn ich mit meinem Vater telefonierte, sagte er: „Dein Cousin wurde gerade befördert. Warum bemühst du dich nicht darum?“ Ich dachte dann, dass diese Anspielung dazu da war, um mir bei der Beseitigung des Eigensinns nach Ruhm zu helfen. Aber als ein Praktizierender sollte ich es nicht tun. Es gab auch Zeiten, da zweifelte ich an mir und fragte mich: „Alle jüngeren Kollegen werden befördert und warum klappt es bei mir nicht? Je länger ich darüber nachdachte, desto unruhiger wurde ich und es dauerte jedes Mal eine Weile bis ich wieder zur Ruhe kam. Ich lernte dann das Fa und rezitierte Hong Yin und allmählich verschwand meine Aufregung.
An meiner Arbeitsstelle ist es so, dass allen leitenden Mitarbeitern, ein eigenes Büro zur Verfügung steht. Mitarbeiter in der Stellung eines Abteilungsleiters, so wie ich, müssen sich das Büro mit anderen Angestellten teilen. Fast jedes Mal, wenn ich an den Büros der leitenden Mitarbeiter vorbei ging, fühlte ich einen Schmerz in meinem Herzen. Er ging jedoch schnell wieder vorbei. Doch was war der Grund? Ich fand dann den Eigensinn nach Ansehen und Ruhm. Ab und zu ärgerte ich mich auch darüber, dass die wesentlich jüngeren Angestellten eigene Büros hatten und ich keines, obwohl ich jede Menge Qualifikationen und Berufserfahrung hatte. Bei näherem Hinschauen entdeckte ich auch den Eigensinn nach Komfort, den Wunsch nach einem geräumigen Büro und noch andere Eigensinne.
Aber obwohl ich alle diese Eigensinne gefunden hatte veränderte sich die Situation nicht wesentlich. Jedes Mal wenn ich an den Büros vorbeikam, dachte ich, dass es ungerecht sei. Wenn ich mit meinen Kollegen geschäftliche Dinge regeln musste, vermied ich es, ihr Büro zu betreten und versuchte die Dinge am Telefon zu lösen. Mitunter dachte ich sogar: „Ich habe viel höhere Qualifikationen, werden sie sich nicht schämen, wenn ich in ihr Büro gehe?“ Wenn sie zu mir ins Büro kamen, um Dinge zu besprechen, fühlte ich mich gut und wenn ich in ihr Büro musste, fühlte ich mich unbehaglich.
Ich führte diese Gedanken darauf zurück, dass ich den Eigensinn des Stolzes noch nicht abgeschliffen hatte. Über einen langen Zeitraum hatte ich viele Eigensinne wie Lust, Ruhm, Selbstinteresse, Prahlerei, Übereifer und gutes Essen. Auf verschiedenen Ebenen meiner Kultivierung konnte ich diese Eigensinne loslassen und den Grund dafür finden. Auf jeder Ebene wiederholte es sich, wurde aber von Mal zu Mal leichter.
Der Minghui-Artikel „Erfahrungsaustausch – Neid“ (http://www.minghui.org/mh/articles/2011/4/8/238681.html), veröffentlicht am 8. April 2011 weckte mein Interesse und ich las: „Ich habe bemerkt, dass einige Praktizierende gerne ihre Nasen in die Angelegenheiten anderer stecken und darüber reden, vor allem über die schlechten Nachrichten. Sie haben vielleicht gehört, dass jemand über die Pässe eines anderen Praktizierenden reden, z.B. dass er einen Krankheits-Pass überwunden hat oder sogar deswegen starb. Sie möchten gerne darüber hören und es verbreiten. Ich denke, das ist nicht nur der Eigensinn des Prahlens, sondern auch des Neides.“
Diese Worte berührten mich wie Donner und weckten mich auf. Ich erinnerte mich daran, dass ich manchmal ein eigenartiges Gefühl hatte, wenn ich mit anderen sprach. Ich fragte sie nämlich oft über ihre persönlichen Angelegenheiten aus. Manchmal wies mich mein Gegenüber auch auf meine seltsame Angewohnheit hin und sagte: „Warum fragst du danach?“. Wenn ich mich mit einem Gemüseverkäufer unterhielt, wollte ich wissen, wie viel er verdient. Wenn sich ein Ehepaar scheiden ließ, fragte ich sie nach dem Grund. Manchmal spürte ich zwar, dass es der anderen Person peinlich war und fand mein Benehmen albern, aber ich konnte diesen Eigensinn nicht loslassen.
In meinem Fall handelte es sich aber nicht um Neugier, sondern es war der Neid. Das war auch der Grund für den Eigensinn nach einem eigenen Büro, nach Ansehen und Ruhm. Nun hatte ich ihn gefunden, den Neid. Zuvor dachte ich, dass ich „alle möglichen Eigensinne“ aber keinen „Neid“ hatte.
Bevor ich mich zu kultivieren begann, kämpfte ich ungern mit anderen und kümmerte mich auch nicht um Ehre oder Ruhm. Wie konnte ich dann Neid haben?
Der Meister sagte im Zhuan Falun:
„Da siehst zwar, dass er normalerweise ziemlich gut ist; wenn er in der Gesellschaft der gewöhnlichen Menschen noch keine großen Fähigkeiten hat, ist sein nach Ruhm und Reichtum strebendes Herz sehr schwach. Aber sobald er andere übertrifft; wird er normalerweise leicht von Ruhm und Reichtum beeinflußt; er denkt, er habe zu seinen Lebzeiten noch einen langen Weg vor sich, er will sich noch weiter anstrengen, weiter kämpfen, um irgendein Ziel der gewöhnlichen Menschen zu erreichen.” (Li Hongzhi, Zhuan Falun, Lektion 3: Rückwärtskultivierung und das Borgen der Kultivierungsenergie, S. 102)
Ich verstehe, dass wenn die Situationen und Qualifikationen der Menschen sich verändern, sich auch die Eigensinne deutlicher werden. Ein netter Mensch, der vorher seine Macht und persönliche Interessen leicht genommen hat, kann diese ernst nehmen, wenn die Situation sich verändert. Er kann oberflächlich immer nett und ruhig erscheinen, aber sein Geist hat bereits die Balance verloren, denn er hat begonnen, sich mit anderen zu vergleichen. Wenn er im Inneren sucht, denkt er vielleicht, dass es hierbei um die Eigensinne nach Ruhm, Ansehen oder Konkurrenz gehe, aber nicht um Eifersucht.
Jetzt wurde mir auch klar, warum ich die seltsame Angewohnheit hatte, die anderen nach persönlichen Dingen auszufragen. Die Eifersucht, die tief in meinem Geist verborgen war, schmolz nun dahin, wie Schnee in der Sonne.