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Traditionelle chinesische Kultur: Drei kurze Geschichten illustrieren, wie mit nur einem Gedanken der Lust eine Sünde begangen wird

15. Juni 2011

(Minghui.de)

Erste Geschichte

Während der Herrschaft von Kaiser Zhengde (1505 – 1521 n.Chr.) in der Ming Dynastie gab es einen Mann namens Zhao Yongzhen. Als er jung war, traf er einen Wahrsager, der zu ihm sagte: „Du wirst mit Sicherheit bei der Beamtenaufnahmeprüfung in der Provinz den ersten Platz belegen und Ruhm und Glück erlangen, wenn du dreiundzwanzig Jahre alt bist.“

Als der junge Zhao an der Beamtenaufnahmeprüfung der Provinz teilnahm, schrieb er einen herausragenden Artikel. Der Prüfer entschied sich, diesen Artikel zu wählen. Doch entgegen all seinen Erwartungen fiel er bei all den späteren Examen durch und konnte daher die Beamtenaufnahmeprüfung der Provinz nicht bestehen. Er war sehr verstimmt und fragte in einem Traum die Imperiale Gottheit von Wenchang (die Autorität in Sachen Bildung und Prüfungen), warum er die Prüfung nicht bestanden hatte. Die Gottheit entgegnete: „Du solltest eigentlich bei der Beamtenaufnahmeprüfung der Provinz den ersten Platz gewinnen, doch neulich schautest du verstohlen und voller Lust auf dein Dienstmädchen und flirtetest mit dem Mädchen an der nächsten Türe. Obwohl du tatsächlich diese Frau nicht berührtest, hattest du lüsterne Gedanken. Das ist der Grund, warum dir die Ehre entzogen wurde!“

Nachdem er hörte, was die Gottheit sagte, brach Yongzhen in Tränen aus. Er schwor, seinen Fehler wieder gut zu machen und vollbrachte ein Menge guter Taten. Er schrieb ein Buch, ermutigte Menschen, ihre Reinheit zu bewahren und ihre lüsternen Gedanken und Verhaltensweisen zu zügeln. Infolgedessen gewann er den ersten Platz bei der nächsten kaiserlichen Beamtenprüfung. Später wurde Zhao Yongzhen in seiner Karriere ein Feudalherr und war verantwortlich für den Schutz einer Region.

Zweite Geschichte

Einmal gab es einen Mönch mit Namen Xingyun. Eines Tages sah er eine Lotusblüte und hatte plötzlich einen lüsternen Gedanken. An diesem Abend klopfte es an seine Tür. Xingyun öffnete die Tür und sah eine Frau mit ihrer Dienerin vor der Tür stehen. Die Frau sagte: „Ich bin die Lotusdame.“ Xingyun war sehr erfreut, die wunderschöne Dame zu sehen und fing an, liebevoll mit ihr zu sprechen. Nach einer Weile erlosch die Kerze. Der Diener nebenan hörte Xingyun weinen und eine Frau unfreundlich zu ihm sagen: „Warum hattest du lüsterne Gedanken? Selbst wenn ich eine wirkliche Frau wäre, wäre ich nicht einverstanden, eine sexuelle Beziehung mit dir zu haben!“ Der Diener eilte sofort, um andere Mönche herbeizuholen. Sie drangen in den Raum ein und sahen nur zwei Dämonen, während Xingyun enthauptet worden war.
(„Tailing Guangji“, Band Dreihundertsiebenundfünfzig)

Dritte Geschichte

Im letzten Jahr der Qing Dynastie ging ein Kandidat nach Peking, um an der Beamtenaufnahmeprüfung der Provinz teilzunehmen. Die Managerin des Hotels, in dem er übernachtete, war eine erst kürzlich verwitwete Frau. Wegen heftiger Schneefälle, welche die Straße blockierten, war er gezwungen einige Tage länger in diesem Hotel zu bleiben. Nachdem sie sich gegenseitig einige Tage sehnsüchtig angeblickt hatten, verliebten sie sich und es kamen ihnen lüsterne Gedanken. Der Kandidat ging zum Zimmer der Witwe und war dabei an die Tür zu klopfen, als er plötzlich dachte: „Nein, das darf ich nicht tun. Ich bin dabei, die provinzielle Beamtenaufnahmeprüfung mitzumachen. Wenn ich in das Zimmer eintrete und eine Affäre mit ihr habe, wird vom Himmel verhindern, dass ich den ersten Platz im Examen bekomme. Ich muss in mein Zimmer zurück!“ Während er in seinen Raum zurückging, dachte die Witwe an ihn. Sie trat aus dem Zimmer und dachte: „Nein! Ich bin eine Witwe und sollte Treue für meinen Mann bewahren. Wie konnte ich das nur vergessen, als ich einem jungen Mann begegnete? Nein, ich muss in mein Zimmer zurück!“ (Die chinesische Mythologie sagt, dass wenn eine Witwe ihrem Ehemann die Treue hält und rein bleibt, sie nach dem Tode in den Himmel kommen wird; wenn sich die Witwe jedoch des Ehebruchs schuldig macht, ist die Sünde groß genug, um sie zur Hölle fahren zu lassen.) Und so ging die Witwe in ihr Zimmer zurück.

Nachdem der Mann in sein Zimmer zurückkam, konnte er seinen brennenden Wunsch nicht länger kontrollieren und ging wieder zum Raum der Witwe und klopfte an. Bevor sie die Tür öffnete, sauste er davon, erkannte, dass er nicht da sein sollte. Er fürchtete, Ruhm und Reichtum wegen Ehebruchs zu verlieren. Es gibt einen alten Spruch, dass selbst wenn man sehr gutes Wissen besitzt und auch dazu bestimmt ist, bei der provinziellen Beamtenprüfung den ersten Platz zu gewinnen, dieser erste Platz vom Himmel weggenommen wird, wenn man sich des Ehebruchs schuldig macht oder schlechte Taten verübt.

Und so ging er wieder in sein Zimmer zurück, noch bevor die Witwe die Tür öffnete. Die Witwe jedoch wusste bereits, dass er dort war und so klopfte sie an seine Tür. Sie kämpfte auch mit sich, sagte zu sich, dass sie nicht untreu sein sollte. Und so ging sie wieder zurück. Auf diese Weise ging es drei Mal hin und her. Das letzte Mal öffnete der Mann die Tür, doch sie standen zögernd da, wollten es tun, fühlten sich aber auch ängstlich.

In diesem Augenblick hörten sie eine Stimme: „Hey! Ihr beide wolltet es tun und hattet dann Angst, es zu tun, immer und immer wieder. Mein Notizbuch ist völlig durcheinander!“ Sie hörten etwas herunterfallen. Der Mann und die Witwe zitterten beide. Sie hoben rasch das Notizbuch auf, das vor ihren Füßen lag. Es stellte sich heraus, dass es das „Buch der Verdienste und Fehler“ war. Ihre Namen standen in dem Buch: Ein Gewinner des ersten Platzes in der provinzialen Beamtenprüfung, dessen Name ausgestrichen war, nachdem er sich des Ehebruchs schuldig gemacht hatte; eine Witwe, die auserkoren war, in den Himmel zu kommen, wenn sie treu blieb und der Name war ausgestrichen, nachdem sie Ehebruch begangen hatte.

Bei genauerem Hinsehen entdeckte er das Wort „nicht begangen“ und die Namen waren wieder eingesetzt. Dann stand das Wort „schuldig“ geschrieben und die Namen waren ausgestrichen. Dann standen darunter die Worte „nicht begangen“ und die Namen waren ausgestrichen. Darunter stand dann das Wort „nicht begangen“ und die Namen waren wieder eingesetzt. Dann „schuldig“ mit den Namen ausgestrichen. Das Notizbuch war völlig durcheinander mit Durchstreichen und Wiedereinsetzen. Nachdem sie dies sahen, gingen die beiden in ihre Zimmer zurück und wagten nie wieder, lüsterne Gedanken zu haben.

*****

Jeder Gedanke, der im Herzen auftaucht, ist Himmel und Erde bekannt. Irrtümlich dachte ich, es wäre in Ordnung, lüsterne Gedanken zu haben, solange man die Taten nicht begeht. Ohne tatsächliche Taten gäbe es keine Sünde, oder die Sünde wäre leicht. Es schien so, als hätte ich Unrecht.

Als Lu Qing in der Ming Dynastie von den Toten zurückkam, hörte er einen Beamten in der Hölle zu sich sagen, dass es eine schwere Sünde sei, lüsterne Gedanken zu haben. Wenn die Gottheiten die Gedanken nicht wahrheitsgemäß aufzeichnen, ist dies auch eine schwere Sünde für die Gottheiten, die für diese Dinge verantwortlich sind.

Daher, wenn man Glück haben möchte, muss man sich sofort von bösen und lüsternen Gedanken trennen. Denn wenn ein lüsterner Gedanke auftaucht, ist es eine große Sünde und wird nichts Gutes bringen. Das Leben ist für immer verändert und man wird das Glück verlieren oder das Leben kann sogar verkürzt werden. Unglück wird kommen und man kann sagen, es ist selbst verschuldet.

Noch ernsthafter ist es für einen Praktizierenden, da die kostbare Gelegenheit zur Kultivierung durch einen lüsternen Gedanken ruiniert werden könnte!