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Ein verspäteter Wunsch zum Muttertag

19. Juli 2011 |   Von einer Falun Dafa-Praktizierenden im Ausland

(Minghui.de) Als ich ein kleines Kind war, lebte ich in Nordchina. Im Winter war das Wetter sehr kalt. Ich machte mir jedoch wegen der eisigen Temperaturen keine Sorgen, weil meine Mutter vor Beginn der kalten Jahreszeit immer Wollpullover und Wollhosen für mich strickte. Meine Freunde beneideten mich darum, weil ich jeden Tag andere Wollpullover mit Bildern von niedlichen weißen Kaninchen oder Hirschen darauf trug. Mutter blieb immer sehr lange wach, um die Pullover für mich zu stricken. Sie brachte mich auch in Kurse für Zeichnen, Tanzen und um andere Talente zu entwickeln. Sie wollte, dass ich hervorragend wurde. Ich jedoch schwänzte die Aktivitäten oft, um mit anderen Kindern zu spielen. Immer wenn sie fragte, warum ich den Kursen fernblieb, war ihre Stimme angespannt und hatte einen tadelnden Unterton.

Obwohl sie nicht viel Geld hatte, achtete meine Mutter darauf, dass ich alles hatte, was ich brauchte. Ich hatte alles, was andere Kinder in unseren wirtschaftlichen Verhältnissen hatten, und darüber hinaus. Oft ging Mutter durch die ganze Stadt, um nach einem Paar roten Tanzschuhen für mich zu suchen oder nach einem Paar weißen Strümpfen.

1997 begannen Mutter und ich, Falun Dafa zu kultivieren. Dies war unsere glücklichste Zeit miteinander. Noch vor Morgengrauen nahm sie mich mit auf den Übungsplatz, trug einen Bandrekorder und Kissen mit sich bei Regen oder strahlendem Sonnenschein. Wir konnten gemeinsam auf diese freudige Reise gehen, bis die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) im Jahre 1999 die Verfolgung von Falun Gong begann. Als die Verfolgung anfing, nahm mich Mutter jeden Abend mit ihrem Fahrrad mit. Wir verteilten Informationsmaterial über die wahren Umstände über Falun Gong, wenn wir auf unserer Route unterwegs waren.

Wegen der Verbreitung von Dafa wurde meine Mutter dreimal illegal verhaftet. Als ich auf der Hochschule und dem Kollege war, hatte ich eine sehr angespannte Beziehung zu ihr. Wenn ich in den Ferien nach Hause zurückkam, hatte ich Querelen mit ihr. Im Sommer 2008 nahm ich nach einer heftigen Auseinandersetzung mit ihr mein Gepäck und ging zur Schule zurück. Als ich im Bus saß, rief mich Mutter mit ihrem Handy an und sagte: „Tut mir leid…, ich sollte dich nicht so behandeln, sei mir bitte nicht böse.“ Mir kamen die Tränen. Bedauerlicherweise wusste ich nicht, dass dies für zwei Jahre die letzte Unterhaltung mit meiner Mutter sein sollte.

An Weihnachten desselben Jahres, an dem auch Mutters Geburtstag ist, zeigte sie jemand bei der Polizei an und sie wurde wegen der Verteilung von Informationsmaterial verhaftet. Sie wurde im Frauen-Zwangsarbeitslager Nr. 2 der Provinz Shandong eingesperrt. Ich hatte das Gefühl, dass etwas falsch war, doch ich war so mit meinem Studium beschäftigt, dass ich zu Hause nicht anrief. Als ich in den Winterferien heim kam, sagte mein Vater zu mir: „Deine Mutter wurde in ein Zwangsarbeitslager gesteckt.“

Nächtelang weinte ich in meinen Träumen um Mutter, wenn ich aufwachte, war mein Gesicht nass von Tränen. Jedes Mal, wenn ich im Zwangsarbeitslager anrief, wurde meine Bitte, meine Mutter sprechen zu dürfen, abgelehnt, weil sie nicht bereit war, sich umerziehen zu lassen. Ich konnte ihr weder schreiben noch sie besuchen. Später fand ich heraus, dass sie sie bis zu einem Zustand von Behinderung gefoltert hatten. Anfang 2009 ging ich zum Zwangsarbeitslager, um sie zu sehen. Als sich langsam das schwere Tor öffnete, war ich enttäuscht, anstelle meiner Mutter einen Polizisten zu sehen. Nach langer Unterhaltung im Verhörstil erlaubte der Polizist mir nicht, meine Mutter zu treffen. Die Mauer und das Eisentor trennten Mutter und mich in zwei verschiedene Welten.

Als ich das nächste Mal von meiner Mutter hörte, war ich in den Vereinigten Staaten. Mutter hatte jeden Tag im Zwangsarbeitslager starke aufrichtige Gedanken ausgesendet und „Falun Dafa ist gut“ gerufen. Die Beamten im Zwangsarbeitslager fürchteten sich und ließen sie im Sommer 2010 frei. Vater holte sie nach Hause. Als ich mit Vater sprach, deutete seine leise Stimme darauf hin, dass der Zustand meiner Mutter nicht gut war. Ich bat darum, Mutter auf Video sehen zu dürfen, doch zu meiner Überraschung lehnte sie ab: „Ich möchte nicht, dass du mich so siehst.“ Der erste Satz, den ich nach zwei Jahren Trennung von meiner Mutter hörte, war dieser! Ich brach fast zusammen. Mein Herz war gebrochen. Mit großer Mühe hielt ich mich zurück, nicht laut loszuweinen, weil ich nicht wollte, dass meine Mutter mich hörte, was ihr noch weitere Sorgen hätte bereiten können. Immer wieder sagte Mutter zu mir: „Sei nicht traurig. Sei nicht traurig.“ Tatsächlich, ganz gleich wie sich ihr Erscheinungsbild auch geändert hatte, sie war für mich die wunderbarste Mutter auf der Welt.

Im Januar dieses Jahres kam Mutter durch die Güte des Meisters in die Vereinigten Staaten. Als wir uns trafen, hielt meine Mutter meine Hand. Wir schwiegen beide. Anderen Praktizierenden kamen die Tränen.

Zwei Jahre lang konnte ich, weil wir voneinander getrennt waren, den Muttertag mit meiner Mutter nicht feiern. Dieses Jahr, Mama, lass dir von deiner Tochter sagen: „Alles Gute zum Muttertag!“