(Minghui.org) Nachdem ich 11 Jahre im Gefängnis festgehalten worden bin, wurde ich am 26. April 2013 aus gesundheitlichen Gründen entlassen. Als ich zu Hause ankam, wurde mir gesagt, dass mein jüngerer Bruder, Li Xiwang, zehn Tage, nachdem er ins Gefängnis Gangbei gebracht worden war, verstorben ist. Ich musste herausfinden, wie er starb. Laut meiner Schwester war unser Bruder sehr gesund gewesen, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Das war kurz bevor man ihn ins Gefängnis Gangbei brachte. 10 Tage nach seiner Ankunft dort, war er bereits tot.
Wortspiele verschleiern die Todesursache
Die Todesurkunde, die vom Krankenhaus erstellt wurde, gab als Todesursache „plötzlicher Tod" an. Auf der Todesurkunde eines anderen Praktizierenden aus Xingtai, der ebenfalls zu Tode gefoltert worden war, stand als Todesursache „Atem-und Herzstillstand".
Ich konsultierte daher einen Arzt. Dieser erklärte mir: „Das ist nicht die Todesursache. Sie sind unpräzise und versuchen die wahre Ursache zu vertuschen. Sie spielen Wortspiele." „Plötzlicher Tod“ und „Atemwegs- und Herzstillstand“ sind Begriffe, die als Ursache für jeden Todesfall verwendet werden könnten.
Mein Bruder wurde mit der Anker-Methode zu Tode gefoltert
Mir wurde gesagt, dass mein Bruder mit der sogenannten „Ankerfolter" gefoltert wurde. Bei dieser Foltermethode werden die Beine der Person gerade ausgestreckt und dann mit Gussrohren fixiert und aufrecht gehalten, während die Hände an den Boden gefesselt sind. Der Rücken ist gewölbt und die Beine sind unbeweglich. Mein Bruder war für über zehn Stunden so verankert. (Diese Foltermethode kann man maximal zwei Stunden ertragen). In der Nacht wurde er schließlich tot aufgefunden.
Mir wurde auch erzählt, dass die Wärter im Gefängnis Gangbei den Zeitpunkt seines Todes verändert hatten und dass sie einen Rettungsversuch inszeniert hatten, um ihre Verbrechen zu vertuschen.
Büro 610 gab den Befehl, meinen Bruder zu Tode zu foltern
Als ich selbst im Gefängnis Gangbei festgehalten wurde, hörte ich, nachdem mein Bruder dorthin verlegt worden war, wie ein Mitglied des Büros 610 von Tianjin der Gefängnisleitung sagte: „Foltert diesen Kerl zu Tode!"
Dieser Vorfall zeigt deutlich, dass die Behörden des Gefängnisses Gangbei den Vorgaben des Büros 610 strikt folgen und sogar bereit sind, jemanden zu Tode foltern, wenn das verlangt wird.
Da die Anweisung vom Büro 610 erteilt worden war, erhielt die Familie meines Bruders 350.000 Yuan (ca. 42.000,-€) Schadensersatz. Das Geld wurde anteilig vom Ministerium für zivile Angelegenheiten, dem Amt für Gefängnisse und dem Gefängnis Gangbei gezahlt.
Gefängnis Gangbei ist für seine Foltermethoden berüchtigt
Mir wurde gesagt, dass viele Praktizierende, die im Gefängnis Gangbei inhaftiert worden waren, hervorgetreten sind, um über die dort angewendeten Foltermethoden zu berichten. Ein Beschwerdebrief, der detailliert verschiedene Arten der Folter, einschließlich der Ankerfolter und Prügel beschrieb, wurde von über zehn Opfern unterschrieben.
Die Agenturen für Politik und Recht von Tianjin weigerten sich, trotz der vielen Zeugen und Beweise eine Untersuchung einzuleiten. Mir wurde von einem anderen Brief erzählt, in dem berichtet wurde, dass der Tod meines Bruders durch die Ankerfolter-Methode verursacht wurde. Außerdem schrieben die zwei Herren Nie Baoli und Fan Jianming einen Brief, in dem die dort angewendete Folter beschrieben wurde.
Nachdem meine Schwägerin aus dem Gefängnis entlassen worden war, beteiligte sie sich an der Rettung von Herr Zhou Xiangyang, einem Praktizierenden, der im Gefängnis Gangbei gefoltert wurde. Sie schrieb einen Brief in dem sie forderte: „Lasst nicht zu, dass noch eine Familie ihren Vater verliert"; darin beschreibt sie, wie ihr Ehemann starb.
Ein weiteres Opfer des chinesischen Strafvollzuges, Herr Zhu Wenhua, wurde im Gefängnis Gangbei totgeschlagen. Seine Familie hat keine Gerechtigkeit verlangt.
Auch ich wurde im Gefängnis Gangbei gefoltert
Wahrscheinlich ist es einfach nur Glück, dass ich noch am Leben und daher in der Lage bin, diesen Brief zu schreiben. Als ich im Oktober 2005 im Bezirk Nr. 5 des Gefängnisses Gangbei inhaftiert wurde, wurde ich in Einzelhaft gesperrt, weil ich versucht hatte, die Propaganda-Sendungen, in denen Falun Gong verleumdet wird, zu stoppen.
Die Wärter legten mir Handschellen und Fußfesseln an und der Wärter Zhang Shilin wies ein halbes Dutzend Insassen an, mich zu schlagen. Sie schlugen mehrere Stunden auf mich ein und ich verlor zweimal das Bewusstsein. Ich kam wieder zu mir, nachdem sie mir unter Zwang Drogen verabreicht hatten.
Das oben genannte sind nur einige der vielen Qualen, die ich im Gefängnis Gangbei durchlitten habe. Das war vor acht Jahren. Wenn ich heute nicht darüber sprechen würde, wie könnte man sonst von den Verbrechen erfahren, die die Wärter im Gefängnis Gangbei begangen und vertuscht haben? Ich frage mich, ob mein Bruder ähnliche, oder gar noch schlimmere Formen der Folter erlitten hat? Hatte ich einfach nur Glück und er nicht?
Mein Appell an Chinas Behörden
Trotz zahlreicher Berichte mit detaillierter Folter und Zeugenaussagen fühlt sich niemand im Komitee für Politik und Recht dafür verantwortlich, eine offizielle Untersuchung des Gefängnisses Gangbei einzuleiten. Die Verbrecher Zhang Shilin, Song Xuesen und andere kommen ungestraft davon.
Ich, Li Xinwangs älterer Bruder, verlange, dass das Gefängnis Gangbei alle Video-Aufnahmen herausgibt, die zum Todeszeitpunkt meines Bruders gemacht wurden.
Dieser Brief bringt, wie all die anderen, Licht in ein Verbrechen, das im Gefängnis Gangbei begangen wurde.
Ich bitte die entsprechenden Behörden, gegen die Verdächtigen Zhang Shilin, Song Xuesen, Huang He und alle anderen, die meinen Bruder gefoltert und getötet haben, zu ermitteln.
Ich möchte, dass der Gerechtigkeit genüge getan wird.
Li Xiwangs Bruder, Li Xiliang.
Juli 2013
Hintergrund:
Herr Li Xiwang war Inhaber eines kleinen Unternehmens im Bezirk Hebei, Tianjin. Weil er Falun Gong praktizierte, verhaftete die Polizei ihn und seine Frau Chen Liyan am 21. Dezember 2010. Herr Li wurde verurteilt und am 18. Juli 2011 vom Gefängnis Binhai ins Gefängnis Gangbei verlegt. Nur zehn Tagen nach seiner Inhaftierung starb er an den Folgen der „Ankerfolter"-Methode.
Herr Li war schon einmal zu einer achtjährigen Haftstrafe wegen des Praktizierens von Falun Gong verurteilt worden. Er wurde damals ebenfalls im Gefängnis Gangbei festgehalten, wo er brutal gefoltert wurde. Man schlug so sehr auf seinen Kopf ein, dass er sein Hörvermögen verlor. Einmal fesselten die Wärter seine Hände an einer Stange und zwangen ihn, seinen Kopf unten zu halten. Sie befestigten sehr schwere Fesseln an seinen Füßen und banden seine Füße an zwei Stangen fest. Ein Fuß wurde in einer etwas höheren Position festgebunden. Er wurde auf diese Weise 28 Tage lang gefoltert. Als sie ihn von den Stangen befreiten, hatten sie nicht erwartet, dass er noch am Leben ist.
Die „Ankerfolter" wurde ihm schließlich zum Verhängnis. Er ließ eine Ehefrau und einen Sohn zurück.
Lis Freunde sind fest entschlossen dafür zu sorgen, dass die verantwortlichen Personen bestraft werden und der Gerechtigkeit genüge getan wird.
31. Juli 2013
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