(Minghui.org) Fortsetzung von Teil II (http://de.minghui.org/html/articles/2014/11/14/111549.html)
Vor zehn Jahren elektrisierten Wärter Gao Rongrong sieben Stunden lang mit elektrischen Schlagstöcken im Gesicht. Als sie schließlich damit aufhörten, hatten sich Blut und Haare mit ihrer verbrannten Haut verklebt und Gesicht und Hals waren mit Brandblasen übersät. Diese Serie greift den Horror von Frau Gaos Fall aus der Sicht ihrer Familie auf.
Frau Gao war fünf Monate lang in einer schwer bewachten Krankenhausabteilung eingesperrt, bevor sie von einer Gruppe Falun Gong-Praktizierender befreit werden konnte, nur um sechs Monate später erneut gefangen genommen zu werden. Aufgrund der ständigen Folter starb sie am 16. Juni 2005 im Alter von 37 Jahren.
Frau Gao Rongrong wurde im traurigsten Sinne ein weltbekanntes Beispiel dafür, wie die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) Falun Gong verfolgt, eine Selbstkultivierungspraktik, die auf den Prinzipien Wahrhaftigkeit-Barmherzigkeit-Nachsicht basiert. Ihr einziges „Verbrechen“ war ihr fester Glaube an Falun Gong.
Neun Jahre sind seit ihrem Tod vergangen und die Verfolgung von Falun Gong hat sich nicht verringert. Ihre beiden älteren Schwestern, die nun außerhalb Chinas leben, teilen den Schmerz der Familie mit der Öffentlichkeit, in der Hoffnung, dass noch mehr Menschen die Brutalität der Kommunistischen Partei Chinas erkennen und sich gegen diese sinnlose Verfolgung stellen.
In dieser vierteiligen Artikelserie beschreiben die Gao-Schwestern die Ereignisse zwischen dem 14. Mai 2004, dem Tag, an dem sie erfuhren, dass ihre jüngere Schwester gefoltert wird, und dem 16. Juli 2005, dem Todestag von Gao Rongrong.
Rongrong wurde am 18. Mai erneut ins erste Krankenhaus der Medizinischen Universität Chinas überführt und in die zweite Orthopädische Abteilung gebracht. Die Wärter waren nervös und wollten nicht, dass sie von irgendjemandem gesehen wurde. Doch da sie so schwach und gebrechlich war und medizinisches Personal während der Überführung anwesend sein musste, riefen die Wärter schließlich einen Krankenwagen.
Rongrongs Gesicht war übersät mit Brandwunden durch die entsetzliche Folter mit elektrischen Schlagstöcken. Zusätzlich litt sie unter Knochenbrüchen, die sie sich während eines gescheiterten Fluchtversuches zugezogen hatte.
Während der Aufnahme im Krankenhaus versammelten sich viele Personen um sie. Von ihrem Anblick sichtlich entsetzt, hielten wir viele Male an und erzählten ihnen, was geschehen war. Wir sagten: „Die sogenannte Selbstverbrennung auf dem Platz des Himmlischen Friedens war fabriziert, doch die Entstellungen meiner Schwester sind real.“ Währenddessen konnten die Wärter niemandem ins Auge sehen.
Als wir schließlich bei der Abteilung ankamen, begann der Gruppenleiter Liang Zhen uns anzubrüllen: „Warum ruft ihr nicht ‚Falun Dafa ist gut‘? Warum ruft ihr nicht einfach!“ Aber Lili sagte nur: „Es ist gut.“ Liang wiederholte sich: „Warum ruft ihr nicht ‚Falun Dafa ist gut‘. Warum ruft ihr nicht!“ Doch Lili sagte ganz ruhig: „Ja, es ist gut.“
Weiwei blieb in der ersten Nacht im Krankenhaus bei Rongrong. Am nächsten Morgen wurden die beiden von den Wärtern mit Schreien und Flüchen aufgeweckt. An diesem Tag ging Lili ins Krankenhaus und blieb dort.
Lili sah zwei schwarz gekleidete Personen neben Rongrongs Bett stehen. Eine Person war männlich, die andere weiblich, und beide waren sehr groß.
Der Mann hatte ein längliches Gesicht und trug sein Haar zurückgekämmt. Er trug ein schwarzes, kurzärmliges Hemd, das in schwarzen Anzugshosen mit einem breiten schwarzen Gürtel steckte. Eine randlose schwarz getönte Brille bedeckte das meiste seines Gesichtes. Er beugte sich über das Krankenbett und untersuchte die Verbrennungen in Rongrongs Gesicht. Die Frau war auch in schwarz gekleidet, hatte einen Pferdeschwanz und trug ebenso eine dunkle Brille. Unter ihrem Arm klemmte eine Aktenmappe.
Als Lili hereinkam und die beiden fragte, wer sie seien, verließen sie den Raum.
Lili schaute zu Rongrong. Sie öffnete ihre Augen ein wenig und sah Lili an. Lili fragte: „Hast du sie gesehen?“ Rongrong nickte. „Weißt du, wer sie waren?“ Rongrong sagte leise: „Nein.“
Wir hatten ein komisches Gefühl, nachdem die beiden gegangen waren, und sahen sie gegen 10:00 Uhr wieder. Jetzt blickten sie durch eine Glasvertäfelung in der Tür zu Rongrong. Sie blieben den ganzen Morgen.
Wir begannen bei verschiedenen Abteilungen des Justizbüros in Shenyang zu appellieren und versuchten, eine Beschwerde gegen die Wärter einzureichen, die Rongrong dies angetan hatten.
Funktionäre im Zwangsarbeitslager Longshan behaupteten, dass die Verbrennungen in Rongrongs Gesicht durch ihren Sturz verursacht worden wären. Daraufhin fragten wir den Verwaltungschef dieser Sektion Wang Xuetao, warum sie logen, doch sagte er nur, dass es der Bericht des Justizbüros so behauptet hätte. Als wir nachfragten, wer diesen Bericht geschrieben habe, antwortete er, dass es eine gemeinsame Arbeit der Gruppenleiter gewesen sei.
Wir gingen viele Male zum Justizbüro. Jedes Mal traf sich der Abteilungsdirektor Liu Bo mit uns. Er hörte uns zu, ohne uns zu unterbrechen oder eine Bemerkung abzugeben, bis wir von ihm forderten, dass die Schuldigen der Gerechtigkeit zugeführt werden müssten. Dann verneinte er, dass die Entstellungen in Rongrongs Gesicht von elektrischen Schlagstöcken bzw. irgendeiner anderen Fremdeinwirkung verursacht worden seien.
So bestanden wir darauf, den Direktor des Justizbüros direkt zu sprechen und Liu Bo willigte schließlich ein. Er brachte uns in ein Büro auf einer höheren Etage im Hauptgebäude. Dort stellte uns Liu Bo dem Direktor des Justizbüros vor. Wir erzählten diesem, was unserer Schwester geschehen war und dass sie immer noch von den Wärtern im Krankenhaus überwacht wurde.
Der Direktor vermied eine Reaktion auf unsere Besorgnisse. Als wir ihn fragten, wie das Justizbüro den Fall unserer Schwester handhaben wolle, sagte er, dass dies immer noch untersucht werden würde. An diesem Punkt wurden wir ärgerlich – das gesamte öffentliche Sicherheitssystem, von oben bis unten, arbeitete zusammen, um die Folterungen und Misshandlungen so vieler Falun Gong-Praktizierender zu verschleiern.
Dann erkannte Lili, dass der Direktor derselbe Mann war, der Rongrong im Krankenhaus nachspioniert hatte. Als sie ihm das sagte, forderte er uns auf, das Büro zu verlassen.
Später fanden wir heraus, dass sein Name Zhang Xiansheng war. Er hatte Rongrong im Krankenhaus gesehen, doch behauptete er jetzt, nichts über sie zu wissen.
Einige Tage, nachdem Rongrong in das erste Krankenhaus der Medizinischen Universität Chinas gebracht worden war, beschloss Wang Xuetao, ein Funktionär aus dem Zwangsarbeitslager Longshan, Rongrong länger im Krankenhaus eingesperrt zu lassen.
Jedes Mal, wenn sie zu einer körperlichen Untersuchung ihres Gesundheitszustandes gebracht wurde, schienen die Wärter sehr nervös. Natürlich hatten sie dafür gute Gründe, denn wo auch immer Rongrong auftauchte, fragten andere Patienten und deren anwesende Familien, woher diese Verbrennungen im Gesicht kämen und wir erzählten Ihnen dann über die Folterungen.
Die Wärter hielten uns ständig auf und drohten damit, wegen uns die Nummer 110 (Telefonnummer der Polizei, um Personen zu melden) anzurufen. Einmal, in einem Aufzug, als uns wieder Leute wegen Rongrongs Gesicht befragten, schwang Bi Hongyin seine Faust und bedrohte damit Gao Weiwei.
Frau Gao Rongrong am 7. Mai 2004, zehn Tage nach der Folterung mit elektrischen Schlagstöcken
Manchmal, wenn die Aufpasser versuchten, die Zuschauer zu zerstreuen, wurden sie wie verrückt und schrien die Leute an. Liang Zhen, stellvertretender Leiter der Gruppe 2 im Zwangsarbeitslager Longshan, schrie einmal: „Ja, wir haben sie elektrisiert – wir haben es gemacht!“ Zwei andere Polizisten, Su Zhizhong und Wang Chunmei, schrien den Korridor hinunter: „Ja, wir haben sie elektrisiert. Na und? Wir hätten sie gleich zu Tode schocken sollen!“
Die Wärter aus dem Zwangsarbeitslager Longshan wechselten sich bei der Überwachung von Rongrong ab. Sie arbeiteten in 24 Stunden Schichten und hin und wieder hatten gleich vier Polizisten auf einmal Dienst. Manchmal beobachteten drei von ihnen die Gruppe, überwachten uns alle und hielten Leute davon ab, Rongrong zu besuchen.
Die Wärter verließen niemals Rongrongs Abteilung. Während dieser Zeit unternahmen einige sogar große Anstrengungen, unter anderem Wang Chunmei, Su Zhizhong, Ma Zaiming und Liang Zhen, Rongrong zu belästigen. Andere Wärter zeichneten detailliert Rongrongs Zustand und ihre Interaktion mit anderen auf.
Tägliche Notizen der Wärter, die Rongrong überwachten
Als Rongrong das erste Mal ins Krankenhaus gebracht wurde, war ihr behandelnder Arzt ein junger Mann, der eine gutherzige und aufrichtige Person zu sein schien. Als er erfuhr, was mit Rongrong geschehen war, bezeichnete er sie sogar als Huang Rong“, eine fiktive Fernsehpersönlichkeit, die für ihre Intelligenz und ihren Mut bekannt war. Doch wurde dieser Arzt sehr bald ersetzt, da er sich weigerte, den Befehlen der Funktionäre aus dem Zwangsarbeitslager Longshan, dem Justizbüro der Stadt und dem Komitee für Politik und Recht in Shenyang Folge zu leisten.
Funktionäre aus dem Justizbüro in Shenyang und dem Zwangsarbeitslager Longshan forderten, dass die Operation an Rongrong sobald wie möglich durchgeführt werden solle, damit sie wieder zurück ins Arbeitslager gebracht werden könne. Sie sprachen mit dem Komitee der Kommunistischen Partei Chinas im Krankenhaus, die dann Rongrongs behandelnden Arzt unter Druck setzen, mit der Operation zu beginnen.
Rongrongs linke Hüfte war gebrochen und bedurfte mindestens 14 Tage für die Erstbehandlung, doch aufgrund der extremen Folter war sie sehr schwach. Da sie Fieber hatte, das die Ärzte nicht unter Kontrolle bringen konnten, zögerte der orthopädische Chirurg, die Operation zu beginnen.
Zuerst hatte der Leiter der orthopädischen Abteilung Mitgefühl mit Rongrong, doch nachdem er vom Büro 610 und dem Justizbüro in Shenyang unter Druck gesetzt worden war, begann er stattdessen uns zu tadeln. Als er in das Zimmer kam, um nach Rongrong zu sehen, beschwerte er sich, dass meine Mutter sich geweigert habe, Rongrong operieren zu lassen. Doch wurde er weiterhin von Funktionären des Arbeitslagers Longshan und des Justizbüros in Shenyang gedrängt, die Operation durchzuführen.
Sehr bald wurde er wütend und rief: „Wie kann ich sie operieren, wenn ihr Fieber nicht weggeht? Wenn ich sie jetzt operiere, wird sie sich davon nicht mehr erholen. Denn alles wird sich verschlechtern, wenn sich eine neue Entzündung entwickelt!“ Andere Chirurgen stimmten mit seiner Meinung überein.
Wir als Rongrongs Familie forderten von den Funktionären des Arbeitslagers und des Justizbüros, Rongrong freizulassen. Wir wollten sie nach Hause mitnehmen. Doch verweigerten sie dies, da sie Angst hatten, dass das verbrannte Gesicht von Rongrong der Öffentlichkeit das abscheuliche Verbrechen enthüllen würde. Schließlich beschlossen sie, Rongrong niemals freizulassen, sogar wenn sie sterben sollte.
Der Sektionschef des Justizbüros in Shenyang spielte auf diesen Plan, sie niemals freizulassen, an: „Wenn sie operiert worden ist, bringen wir sie in das Zwangsarbeitslager Longshan zurück und geben ihr ein separates Zimmer, indem sie gesund werden kann.“
Sie sprachen mehrere Male mit meinem Vater über diesen Plan und sagten immer wieder: „Wir werden Rongrong zurück nach Longshan bringen oder ihr eine besondere Pflege im Gefängniskrankenhaus Dabei zukommen lassen.“ Doch mein Vater stimmte damit nicht überein.
Wird fortgesetzt.