(Minghui.org) Meine Tochter kaufte im letzten Jahr eine renovierte Wohnung in London. Um die Wohnung besser nutzen zu können, wollte ich zwei Regale anbringen lassen, eins in der Küche und eins im Schlafzimmer. Das Regal im Schlafzimmer sollte nach meiner Vorstellung aus drei Ablagebereichen bestehen. Den niedrigsten würden wir als Schminktisch benutzen. Außerdem sollten ein paar Schranktüren eingebaut werden.
Ein Zimmermann machte uns ein Angebot von 150 Pfund (1 Pfund ≙ 1,26 Euro) pro Tag. Zwei Handwerker würden für den Auftrag nötig sein, das wären für uns 300 Pfund pro Tag. Das Verlegen eines Holzfußbodens am Eingang würde für einen zusätzlichen Tag einen weiteren Arbeitseinsatz für zwei Personen bedeuten, weitere 300 Pfund wären fällig. Insgesamt würde es dann 600 Pfund kosten. Bei Zimmerrenovierungen hatte ich bereits einige Erfahrungen gesammelt. Nach meiner Einschätzung könnte eine Person innerhalb von nur zwei Tagen alles allein erledigt haben. In England ist das Material zur Renovierung entweder Anteil- oder Fertigware. Meine Vermutung bestätigte sich zu einem späteren Zeitpunkt. Der Zimmermann brachte seinen Sohn mit, der seinem Vater zuschaute und nicht eigenständig arbeitete. Während sein Vater ihm die Arbeitsschritte zeigte, erledigte sein Vater eigentlich die Arbeit allein.
Ich konnte das nicht einfach so akzeptieren. Wäre das nicht geradezu Wucher betreiben? Warum sollte ich einem Schüler, der nicht einmal das Abitur hatte, 150 Pfund pro Tag bezahlen? Das war doch der Lohn für einen geübten Zimmermann. Als bei mir dieses unausgeglichene Herz entstand, bemerkte ich, dass es mein Eigensinn an eigenen Vorteilen war. Ich erinnerte mich an einige ähnliche Prüfungen, bei denen ich immer nach der Gerechtigkeit der alltäglichen Menschen gestrebt hatte. Dabei hatte ich nicht nach der Lehre des Meisters gehandelt:
„…bei klarem Verstand ziehst du bei der Frage der Interessen den Kürzeren; wenn andere deine Vorteile an sich reißen, kämpfst und streitest du nicht darum wie die anderen; “ (Li Hongzhi, Zhuan Falun, Lektion 8: Wer praktiziert, der bekommt Kultivierungsenergie, Seite 480).
Darum war ich bei vergangenen Prüfungen immer wieder hingefallen. Ich redete mir ein: Diesmal würde ich den Meister nicht mehr belasten. Ich würde den alltäglichen Grundsätzen nicht mehr folgen. Ich werde mich nach den Grundsätzen der Kultivierenden, die über die alltäglichen Menschen hinausgehen, fordern. Mit ihnen werde ich nicht streiten, nichts genau durchgehen, sondern nur noch gut handeln.
Es sah jedoch so aus, als ob sich dieser Eigensinn nicht freiwillig beseitigen ließe und mir einflößen würde: ‚Dieses Mal hättest du doch großen Verlust zu erleiden. Du hättest zumindest mehr als 2000 Yuan (1Yuan = 0,1203 Euro) Verlust‘. Ich hatte dem Sohn bei der Arbeit einmal zugeschaut und eigensinnig dabei gedacht: Es wäre mehr als genug, wenn ich ihm täglich nur 50 Pfund bezahlen würde. Dabei würde ich mindestens 200 Pfund sparen können. Mir war bewusst, wenn ich nach den Grundsätzen der alltäglichen Menschen handeln würde, wäre mein Verlust viel kleiner. Aber meine aufrichtigen Gedanken sagten mir, dass ich diese Prüfung unbedingt nach den Grundsätzen des Dafa bestehen sollte. Deshalb sagte ich zu dem Eigensinn standhaft: ‚Geh‘ doch weg. Ich bin eine Praktizierende, ich werde mich nicht mehr von dir beeinflussen lassen‘.
Zu Mittag kochte ich für sie ein gutes Mittagessen und half ihnen, aus der Kommunistischen Partei und den ihr untergeordneten Organisationen auszutreten. Als meine Tochter sie bezahlte, zwang ich mich jedoch, fern zu bleiben, weil mein Herz noch äußerst unruhig war. Ich bemühte mich jedoch, folgende Worte nicht auszusprechen: ‚Sie sind ein geübter Zimmermann. Was meinen Sie? Ist es für Ihren Sohn eine gute Erziehung, wenn er genauso wie Sie 300 Pfund für zwei Tage bekommt?‘ Aber ich wusste, ich sollte es nicht sagen. Ich würde dem Eigensinn an eigenen Vorteilen Spielraum geben, sobald ich meinen Mund aufmacht.
Vielleicht weil ich die Prüfung erst mit großer Mühe bestanden hatte, fragte mich meine Tochter, nachdem die Zimmermannsleute uns verlassen hatten, plötzlich: „Mama, was ist mit dir los?“ Ich sagte: „Räume mal auf. Ich gehe jetzt das Fa lernen.“
Ich öffnete das Buch „Zhuan Falun“ und las den Abschnitt weiter, wo ich gestern geendet hatte:
„Bei der Kultivierung musst du dich eben in diesen Schwierigkeiten kultivieren, um zu sehen, ob du auf alle deine Gefühle und Begierden verzichten und sie leichtnehmen kannst. Wenn du doch noch an solchen Dingen festhältst, kannst du dich nicht erfolgreich kultivieren.“ (Li Hongzhi, Zhuan Falun, Lektion 4: Die Xinxing erhöhen, Seite 242).
Als ich das las, hatte ich das Gefühl, als ob mein Kopf plötzlich gesprengt würde. Ich lernte diesen Abschnitt nochmals, dann sagte ich zum Meister: „Meister, dieses Mal werde ich unbedingt den Eigensinn an meinen Vorteilen loslassen und Ihre sich solide kultivierende Schülerin sein.“
Am darauffolgenden Tag bemerkte ich bei der Position des Streckens bei der ersten Übungen ein Wunder – die Schmerzen in meiner Brust, die seit einem halben Jahr bestanden hatten, waren verschwunden. (Seit mehr als einem Jahr hatte es dort mit Unterbrechungen genässt. Im letzten halben Jahr hatte ich allerdings bemerkt, dass an meiner linken Brust etwas mir Unbekanntes war, das die Größe einer Kinderfaust hatte. Es schmerzte ab und zu, besonders bei der Streckposition während der ersten Übung. Manchmal dachte ich auch, ob ich wohl unter einer Krankheit litt. Trotzdem versuchte ich, diese Gedanken auszuschließen, so hatte ich es meistens vergessen.) Ich fühlte dann in dem Moment sehr deutlich, dass dieses wie eine Kinderfaust große Stück nicht mehr da war.
Ich war sehr erschüttert, aber viel mehr war es die Dankbarkeit, die ich im Herzen spürte. - Ich lasse nur solch einen Eigensinn los und der Meister reinigt schon für mich so eine große Schwierigkeit. Ich weinte während des Praktizierens der Übungen. Ich erinnerte mich an die Lehre des Meisters:
„Was wir verlieren, ist dem Wesen nach etwas Schlechtes. Was ist das? Das ist Karma, es hängt eng mit dem Herzen des Menschen zusammen und sie fördern und ergänzen sich gegenseitig. …um diese schlechte Sache zu beseitigen, muss dein Herz zuerst von Grund auf verändert werden.“ (Li Hongzhi, Zhuan Falun, Lektion 4: Verlust und Gewinn, Seite 220).
In jenem Moment fühlte ich wiederholt die Ernsthaftigkeit und das Prachtvolle der Kultivierung.
Als ich am dritten Tag wieder an die Arbeit des Zimmermanns dachte, fühlte ich mich aber wieder unwohl. Es ging nicht um die 200 Pfund, sondern ich dachte, dass der Vater und der Sohn bestimmt über mich lachen würden, wie dumm ich doch wäre. Als ich daran dachte, dass die anderen meinen könnten, dass ich ein Laie in Renovierungsarbeiten sein könnte, fühlte ich mich benachteiligt und war sehr traurig. Über die Renovierung von Innenräumen wusste ich viel mehr als viele alltägliche Menschen. Die Wohnung, die ich vor mehr als zehn Jahren renoviert hatte, wird auch jetzt immer noch als Modell gezeigt. Ich hatte einmal einen Scherz mit Freunden gemacht: Ich meinte, falls ich einmal ein Buch über die Renovierung von Innenräumen schreiben würde, könnte das Buch ein Bestseller werden. - Jetzt hatte ich nicht nur zu viel bezahlt, ich war auch noch gering geschätzt worden. Das schmerzte mich viel stärker, als der Verlust von 200 Pfund. Ich wusste nicht, welchen Eigensinn ich in jenem Moment loslassen sollte und dachte bei mir, wenn ich dumm bin, dann ist es eben so. Ich dachte: Die Grundsätze in der Menschheit sind sowieso verdreht. Es ist auch nicht so einfach, und ich muss noch drei Kinder, also insgesamt fünf Personen ernähren. Vielleicht habe ich dem Zimmermann etwas in einem meiner Vorleben geschuldet. Mit diesen Gedanken fühlte ich mich langsam wieder etwas erleichtert.
Während des ganzen Prozesses der Renovierung fand ich noch zwei weitere menschliche Eigensinne: Hinter meinem nach einem glücklichen Leben der alltäglichen Menschen strebenden Eigensinn standen noch mein Streben nach hoher Lebensqualität und perfekter Lebensumgebung und das Streben nach einem ausgeglichenen Preis-Leistungs-Verhältnis beim Einkaufen. Diese Eigensinne waren eigentlich auch die unterschiedlichen Erscheinungen des Festhaltens an eigenen Vorteilen. Es gab noch weitere Eigensinne, z.B. das Streben nach Gemütlichkeit, von bestimmten Materialien Besitz ergreifen zu wollen, keinen Kürzeren ziehen zu wollen, usw.
Nachdem ich diesen Eigensinn nach eigenen Vorteilen losgelassen hatte, fühlte ich mich, als ob ich total verändert wäre. Wenn ich die Fläche des Schminktisches wieder ansah, auf der durch die Nachlässigkeit des Zimmermanns der Lack fehlte, war ich ganz ruhig und dachte nur, ich würde ein Foto darauf legen oder sie durch eine Plastikdecke zudecken. Wenn ich die durch den Sohn ungleichmäßig eingeschlagenen Nägel anschaute, wenn ich die durch Sonneneinstrahlung gesplittete Holzplatte ansah, blieb ich ganz ruhig. Für mich sah alles so aus, als hätte es so sein sollen. Ich war nicht empört, beklagte mich nicht und fühlte mich nicht irritiert. In früherer Zeit wäre das absolut unmöglich gewesen.
In diesem ganzen Prozess folgte ich eigentlich nur den Anforderungen des Meisters, die eigene Xinxing zu bewahren, um die Prüfung zu bestehen. Als sich dann meine Xinxing erhöhte, verschwanden unerwartet auch die unangenehmen Phänomene an meinem Körper.