(Minghui.org) Als Übersetzerin bin ich Mitglied in einem Team, also ein Glied in einer Kette. Wenn jeder reibungslos seine ihm zugeteilte Arbeit erledigt, wird die Zeit gut genutzt und das Ergebnis ist bestimmt kraftvoll.
Dieses Wissen um meine Verantwortung als Teil im Ganzen ist meiner Meinung nach mein wichtigster Beweggrund, mich immer wieder aufzuraffen und standhaft Woche für Woche, Jahr für Jahr die zugeteilte Arbeit zu bearbeiten.
Vor kurzem musste ich einen neun Seiten langen Gesetzestext übersetzen. Für mich war das wirklich eine Hürde, die ich zu überwinden hatte.
Normalerweise mache ich mir nicht viele Gedanken um die mir zugeteilten Texte. Dieses Mal kamen jedoch alle möglichen Gedanken auf, die ich nach und nach beseitigen musste. Der Text war schwierig und ich kam nur sehr langsam voran. Das machte mich unruhig, weil ich dachte, dass mit dieser Übersetzung viel zu viel Zeit vergehen würde, die besser genutzt werden könne.
Dann war der Text ungeheuer langweilig. Ich dachte. „Wer wird denn das überhaupt lesen?“ Ich war in Versuchung, an die Koordinatorin einen Vorschlag zu schicken, dass man den Einführungstext von einer Seite übersetzen sollte, um dann den Hinweis folgen zu lassen: „Den gesamten Gesetzestext in Englisch finden Sie hier.“ – Und dann käme die Verlinkung.
Es wäre vielleicht eine Lösung gewesen, wenn mein Ausgangspunkt aufrichtig gewesen wäre.
Ich schaute nach innen und überlegte, was mein erster Gedanke im Hinblick auf diesen Vorschlag war. Ich stellte fest, dass mein Ausgangspunkt Bequemlichkeit war. Zuallererst war da meine Bequemlichkeit und ich suchte nach einer Ausrede.
Dann kam noch der Gedanke auf, dass ich mich nicht so anstrengen müsste, weil mir ja gesagt wurde, dass der Text von einem angehenden Juristen überprüft werden würde. Da dachte ich, dass ich mich dann mit all den Fachausdrücken nicht so quälen müsse. Mein Gedanke dazu war: „Es schadet nichts, wenn der Jurist auch noch einiges zu tun hat. Die Hauptarbeit wird schließlich von mir erledigt.“ Sofort fiel mir ein, dass der Meister gesagt hat, dass wir unsere Sache gut machen müssen. Ich konnte doch nicht meine Arbeit auf einen anderen abwälzen.
Als ich erkannte, dass all meine Gedanken nicht dem Fa entsprachen, entschloss ich mich, einfach ohne Murren weiter zu übersetzen. Ich dachte, dass hier von mir bedingungslose Kooperation gefordert wurde. Und da geschah es: Nachdem ich mich fest dazu entschlossen hatte, meiner Bequemlichkeit nicht nachzugeben, wurde ich ruhig und konnte ganz normal weiter übersetzen.
Der Meister sagte in seiner Fa-Erklärung am 24.7.2010 in Washington DC: „Noch fleißiger voranschreiten“:
„Bedingungslos durchführen. Habt ihr verstanden, was ich gesagt habe? In vielen Situationen, bei denen ständig diskutiert wird und keine Entscheidung getroffen werden kann, sobald er Stellung bezogen hat, soll es eben so gemacht werden. Bei vielen Sachen braucht er noch nicht einmal mit euch zu diskutieren. Er kann die Aufgaben direkt verteilen, und ihr macht sie. Warum? Früher wurde bei vielen Sachen dauernd diskutiert. Dazu habe ich mich nicht geäußert, weil ich euch mit Absicht die Chance geben wollte, selbstständig zu denken und euren eigenen Weg zu vollenden. Nun war diese Phase lang genug. Was da sein soll, ist schon da. Dieser Zustand soll auch vorbei sein.“
Diese an sich recht unbedeutende Episode ließ mich die Forderung des Meisters, „bedingungslos“ zu kooperieren, klarer sehen. Es geht nicht darum, hirnlos Befehle auszuführen, sondern den eigenen Egoismus aufzulösen.
Ich habe darüber nachgedacht, warum ich zum einen in der Lage bin, standhaft mehr oder weniger täglich zu übersetzen, aber nicht die gleiche Standhaftigkeit zum täglichen Praktizieren der Übungen habe. Zum dem einen kann ich mich überwinden und zu dem anderen nicht. Der wahre Grund ist wiederum Bequemlichkeit, obwohl mir alle möglichen Ausreden einfallen. Wenn ich mich beim Übersetzen überwinden kann, wird mir das wohl doch auch bei den Übungen gelingen. Objektiv betrachtet ist es einfach lächerlich, dass man sich bei der Überwindung des Egoismus so schwer tut. Das Verantwortungsgefühl für die Mitpraktizierenden im gesamten Team hat mir immer wieder geholfen, auftauchende Wünsche nach Bequemlichkeit zu überwinden.
Seit ein paar Wochen bieten wir in unserer Übungsgruppe an meinem Wohnort drei- bzw. viermal in der Woche die vier Stehübungen im Park an, denn verschiedene interessierte Leute können nur an bestimmten Tagen zum Üben kommen. Dies habe ich jetzt als eine Chance für mich gesehen, jeden dieser Termine wahrzunehmen und endlich mit Hilfe der Gruppe zu lernen, auch die Übungen standhaft zu praktizieren.