(Minghui.org)
Geschätzte Mitpraktizierende,
Ich bin eine Praktizierende aus Deutschland. Vor elf Jahren fing ich an, Falun Dafa zu praktizieren. Am Anfang war ich sehr fleißig, ein Zustand, der einige Jahre lang anhielt. In den letzen Jahren habe ich in manchem Aspekt nachgelassen. Das bekam ich vor kurzem am Arbeitsplatz zu spüren.
Ich arbeite für einen Bürodienstleister, der für Unternehmen ein externes Sekretariat anbietet. Acht Stunden täglich sitze ich vor dem Computer und nehme die Anrufe für viele Unternehmen entgegen. Einen nach dem anderen. Das ist anstrengend, weil ich mich die ganze Zeit über konzentrieren und den Leuten gut zuhören muss. Am Abend tun mir die Ohren weh, weil das Head-Set drückt. Manches Gespräch verläuft unerfreulich, weil der Anrufer ärgerlich auf den Chef des Unternehmens oder auf einen Mitarbeiter ist. Manchmal werde ich beschimpft, obwohl ich keine Schuld an dem Vorgefallenen habe. Ich arbeite routiniert, doch in letzter Zeit wurde ich unzufrieden über meine berufliche Situation. Mein Gehalt ist niedrig, wie in der Call Center-Branche üblich, was mich störte. Ich war der Meinung: wenn man eine so anstrengende Arbeit macht, soll man auch besser bezahlt werden.
Meine Unzufriedenheit äußerte sich darin, dass ich anfing, unpünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Fast jeden Tag kam ich fünf Minuten zu spät am Arbeitsplatz an. Unsere Leitung hatte bestimmt, dass jeder 15 Minuten vor Arbeitsbeginn da sein sollte, weil die Computer einige Minuten brauchen, um hochzufahren und bis alle benötigten Programme gestartet sind. Dies sah ich nicht ein: fünfmal pro Woche sollte ich 15 Minuten mehr Zeit am Arbeitsplatz verbringen, das ist mehr als eine Stunde, für die ich nicht bezahlt werde. Nach kurzer Zeit sprach mich der Teamleiter darauf an. Er legte mir die Tage und Zeiten vor, an denen ich unpünktlich erschienen war. Er fragte mich auch per Email, woran es denn liege. Ich gab ihm keine Antwort, denn ich fand es unpassend, schriftlich darauf antworten zu müssen. Ich spürte, dass etwas bei mir nicht in Ordnung war. Und ich fühlte mich unwohl, weil ich meinen Fehler nicht einsehen wollte. Um Ärger und Peinlichkeiten zu vermeiden, beschloss ich, mir ab sofort Mühe zu geben, pünktlich zu erscheinen.
Auch störte mich das Aufkommen an Anrufen, das an meinem Arbeitsplatz auf mich einstürzte. Unser Unternehmen hatte in letzter Zeit immer mehr Kunden gewonnen, so dass meine Kollegen und ich immer mehr Gespräche anzunehmen hatten. Sobald man das Gespräch beendet und die Anrufnotiz fertig geschrieben hat, klingelt es erneut. Am heftigsten ist es vormittags. Man hat kaum Zeit, sich vor dem nächsten Anruf zu sammeln. Um mich zu schützen, sperrte ich nach jedem Anruf die Leitung und schrieb meine Notiz zu Ende, damit ich Zeit gewann, bevor der nächste Anruf kam.
Es entging mir nicht, dass die Kollegen in meinem Büro pro Tag wesentlich mehr Anrufe entgegennahmen als ich. Sie arbeiteten viel effektiver als ich und hatten bessere Zahlen in der Auswertung. Ich musste mir eingestehen, dass sie um einiges fleißiger waren als ich. Plötzlich wurde mir bewusst: wenn ich weniger Anrufe annehmen wollte, nur weil ich bequem war und meine Ruhe haben wollte, dann mussten meine Kollegen die Anrufe abfangen und noch härter arbeiten. Diese Erkenntnis hat mich beschämt. Ich bin doch eine Kultivierende – wie kann ich dann so ignorant sein und den Teil der Arbeit, den ich zu tun habe, meinen Kollegen zuschieben? Wie kann ich ein besseres Gehalt verlangen, wenn ich eine so schlechte Produktivität an den Tag lege?
Ich hatte erkannt, dass ich meine Einstellung zu meiner Arbeit ändern musste. Diese hat mich behindert, so dass es mir jeden Morgen schwerfiel, dorthin zu gehen. Meine falsche Einstellung und mangelnde Motivation hatten zu meiner Unpünktlichkeit geführt.
Dass mich der Teamleiter eines Tages unvermittelt darauf ansprach, war für mich ein Stockschrei. Ich sagte zu ihm nur kurz angebunden: Ja, stimmt, ich habe verstanden. Es war mir peinlich. Vom nächsten Tag an erschien ich wieder rechtzeitig mehrere Minuten vor Arbeitsbeginn, so dass ich pünktlich mit dem Telefonieren beginnen konnte. Ich tat dies aus Angst vor Gesichtsverlust, nicht aus der Einsicht, mich verbessern zu müssen.
Vor einiger Zeit fing ich an, mich bei anderen Praktizierenden zu beklagen, dass ich so hart arbeiten musste und dabei so wenig Geld verdiente. Ich fühlte mich ungerecht behandelt und im Herzen unausgeglichen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit sprach ich darüber und drückte meine Unzufriedenheit aus, es wurde bei mir zu einer Gewohnheit. Einzelne Praktizierende bestärkten mich darin und rieten mir, mich zu bewerben, um eine besser bezahlte Arbeit zu finden. Eine Mitpraktizierende sagte mir öfters im Austausch, dass ich es als Dafa-Schülerin mit Hochschulabschluss und guter Ausbildung nicht anerkennen sollte, mit so wenig Geld auskommen zu müssen. Ich solle mir darüber klar werden und stärkere aufrichtige Gedanken haben. Sofort fielen mir die Diskussionen im Kultivierungskreis über die finanzielle Verfolgung der Dafa-Jünger durch die alten Mächte ein. So verstärkten sich meine Anschauungen in dieser Hinsicht und meine Frustration. Ich dachte darüber nach: Wenn ich anfange, nach einer neuen Arbeit zu suchen und Bewerbungen zu schreiben, würde das viel Zeit und Mühe kosten und ich hätte kaum Zeit, um die drei Dinge gut zu machen. Mein Heraustreten in die Gesellschaft für Dafa, die Wahrheitserklärung in der Öffentlichkeit und meine Mitarbeit für Shen Yun würden zu kurz kommen. Ich fragte mich, ob ich wirklich diesen Preis bezahlen sollte, nur um mich materiell zu verbessern. Nach meinem Verständnis wäre das Trachten, also ein Eigensinn, den ich unbedingt ablegen musste. Wochenlang fand ich keine Lösung für mein Problem, weil ich meine Fehler nicht einsehen wollte.
Inzwischen habe ich meine Einstellung zur Arbeit korrigiert und nehme meine Pflichten wieder ernst. Meine Produktivität hat sich deutlich gesteigert, ich arbeite jeden Tag daran. Als eine Kultivierende in der Gesellschaft der alltäglichen Menschen muss ich fleißig sein und Rücksicht auf meine Kollegen nehmen: Zuerst an die anderen denken. Wie kann ich sonst eine Dafa-Schülerin und ein guter Mensch sein?
Ich möchte euch von meinem Erlebnis am Arbeitsplatz berichten, das mit dem heutigen Tag, der europäischen Fa-Konferenz in Wien zusammenhängt. Sobald das Datum feststand, reichte ich für dieses Wochenende Urlaub ein, von Freitag bis Montag. Ich legte meiner Vorgesetzten, die unsere Dienstzeiten plant, den Antrag auf den Schreibtisch und sagte ihr, dass ich schnell eine Rückmeldung bräuchte, weil ich einen Flug buchen musste. Sie nickte und sagte mir dieses vermeintlich zu.
Vierzehn Tage später war mein Urlaub noch immer nicht genehmigt. Ich ärgerte mich über die Ignoranz meiner Vorgesetzten. Zu Hause hatte ich nach günstigen Flügen gesucht und stellte fest, dass die Preise von Woche zu Woche gestiegen waren. Schließlich wurde ich nervös und buchte einen Flug. Am nächsten Tag sprach ich die Vorgesetzte auf meinen Urlaubsantrag an und teilte ihr mit, dass ich den Flug schon gebucht hätte. Ich fühlte mich im Recht. Bei meinem bescheidenen Gehalt ist es mir nicht egal, wie viel ich dafür bezahle. Meine Vorgesetzte war verärgert. Sie antwortete mir, ich hätte sie vor vollendete Tatsachen gestellt und sie könne mir den Urlaub nicht genehmigen, weil zu jener Zeit drei Kollegen im Urlaub wären. Hinzu käme der Krankenstand. Unser junges Unternehmen könne sich den Verlust nicht leisten, wenn wegen zu weniger Arbeitskräfte die Dienstleistung für unsere Kunden nicht gewährleistet sei. Dies traf mich sehr im Herzen. Ich wurde ärgerlich, dann traurig. Jedoch beherrschte ich mich äußerlich und kämpfte nicht um mein Recht. Ich schaute nach innen. Dann ging ich auf meine Vorgesetzte zu und bat um ein Gespräch. In einer Email schrieb ich ihr, dass mir der Termin in Wien sehr wichtig ist, ich mich auf ihr Wort verlassen hätte und dass ich sie als Kollegin sehr schätzen würde.
Wir gingen in ein Besprechungszimmer und sprachen unter vier Augen sachlich über das Vorgefallene. Meine Vorgesetzte wies mich darauf hin, dass ich sie öfters daran hätte erinnern sollen, dass ich einen Flug buchen musste. Sie äußerte ihr Verständnis für meine Situation und dass es ihr genauso gegangen wäre, wenn sie einen Flug hätte buchen müssen. Da sie jedoch für die Arbeitsplanung des Unternehmens Verantwortung trage, bat sie mich, meinen Rückflug am Montag so umzubuchen, dass ich noch am selben Tag zur Spätschicht erscheinen konnte.
Ich erkannte meinen Fehler. Ich folgte ihrem Wunsch und rief den Reiseveranstalter an. Ich erfuhr, dass ich den Rückflug nicht umbuchen konnte. Ich könnte nur stornieren und neu buchen. Dies würde aber deutlich teurer werden. Das teilte ich meiner Vorgesetzten mit und nannte ihr den Preisunterschied. Sie bat um eine kurze Bedenkzeit. Dann rief sie mich zurück und sagte, dass sie es bei meinem Gehalt nicht rechtfertigen könne, mich zur Umbuchung zu bewegen, es wäre unfair. Sie mache diesmal eine Ausnahme: der Urlaub am Montag sei genehmigt. Dafür bot ich ihr an, auf den Freitag zu verzichten, weil der Flug erst am Abend ging. Sie nahm den Kompromiss an, bat mich jedoch, nie wieder auf diese Weise einen Urlaub durchzusetzen. Ich war zunächst erleichtert. Plötzlich erkannte ich, dass ich überhaupt nicht an sie gedacht hatte. Wir sind viele Kollegen im Betrieb und jeder hat Sonderwünsche zu seinem Urlaub. Wie kann sie das alles im Blick behalten? Tatsächlich hatte ich Angst vor einer Absage gehabt und wollte mich nicht offen und aufrichtig um meinen Urlaubsantrag bemühen. Meine Ausrede war, dass ich während der Arbeit gar keine Zeit dafür hätte, ständig nachzuhaken. Ich schämte mich für meine Haltung und meine Ignoranz gegenüber meinen Kollegen. Ich bedankte mich bei meiner Vorgesetzten für ihr Verständnis und ihre Entscheidung, entschuldigte mich bei ihr für mein Verhalten und versprach, dass ich sie nächstes Mal aktiv erinnern würde, wenn ich wieder einen Flug buchen müsse.
Ich habe meine Eigensinne erkannt: Ich möchte mehr Geld, damit ich mich freier bewegen kann und nicht jeden Cent dreimal umdrehen muss, bevor ich ihn ausgebe. Ich strebe nach materieller Sicherheit, anstatt mich nach dem Fa auszurichten. Das bedeutet, dass ich dem Fa und dem Meister noch nicht voll und ganz vertraue. Meine Gedanken sind noch zu menschlich. Ich habe immer noch Angst vor Gesichtsverlust und es ist mir unangenehm, meine Fehler zuzugeben und mich bei den Betreffenden zu entschuldigen. Letzteres fällt mir besonders schwer. Dass ich so sehr auf das Geld achte, hat mit dem Neid zu tun: Ich bin neidisch auf Andere, die ein besseres Gehalt haben und mehr ausgeben können, jedoch ist es mir im Alltag nicht bewusst.
Heute denke ich: Es ist bestimmt kein Zufall, dass ich diese Arbeit tue und nur ein bescheidenes Gehalt habe. So kann ich meine Eigensinne am besten abschleifen. Im Zhuan Falun, Lektion 7, in dem Abschnitt über den Neid lehrt uns der Meister sinngemäß: Es ist nicht nach deinen Fähigkeiten eingerichtet, sondern es hängt von deinem Karma ab, was du in diesem Leben bekommst. Mir ist erneut bewusst geworden: Wir Praktizierende streben nicht nach Ruhm und Reichtum. Wir sollen dem natürlichen Lauf folgen und uns beständig gut kultivieren. Dann bekommen wir alles, was wir brauchen. Der Meister hat alles für uns arrangiert. Auf dem Weg zur Vollendung habe ich noch eine längere Strecke zu gehen, wie mir scheint. Ich danke dem Meister für die Chancen, an meinem Arbeitsplatz zu erkennen, dass ich mich wieder fleißiger kultivieren und zu meinem früheren, guten Zustand zurückkehren sollte. Damit habe ich schon angefangen. Ich danke den anderen Praktizierenden für ihr Verständnis, ihre Ermutigung und für den Austausch.
Sollte etwas von dem, was ich euch berichtet habe, nicht im Fa sein, bitte ich um barmherzige Korrektur.
Heshi