(Minghui.org) Eines Tages im Juni 2014 überreichte mir eine Praktizierende nach dem Fa-Lernen ein gut verschnürtes Päckchen und sagte: „Das gehört dir, ich gebe es dir zurück. Ich habe es über ein Jahrzehnt lang aufbewahrt.“
Ich öffnete das Päckchen und darin befanden sich Stücke von weißem Stoff. Meine Gedanken reisten sogleich 14 Jahre in die Vergangenheit zurück.
18. November 1999: Ich war nach einer Reise nach Peking, wo ich für Falun Dafa appelliert hatte, gerade wieder nach Hause zurückgekehrt. Um Verfolgung zu vermeiden, nahm mein Mann mir meine einziges Exemplar des „Zhuan Falun“ weg. Beamte des lokalen „Büros 610“ und der Polizeistation kamen jeden zweiten Tag zu mir nach Hause und zerstörten alle Bücher zu Falun Gong, die sie dort fanden. Ich konnte die Schriften des Meisters nicht lesen und war voller Kummer.
Im August 2000 erhielt ich von einem Mitpraktizierenden ein „Zhuan Falun”. Ich kam auf die Idee, das ganze Buch per Hand abzuschreiben, und zwar auf Stücke von weißem Stoff. So würde ich die Lehre immer bei mir haben.
So fing ich an, das „Zhuan Falun” sorgfältig abzuschreiben. Um es vor meinem Mann, der mich scharf beobachtete, geheim zu halten, wartete ich, bis alle schliefen. Ich hängte ein Tuch um eine Tischlampe, damit niemand durch das Licht aufwachte, und schrieb das Buch die ganze Nacht lang ab.
Bis zum Ende des Jahres hatte ich alle neun Lektionen des Buches auf neun Stücke Stoff geschrieben. Ich gab mir große Mühe und achtete darauf, dass meine Schrift ordentlich aussah und dass ich keine Fehler machte. Ich versteckte die Stoffe in einem Bettbezug, den ich in einem Schrank aufbewahrte. Nachts holte ich sie heraus und las sie, eine Lektion nach der anderen.
Anfang 2001 nahmen Beamte Massenverhaftungen von Praktizierenden vor. Ich hatte Angst, dass sie meine Stoffe mit dem abgeschriebenen „Zhuan Falun“ finden würden, deshalb bat ich eine Praktizierende, sie für mich sicher zu verwahren.
Ich wurde mehrmals verhaftet und für lange Zeiträume eingesperrt. Um der Verfolgung zu entgehen, verließ ich mein Zuhause für drei Jahre. Im Juli 2007 kam ich in meine Heimatstadt zurück.
Diese Praktizierende hatte die Stoffe all die Jahre über verwahrt. Ich war sehr bewegt und äußerst dankbar. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie durchmachen musste, um dieses „Buch” inmitten einer solch heftigen Verfolgung zu schützen.
Als ich wieder zu Hause war, fragte ich mich, weshalb mir die Praktizierende die Stoffe nicht schon damals, 2007, zurückgegeben hatte. Das konnte kein Zufall sein, dachte ich.
Ich dachte über meinen Kultivierungszustand nach. Obwohl ich glaubte, dass ich fleißig sei, musste es, da ich mich in der alltäglichen Gesellschaft kultivierte, viele Punkte geben, an denen ich den Anforderungen des Dafa nicht entsprach.
Plötzlich kamen mir die Worte des Meisters in den Sinn:
„Kultivieren wie am Anfang, richtige Frucht mit Sicherheit.” (Li Hongzhi, Fa-Erklärung auf der internationalen Fa-Konferenz des Großraums New York 2009, 07.06.2009)
Mit einem Mal verstand ich, wo ich in der Kultivierung nachgelassen hatte.
In den vergangenen Jahren hatte ich mich nach dem Aussenden der aufrichtigen Gedanken um 6 Uhr früh noch einmal 20 Minuten lang schlafen gelegt. Außerdem erkannte ich, dass ich einen Hang zur Selbstgefälligkeit hatte. Ich hatte über die Jahre etliche Schwierigkeiten erlebt und viele Opfer gebracht. Ich hatte viel getan, um die brutale Unterdrückung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) aufzudecken und den Ruf des Dafa zu schützen. Deshalb hatte ich das Gefühl, dass ich es verdiente, mir eine Pause zu gönnen.
Dieser Eigensinn des Strebens nach Bequemlichkeit war die Ursache für meine Selbstgefälligkeit und dafür, dass ich in der Kultivierung nachgelassen hatte.
Ich erkannte, dass ich zuerst meine menschlichen Anschauungen ändern musste. Ein alltäglicher Mensch strebt nach Bequemlichkeit und Glück, doch ich bin eine Dafa-Jüngerin auf dem Weg zu einer Gottheit. Ich sollte nicht daran festhalten, nach weltlichen Vergnügungen zu streben.
Nachdem ich meine Einstellung geändert hatte, war ich voller Energie und hatte morgens nach dem Aussenden der aufrichtigen Gedanken nicht mehr das Bedürfnis nach einem zusätzlichen Nickerchen. Jetzt wache ich jeden Tag um 3:50 Uhr auf, um die Übungen zu praktizieren. Nach dem Aussenden der aufrichtigen Gedanken um 6 Uhr rezitiere ich bis 7:30 Uhr das Fa. Anschließend gehe ich hinaus, um den Menschen von der Verfolgung von Falun Dafa zu erzählen.
Obwohl ich weniger schlafe als früher, ist mein Geist den ganzen Tag scharf und wach.