(Minghui.org) Vor vielen Jahren wurde ich verhaftet, weil ich die offizielle Website von Falun Gong besucht hatte. Falun Gong (auch Falun Dafa genannt) ist ein Kultivierungsweg, der in China seit 1999 verfolgt wird. Die Behörden sperrten mich in eine Haftanstalt und später für zwei Jahre in ein Zwangsarbeitslager. Als ich im Gefängnis war, begegnete ich einem zum Tode verurteilten Mann. Seine grandiosen Einsichten über Falun Gong verblüfften mich.
Ich kam damals [nach der Festnahme] spätabends im Gefängnis an. Außer drei Leuten in der Zelle lagen alle ruhig da. Zwei Insassen waren für die Zelle verantwortlich. Der Dritte schien denselben Status zu haben, war aber wie ein Verbrecher an Händen und Füßen gefesselt.
Als der Gefesselte hörte, dass ich ein Falun Gong-Praktizierender bin, fragte er mich, warum sich Falun Gong-Praktizierende 2001 auf dem Platz des Himmlischen Friedens selbst angezündet hätten.
Ich wollte die Ruhe der anderen nicht stören und erwiderte lediglich, er solle sorgfältig darüber nachdenken, wer den Vorfall gefilmt und wiederholt in allen staatlichen Medien ausgestrahlt haben könnte.
Früh am nächsten Morgen wies ein verantwortlicher Insasse mich und die restlichen Insassen an, Papiergeld für Verstorbene zu sammeln. Ich lehnte ab, weil ich keine Verbrechen begangen und eigentlich gar nicht hätte im Gefängnis sein dürfen.
Sofort begann mich dieser Insasse anzuschreien. Einige andere umringten mich. Ich bemerkte, dass alle, einschließlich des verantwortlichen Insassen, auf eine Reaktion des gefesselten Mannes warteten.
Als er mich anschaute und nichts sagte, ließen sie von mir ab und gingen zur Arbeit.
Ich saß in einer Ecke und meditierte, während der gefesselte Mann anfing zu rauchen. Ich fragte mich, wie er sich wie ein Chef verhalten konnte, während die anderen verantwortlichen Insassen arbeiten mussten. Diese Abteilung war als die strikteste im Gefängnis bekannt, in ihr waren die Schwerverbrecher untergebracht.
Am nächsten Morgen sagte der gefesselte Mann nach dem Frühstück zu mir: „Du hast mich gebeten, sorgfältig über das Video der Selbstverbrennung auf dem Platz des Himmlischen Friedens nachzudenken. Das habe ich in der letzten Nacht getan und habe immer noch keinen Anhaltspunkt. Erkläre es mir bitte.“
Ich erzählte ihm, dass der Vorfall passiert sei, als der frühere chinesische Staatschef Jiang Zemin auf so viel Widerstand stieß, dass er die Verfolgung von Falun Gong fast nicht mehr aufrechterhalten konnte. Jiang benötigte etwas, um Falun Gong-Praktizierende als die unverzeihlichsten Kriminellen hinzustellen, sodass er seine Kampagne rechtfertigen und weiterführen konnte.
Dann inszenierten er und seine Gefolgsleute diesen Selbstverbrennungsvorfall, um zu allgemeinem Hass gegen Falun Gong-Praktizierende anzustacheln. Das Video wurde anschließend rund um die Uhr abgespielt und Falun Gong von allen wichtigen staatlich kontrollierten Pressekanälen heftig kritisiert.
Ich wies auf das verdächtige Bildmaterial in dem Video hin. „Der Platz des Himmlischen Friedens ist ein großer Platz“, erklärte ich. „Wie konnte die Polizei in nur einem Augenblick so viele Feuerlöscher herbeischaffen, wenn es sich um ein zufälliges Ereignis gehandelt hätte? Der Mann, der sich selbst anzündete – seine Kleidung war stark verbrannt, doch seine Haare und die Benzinflasche blieben unversehrt. Als er Dinge über Falun Gong rief, war schon ein Polizist mit einer Feuerlöschdecke da, um das Feuer zu ersticken. Bevor er die Decke über ihn legte, war das Feuer schon aus.
Bei so vielen Nahaufnahmen ist es kaum vorstellbar, dass dort nicht bereits ein Kameramann bereitstand und darauf wartete, dass das Feuer brannte.
Über das kleine Mädchen wurde berichtet, dass es so viel Rauch eingeatmet habe, dass es einen sofortigen Luftröhrenschnitt benötigte. Wie konnte sie dann nur vier Tage später für einen Reporter singen?“
Der gefesselte Insasse seufzte und legte sich aufs Bett zurück: „Die Kommunistische Partei ist in der Tat abscheulich. Sie hat sogar mich hereingelegt. Stell dir vor, wie viele Chinesen getäuscht wurden.“
Wir unterhielten uns noch eine Weile weiter. Er sagte: „Du bist ein guter Mensch und Falun Gong ist ein guter Kultivierungsweg. Es gibt nicht viel, was ich für dich tun kann, doch ich versichere dir, du wirst in dieser Haftanstalt sicher sein, selbst wenn du in eine andere Zelle verlegt wirst. Ich werde ein gutes Wort für dich einlegen und alle werden tun, was ich sage“, versprach er.
Als ich mit ihm über den Selbstverbrennungsvorfall sprach, hörten auch viele andere Insassen zu. Der gefesselte Mann forderte alle auf, mich respektvoll zu behandeln.
Ein Insasse fragte mich, ob Falun Gong seine Magenschmerzen kurieren könne. Ich sagte zu ihm, Falun Gong sei zu umfassend, als dass man es mit nur ein paar Worten erklären könne.
Stattdessen bat ich ihn, sich einzuprägen: „Falun Dafa ist gut, Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht sind gut.“ Alle lachten, da sie glaubten, es könne doch nicht so einfach sein.
An diesem Tag hatte ich eine laufende Nase. Ich wollte aber nicht den Anschein erwecken, krank zu sein, denn wenn ich das wäre, könnte ich anderen nicht die gesundheitlichen Vorteile von Falun Gong zeigen. Daher bat ich in meinem Herzen Meister Li Hongzhi (den Begründer von Falun Gong), mir zu helfen. Am nächsten Tag ging es mir wieder gut und ich war voller Energie. Der gefesselte Mann zeigte auf mich und sagte zu allen: „Schaut ihn an! Gestern hustete er und hatte eine laufende Nase wie einige von euch. Heute geht es ihm gut. Zweifelt ihr immer noch an der Heilkraft von Falun Gong?“
Diejenigen mit einer Erkältung pflichteten ihm bei. Der Mann mit den Magenschmerzen dankte mir und erzählte: „Ich habe gestern angefangen, diese Sätze zu rezitieren und es hat gewirkt. In meinem Magen fühle ich mich heute viel besser.“ Ich sagte zu ihm, er solle dem Lehrer danken.
Der gefesselte Mann unterhielt sich später unter vier Augen mit mir und zeigte mir seine Handgelenke: „Schau dir das an“, sagte er. „Mit solch schweren Handschellen waren sie ganz rot und geschwollen. Der Arzt sagte zu mir, das käme vom Rost. Keines der Medikamente, das ich einnahm, hat gewirkt. Ich habe die Sätze, die du genannt hast, rezitiert und siehe da, meine Handgelenke sind nun viel besser.“
Dann erzählte er mir, was er getan hatte, bevor er ins Gefängnis gesperrt wurde. Er heißt Qi Jie und wurde zum Tode verurteilt, weil er den reichsten Mann der Stadt gekidnappt und einen anderen ermordet hatte. Seine Familie legte Berufung ein und hoffte, dass er begnadigt werden könnte.
Er war der Überzeugung, dass er für das, was er tat, die Todesstrafe verdient habe. Dann sagte er, er fürchte sich nicht davor. Der Tod sei ohnehin nur eine Frage der Zeit.
Anschließend erzählte er mir von einem eigenartigen Traum, den er gehabt hatte. Er sah im Himmel ein Dutzend Buddhas und ihre Augen waren geschlossen. Er versuchte, einen von ihnen zu kitzeln, und der Buddha packte seinen Arm und drehte ihn herum.
Ich lachte und sagte zu ihm, er habe Glück gehabt, von Buddhas zu träumen. Das bedeute, dass er Glück und eine gute Grundlage für Kultivierung habe. Möglicherweise solle er Falun Gong praktizieren. Solange er fest entschlossen sei, werde ihm der Lehrer helfen, sein Leben zu verändern.
Ich hoffte wirklich, dass ein Wunder geschehen und sein Leben verschont werden würde.
Am nächsten Tag kam er zu mir und erzählte, er habe geträumt, dass er von eigenartigen Dingen verfolgt wurde, die versuchten, ihn zu töten.
„Diese eigenartigen Kreaturen sagten, ich müsse zurückzahlen, was ich schuldete, bevor ich Falun Gong lerne. Vermutlich schulde ich ihnen eine Menge und kann möglicherweise nicht praktizieren“, sagte er.
Ich entgegnete, dass jeder Mensch praktizieren könne, ganz gleich was für Verbrechen er begangen habe – solange es keine Verbrechen gegen Falun Gong sind. „Der Lehrer von Falun Gong wird jedem helfen, solange er ein besserer Mensch werden will“, ermutigte ich ihn.
Am nächsten Tag kam er und bat mich, ihm Falun Gong beizubringen. Er sorgte sich nicht darum, dass er in jedem Augenblick exekutiert werden könnte. „Dass ich dich in den letzten Tagen meines Lebens kennenlernen durfte, ist mir eine Ehre. Du bist meinetwegen gekommen. Der Lehrer wollte, dass du mich mit Falun Gong bekannt machst“, sagte er.
Ich berichtete ihm, was der Lehrer Li Hongzhi im Zhuan Falun, dem Hauptwerk von Falun Gong, erklärt. Die Worte, an die ich mich erinnern könne, seien exakt die Worte des Lehrers. Für das, an das ich mich nicht exakt erinnern kann, würde ich ihm die allgemeine Bedeutung des Textes mitteilen und dass es nur mein Verständnis auf meiner jetzigen Ebene sei. Auch erklärte ich ihm, wenn er sich fortlaufend kultivieren würde, würde er unterschiedliche Verständnisse haben und unterschiedliche Ebenen erreichen können.
Als ich ihm den Inhalt des Zhuan Falun erzählt hatte, verriet er mir, er habe immer schon gewusst, dass er auf jemanden und etwas gewartet habe. „Dieses Gefühl ging nicht einmal in dem Augenblick weg, als ich zum Tode verurteilt wurde. Ich weiß, dass der Mensch, auf den ich gewartet habe, Meister Li Hongzhi ist. Das, worauf ich gewartet habe, ist Falun Gong“, sagte er.
Er war beim Praktizieren sehr entschlossen und fleißig. Er sagte zu mir, dass es nicht wirklich stimme, dass er keine Angst vor dem Tod habe. Es sei einfach die Akzeptanz seines Schicksals. „Nun, wo ich zu praktizieren angefangen habe, sehe ich, wie kostbar das Leben eines Menschen ist. Wenn ich nicht hingerichtet werde, werde ich mich sicherlich für den Rest meines Lebens kultivieren.“
Zwischendurch stellte er mir immer wieder Fragen. Anhand seiner Fragen begriff ich, dass er durch das Praktizieren von Falun Gong Aufschub von der Todesstrafe gewinnen wollte. Damals hatte ich noch kein sehr klares Verständnis zu diesem Punkt. Ich wollte wirklich, dass er bei seinem Einspruch erfolgreich war, doch hatte ich auch Zweifel. Rückblickend betrachtet hätte ich ihn auf seinen Eigensinn hinweisen sollen.
Qi schlief jeden Tag besser. Einmal sagte er zu mir, dass er mitten in der Nacht aufgewacht sei und gesehen habe, dass Apsaras Blumen gestreut hätten. „Es war absolut atemberaubend.“
Ein Mann aus unserer Zelle wurde in eine andere Zelle verlegt. Qi sagte zu ihm, er solle sich „Falun Dafa ist gut“ merken und sicherstellen, Falun Gong-Praktizierenden dort zu helfen.
Als die Witterung kälter wurde, sagte Qi vor allen in der Zelle zu mir, dass es an dem Tag, an dem ich das Gefängnis verlassen würde, sehr heftig schneien werde.
Er sagte, dass es so sei, weil die Gottheiten wüssten, dass ich ungerecht behandelt worden sei und mich dafür entschädigen wollten. An dem Tag, an dem die Behörden mich in ein Zwangsarbeitslager überführen wollten, war der Wind so stürmisch, dass der Wagen durchgeschüttelt wurde und viel Schnee herunterfiel. Ich hoffte, dass sich meine Mitgefangenen an Qis Worte erinnerten und begriffen, dass Falun Gong wirklich falsch behandelt wird.
Zwei Jahre später wurde ich aus dem Zwangsarbeitslager entlassen. Als ich nach Hause kam, war das Erste, was ich tat, Qis Zuhause aufzusuchen. Seine Frau erzähle mir, dass Qi vor mehr als einem Jahr hingerichtet worden sei, ohne dass sie irgendeine Benachrichtigung darüber erhalten habe.
Auf meinem Heimweg fühlte ich mich traurig, doch ich freute mich auch für Qi. Ich wusste, dass er sich durch das Praktizieren von Falun Gong eine gute Zukunft verdient hatte.