(Minghui.org)
Lieber Meister! Liebe Praktizierende!
Ich möchte euch von meinen Kultivierungserfahrungen erzählen, die ich bei Informationsveranstaltungen zur Aufklärung der Menschen über die wahren Umstände machen durfte, die ich in verschiedenen Städten in Polen organisiert hatte.
Das Fa habe ich vor acht Jahren erhalten. Seit fünf Jahren machen wir regelmäßig jeden Monat solche Veranstaltungen. Wir haben erkannt, dass die persönliche Aufklärung über die Hintergründe von Falun Dafa und die Verfolgung grundlegend ist und eine wichtige Aufgabe für einen Dafa-Praktizierenden.
Als ich einmal die Landkarte von Polen betrachtete, wurde ich traurig, denn es gab noch so viele Menschen in Städten, die weit von uns entfernt lagen und auf ihre Errettung warteten. Oft dachte ich darüber nach, wie man die Balance halten konnte zwischen dem eigenen sich erhöhenden Verständnis, das auf dem Fa basiert – also wie jeder Praktizierende seinen eigenen Weg geht – und der Anforderung an jeden Praktizierenden, im Team zu arbeiten und während der Gruppenaktivitäten das gemeinsame Verständnis zu erhöhen.
Lange habe ich nicht verstanden, wieso wir bei unseren Aktivitäten keine größere Gruppe werden konnten. Warum unterstützten mich die Praktizierenden nicht? Warum war manch einer so beschäftigt mit Hausarbeit? Warum konnte sich einer nicht einen Tag freihalten? Wir alle hatten das gleiche Fa erhalten. Es hat bei mir lange gedauert, vom Kritisieren wegzukommen und mehr Verständnis für andere aufzubringen, ohne sie zu bewerten.
Vor jeder Informationsveranstaltung muss ich einen geeigneten Ort finden, eine Unterkunft für die Nacht suchen und unterschiedliche Pläne aufstellen, weil oft nicht bekannt ist, wie viele Praktizierende am Ende wirklich teilnehmen werden. Ich habe kein Auto, also muss ich einen Bus oder Zug heraussuchen und die anderen Praktizierenden informieren und ermutigen, damit es für sie einfacher ist, sich zu entscheiden. Hinzu kommen noch die offiziellen Angelegenheiten – einen Brief an den Bürgermeister der Stadt zu schicken mit der Genehmigung für die Aktivität und weiteren Materialien über Falun Gong und die Verfolgung sowie die Petition. Dann müssen noch die Namen aller wichtigen Personen der Stadt und der Region herausgefunden und Briefe mit Informationsmaterial an jeden einzelnen adressiert werden.
Wenn wir ein oder zwei Tage lang in der Stadt sind, ist es gut, mehrere Möglichkeiten zu nutzen, um Lebewesen zu erretten. Falls sich die Zuständigkeit der Behörden geändert hat, ist es oft notwendig, vor der Veranstaltung Dutzende Sets von Informationsmaterialien auszuhändigen. Ist der Ort weiter entfernt, ist es besser, einen Tag früher dort zu sein, um die Briefe am nächsten Morgen verteilen zu können, bevor die anderen Praktizierenden aus Zentralpolen ankommen. Diese Morgenstunden vor dem Beginn der Veranstaltung sind für mich immer sehr hektisch, wenn zeitgleich Telefonate und Textmails eingehen. Es ist dann schwer, beim Besuch der Behörden ruhig zu bleiben. Und oft dauert das Ablaufen der Flure länger als geplant. Und dann – wenn ich vor der Tür des nächsten Sekretariats stehe, versuche ich, meine Balance wiederzugewinnen und die aufrichtigen Gedanken zu stärken, bevor ich eintrete. In einer Stadt, in der ich das gemeinsam mit einem anderen Praktizierenden machte, standen alle Türen weit offen. Erst nach unserem Besuch wurden sie geschlossen.
Wenn ich solche Veranstaltungen mache, habe ich viele Briefumschläge mit Flyern und Informationen über Falun Dafa für die Menschen dabei, mit denen sich ein Gespräch ergibt, sowohl am jeweiligen Ort als auch auf dem Weg dahin. Flyer in Briefumschlägen vermitteln für mein Verständnis mehr den Eindruck von Privatsphäre als ein loser Flyer. Sie erwecken eine gewisse Neugier; die Menschen können einen Moment nachdenken, ohne gleich abzulehnen. Ich trage eigentlich jeden Tag welche bei mir, um auf eine Begegnung vorbereitet zu sein. Als ich letztens mit dem Zug von einer solchen Informationsveranstaltung nach Hause fuhr und eine Broschüre in die Hand nahm, streifte ich damit meinen Nachbarn am Kopf. Ich entschuldigte mich bei ihm und gab ihm einen meiner Briefumschläge mit dem Informationsmaterial als Wiedergutmachung.
Es gibt so viele Dinge zu beachten und Probleme zu lösen. Manchmal schaffe ich es zum Beispiel nicht, einen Praktizierenden mit einem Auto zu organisieren. Es ist gut zu wissen, wo alle Dinge sind und dass auch alles Wichtige an Ort und Stelle zur Verfügung steht, um den größtmöglichen Effekt zu erzielen. Denn oft reisen wir von allen möglichen Städten an. Vor einer Aktion muss nachgeschaut werden, ob der Akku für die Musik geladen ist, ob noch genug Plakate und Petitionen da sind oder Berichte über den Organraub, ob es am Schlafplatz Handtücher gibt, eine Küche, Tassen und wie die Wettervorhersage ist. Und nicht zu vergessen, einen Praktizierenden zu bitten, ein Paket mit Flyern an die jeweilige Adresse der Stadt zu schicken.
Wenn ich die Veranstaltung vorbereite, muss ich eins nach dem anderen erledigen. Das betrifft das Herrichten der Materialien und die personellen Belange. Ich habe die Angewohnheit, von einer Aktivität zur nächsten zu springen, aber am Ende kommt doch alles zusammen. Ich betrachte mich selbst mit einer Art Ungeduld, weil ich meistens zu wenig Zeit habe. Ich hoffe, dass die Barmherzigkeit derjenigen, die mich von oben beobachten, auch genug Humor beinhaltet, was aber nicht bedeutet, dass ich mich schäme.
Eine Informationsveranstaltung in Zakopane, dem größten Wintersportgebiet in Polen, fand in den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr statt und endete genau vor dem Neuen Jahr. Ich erinnere mich, dass es schwer für uns war, eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden, denn wer beendet schon seine Ferien einen Tag vor Neujahr? Wir beendeten die Aktivität am Abend, packten unsere Sachen und aßen noch eine Kleinigkeit. Ich betrachtete die Menschenmengen, wie sie euphorisch die überfüllten Straßen entlangzogen. Die Restaurants und Läden waren voller Trubel. Ein anderer Praktizierender und ich verließen den Platz, und nichts konnte mich aufhalten. Niemals zuvor habe ich so einen Unterschied gespürt, eine emotionale Distanz zur Realität, die mich umgab, – wahrscheinlich wegen des Kontrastes zur Neujahrs-Atmosphäre. Ich erkannte noch mehr, welchen Weg die Praktizierenden durch den Glauben an Dafa zu gehen haben.
Dieses Jahr wollten wir zum ersten Mal am Woodstock-Festival in Kostrzyn in Polen teilnehmen. Es befand sich am anderen Ende von Polen, ging über mehrere Tage und 500.0000 Teilnehmer wurden erwartet. Bei der Entscheidung, ob wir teilnehmen sollten, half mir, dass ein paar Jahre zuvor in Krakau der Hauptorganisator des Woodstock-Projektes, eine sehr bekannte Person in Polen, einen Flyer von mir bekommen hatte. Er hatte ihn auf derselben Veranstaltung in Krakau bekommen und sich viel Zeit genommen, ihn vollständig durchzulesen. Die meisten von uns fanden das Festival dämonisch und manche Praktizierende fanden es nicht gut, dort über Dafa zu sprechen. Aber ich erinnerte mich an die Worte des Meisters im Video an die australischen Praktizierenden: Wir sollten auch Menschen aus dem Feuer retten und nicht nur jene, die am einfachsten aus dem Wasser erlöst werden können.
Allein dort hinzukommen und das Transportieren aller Dinge, die gebraucht wurden, war eine große Herausforderung. Ich beschloss, einen chinesischen Praktizierenden zu unterstützen, der unser großes gelbes Zelt ganz alleine hinbringen wollte. Ich war beeindruckt, wie viele junge Menschen zu dem Festival angereist waren. Sie gehörten alle einer Generation an, die nach einer besseren Welt Ausschau hielt, nach einer anderen Erde, und die sich selbst nicht finden konnte in der Realität, die sie umgab. Ich denke, diese jungen Menschen warteten auf uns. Jetzt wo ich an diesem Ort war, verstand ich, warum all die Schwierigkeiten und abstoßenden Signale aufgetaucht waren, die uns schon im Vorfeld stoppen wollten. Nie zuvor war es passiert, dass sich von Anfang an alle Hände nach den Flyern ausstreckten. Ich spreche hier nicht weiter über genaue Zahlen, aber ich möchte erwähnen, dass wir auf dem Festival mindestens 8.000 Flyer verteilten. Wir hatten keine Zeit, essen zu gehen, und abends konnten wir fast nicht mehr aufhören zu verteilen. Wir werden sicher wieder zu diesem Festival gehen und es dann noch besser machen.
Ich koordiniere auch die Teilnahme an einer Gesundheitsmesse, die zwei Mal im Jahr stattfindet. Es ist die größte Veranstaltung dieser Art in Polen. Menschen, die hierher kommen, interessieren sich für Spiritualität und suchen danach. Oft besitzen sie ein tiefgründiges Wissen, sodass man sich mit ihnen bereits auf höheren Ebenen austauschen kann, ohne sich Sorgen machen zu müssen. So war es auch bei mir gewesen, vor meiner Kultivierung. Und diese Gruppe von Menschen sollte nach meinem Verständnis vom Fa erfahren. Während der Gespräche versuche ich, nicht mit meinem Gegenüber über bestimmte Ansichten oder das Wissen, das jemand hat, zu streiten. Ich hebe einfach die Punkte hervor, die auch auf uns zutreffen und am meisten dem Dafa entsprechen. Auf dieser Messe verkaufen wir die meisten Zhuan Falun (Li Hongzhi), das Hauptwerk im Falun Dafa. Es ist auch einer der Orte, an dem wir am bekanntesten sind. Am letzten Tag der Messe versuche ich immer, bis zum Schluss zu bleiben. Da ist es dann ruhiger und ich kann in aller Ruhe mit den anderen Ausstellern sprechen und sie um eine Unterschrift für die Petition bitten.
Einmal konnten wir Dafa in einer Halle vorstellen, in der Tausend Menschen Platz fanden und in der verschiedene Vorträge über alternative Medizin gehalten wurden. Das war für mich eine besondere Botschaft. Als wir an diesem Tag auf die Bühne gingen, machten alle Praktizierenden, die saßen, die Handgeste und sendeten aufrichtige Gedanken aus, um das Publikum zu reinigen. Ein paar andere Praktizierende und ich hielten derweil den Vortrag. Ich fühlte Ruhe und Selbstvertrauen, was bei mir in solchen Situationen sonst selten der Fall ist. Aber es gab Probleme mit dem Soundsystem, so dass das Mikrofon manchmal nicht richtig funktionierte. (Jemand sagte danach: „Es muss etwas sehr Gutes sein, wenn wir so gestört werden!“) Ich bemerkte nicht, dass die Uhr an meinem Computer eine falsche Zeit anzeigte und unsere Vortragszeit bereits abgelaufen war. Kurz nach der Präsentation der Folien fiel der Computer dann vollständig aus. Wir schafften es aber noch, im Licht der Scheinwerfer die Übungen vorzuführen. Ich ging mit einem Gefühl von innerem Frieden von der Bühne, obwohl ich wusste, dass es hätte besser laufen können. Am Ende hatten uns sehr viele Menschen zugesehen.
Nachdem ich zu einem Praktizierenden nach Hause zurückgekehrt war, wurde ich völlig unerwartet scharf kritisiert, dass wir zu viele Fehler gemacht hätten. Ich konnte die halbe Nacht nicht schlafen, während die anderen sehr gut schlafen konnten. Ich fragte mich, warum die anderen so mit mir umsprangen, wie undankbar sie waren und was ich nun machen sollte. Ich ahnte, dass ich die Organisation für dieses Event abgeben musste und jemand anderer sich darum kümmern sollte. Mit der Einstellung, dass es nicht so gelaufen war, wie es hätte laufen sollen, begann ich den nächsten Tag und verteilte Flyer am Eingang. Als die Leute sie nahmen, sagten sie: „Ja, wir haben euren Vortrag gehört, er war außergewöhnlich gut!“ Ich war berührt und dankte dem barmherzigen Meister, dass er uns weiter unterstützte und für uns sorgte.
Nachdem wir einige Zeit auf der Messe gewesen waren, wurde uns mitgeteilt, dass wir nicht mehr am Eingang Unterschriften sammeln dürften, sondern nur noch an unserem Stand. Im oberen Stockwerk, wo wir uns befanden, hielten sich weniger Besucher auf als im Erdgeschoss, so war es schwieriger, sie zu erretten. Die Organisatorin konnte nicht persönlich kontaktiert werden, also beschloss ich, ihr eine Textnachricht zu senden. Denn sie war die Person, die sich um viele Dinge kümmerte und ich wollte ihr explizit die wahren Umstände erklären. Aber die Nachricht wurde nicht durchgestellt. Am nächsten Tag nach der offiziellen Eröffnung der Messe kam die Nachricht dann an. Sie lautete in etwa so: „Sehr geehrte Frau Präsidentin, wir bemühen uns verzweifelt, wenigstens ein paar Menschen zu retten. Wenn die große Katastrophe kommt, haben wir keine Zeit mehr zu fragen, ob sie das Gute vom Bösen unterscheiden können…“ Die Organisatorin antwortete: „Sammelt so viele Unterschriften, wie ihr nur könnt!“
Manchmal verliere ich ein wenig meine Stimme, wenn ich stundenlang die Menschen ermutigt habe, einen Flyer zu nehmen. Ich kann dann weniger sprechen und meine Sätze werden dann immer einfacher. Trotz der Roll-Up-Banner, die dort stehen, richten die Passanten ihre Aufmerksamkeit oft auf die gelbe Karte auf unserer Falttafel, auf der in polnischer, englischer und deutscher Sprache steht: „Wir bitten Sie, eine Petition gegen den Genozid an Falun Gong zu unterzeichnen.“ Und als die DAFOH-Petition kam, hieß es: „Petition an das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte gegen Massenorganentnahmen von Falun Gong-Praktizieren in China.“ Oft bleiben die Menschen dann vor mir stehen und warten auf weitere Erklärungen. Während ich spreche, schaue ich ihnen tief in die Augen, und wenn ich die Worte Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht ausspreche, sind fast alle bereit zu unterstützen. Wenn jemand fragt, welche Organisation ich repräsentieren würde, antworte ich, dass ich Falun Gong-Praktizierender sei und für die Verfolgten in China eintreten würde, um ihnen zu helfen. Wenn auf den Gesichtern der Menschen, nachdem sie unterschrieben haben und ihren Kopf heben, ein Lächeln auftaucht oder wenn sie eine ungewöhnliche Bemerkung machen, können nur Praktizierende deren tiefgehende Bedeutung verstehen. Ein Praktizierender mit geöffnetem Himmelsauge konnte sehen, wie die Menschen nach dem Unterzeichnen mit einem anderen Körper in die Höhe flogen. Manchmal wünsche ich den Menschen zum Schluss, wenn ich mich für die Unterschrift bedanke, dass wir uns in einer besseren Welt wiederbegegnen mögen.
Ich versuche immer, den Überblick über die vorbeigehenden Menschen zu behalten. Es lässt hoffen, dass einige von ihnen einen Flyer nehmen und manche ihren Gang dann verlangsamen und stehen bleiben. Ich achte auch auf die weiter entfernten Menschen und laufe zu ihnen hin. Wenn wir einen weit entfernten Ort wählen, ist es wichtig, keine Person zu verpassen. In letzter Zeit werden wir häufiger von Nonnen angesprochen. Sie haben Vorurteile gegenüber der Meditation, weil ihnen gesagt wurde, es sei gefährlich zu meditieren. Man würde während der Meditation das Bewusstsein verlieren. Ich warte nicht auf ihre Einwände, sondern erkläre gleich, dass bei Falun Dafa gesagt wird, dass es notwendig sei, sein Bewusstsein zu behalten. Früher traute ich mich nicht, einem Geistlichen zu sagen, dass ich ein Praktizierender sei, um ihn nicht wegzustoßen. Heute sage ich das offen und alle, die die Petition unterschreiben, akzeptieren das.
Ich versuche immer festzustellen, besonders in Touristenstädten, ob die Passanten Polen sind oder ob sie aus anderen Ländern kommen, damit ich ihnen einen Flyer in der passenden Sprache geben kann, denn nicht alle verstehen Englisch. Wir haben Dutzende von verschiedensprachigen Flyern. Die Menschen aus weit entfernten Orten fühlen sich geehrt und sind dankbar, wenn sie einen Flyer von Falun Dafa in ihrer eigenen Sprache bekommen.
Wenn das aufrichtige Feld während unserer Aktivitäten immer stärker wird, schmilzt in mir der Sinn für die Trennung von der Außenwelt und es steigt die Akzeptanz für alle Passanten, egal ob sie gleichgültig weiter gehen oder stehen bleiben. Wenn manchmal sehr viele Menschen in der Fußgängerzone unterwegs sind, wirken unsere Plakate, Transparente und unser Tisch wie ein Boot neben den im Zeitlupentempo im Rhythmus der Pudu-Musik dahinströmenden Menschen. Manchmal fällt es mir schwer, dem Berührt-Sein und dem Gefühl der Dankbarkeit gegenüber dem Meister zu widerstehen, der uns immer wieder hilft, die richtige oder sogar genau die richtige Anzahl an Praktizierenden für die Aktivität zusammenzubekommen: die Anzahl, die erforderlich ist, damit wir gut zusammenarbeiten können an diesem Ort oder bei dieser Tätigkeit, während der jeder sein Bestes gibt.
Bei Aktivitäten fühle ich mich auch nach vielen Stunden nicht müde. Früher gab es eine Zeit, da tauchte nach drei oder vier Stunden eine Art wachsende Entmutigung auf, wie eine Art Übelkeit ohne erkennbare Ursache. Vielleicht kam sie auch daher, weil ich über eine lange Zeit zwei Unterschriftenlisten und Flyer in einer Hand gehalten hatte. Aber diese Erscheinung ist inzwischen vergangen. Schlimmer ist es, wenn ich nach der Veranstaltung mit dem schweren Material die letzten Stufen zu meiner Wohnung erklimme. Dann komme ich an meine Belastungsgrenze.
Der barmherzige Meister hat für mich eine Arbeit bei den gewöhnlichen Menschen arrangiert, bei der ich auch dann zurechtkomme, wenn ich zum Beispiel am Montag nach einer Aktivität ein wenig abwesend an meinem Schreibtisch sitze. Ich erinnere mich, ein Jahr bevor ich das Fa erhalten habe, sagte einer meiner beiden Arbeitgeber, dass er den Vertrag mit mir nicht verlängern wolle. Obwohl nun plötzlich mein halber Gewinn wegbrach, fand ich das weder bedrohlich noch machte ich mir Sorgen um die Zukunft. Ich marschierte durch die Stadt, irgendwie erleichtert, dass ich dort nicht mehr arbeiten musste, ohne einen Hauch von Angst und mit einer ungetrübten Sicherheit, dass zwar alles ungewiss, aber doch richtig sei. Der zweite Arbeitgeber wunderte sich, dass ich nicht wegen eines Vollzeitjobs anfragte. Jetzt verstehe ich es so: Ich brauchte eine Veränderung, mehr innere Ruhe, eine Trennung von der momentanen Routine und ein größeres Raumfeld. Der barmherzige Meister schaute schon damals nach mir und bereitete mich auf die Rolle als Dafa-Schüler vor. Ein paar Monate später ergaben sich neue Möglichkeiten und ich begann mit etwas, das ich sehr gut beherrschte und das mich über Jahre fasziniert hatte. Ich bin Kunsthistoriker und meine zweite Leidenschaft seit meiner Jugend ist das Sammeln. Die Kunstgegenstände, die ich gesammelt habe, wurden oft von unterschiedlichen Institutionen in Polen nachgefragt. Aber sie waren für mich weniger eine Einkommensquelle, sondern mehr etwas, das mir Zufriedenheit brachte. Die Einnahmen waren mehr eine angenehme Entschädigung für die entstandenen Kosten. Wenn nun ein Museum um Zusammenarbeit bat – und ich eine neue Kollektion zusammenstellen sollte – dann war das für mich wie ein Geschenk des Himmels. Alles, was ich ihnen anbot, kauften sie, ohne Fragen zu stellen. Allein diese Art Kooperation ist einmalig für ein polnisches Museum und wäre der Traum eines jeden beruflichen Antiquitätensammlers: eine Institution zu haben, die den eigenen Geschmack und das eigene Können ohne jegliche Vorbehalte zu würdigen weiß.
War diese Arbeit ein Eigensinn? Am Anfang ja, der Meister sprach davon. Je mehr ich mir diese Frage stellte, umso mehr beschäftigte sie mich. Ja, das war eine schwierige Prüfung, hier die Balance zu halten. Aber so wie ich die Worte des Meisters verstehe, war das meine Arbeit und ich sollte sie so gut wie möglich machen.
Das Geld war nicht nur für meine eigenen Bedürfnisse bestimmt. Ich setzte es, ohne nachzudenken, für alle Aktivitäten im Zusammenhang mit der Verbreitung von Dafa ein. Sonst hätten wir die Aktivitäten nicht ausführen können. Es schien auch so, als könne ich keine Vollzeitarbeit leisten. Ich bin von Natur aus melancholisch und neige zu Perfektion, auch wenn sich das ein wenig geändert haben dürfte. Verschiedene Aktivitäten nehmen viel von meiner Zeit in Anspruch. Diese scheinbar freien Tage, in denen ich oft starke Störungen spüre, sind eine Art Prüfung für meine Kultivierung und geben mir die Möglichkeit, mich selbst und meine eigenen Gedanken besser zu beobachten und mir selber Fragen zu stellen über die Bedeutung fast aller Aktivitäten, die ich unternehme.
Jetzt habe ich diese Arbeit nicht mehr. Ich gehe auch nicht mehr zum Antiquitätenhändler, denn mir dort alles anzuschauen, befriedigt mich nicht und ich brauche diese Dinge auch nicht mehr. Auf das, was ich noch habe, schaue ich ohne Eigensinn und ich weiß: Sollte ich Gelder für irgendwelche Aktivitäten brauchen, wird der Meister es ermöglichen, dass ich etwas davon verkaufen kann.
Einmal kaufte ich jedoch etwas für mich selbst: einen alten chinesischen Webstoff. Das war sicher kein Zufall, denn ich benutzte ihn, um Bücherregale abzudecken. Darin befand sich eine Sammlung klassischer Literatur aus meiner Jugendzeit. Das chinesische Objekt, zu dem ich eine Art Nähe entwickelt hatte, wurde zu einer natürlichen Barriere gegen die unangebrachte Sentimentalität und gegen das, was aus den Büchern auf mich ausstrahlte, wenn ich lange in ihnen las. Ich dachte darüber nach, was mit diesen Büchern geschehen sollte. Ein paar Monate später waren alle an junge Menschen vergeben, die ihre eigenen Bibliotheken damit ausstatteten.
Warum es nicht einfach tun? – Das ist eine polnische Redeweise. Und das drückt nach meinem Verständnis auch aus, wie ein Praktizierender leben sollte: immer einen Schritt nach dem anderen vorwärtsgehen. Im Westen kultiviert man sich weniger im Leiden und man verliert nicht sein Leben. Wenn das Buddha-Fa, wie der Meister sagt, unendlich ist, und es in der Kultivierung keine Grenzen gibt, ist es dann nicht so, dass man versuchen kann, immer einen Schritt und dann wieder einen kleinen Schritt zu gehen?
Zum Abschluss möchte ich noch ein Gedicht des Meisters aus Hong Yin II vortragen.
„Winterblumen – Yuan GenreSchmutzige Welt, reiner Lotus, Milliarden WinterblumenIm kalten Wind, liebliche Anmut noch zartgrünSchnee, Regen tagelang, Tränen von Gottheiten und BuddhasErwartet, Winterblumen zurückkehrenEigensinnige Dinge der Welt sollen nicht fesselnAufrichtiger Gedanke standhaftVon alters herEinzig für dieses Mal“ (Li Hongzhi, 28. Januar 2003)
Danke, Meister! Danke, Praktizierende!