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Ein gebrochenes Herz zum chinesischen Neujahr

29. Februar 2016 |   Von Feng Guangyu

(Minghui.org) Wieder war Neujahr. Die Luft war erfüllt von dem Geruch der explodierten Feuerwerkskörper, vom warmen Essen, den Glückwünschen der Menschen und dem Lachen der Kinder. Doch ich hatte nur Tränen und ein gebrochenes Herz.

Am Vorabend des chinesischen Neujahrs vor 16 Jahren wurde meine Mutter von den Behörden abgeholt. Seitdem ist das Neujahr immer eine traurige Zeit für mich.

Meine Mutter praktiziert Falun Dafa. Auch ihre Eltern und ihre beiden Schwestern praktizieren es. Dann brach eine Tragödie über meine Mutter und ihre Familie herein: Jiang Zemin, der ehemalige Vorsitzende der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), setzte im Juli 1999 die Verfolgung von Falun Gong in Gang.

Seit ich ein Jahr alt war, litt ich an Luftröhrenentzündung. Um die Entzündung zu behandeln, nahm ich bittere chinesische Medizin ein, dennoch litt ich ungefähr einmal im Monat unter der Erkrankung. Als ich dann im Jahre 1996 mit meiner Mutter Falun Dafa zu praktizieren begann, verschwand die Entzündung und ich brauchte die bittere Medizin nicht mehr.

Danach verbesserte sich die Sehkraft meiner Augen. Außerdem erzielte ich gute Noten in der Schule. 1999 gewann ich sogar den ersten Preis beim landesweiten Olympischen Mathematikwettbewerb für Grundschüler und wurde an der besten Schule für die Unterstufe in unserer Stadt aufgenommen.

Die Festnahme

Am Vorabend des Neujahres 2000 verhafteten sie meine Mutter. Von da an war sie bis Mai 2012 die meiste Zeit eingesperrt. Mein Vater hatte wieder geheiratet. Ich habe Angehörige verloren, die mir so viel Freude bereitet hatten.

Im Winter 2001 erhielt ich den ersten Brief von meiner Mutter, sie hatte ihn aus dem Arbeitslager schmuggeln können. Sie ermutigte mich, stark zu bleiben. Mit dem Brief in der Hand weinte ich in meinem Herzen immer wieder nach meiner Mutter. Die Tränen liefen herab und tränkten das Papier.

Im April 2003 war eine traurige und dennoch freudige Zeit für mich. Meine Mutter wurde freigelassen! Ich ging zum Haus meiner Großmutter um sie zu besuchen. Als wir sie sahen, konnten wir unsere Tränen nicht zurückhalten.

Meine Mutter kochte Rindfleisch und anderes Lieblingsessen für mich. Ich aß mit einem blutenden Herzen. Ich wünschte, mein Vater, meine Mutter und ich könnten erneut zusammen sein, wie die glückliche Familie, die wir einmal waren.

Meine Mutter hatte die Anstellung bei der Regierung verloren und verfügte über kein Einkommen. Ich musste bei meinem Vater bleiben, obwohl ich so gerne bei meiner Mutter gewesen wäre. Zumindest konnte ich sie von Zeit zu Zeit besuchen.

Haft

Diese kleine Freude wurde sechs Monate später zerstört. Als ich im Oktober zu meiner Großmutter kam, war meine Mutter nicht da. Ich rief nach ihr. Es gab keine Antwort. „Großmutter“, fragte ich mit zitternder Stimme, „Wo ist Mutter?“

„Die Polizei ist gekommen und hat sie mitgenommen.“ Wieder brach mir das Herz.

Ich schloss die Oberstufe 2005 ab und ging am Tag, bevor ich an die Hochschule ging, zum Arbeitslager, um meine Mutter zu besuchen. Die Lagerwärter wollten mich nicht einlassen und meinten, ich bräuchte einen Brief von der örtlichen Polizeiwache.

Ich fuhr mit dem Rad elf Kilometer zurück zur Polizeiwache. Als ich mit dem Brief zurückkam, weigerten sich die Wärter immer noch, mich einzulassen.

Ich stand am Tor, und plötzlich sah ich meine Mutter vorbeigehen. Ich konnte ein paar Worte mit ihr sprechen. Ich berichtete ihr, dass ich Essen mitgebracht hätte, die Wärter es aber nicht zuließen, es ihr zu geben.

Als meine Mutter meine Tränen sah, sagte sie: „Sohn, vielleicht kannst du der Wärterin sagen, dass du morgen auf die Hochschule gehst und mich nicht mehr besuchen kannst. Erkläre ihr, dass dieses Essen deine Liebe für deine Mutter trägt. Vielleicht nimmt sie es dann an und gibt es mir...“ Meine Mutter weinte. Ich weinte. Und auch die Wärterin weinte.

Meine Mutter wurde entlassen, als ich an der Hochschule war. Doch im Mai 2007 wurde sie wieder verhaftet und im Februar 2008 in das Frauengefängnis der Provinz Hebei gebracht.

Einmal ging ich einige Tage vor dem chinesischen Neujahr zum Gefängnis. Ich bekam zehn Minuten. Wir saßen durch ein dickes Glas getrennt und sprachen übers Telefon. Als die Zeit um war, hielt ich die Tränen zurück und winkte ihr. Meine Mutter berichtete mir später, dass sie die ganze Zeit geweint habe, als sie zurück in die Zelle gegangen sei.

Eine zerbrochene Familie

Die Familie meiner Mutter war zerstört. Als die Verfolgung begann, folgte man meinen Großeltern und ihr Telefon wurde abgehört.

Seit meine Mutter 2007 verhaftet wurde, bemühte sich meine Großmutter um ihre Freilassung. Sie fuhr mit dem Dreirad in der ganzen Stadt herum, um Anwälte zu konsultieren, doch niemand wagte, sie zu verteidigen.

Großmutter war so besorgt und traurig, dass sie einen Schlaganfall erlitt. Seitdem konnte sie sich nicht mehr selber versorgen.

Im April 2009 brach die Polizei in das Haus meiner Großeltern ein. Sie durchsuchten es und nahmen meine beiden Tanten fest, die sich um meine Großmutter kümmerten. Meine ältere Tante kam in ein Zwangsarbeitslager.

Das war zu viel für meine Großmutter. Sie starb 40 Tage nachdem die Polizisten eingebrochen waren.

Mein Onkel, der sich in den vergangenen zehn Jahren Sorgen um meine Mutter und meine Eltern gemacht hatte, konnte es auch nicht mehr ertragen. Er wurde krank und kam einige Tage nach dem Tod meiner Großmutter ins Krankenhaus.

Drei Kinder von drei zerbrochenen Familien – der Sohn meiner älteren Tante, der Sohn meines Onkels und ich – lebten bei meiner jüngeren Tante, die sich auch um ihren eigenen Sohn kümmerte. Meine Tante, die selbst auch unter der Verfolgung litt, kümmerte sich um vier Kinder, meinen Großvater und auch um die Bedürfnisse meiner Mutter und meiner älteren Tante, die im Gefängnis waren.

Am 27. August 2009 fuhr meine Tante mit uns vier zu Großvater, um seinen Geburtstag zu feiern. Es regnete schon den ganzen Tag, als ob der Himmel über unsere Familientragödie weinen würde.

Großvater konnte das Leiden, dass seine Angehörigen inhaftiert oder verstorben waren, nicht ertragen. Er verließ die Welt ein Jahr später.

Als meine ältere Tante freigelassen wurde, ging sie zuallererst zur Grabstätte, wo die Asche meiner Großeltern beigesetzt war. Als meine Mutter freikam, besuchte sie ebenfalls als erstes die Grabstätte.

Wie sehr würde ich mir wünschen, dass die Tragödie, die über meine Mutter, meine Familie und mich kam, nicht passiert wäre!