(Minghui.org) Vor kurzem wurde ich gebeten, einen Online-Artikel ins Portugiesische zu übersetzen. Es war ein langer Artikel über die Verbrechen des Organraubs an lebenden Falun Gong-Praktizierenden. Nach der Übersetzung half mir ein Kollege ihn noch einmal zu überprüfen.
Nach der Veröffentlichung des Artikels bemerkte ich, dass ein anderer Kollege den Artikel zur Löschung markiert hatte. Mein Herz war bewegt und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.
Mir gingen viele Gedanken durch den Kopf, wie zum Beispiel: „Wie viel Zeit hat es mich gekostet, um diesen Artikel zu übersetzen und jetzt wird er einfach gelöscht?“ oder: „Es lohnt sich einfach nicht, weiter bei diesem Projekt zu bleiben.“ Doch dann verneinte ich all diese Gedanken und auch gleichzeitig die damit zusammenhängenden menschlichen Eigensinne. Dazu gehörten der Eigensinn auf Gewinn und Verlust und der Wunsch Belohnung und Anerkennung für die aufgewendete Mühe zu bekommen. Am Ende gelangte ich jedoch zu der Erkenntnis, dass es gut und richtig gewesen war, diesen Artikel übersetzt zu haben. Ich fand meinen inneren Frieden wieder und ab jetzt wäre es mir auch egal, selbst wenn der Artikel gelöscht werden würde.
Aber dennoch behielt ich eine negative Meinung über den Menschen, der vorgeschlagen hatte, den Artikel zu löschen. Ich unterstellte ihm, schlechte und bösartige Absichten. Dann antwortete ich auf seine schriftliche Begründung, warum der Artikel seiner Meinung nach gelöscht werden sollte. Dabei hatte ich immer noch den Eigensinn jegliche Kritik zurückzuweisen. Ich schaute auf ihn herunter und dachte, er sei es nicht Wert, dass ich ihm Beachtung schenke.
Nach seiner Antwort fühlte ich mich schlecht. Es war nicht wegen seiner Worte, sondern weil ich erkannte, dass ich nicht wie ein Praktizierender gehandelt hatte. Ich hatte es versäumt, ein barmherziges Herz zu bewahren.
Bald danach brachte ein anderer Editor der Webseite vernünftige und logische Argumente vor, die gegen eine Herausnahme des Artikels sprachen.Während des gesamten Bearbeitungsprozesses des Artikels lernte ich viele wertvolle Möglichkeiten kennen, wie man hätte besser antworten können. Die anderen brachten zudem auch gute Argumente gegen die beabsichtigte Löschung des Artikels hervor, auf die ich selbst nicht gekommen bin. Am wichtigsten war für mich jedoch, dass mich dieser Konflikt dazu bewegt hatte, nach innen zu schauen.
Vor kurzem begann ich Chinesisch zu lernen, ich lernte die Schriftzeichen zu schreiben und ihre Bedeutung zu verstehen. Ich lernte das Wort „vergeben“ (恕), das aus den Zeichen „ähnlich“ und „Herz“ besteht. Das bedeutet, dass unsere Herzen ähnlich sind. Wenn uns jemand Leid zufügt (oder in meinem Fall, wenn jemand etwas tut, mit dem ich nicht einverstanden bin), sollte ich die Situation aus der Sicht dieses Lebewesens betrachten und lernen, ihm zu vergeben.
Am gleichen Tag half mir ein chinesischer Praktizierender meinen Eigensinn zu verstehen. Ich zeigte ihm das Schriftzeichen „zu vergeben“ (宽恕), dass ich gerade lernte. Er erklärte mir daraufhin noch etwas genauer, was es im Chinesischen für eine Bedeutung hat: Nur diejenigen, die ein weites Herz haben, wissen, wie man verzeiht. Er sagte, dass eine neidische Person mit einem engen Herzen, nicht wisse, wie man vergibt. In diesem Moment wurden mir meine schlechten Anschauungen und Eigensinne bewusst. Ich war egoistisch, suchte nach Schuldigen und sah auf mich selbst und andere herab. In Zukunft müsste ich lernen, mir selbst und anderen zu vergeben und ein weites, verständnisvolles und großzügiges Herz durch die Kultivierung zu bekommen.
Der Meister sagte:
„Was für eine Gesinnung haben sie? Es ist Toleranz, immens große Toleranz, sie können andere Lebewesen tolerieren und können sich wirklich in die Lage anderer Lebewesen versetzen und sich in sie hineindenken. Das können viele von uns während des Kultivierungsprozesses noch nicht erreichen, aber ihr seid dabei, dies allmählich zu erkennen und zu erreichen.“ (Li Hongzhi, Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz 2002 in Philadelphia in den USA, 30.11.2002)
Ich erkannte darüber hinaus, dass die Person, die die Löschung des Artikels vorgeschlagen hatte, auch einen Sinn in diesem Leben hatte. Ich sollte daher ihre Existenz genauso schätzen, wie die der anderen Person, die sich für den Artikel eingesetzt hatte. Beide wiesen mich auf mein Problem hin und darum waren beide wichtig. Dieses Erlebnis zeigte mir eine Lücke in meiner Xinxing, die ich dadurch schließen konnte. Es gelang mir dadurch letztendlich, sowohl meine eigenen Stärken und guten Eigenschaften zu schätzen als auch die der anderen. Ich erreichte dies, indem ich immer die guten Seiten und Verhaltensweisen schätzte und das nicht so gute vergab.
Am Ende ist der Artikel nicht gelöscht worden. Stattdessen erscheint er auch weiterhin, um die Verfolgung von Falun Gong aufzudecken und noch mehr Menschen zu erretten.
Eine Zeitlang dachte ich, dass ich meine Eigensinne nicht beseitigen könne und es nicht schaffen würde, den Eigensinn des Egoismus loszulassen. Egoismus entspricht der Natur des alten Kosmos. Es war mir klar, dass wenn ich dies nicht schaffen würde, all die Dinge, die ich getan habe, um die Fakten über die Verfolgung zu erklären, zusammen mit dem alten Kosmos eliminiert werden würden.
Abschließend möchte ich an das Gedicht „Wahrlich kultivieren“ erinnern, dass ich als Anleitung für meine Kultivierung nehme:
„Zhen Shan Ren im Herzen,
Falun Dafa vollbracht;
Jederzeit Xinxing kultivieren,
Vollendet, unermesslich wundervoll.“ (Li Hongzhi, Wahrlich kultivieren, 27.12.1994 in: Hong Yin I)
Das Obige ist mein momentanes Verständnis des Fa. Ich bitte meine Mitpraktizierenden, mir etwaige Mängel in meinem Verständnis aufzuzeigen.