(Minghui.org) Das größte Hindernis in meiner Kultivierung, so kommt es mir vor, ist, dass ich meine eigenen Probleme nicht finden kann. Wie kann ich mich dann kultivieren? Eines Tages, im Mai dieses Jahres, fiel ich plötzlich zu Hause hin. Über einen Monat lang hinkte ich. Wenn ich mich nicht kultivieren würde, hätte ich vielleicht in Zukunft immer hinken müssen. Ich suchte intensiv nach innen. Schließlich fand ich nur auf oberflächliche Weise viele Eigensinne, alle waren nicht fassbar für mich und ich konnte sie auch nicht genau beschreiben. Deshalb folgte mein Verhalten auch nicht meinen Erkenntnissen.
In jenen Zeiten war ich sehr verwirrt. Während ich das Fa mit ruhigem Herzen lernte, spürte ich stets, dass der Meister mir half, wenn ich nach innen schaute. Ich sah viele meiner Probleme. Früher existierten diese Probleme auch, aber ich hatte sie nicht bemerkt. Dieses Mal ließ mich der Meister sie sehen. Ich nenne ein paar Beispiele:
Eines Tages fand ich ein schlechtes Verhalten von mir, während ich das Geschirr spülte. Jedes Mal wollte ich das Geschirr extrem sauber spülen und auch jede Ecke der Küche sauber putzen. Jemand sagte mir daraufhin, dass ich übertrieben sauber sei. Ist „übertrieben“ nicht Eigensinn? Ich fand auch, dass ich die Sache immer perfekt machen wollte, damit die anderen keine Schwächen an mir finden konnten. Ich wollte, dass die von mir getanen Dinge hervorstachen, damit jeder wusste, dass sie von mir getan wurden.
Einmal schlug ich in der Fa-Lerngruppe vor, dass wir zusammen das neue Lunyu auswendig rezitieren sollten. Nachdem ich das neue Lunyu erhalten hatte, rezitierte ich es fast jeden Tag auswendig. Deswegen konnte ich es normalerweise sehr fließend auswendig rezitieren. Aber dieses Mal war ich entweder nervös oder mein Kopf war leer, während ich das neue Lunyu auswendig rezitierte. Manchmal konnte ich mich fast an keines der Worte mehr erinnern. Ich ärgerte mich sehr darüber. Warum war das eigentlich so? Dann sah ich, dass mein Herz nicht rein war. Ich wollte damit angeben, dass ich das neue Lunyu fließend auswendig rezitieren konnte. So kam es dann dazu, dass ich es vor den Mitpraktizierenden nicht mehr konnte.
Eines Tages nahm ich ein Stück Gebäck zu mir und schmiss die Verpackung weg. Dann bemerkte ich, dass ich sie unter dem Müll verstecken wollte. Ich wollte nicht, dass die anderen sie sahen. Ich fand es auch merkwürdig. Ich hatte das Gebäck doch von meinem Geld gekauft. Warum tat ich dann so etwas? Dadurch entdeckte ich, dass ich das Herz hatte, das Gesicht zu wahren und Dinge zu verdecken.
Eines Tages bemerkte ich, dass mein Zettel im Wohnzimmer weg war, auf dem Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht stand. Ich dachte, dass bestimmt meine Schwiegertochter ihn weggenommen hätte. Ich ärgerte mich sehr und wollte mit ihr darüber streiten. Aber als Kultivierende wusste ich doch, dass mein Herz nicht mehr aufrichtig war, wenn ich mich über etwas ärgerte. Die von mir ausgesprochenen Worte wären bestimmt nicht im Fa. Deswegen wollte ich meinen Ärger zuerst ablegen und später darüber sprechen. An jenem Tag traf sich gerade unsere Fa-Lerngruppe, und ich erzählte den Mitpraktizierenden von dieser Angelegenheit. Unerwarteterweise sagten sie alle, dass ich falsch liegen würde. Ich war sprachlos, warum lag ich falsch? Sie sagten, dass ich das Papier in mein eigenes Arbeitszimmer hätte legen sollen. Das Wohnzimmer wäre ein gemeinsames Zimmer. Ich sollte an die anderen denken, ob sie es akzeptieren könnten. Ich wurde plötzlich erleuchtet und fragte meine Schwiegertochter nicht mehr danach. Seitdem hat meine Schwiegertochter die Hausarbeiten wie Einkaufen und Kochen übernommen. Vom gemeinsamen Fa-Lernen profitiere ich viel.
Am Arbeitsplatz habe ich mich schon daran gewöhnt, gelobt zu werden. Oberflächlich gesehen bleibe ich dabei sehr bescheiden. Wenn jemand mich lobt, bin ich auch sehr ruhig. In der Tat bemerke ich aber, dass ich mich schon daran gewöhnt habe. Nachdem ich schon viele lobende Wörter gehört habe, bekam ich große Angst, dass die anderen meine Schwächen sehen könnten. Irgendwann tauchte bei mir der Wunsch auf, sie zu verdecken. Wenn ich aber in der Kultivierung alle Probleme verdecke, wie kann ich mich dann noch kultivieren? Die anderen können meine Probleme nur sehr schwer sehen und ich kann sie auch nicht finden. Das heißt, ich schaue häufig nur oberflächlich nach innen. Ich kann die wesentlichen Probleme nicht erfassen. Das ist sehr gefährlich. Kultivierung bedeutet eben, die schlechten Dinge zu beseitigen. Ich habe sie aber verdeckt und weiß gar nicht, welche Probleme ich wirklich habe. Wie kann ich mich dann kultivieren?
Die obengenannten Beispiele sind fast alle nur kleine Dinge im Alltagsleben. Aber sie ließen mich mein schlechtes Herz erkennen. Normalerweise beachtete ich sie nicht und nehme sie nicht ernst. Deshalb konnte ich sie auch nicht sehen. In dieser Zeit empfand ich, dass mich der Meister sie in jeder Hinsicht absichtlich sehen ließ. Ich empfand es anfänglich sogar merkwürdig, dass ich noch so viele Eigensinne hatte.
Der Meister ist so barmherzig. Er leitet mich mit großer Mühe an, damit ich meine eigenen Probleme erkennen und mich kultivieren kann. Nur wenn man die eigensinnigen Substanzen findet und beseitigt, kann man sich erhöhen. Ich fand auch heraus, dass die Wurzel meiner Eigensinne der Egoismus ist. Ich erkannte, wenn ich einer Sache begegne, erwäge ich unbewusst zuerst mein eigenes Interesse. Dadurch entsteht dieses schlechte Herz. Auf diese Weise habe ich meine Probleme gefunden. Meine Zuversicht und mein Wille zur Kultivierung haben wieder zugenommen. Ich bin wieder fleißiger geworden. Ich beachte jetzt meine Worte und Taten. Wenn ein egoistischer Gedanke auftaucht, fasse ich sofort zu und beseitige ihn. Jedes Mal bin ich sehr berührt. Der Meister kümmert sich um seine Schüler mit großer Sorgfalt.