(Minghui.org) Ich bin von klein auf streng erzogen worden. Ich achte immer auf Disziplin. Die Anschauungen, die sich im Laufe der Zeit stark eingeprägt haben, beeinflussen mich; ich nehme jede Sache sehr ernst. Das behindert mich wiederum bei der Kultivierung. Obwohl ich mich seit 1996 kultiviere, kann ich in Gedanken Mitpraktizierende wegen ihres Verhaltens öfters nicht dulden.
In letzter Zeit habe ich meine Mängel, welche die Zusammenarbeit mit den Mitpraktizierenden betreffen, erkannt. Hiermit möchte ich meine Erfahrung und Erkenntnisse, wie ich mein Ego losgelassen und meine Anschauungen beseitigt habe, mitteilen.
Im Jahr 2005 wollte der Koordinator W, dass ich mich an der Erklärung der wahren Umstände beteiligte. Per Handy sollte ich Kurznachrichten über die Verfolgung von Falun Gong versenden. Ich war damit einverstanden. Die Praktizierende Z, die früher bei diesem Projekt beteiligt war, verdrängte mich jedoch. Z war damals hauptsächlich für die Erklärung der wahren Umstände durch das Verschicken von Briefen zuständig. Seit dem Zeitpunkt, als ich mit dem für mich neuen Projekt anfing, schrieb sie keine Briefe mehr, sondern setzte fast all ihre Kraft für das Handy-Projekt ein. Wenn wir uns in der Gruppe austauschten, stellte sie sich ins Rampenlicht und wollte uns zeigen, dass sie es besser als wir anderen machte.
Ich war innerlich nicht ruhig und fiel in ein passives Verhalten. Koordinatorin W war deshalb unzufrieden und redete kaum noch mit mir. Praktizierende im Team für die Aufklärung der wahren Umstände mit Hilfe des Handys ärgerten sich über meinen Zustand. Mir war das sehr unangenehmen, da der Unmut mich von allen Seiten traf. Nach reiflicher Überlegung kam ich zu der Ansicht, dass ich nicht mit anderen, also in diesem Fall mit der Praktizierenden Z, kämpfen sollte. Daraufhin schlug ich W vor, ich könne Briefe schreiben. Aber W wollte es nicht, da sie die Arbeiten nach den Fähigkeiten der Praktizierenden aufgeteilt hatte. Das ist auch richtig. Ich verstand sie. W sprach auch mit Z, aber Z wollte Ws Vorschlag nicht akzeptieren und lehnte es einfach ab, weiterhin Briefe zu schreiben. Ich ärgerte mich über Z und fand die Situation einfach unfassbar. Gleichzeitig beschwerte ich mich andauend bei W. Sie konnte leider keine Lösung finden.
Als ich mich mit einer anderen Praktizierende austauschte, sagte sie zu mir: „Mir ist aufgefallen, dass du das Verhalten der anderen immer kommentierst. Deine eigene Art und Weise hältst du immer für richtig. Aber du hast nicht nach innen geschaut: Weshalb sollst du das erleben? Was wurde bei dir getroffen? Welche innere Haltung hättest du einnehmen sollen?"
Ihre Worte haben mir geholfen. Der Meister sagt:
„Schwierigkeiten und Leiden zu ertragen ist eine große und gute Gelegenheit, Karma zu beseitigen, Sünden zu beseitigen, den menschlichen Körper zu reinigen, den geistigen Horizont zu erhöhen und auf eine höhere Ebene zu kommen. Das ist eine sehr gute Sache und gehört zu den rechtschaffenen Grundsätzen." (Li Hongzhi, Je näher dem Ende, desto fleißiger vorankommen, 08.10. 2005)
Es handelt sich nicht um eine konkrete Aufgabe, sondern ob man dabei nach innen sucht. Wenn ich bei mir richtig suchte, fand ich viele Eigensinne: Groll, Kampfgeist, Neid usw. Ich sendete aufrichtige Gedanken aus, um sie abzulehnen, sobald sie auftauchten.
Etwas später wurde die Praktizierende Y verhaftet, mit der Z ein sehr enges Verhältnis hatte. So wollte Z doch wieder Beriefe verfassen. Aber weil sie zuvor nicht hatte schreiben wollen, fragte die Koordinatorin W dieses Mal nicht, ob sie schreiben wolle. Das erzeugte wieder Unzufriedenheit bei Z. Eines Tages kritisierte sie mich in der Gruppe. Sie verlor den Faden, ich konnte aber dieses Mal ruhig bleiben. Später bemerkte Z ihre Problem von allein und fragte mich bekümmert: „Wieso dränge ich mich immer vor, bei welchen Angelegenheiten sollte ich das ändern?“ Ich wusste, dass sie sich zwar nicht traute, sich bei mir zu entschuldigen, aber dabei war, nach innen zu schauen und bei sich zu suchen.
Als wir dieses Jahr gemeinsam versuchten, den verhafteten Praktizierenden B aus dem Gefängnis zu bekommen, wurden meine menschlichen Anschauungen mehrmals berührt, sodass ich mich mit meinen Mängeln direkter befassen musste.
Als B festgenommen wurde, sprachen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt mit seiner Frau und berieten wie wir vorgehen sollten. Wir entschieden uns für einen auswärtigen Anwalt. Bs Fall schien schwerwiegend zu sein, sodass die Polizisten ein Treffen zwischen B und dem Anwalt verweigerten. Daher war der Anwalt etwas ratlos und frustriert. Darüber hinaus war die Kommunikation zwischen uns und dem Anwalt schwierig, da seine Kanzlei nicht in unserer Stadt lag. Dazu kam noch, dass auf dem Anwalt ein großer Druck lastete. Er hatte erfahren, dass Bs Fall von der Provinzregierung beobachtet wurde. Wir waren auch unzufrieden mit der Leistung des Anwalts und überlegten uns, ihm das Mandat zu entziehen.
Gleichzeitig gab es auch Probleme mit Bs Frau. Bevor die Verfolgung 1999 begann, hatte sie sich auch kultiviert. Aus Angst hatte sie Falun Gong aufgegeben, fing aber zwei Jahre vor der Verhaftung ihres Ehemannes wieder an zu praktizieren. Seit der Verhaftung ihres Ehemannes erklärte sie dem zuständigen Polizisten die wahren Umstände. Bs Frau glaubte, der Polizist habe die Wahrheit erkannt. Allerdings zeigte sich der Polizist immer noch sehr bösartig gegenüber Bs Eltern und lehnte einen Besuch ab. Wir brachten diese bösartige Vorgehensweise auf Minghui mehrmals ans Licht. Das kritisierte Bs Ehefrau. Sie meinte, wir seien nicht gutherzig. Aufgrund ihres Verhaltens in den letzten Jahren hielt ich ihr Verständnis für unklar und nicht dem Fa entsprechend.
Bs Situation verschlechterte sich. Er wurde in einer Isolierzelle der Gehirnwäsche unterzogen. Als wir das erfuhren, wurde uns klar, dass wir die Anklage nicht zurückziehen durften. Aber seine Frau bestand drauf, die Anklage zurückzuziehen. Sie wurde sehr ungehalten und brach den Kontakt zu uns ganz ab. Meine menschlichen Gesinnungen kamen zum Vorschein. Ich dachte: „Gut, dann kümmern wir uns nicht mehr um ihn. Lassen wir doch das Endergebnis auf uns zukommen." Tag für Tag verstrich. Unser Mitpraktizierender war immer noch in Haft und wurde gepeinigt. Wie konnten wir die Spaltung zwischen uns und seiner Frau nur überwinden?
Ich fragte mich jeden Tag: „Warum ändert sich seine Frau nicht?“ Eines Tages kam mir ein Satz klar in den Sinn: „Sie ändert sich nicht, weil deine Ebene nicht ausreichend ist und du dich nicht änderst.“ Ich machte mir immer wieder über diesen Satz Gedanken und fragte mich, was ich zu ändern hätte.
Der barmherzige Meister arrangierte wieder eine Chance für mich. Eines Tages teilte uns eine Praktizierende aus einem anderen Gebiet ihre Erfahrungen bei der Rettung der Mitpraktizierenden mit. Sie sagte: „Während ich mich für einen inhaftierten Mitpraktizierenden einsetzte, habe ich immer weniger vom Anwalt, von den Angehörigen und dem Praktizierenden selbst verlangt. Ich habe die Lebewesen wirklich barmherzig und aufrichtig betrachtet.“ Diese Worte berührten mich sehr. Behandelte ich die Menschen barmherzig und aufrichtig? Ich war oft mit diesem oder jenem unzufrieden, hatte sehr negative Gedanken über die anderen und meinte, dass die anderen sich irrten und meinen Maßstäben nicht entsprächen. In Wirklichkeit soll ich meine negativen Gedanken und mich selbst loslassen und von den anderen nichts verlangen.
Danach beschwerte ich mich nicht mehr darüber, dass der Anwalt unaufrichtig sei. Auch er wurde von der bösartigen Kommunistischen Partei Chinas manipuliert, er glaubte nicht an Gottheiten und wusste nur oberflächlich über Dafa Bescheid, deshalb mussten wir ihn besser über die wahren Umstände der Verfolgung informieren. Nur so konnte er klare Gedanken bekommen und aufrichtig werden. Später reichte er ein Schreiben, in dem ein Absatz nicht korrekt war, bei einer Justizbehörde ein. Ein Praktizierender erklärte ihm aus der Sicht der Kultivierung, warum der Absatz nicht in Ordnung war. Der Anwalt reagierte verletzt und bestand darauf, diesen Absatz nicht zu ändern. Beide gaben nicht nach.
Ich erkannte auch meinen Fehler, war aber nicht beunruhigt. Zum einen beseitigte ich die unaufrichtigen Faktoren im Raum des Anwaltes und verstärkte ihn mit meinen aufrichtigen Gedanken. Zum anderen versuchte ich aus einer anderen Sicht mit ihm zu reden. Ich unterhielt mich nur kurz mit ihm, und er sagte schon: „Ich bin einverstanden, ich verändere diesen Absatz.“ In diesem Fall hatte ich die Angelegenheit aus der Sicht des Anwalts gesehen und auch dementsprechend mit ihm geredet. Besonders als ich harmonisch, rein, barmherzig und aufrichtig gewesen war, hatte er sich nicht mehr gegen uns gestellt.
Ich wollte wieder Kontakt mit Bs Ehefrau aufnehmen, fürchtete jedoch, sie könne wieder launisch und ärgerlich sein. In dem Moment, als dieser Gedanke auftauchte, dachte ich sofort: „Ich will diese Anschauung nicht haben.“ Dann sagte mir eine Praktizierende am Abend, dass mich Bs Ehefrau kontaktieren wolle. Ich war positiv überrascht. Als sie mit mir redete, war sie sehr höflich. Wir öffneten unsere Herzen und unterhielten uns sehr gut. Sie wollte mit uns bei der nächst höheren Behörde vorsprechen. Einige Tage später wurde B freigelassen.
In der Kultivierung bereitet man sich nur Schwierigkeiten, wenn man im Äußeren sucht. Nur wenn man auf sich selbst schaut, sich selbst betrachtet und nach innen sucht wird sich ein Wendepunkt ergeben. Bei einem konkreten Anliegen kann man nur aus der Sache herauskommen, wenn man bei sich selbst sucht. Erst dann sieht man die Wahrheit. Dieser Prozess ist eben die Kultivierung. Dank an den Meister.