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10 Jahre in der Tian Guo Marching Band

Vorgetragen auf der europäischen Fa-Konferenz in Paris, 1. Oktober 2017

9. Oktober 2017 |   Von einer Falun-Dafa-Praktizierenden aus Frankreich

Ich grüße den verehrten Meister, ich grüße meine Mitpraktizierenden. 

Seit Dezember 2006 spiele ich in der Tian Guo Marching Band. Am Anfang spielten wir nur zwei Stücke: Falun Dafa Hao und Fa Guo Fa Hao. Vor unserem ersten Auftritt probten wir und übten das gemeinsame Marschieren in dem Monat davor nur ein paar Mal zusammen. Für mich war es sehr interessant zu sehen, dass man draußen in der Öffentlichkeit spielen konnte, ohne dabei wirklich perfekt zu sein. Ich merkte, wie sich bei jeder Parade meine Fähigkeiten weiter verbesserten. Bei dieser ersten öffentlichen Parade bemerkte ich dann, dass ich den Eigensinn hatte, nach Perfektion zu streben. Ich wollte, dass alles erstklassig ist. 

Danach reisten wir mit der Band durch zwei weitere große europäische Städte. Als wir aus Kopenhagen zurückkamen, geriet ich mit einem Mitpraktizierenden in Konflikt. Ich war innerlich tief getroffen. Als ich zuhause ankam, sprach ich direkt zum Lehrer: „Diese Band ist ein großartiges Projekt, aber für mich nicht geeignet.“ Daraufhin nahm mich der Meister mit zum Platz des Himmlischen Friedens und zeigte mir, wie alle Tian Guo Marching Bands der Welt zusammenspielten. Alle Praktizierenden trugen die großartige Tang-Uniform. Nach dieser Szene wurde mir die Wichtigkeit des Projekts klar und ich sagte zum Lehrer, dass ich nicht aufgeben würde. Ich bemühte mich, das immer klar im Gedächtnis zu behalten. Diese Vision hat mich durch die letzten zehn Jahre getragen. Durch dieser Erlebnis wurde mir auch klar, dass es wichtig ist, nicht vor schwierigen oder störenden Situationen wegzulaufen, sondern nach innen zu schauen, welcher Teil von mir Zhen Shan Ren noch nicht angeglichen ist.

Als ich eines Tages beschloss, die Noten eines Liedes auszudrucken, dessen Melodie mir besonders gut gefiel, dachte ich: „Warte mal, das ist zu schwierig, die Noten sind zu hoch und ich kann noch nicht einmal alle spielen. Auch der Rhythmus scheint mir viel zu schwer.“ Ganz unerwartet hörte ich da eine Stimme: „Lass uns zusammen am Stück arbeiten, was hältst du davon?“ Mein erster Gedanke war, dass ich wirklich nicht spielen könne und die Noten zu hoch seien, aber gleichzeitig akzeptierte ich das Angebot. Die Stimme begleitete mich durch den ersten Takt, dann durch den zweiten, bis ich schließlich am Ende der ersten Zeile ankam. Ich konnte eine barmherzige und ermutigende Präsenz bemerken, die mich puschte. Einige Minuten später konnte ich zu meiner eigenen Überraschung die gesamten Noten spielen. Die Stimme hatte mich begleitet, obwohl mir anfangs der Rhythmus so schwierig erschienen war, und die Stimme war so ermutigend. Takt um Takt, Zeile für Zeile schaffte ich es durch das gesamte Stück. Ich befand mich in einem wundersamen Zustand. Ich hatte in Nullkommanichts gelernt, das gesamte Stück zu spielen. Ich dankte dem Meister von ganzem Herzen, dass er mich durch das Stück begleitet hatte und mir erlaubte, es durchzuspielen. 

Wir spielten zuerst in Frankfurt bei der Parade der Kulturen, an der Gruppen aus aller Welt teilnahmen. Das Wetter war anfangs gut, aber dann fing es an, in Strömen zu regnen. Von Kopf bis Fuß durchnässt spielten wir trotzdem weiter. Viele Gruppen verließen den Paradezug, um sich unterzustellen, aber wir machten weiter. Ich spürte, wie kraftvoll, entschlossen und diszipliniert unsere Gruppe war.  

Unsere erste Parade in Warschau begann im chinesischen Viertel in Warschau. Sobald wir ankamen, änderte sich das Wetter. Wir holten unsere Instrumente hervor und machten uns fertig, während der Himmel über unseren Köpfen immer dunkler wurde. Als wir die ersten Noten von „Falun Dafa Hao“ spielten, kamen die ersten Tropfen. Wir waren wieder total durchnässt, und es sah auch nicht so aus, als würde der Regen nachlassen. Dann sah ich, dass in anderen Räumen ein Kampf zwischen Gut und Böse stattfand. Jeder Ton unserer Band war ein tödlicher Schock für das Böse. Es war großartig. Ich spürte, dass es wichtig war, dass wir uns konzentrierten und den reinsten und schönsten Klang erzeugten. Ich sah, je reiner unsere Töne waren, desto tödlicher wirkten sie auf die bösen Kräfte. Mehr als drei Stunden lang dauerte der Kampf gegen das Böse. 

Ein anderes Mal schlug mir eine Praktizierende vor, gemeinsam das Lunyu zu rezitieren, bevor wir an einer Parade im nördlichen Frankreich teilnahmen, ich auf Französisch und sie auf Deutsch. Das taten wir dann. Anfangs war ich im Herzen ruhig, aber als wir weiter rezitierten, spürte ich, dass ich unruhig wurde und als Erste fertig werden wollte. Ich rezitierte schneller und immer schneller, bis ich mich verhaspelte. Ich wollte unbedingt die Erste sein. Danach wurde mir klar, dass ich mich mit ihr messen wollte und dass ich dieses Herz loslassen sollte. Die Mitpraktizierende bat mich dann, alleine zu rezitieren. Sie sagte, sie wolle hören, wie es auf Französisch klinge. Da änderte sich meine innere Einstellung. Ich rezitierte das Lunyu und spürte dabei, dass es sich um eine heilige Angelegenheit handelt, die uns gegeben wurde. Es ist das kostbarste Geschenk, das man bieten kann. Sehr schnell sah ich ein großes Energiefeld um uns herum, das sich beim Rezitieren ausdehnte. Das Feld reichte über die Menschen vor uns hinaus und über die Gebäude, die sich in einiger Entfernung befanden. Das Rezitieren des Lunyu half mir, die Kraft von Dafa zu verstehen.

Als wir einmal in London in einer Jugendherberge übernachteten, kam mein Großvater in der Nacht zu mir und sagte, dass er gehen müsse. Ich war verwirrt. Ich war zwar froh, dass er kam, um mir Bescheid zu geben, dass er gehen würde, aber gleichzeitig war ich verärgert, dass es ausgerechnet in dieser Nacht sein musste, als ich mit anderen Praktizierenden ein Zimmer teilte. Auch überkam mich eine große Traurigkeit. Am nächsten Morgen nach den morgendlichen Falun-Dafa-Übungen trafen wir uns mit den anderen zur gemeinsamen Probe. Als wir unsere Instrumente vorbereiteten, versuchte ich, ein Rohrblatt zu befestigen, dann noch eins und noch eins, aber es ging nicht – ich konnte keinen Ton aus meinem Instrument herausbekommen. Ich musste mit den anderen mitgehen, so entschied ich mich schließlich für ein Rohrblatt, konnte aber keinen Ton spielen. Ich bat den Lehrer um Hilfe und dann fiel mir ein, dass es einen Zusammenhang zwischen dem geben musste, was in der Nacht zuvor passiert war. Im Herzen war ich bewegt, und das war der Grund, weshalb ich nicht spielen konnte. Ich sendete einen starken aufrichtigen Gedanken aus und dann begannen sich mein Herz und meine Kehle zu entspannen, bis ich endlich wieder spielen konnte.

Bei unseren ersten Paraden merkte ich, dass ich sehr unruhig wurde, wenn ein Mitspieler falsch spielte. Ich spürte, dass mein Fokus viel zu sehr bei den anderen lag, statt bei mir. Ich teilte meine Eindrücke mit den anderen, und sie rieten mir, in solchen Situationen FZN zu machen. Und tatsächlich korrigierten sich die anderen nach ein paar Minuten selbst. Das zeigte, wie kraftvoll aufrichtige Gedanken sind.

Diesen Juni gab es einen E-Mail-Austausch über die Frage, in welchen Sprachen wir gemeinsam das Fa lernen würden. Es wurde angekündigt, dass von nun an nur noch auf Deutsch, Chinesisch und Englisch gelesen würde. Es stimmt schon, dass wir damals das Fa in fast zehn verschiedenen Sprachen abwechselnd lernten. Aber mir gefiel es, wenn das Fa in so vielen unterschiedlichen Sprachen laut gelesen wurde. Es war nur drei Tage vor der Parade in einer Stadt in Deutschland, als diese Entscheidung fiel. Anfangs verstand ich die Sichtweise der Koordinatoren, andererseits war ich ärgerlich. Ich sendete einen starken aufrichtigen Gedanken aus, um herauszufinden, was mich so daran störte und mir wurde klar, dass ich egoistisch gedacht hatte. Ich wollte, dass die anderen meine Meinung berücksichtigten. Als wir dann gemeinsam lasen, las ich leise im Kopf auf Französisch, während ich den anderen Sprachen, Deutsch, Englisch, Chinesisch, zuhörte. Die Kraft des Fa schaffte es, meinen Ärger aufzulösen.

Als ich nach Frankreich zurückkehrte, spürte ich plötzlich beim Laufen einen unerwarteten Schmerz in der Hüfte. Ich versuchte, ihn nicht zu beachten und überzeugte mich selbst davon, dass er weggehen würde. Das tat er auch. Als ich am nächsten Tag meditierte, kam der Schmerz wieder und zwar intensiver als vorher. Ich war überrascht: Ich wusste, dass ich manchmal in den letzten fünf Minuten der Meditation Schmerzen bekam, aber dass der Schmerz schon nach 5 Minuten kam, war für mich neu. 

In den ersten Wochen danach suchte ich nach der Ursache für meine Schmerzen, und mein Fokus lag mehr auf äußerlichen Faktoren: Vielleicht kam er durch die langen Reisen im Bus oder es lag an meiner Haltung beim Spielen. In den nächsten Tagen schaffte ich es nicht mehr, eine Stunde lang im Lotussitz zu sitzen. Beim FZN konnte ich mich auch nicht mehr so gut konzentrieren und beim Fa-Lernen war ich leicht abgelenkt. Ich sprach darüber mit einer chinesischen Praktizierenden und sie riet mir, mich beim Fa-Lernen zu konzentrieren und FZN zu machen. Dann legte sie ihre Hand auf ihr Herz und sagte: „Ich denke, du solltest nach innen schauen.“ Als ich das am Abend beherzigte, merkte ich, dass ich nach Anerkennung strebte. Das war der Grund für meinen Ärger und Groll.

Während der Auftritte in Cambridge und London tauschte ich mich mit einer chinesischen Praktizierenden aus. Ich sagte zu ihr, dass ich es vermissen würde, das Fa gemeinsam mit allen auf Französisch zu lesen. Sie schlug mir vor, es auf Chinesisch zu probieren. Nach all dem, was wir in Paris machen, hielt ich das für eine gute Idee. Sie besorgte mir ein chinesisches Zhuan Falun, und dann lasen wir alle gemeinsam das Fa auf Chinesisch. Das war eine einzigartige Erfahrung und sehr kraftvoll.

Im August trafen wir uns in Gerolstein, Deutschland. Drei Tage lang probten wir gemeinsam, praktizierten gemeinsam die Übungen und lernten das Fa. Da wir als erstes ankamen, fingen wir an, abwechselnd auf Chinesisch und Französisch zu lesen und immer mehr Praktizierende kamen dazu. Solche Treffen sind mir sehr wichtig, da sie nicht oft stattfinden. Wir praktizierten die ersten vier Übungen und danach probten wir. Am Abend hatten wir noch etwas Zeit zum Fa-Lernen. Würden wir auf Französisch lesen können? Mir lag sehr viel daran, denn wir waren insgesamt sechs französische Praktizierende, und zwei waren ganz neu in unserer Gruppe. Dabei ging es mir nicht allein um mich, da ich es auch auf Englisch oder Chinesisch lesen konnte, sondern es ging mir hauptsächlich um die neuen Lernenden. Der Zuständige schaute in die Runde und sagte, wir würden auf Chinesisch, Deutsch, Englisch und ausnahmsweise auch auf Französisch lesen. Innerlich war ich beruhigt, dass die Neulinge, das Fa auf Französisch lernen konnten. Aber als ich am Abend zurückschaute, fragte ich mich, ob es wirklich so selbstlos von mir gewesen war, auf das Französisch zu bestehen. Ich denke, das stimmte nicht ganz. Ich verspürte innerlich doch Ärger, eine Aufmüpfigkeit und ein Streben nach Anerkennung und Wertschätzung. Rückblickend ist mir klar, dass mein Vorschlag nicht rein gewesen war, er war nicht aus einem göttlichen Herzen gekommen. Stattdessen hatte ich aus einem menschlichen Herzen heraus gehandelt, einfach viel zu menschlich.

Am nächsten Tag, als wir gemeinsam die vier ersten Übungen draußen in einem riesigen Stadion praktizierten, kam jemand zu mir und betonte, dass wir an diesem Tag das Fa nicht laut auf Französisch lesen würden. Ich sagte: „O.k., lass uns erst mal gemeinsam die Übungen machen, wir können später darüber diskutieren.“ 

Die Musik ging an und im Herzen war ich unruhig. Ich schaffte es nicht, meine Gedanken zu kontrollieren und konnte mich nicht auf die Übungsbewegungen konzentrieren. Warum kam er ausgerechnet vor den Übungen zu mir? Warum dürfen die Praktizierenden das Fa nicht in ihrer Sprache lernen? In Gedanken verfasste ich eine Liste: Jeder soll in der Lage sein, laut lesen zu dürfen; es hilft uns als Gruppe, zu einem Körper zusammenzuwachsen. Was uns zusammenbringt, ist nicht die Musik, es ist das Fa, sodass wir gemeinsam unsere Mission erfüllen können. Plötzlich fiel mir auf, dass ich falsch liegen könnte: Wenn wir das Fa auf Chinesisch und Deutsch laut lesen, könnte das bereits genug sein, um einen Körper zu bilden. 

Ich erinnerte mich an ein Gedicht des Lehrers in Hong Yin III.

„Wer hat recht, wer hat unrecht KultivierenderBei sich die Fehler suchtViele menschliche Gesinnungen beseitigen Großer Pass, kleiner Pass, nicht vermeiden Recht hat erUnrecht habe ichWozu streiten“

Im meinem Herzen wurde es still. Nun konnte ich mich auf die Bewegungen konzentrieren.

Als die Übungen beendet waren, kam dieselbe Person zu mir und zu meinem Erstaunen hatte auch er seine Meinung in dieser Sache geändert. Es fand es auch wichtig, dass jeder das Fa in seiner eigenen Sprache lesen konnte. Als er mir das sagte, spürte ich, dass wir im Grunde der gleichen Meinung waren. 

Ich möchte mich beim Meister bedanken und bei allen Praktizierenden, die mir geholfen haben, meine Eigensinne zu erkennen und mich selbst zu reinigen.

Ich danke den Praktizierenden. Ich danke dem Meister.