(Minghui.org) Jahrelang dachte ich, dass Neid dieses beunruhigende Gefühl sei, dass ich immer bekam, wenn ich sah, dass jemand besser war als ich. Erst vor ein paar Jahren erkannte ich, dass der Neid, von dem der Meister spricht, eine sehr viel tiefgreifendere Bedeutung hat.
Einerseits zeigt sich Neid, wenn wir uns unbeeindruckt zeigen oder uns schlecht fühlen, weil wir jemanden sehen, der besser ist als wir. Andererseits zeigt sich Neid als Geringschätzung denen gegenüber, die schlechter als wir sind oder die nicht unseren Erwartungen entsprechen.
Normalerweise vergleichen wir untereinander gewöhnliche Dinge wie Wohlstand, Aussehen, Kinder, Ehepartner, Karrieren und Bildung oder auch unseren Kultivierungszustand. Wir sind bereits neidisch, wenn wir einen Praktizierenden sehen, dem es materiell besser geht als uns selbst und dabei denken: „Das ist doch nichts Besonderes.“ Genauso ist es, wenn wir einen Praktizierenden sehen, der es nicht so gut hat und dann auf ihn herabblicken, statt ihm mit Barmherzigkeit zu helfen.
Neid zeigt sich aber auch dann, wenn sich ein anderer Praktizierender erhöht hat und wir irgendwie nicht davon überzeugt sind, anstatt uns für ihn zu freuen. In solchen Fällen vergessen wir etwas, das uns der Meister lehrt:
„Das Lernen vergleichen, Kultivieren vergleichen,“ (Li Hongzhi, solide kultivieren, 07.10.1994, in: Hong Yin I)
Der Meister erklärte uns dieses Thema im Zhuan Falun anhand der Geschichte von Jiang Ziya und Shen Gongbao. Meinem Verständnis nach kam Shen Gongbaos Neid daher, dass Jiang Ziya für eine wichtige Aufgabe ausgewählt wurde und nicht er. In Shen Gongbaos Augen war dieser nämlich nicht so talentiert wie er selbst. Es ist aber das Herz und nicht das Talent, was zählt.
Das erinnert mich daran, dass ich immer ungeduldig wurde, wenn ich Leute sah, die ihren Job nicht gut machten oder einfach langsam oder nicht so pfiffig waren. Ich glaube, dass das auch eine Form des Neides ist. Außerdem fühlte ich mich von unmoralischen Aussagen oder Handlungen immer abgestoßen. In solchen Fällen ekelten mich die betreffenden Personen sogar an. Auch das ist eine Form des Neides. Ein Erleuchteter würde stattdessen Barmherzigkeit und Mitgefühl empfinden.
Der Meister sagt:
„Ein böser Mensch ist böse aufgrund des Neides. Aus Egoismus und Ärger beklagt er sich über sogenannte Ungerechtigkeiten.“ (Li Hongzhi, Ebenen der Gesinnung, 25.09.1995, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)
Meinem Verständnis nach hängt es oft mit irgendeiner Form von Neid zusammen, wenn ich einen schlechten Gedanken habe.
„Der Neid ist ein sehr ernsthaftes Problem, weil es sich direkt um die Frage handelt, ob wir uns zur Vollendung kultivieren können oder nicht. Wenn der Neid nicht beseitigt wird, werden alle Gesinnungen, die man kultiviert, sehr schwach und zerbrechlich. Hier gibt es eine Regel: Wenn einer bei der Kultivierung nicht auf seinen Neid verzichtet, kann er keine richtige Frucht erhalten, er kann keinesfalls die richtige Frucht erhalten. Früher habt ihr vielleicht gehört, dass Buddha Amitabha vom „mit Karma ins Paradies kommen“ geredet hat; aber das geht nicht, wenn der Neid nicht beseitigt ist. Wenn in anderen Bereichen etwas fehlt, was nicht ins Gewicht fällt, kommt einer mit Karma ins Paradies und kultiviert sich dort weiter, das geht vielleicht; wenn aber der Neid nicht beseitigt ist, dann geht es absolut nicht. Ich sage den Praktizierenden heute: Verharre nicht so eigensinnig im Nebel. Das Ziel, das du erreichen willst, ist, dich zu noch höheren Ebenen zu kultivieren und dafür muss der Neid beseitigt werden. Deshalb haben wir ihn ausgewählt und gesondert erklärt.“ (Li Hongzhi, Zhuan Falun 2012, Seite 432 f.)
Der Meister greift den Neid heraus und betont ihn im Zhuan Falun. Daher weiß ich, dass wir uns besondere Mühe geben müssen, diesen Eigensinn loszulassen. Solange es Neid gibt, können negative Wesen in unseren Welten existieren, die uns daran hindern können, die drei Dinge gut zu machen.