(Minghui.org)
Teil I: http://de.minghui.org/html/articles/2018/6/20/133794.html
Ich konnte in jener Nacht kaum schlafen und war sehr in Sorge. Ich überlegte: „In den Augen der anderen ist G doch ein Falun-Dafa-Praktizierender, egal ob er sich wirklich kultiviert oder nicht. Was ist zu tun, wenn andere durch diese Sache einen negativen Eindruck von Falun Dafa bekommen? Wir haben unserem Kind die Grundsätze beigebracht, wie man ein guter Mensch sein soll. Was soll ich tun, wenn unser Kind mich fragt, warum sein Vater uns verlassen hat? Das stimmt doch nicht mit den Prinzipien von Falun Dafa überein. Kann ich wirklich mit Erklärungen eine negative Wirkung auf das Kind vermeiden?“
Aufgrund der großen Sorgen verlor ich jeglichen Appetit. Meine Eltern wohnten bei uns, deshalb versuchte ich, meine innere Unruhe herunterzuspielen. Dabei dachte ich darüber nach, wie ich mit dem Konflikt umgehen sollte. Ich erinnerte mich an den Traum und erkannte, dass die alten Mächte diese Situation arrangiert hatten, um meine Kultivierung und Falun Dafa zu sabotieren. Ich fragte mich: „Was soll ich tun?“ Offenbar stand G unter dem starken Einfluss von Gefühlen und damit unter dem Einfluss der alten Mächte. Wenn er zuhause mit mir redete, war er noch vernünftig und meinte, dass es zwischen uns weiter gehen könne. Aber sobald er aus der Tür hinausging und sich mit der anderen Frau traf, vergaß er anscheinend alles und wollte nur noch seine Familie verlassen, selbst wenn er durch die Scheidung alles verlieren würde.
Das alles war mir fremd. Zu meinen Bekannten gehörten fast nur Praktizierende und niemand von uns hatte jemals an Fremdgehen oder Scheidung gedacht. Ich erinnerte mich an die Gründe, weshalb ich damals einen Mitpraktizierenden geheiratet hatte. Ich hatte einen Praktizierenden für vertrauenswürdig gehalten und unbewusst gehofft, dass das Leben mit ihm „sicherer“ wäre. Mit „sicher“ meinte ich, dass es so etwas wie Seitensprünge mit einem Praktizierenden nicht geben würde. Das heißt, meine damalige Entscheidung war menschlich gewesen. Das hatte ich nicht bemerkt. Mein Wunsch, einen vertrauenswürdigen Mann zu haben, schien sich nun doch nicht erfüllt zu haben. Ich fragte mich, wie ich mich verhalten sollte.
Die meisten gewöhnlichen Menschen lassen sich bei einer Ehekrise entweder scheiden oder sie leben mit der Untreue des Ehepartners und schauen weg. Es ist viel schwieriger, den Konflikt im Stillen zu lösen. Um das Baby zu schützen, musste ich gefühlsmäßige Schwankungen in meiner Schwangerschaft so weit wie möglich vermeiden. Aber ich musste auch über diesen Ehekonflikt nachdenken und eine Entscheidung treffen. Ich sagte mir: „Der Weg, den ich wähle, muss für alle Lebewesen am vorteilhaftesten sein. Gewinn und Verlust unter den gewöhnlichen Menschen sind nicht wichtig. Ich muss diesen Pass überwinden.“ Ich sagte G, dass seine Handlungen nicht den Grundsätzen von Falun Dafa entsprächen. Er erwiderte, dass es keinen Sinn mehr mache, mit ihm darüber zu reden. Sobald die Scheidung seiner Freundin durch wäre, würde er sich auf jeden Fall scheiden lassen. „Selbst wenn dann die Hölle auf mich warten sollte, würde ich hineinspringen“, erklärte er.
Es war Montag. G war bereits zur Arbeit gegangen. Ich schrieb meine Gedanken zu diesem Konflikt nieder. Ich wollte dadurch meine Gefühle unter Kontrolle bekommen und mir zugleich Klarheit verschaffen. Außerdem wollte ich die Seiten G zeigen. Ich schrieb über viele Dinge aus der Zeit, als G drei Jahre in Haft war. Damals hatte ich unser Kind alleine aufgezogen und alles getan, um die Familie zu ernähren. Auch schrieb ich darüber, wie viel er mir bedeute, und über meinen Wunsch, dass die Familie zusammenbleiben könne.
Am Ende meiner Zeilen erinnerte ich mich an das Fa des Meisters.
Der Meister lehrt uns:
„Ich kann im höchsten Ausmaß auf alles, was ich habe, verzichten, deshalb kann ich das alles lösen.“ (Li Hongzhi, Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz in der Schweiz, 04 - 05.09.1998)
Ich dachte dabei auch an einen Mitpraktizierenden, der einmal zu mir sagte: „Wenn ich mit meinem Leben ein anderes Leben retten könnte, egal wie klein das Lebewesen ist, würde ich mit einem Lächeln sterben.“
Ich zeigte die Seiten meinem Mann. (Dabei musste ich eine List anwenden, weil er mir bereits den Rücken zugekehrt hatte und meine Worte nicht mehr freiwillig lesen wollte.) Er war durch den Text sehr berührt und meinte, dass ich auf der ganzen Welt der Mensch sei, der am liebevollsten zu ihm sei. Später schrieb ich ihm per SMS immer wieder, was ich dachte und verstand, und schickte ihm über das Handy Kultivierungsgeschichten. Manche Geschichten waren sehr lang und es dauerte, bis ich sie ins Handy getippt hatte. Normalerweise schrieb G nicht zurück. Wenn er dann zuhause war, redeten wir oft miteinander. Dabei sagte er manchmal etwas Verletzendes zu mir. Ich musste dabei immer wieder aufpassen, dass ich meine Gefühle unter Kontrolle hielt. Damals hatte ich manchmal den Eindruck, dass ich zu hohe Ansprüche an mich stellte, und war oft sehr müde. Dann wünschte ich mir sogar, dass die Schwangerschaft rasch vorbei wäre.
Der Meister lehrte uns:
„Für einen Kultivierenden ist jede Plage unter den gewöhnlichen Menschen ein Hindernis, das zu überwinden ist und jedes Lob eine Prüfung.“ (Li Hongzhi, Kultivierende sind immer einbezogen, 14.01.1996, in: Essentielles für weitere Fortschritte I)
Ich erkannte, dass dieser Pass von den alten Mächten arrangiert worden war, um mich zu ruinieren. Um den Pass zu überwinden, musste ich die Faktoren, die für meine Gefühle verantwortlich waren, erkennen und auflösen. Ich durfte mich nicht von diesen Faktoren kontrollieren lassen.
Ich fragte mich, warum ich gefühlsmäßig so betroffen war. Am Anfang dachte ich, dass ich zu starke Gefühle hätte. Heutzutage kommen überall Seitensprünge vor. Man sieht immer wieder Meldungen, dass Ehen auseinandergehen und Familien zerstört werden. Ich fragte mich: „Wenn meine Gefühle nicht so stark wären, wie würde die Situation dann aussehen? Wäre es eine Erscheinung der hohen Ebenen, wenn ich keine Betroffenheit verspüren würde? Soll ich einfach abwarten und sich die Dinge entwickeln lassen oder soll ich streiten und schimpfen? Aber weder das eine noch das andere ist meine Art.“
Später las ich die „Fa-Erklärung auf einer Rundreise in Nordamerika“. Ich erkannte, dass meine Betroffenheit aus einer Anschauung des fleischlichen Körpers herrührte, nämlich dass man einander treu bleiben müsse. Wenn diese Regel verletzt wurde, fühlte es sich für mich so an, als ob das Leben enden würde.
Wenn man die Faktoren, die die Gefühle verursachen, nicht erkennt, kann man ein Problem nicht gründlich lösen, indem man es „leicht nimmt“ oder die Gefühle beseitigt. Denn wenn man die Ursache nicht erkennt, ist sowohl „gefühlvoll sein“ als auch „gefühllos sein“ eine Erscheinung von Gefühlen.
Der Gedanke „treu zu bleiben“ ist nicht falsch, weil das eine Anforderung der Gottheiten an die Menschen ist. Ich konnte durch meinen Schmerz das Leid von vielen Lebewesen verstehen. Welche Haltung sollte ich dazu einnehmen? Sollte ich zuschauen oder in den Konflikt gehen? Ich erkannte, dass ich mich weder als Unbeteiligte noch als Beteiligte wirklich erhöhen konnte. Wirklich kultivieren konnte ich mich nur von innen nach außen.
G hatte vor, sich erst nach der Geburt des Kindes zu entscheiden, da sich seine Freundin noch nicht scheiden gelassen hatte. Es war leicht, das Problem mit den Methoden der gewöhnlichen Menschen zu lösen. Aber ich wollte für alle Beteiligten vermeiden, dass sie einen Verlust erleiden. Es hätte Unruhe in sechs Familien gegeben (in meiner Familie, in der meiner Eltern, in der meiner Schwiegereltern und in weiteren drei Familien, die mit seiner Freundin zusammenhingen). Wohin würden sich die beteiligen Lebewesen danach weiter entwickeln? Wie würden die Lebewesen dann über Falun Dafa denken? Es hing so viel zusammen, deshalb wagte ich nicht, auch nur ein bisschen locker zu lassen.
Ich sagte G, es sei gesetzeswidrig, dass ein Ehemann eine Scheidung während der Schwangerschaft vorlege oder solange das Kind noch ein Säugling sei. Wenn ich mir noch nicht im Klaren wäre, was richtig sei, würde ich keine Entscheidung treffen, um nicht dazu beizutragen, dass es noch schlimmer würde.
Ich hatte zwar beschlossen abzuwarten, war manchmal aber doch kurz davor, die Scheidung zu unterschreiben. Einmal verlief unser Gespräch nicht gut. G sagte, dass er weggehen werde. Ich antwortete: „Pass auf, dass deine Beine nicht wieder durch Schläge gebrochen werden.“ Dieser Satz traf G offensichtlich schwer. Daraufhin sagte ich: „Ich hoffe, dass du wirklich für dein wahres Selbst lebst. Wenn dein Wunsch erfüllt wird und du dann mehr Lebenskraft hast, bin ich doch auch froh.“ Dann sprachen wir darüber, am darauffolgenden Tag die Scheidung zu unterschreiben. Am nächsten Morgen sagte ich jedoch wieder ab, weil ich nicht aus einem Einfall heraus eine vielleicht falsche Entscheidung treffen wollte.
An diesem Tag rief ich eine Mitpraktizierende an und erzählte ihr von meinem Problem. Sie war ganz überrascht. Sie berichtete mir von vielen ähnlichen Fällen, die kein gutes Ende genommen hatten, und schlug mir vor, G nicht zu verlassen. Ihr Verständnis und ihre Unterstützung gaben mir Kraft. Ich konnte über mein Problem leider nicht mit Mitpraktizierenden in meiner Nähe reden, da sie in meinen Alter waren und keine Erfahrung mit meinem Problem hatten. Es gab kein Vorbild, an dem ich mich hätte orientieren können.
Ich wusste, dass ich meinen Weg allein finden musste, hätte aber so gerne gewusst, wo ich landen würde. Ich wusste, egal was kommen sollte – ich konnte gut damit leben. Aber abzuwarten und im Ungewissen zu bleiben, das war für mich sehr schwer. Einmal konnte ich meine Xinxing nicht mehr bewahren und schaute im Internet im Horoskop nach. Interessanterweise sagten alle, dass ich in dieser Zeit Schwierigkeiten wegen eines Seitensprungs haben würde. Wie sich die Schwierigkeiten entwickeln würden, hänge aber von mir ab. Ich verstand, dass es um mich ging. Ich durchlebte eine Ehekrise, dann sollte auch ich in dieser Zeit das Wesentliche einer Ehe verstehen und diese Krise überwinden. (Inzwischen verstehe ich, dass der Meister mich bei meiner Suche im Internet geschützt hat. Es wäre schlimm gewesen, wenn die alten Mächte meine Lücke ausgenutzt und mich dadurch heruntergezogen hätten.)
Eines Morgens träumte ich, dass ich aus Versehen einen Menschen getötet hätte. Ich bedauerte es sehr und wünschte, dass ich die Zeit zurückdrehen könnte, um diesen Fehler zu vermeiden. Als ich aufwachte, dachte ich, dass ich vielleicht in einem Vorleben G ein Leben geschuldet hätte. In diesem Leben forderte er nun in dieser Form die Begleichung. Ich erinnerte mich daran, dass alle dämonischen Schwierigkeiten ihre Gründe haben. Es gibt keine Zufälle. Die Wut, die Trauer und die Beschwerden gegenüber einer Person in einem Vorleben werden sich im jetzigen Leben zeigen. Für die Menschen ist jedoch nicht vorherzusehen, in welcher konkreten Form die Begleichung erfolgen wird. Also sollte ich auf jeden Fall auf Wut und Trauer verzichten und bei mir keinerlei negativen Gefühle entstehen lassen. Ich sollte das Problem offen und aufrichtig behandeln.
Wenn G auf Dienstreise war, rief er selten an. Daher rief ich ihn im Abstand von einer Woche oder noch länger an – nicht weil ich ihn vermisste, sondern um den Kontakt zu ihm nicht abreißen zu lassen. Ich hoffte, dass er sich um mich und unser Kind kümmerte, doch am Telefon war er immer ungeduldig.
(wird fortgesetzt)